Spektrum der Wissenschaft - 08.2019

(Ron) #1

BARBARA ARMBRUSTER / MUSEUM FÜR VOR- UND FRÜHGESCHICHTE SAARBRÜCKEN



»Zur Geradheit und Leidenschaft der Gallier aber
gesellen sich Torheit, Prahlerei und Putzsucht. Denn sie
tragen viel Gold, um den Hals nämlich Ketten, um die
Arme und Handgelenke Armringe, und die Vornehmen
tragen bunt gefärbte und goldbestickte Kleider.« So be-
schrieb der antike Geschichtsschreiber Strabon gegen Ende
des 1. Jahrhunderts v. Chr. in seinem Werk »Geographica«
die Eliten der keltischen Kultur (siehe »Kurz erklärt: Die
Kelten«, S. 75).
Als Julius Cäsar zwischen 58 und 50 v. Chr. Gallien
eroberte, beschrieb er die dort ansässigen Stämme in
seinem berühmten Werk »De bello Gallico« zwar gleichfalls
als ungehobelte und streitsüchtige Barbaren, gleichwohl
zollte ihnen der Feldherr Respekt. Nackt sollen die Krieger
in die Schlacht gezogen sein, da sie weder Wunden noch
Tod scheuten. Die Anführer habe man an ihren »torques«
erkannt (lateinisch für »das Gedrehte«): offenen, teilweise
kordelartig gewundenen Halsreifen aus Gold (siehe Bild
oben).
Tatsächlich kam in Prunkgräbern in Südwestdeutsch-
land, Ostfrankreich und Teilen der Schweiz üppiger Gold-
schmuck aus der ersten Phase der keltischen Kultur zum
Vorschein, der Hallsteinzeit. Wegen der reichen Beigaben
und der Nähe zu großen Siedlungen nannte man diese
Grabanlagen bald Fürstengräber. Archäologen entdeckten
darin oft auch vierrädrige Wagen, Trinkgeschirr aus Kera-

Die lebensgroße Statue aus Sandstein
(links) ist wohl das Abbild eines Fürsten,
der im 5. Jahrhundert v. Chr. in einem
monumentalen Grabhügel am Glauberg
(Hessen) bestattet wurde. Die Skulptur
zeigt ihn mit Halsreif, Arm- und Finger-
ring als Teil seines herrschaftlichen
Ornats. Tatsächlich entdeckten Archäolo-
gen unter den Grabbeigaben solchen
Schmuck (oben).
Free download pdf