BARBARA ARMBRUSTER / MUSEUM FÜR VOR- UND FRÜHGESCHICHTE SAARBRÜCKEN
AUF EINEN BLICK
FILIGRANE KUNSTWERKE
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So furchtlos seien die Kelten, berichten antike Autoren,
dass sie sich nackt in die Schlacht stürzten, ihre Anfüh-
rer mit goldenen Halsringen angetan.
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In der Tat spielte das Edelmetall seit der Frühzeit dieser
Kultur im 8. Jahrhundert v. Chr. eine große Rolle, wie
»Fürstengräber« zeigen. Später opferten die Kelten es
auch Göttern und prägten daraus Münzen.
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Ihre Goldschmiede waren wahre Meister, die mit diver-
sen Techniken aufwändige Formen und Ornamente
fertigten, in denen sich Keltisches mit Stilelementen
mediterraner Hochkulturen vermischte.
mik, Bronze oder Eisen sowie aus der Mittelmeerwelt
importierte Luxusgüter aus Koralle oder Elfenbein. Meistens
war solcher Prunk Männern vorbehalten, seltene Ausnah-
men jener Zeit sind der in den 1950er Jahren entdeckte
Grabhügel der Fürstin von Vix in Burgund, deren Torques
mediterrane Einflüsse zeigt (siehe Bild S. 77), und das 2010
im Gräberfeld Bettelbühl in den Donauauen geborgene
Grab zweier Frauen, alle aus dem 6. Jahrhundert v. Chr.
Grabbeigaben aus Edelmetallen umfassten neben per-
sönlichem Schmuck und Kleiderbesatz zudem Gefäße und
goldverzierte Waffen. Torques gehörten damals ebenfalls
oft dazu, seltener goldene Gewandspangen, Nadeln oder
Schalen. All dieser Schmuck diente wohl vor allem der
Präsentation von Rang und gesellschaftlicher Zugehörig-
keit. Das gilt sicherlich vor allem für solche Gegenstände,
die schon zu Lebzeiten getragen wurden. Doch weisen
manche keine Gebrauchsspuren auf, waren also wohl
eigens für den Totenkult gefertigt worden. Möglicherweise
sollten sie den Verstorbenen helfen, ihren Status im Jen-
seits zu behaupten.
Goldfunde vom Beginn der sich im 5. Jahrhundert v. Chr.
anschließenden Latènezeit stammen noch vorwiegend aus
Fürstengräbern. Fast monumental mutet ein Standbild an,
das sich auf dem Grabhügel vom Glauberg erhob und einen
Keltenkrieger mit Torques, Arm- und Fingerring zeigt.
Genau diesen Schmuck trug der Krieger in Gold gefertigt
auch im Grab (siehe Bilder S. 72 und 73).
In den Grabstätten fand man mit Masken, Tierbildern
und Ornamenten verzierte Hals-, Arm- und Fingerringe, die
In der jüngeren Eisenzeit horteten die Kelten zunehmend ihr
Gold – oft in Form so genannter Regenbogenschüsselchen
(rechts im Bild). Diese typisch keltischen Münzen tragen
ihren Namen auf Grund der Form und einer Volkssage: Sie
seien von Regenbogen heruntergetropft und hätten sich an
deren Enden gesammelt. Bis heute lebt der Mythos, dass
sich dort Töpfe von Gold finden ließen, vor allem in den
keltischen Volksmärchen Irlands.
Männern und Frauen offenbar gleichermaßen als Macht-
insignien dienten. Eine der Letzten, die solche Beigaben
erhielten, war die in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts
v. Chr. verstorbene Fürstin von Waldalgesheim, deren Hals-
und Armschmuck mit rankenartigen Verzierungen einmal
mehr wohl an mediterrane Vorbilder anknüpfte.
Aus späterer Zeit kamen goldene Kostbarkeiten vor allem
in so genannten Horten zum Vorschein, die man unter
anderem in Tempelanlagen oder Naturheiligtümern depo-
niert hatte. Dabei erschließt sich nicht immer, ob diese
Niederlegungen »Wertdepots« waren oder einem religiösen
Zweck dienten. Ihre regelhafte Verbreitung spricht allerdings
für einen kultischen Opfercharakter.
Ab dem 3. Jahrhundert v. Chr. begannen die Kelten eige-
ne Münzen zu prägen, nachdem sie das Prinzip der Geldwirt-
schaft von Griechen und Römern übernommen hatten. In
zahlreichen Goldhorten, etwa bei Niederzier, St. Louis (Frank-
reich) und Beringen (Belgien), entdeckten Forscher neben
Ringschmuck auch Geldstücke, die man auf Grund ihrer
Form und einer Legende nach als »Regenbogenschüssel-
chen« bezeichnet (siehe Bild unten). Die Bedeutung des
Edelmetalls erweiterte sich also vom Zeichen der Mächtigen
hin zu einem fast schon profanen, freilich sehr wertvollen
Zahlungsmittel.
Der Spur des Goldes folgen
Anscheinend wuchsen die umlaufenden Goldmengen im
Lauf der Zeit an: Während die rund 550 bekannten hallstatt-
zeitlichen Objekte aus Gold oder Silber zusammen etwa
6,3 Kilogramm auf die Waage bringen, kommen die gut
450 Regenbogenschüsselchen aus dem latènezeitlichen
Münzschatz von Manching allein schon auf fast vier Kilo-