Goldobjekte der Hallstattzeit und der frühen Latènezeit, das
heißt bis in das 3. Jahrhundert v. Chr., tatsächlich häufig
das typische Elementmuster so genannter Flussseifen
aufweisen. Dieses Gold wird durch Verwitterungsprozesse
aus den primären Goldlagerstätten freigesetzt und vom
Regen in Gewässer gespült, wo es mit anderen Mineralen
in Bereiche geringer Strömungsgeschwindigkeit absinkt
und »Seifen« genannte Lagerstätten bildet. Ab dem 5. Jahr-
hundert v. Chr. begann man aber auch schon mit dem
Abbau von Berggold, etwa im französischen Massif central
und in den belgischen Ardennen.
Schriftquellen zufolge erreichte Gold zudem in Form von
Staub, Barren oder Fertigprodukten als Importware den
keltischen Kulturraum. Um dabei keinem Betrug aufzusit-
zen, wurden die Chargen auf ihre Reinheit getestet. Dazu
dienten feinkörnige, dunkle Kieselsteine: Mit dem zu beur-
teilenden Gegenstand zeichnete man einen Strich auf
solche Steine. Der charakteristische Farbton dieses Abriebs
verriet dem erfahrenen Prüfer die Qualität des Metalls.
Zu den natürlichen Beimengungen von Seifen- und
Berggold gehören auch Anteile von Silber. Mitunter wurde
das Material geläutert, also das Silber abgetrennt, da es
einen helleren Glanz verleiht, der nicht immer erwünscht
war. Dazu bedurfte es der so genannten Zementation: In
einer chemischen Reaktion mit Kochsalz wird das Silber in
Silberchlorid überführt, während das Gold davon unberührt
bleibt. Die Reaktion findet in einem Tongefäß statt, das
neben dem Kochsalz noch zerkleinerte, angefeuchtete Kera-
mik enthält, die das pulvrige Silberchlorid aufsaugt, so dass
das Gold als poröse Masse zurückbleibt.
Archäologisch ist die Methode erstmals für Sardis in der
heutigen Türkei belegt. Dort soll der legendäre König Krö-
sus bereits Mitte des 6. Jahrhunderts v. Chr. eine Goldraffi-
nation betrieben haben, um Münzen mit einem standardi-
sierten, hohen Feingehalt zu prägen. Tatsächlich weisen
griechische Goldstücke ab dieser Zeit einen sehr hohen
gramm. Für die Horte von Irsching oder Gaggers, die Mitte
des 19. Jahrhunderts entdeckt wurden, dokumentierte das
Königliche Münzcabinet in München damals sogar doppelt
bis dreimal so viele Geldstücke; leider wurden sie anschlie-
ßend verkauft oder eingeschmolzen.
Woher aber hatten die Kelten das viele Gold? Dem
griechischen Gelehrten Poseidonios (135–51 v. Chr.) zufolge
wuschen sie es aus dem Sand und Geröll von Flüssen.
Naturwissenschaftliche Analysen konnten zeigen, dass
BARBARA ARMBRUSTER / MUSEUM FÜR VOR- UND FRÜHGESCHICHTE SAARBRÜCKEN
Kurz erklärt: Die Kelten
Laut antiken Autoren wie Strabon,
Herodot und Hekataios von Milet
siedelten die »keltoi« um 600 v. Chr.
zwischen den Quellen des Istros
(Donau) und der griechischen
Koloniestadt Massilia (heute Mar-
seille). Archäologisch lassen sie sich
in dieser ersten Kulturphase, der
nach einem österreichischen Fund-
ort benannten Hallstattzeit (zirka
800–450 v. Chr.), sogar vom Nord-
osten Frankreichs bis ins nördliche
Kroatien, von den Alpen bis zu den
deutschen Mittelgebirgen nachwei-
sen. Ihr Siedlungsgebiet vergrößer-
te sich während der Latènezeit
(etwa 450 v. Chr. – um Christi
Geburt), benannt nach dem Fundort
La Tène am Neuenburgersee in der
Schweiz. Um neues Land für eine
wachsende Bevölkerung zu finden,
verließen einige Stämme an der
Wende vom 5. zum 4. Jahrhundert
v. Chr. ihre ursprünglichen Sied-
lungsgebiete nördlich der Alpen.
Sie stießen bis nach Rom vor,
plünderten das Umland, belagerten
und brandschatzen die Tiberstadt.
Zeitweise erstreckte sich der kelti-
sche Kulturraum von Spanien bis in
die Türkei, von Italien bis auf die
Britischen Inseln.
Nach heutigem Verständnis
handelte es sich um Stammesver-
bände mit jeweils unterschied-
lichen keltischen Sprachen, doch
mit ähnlichen religiösen Vorstellun-
gen und gesellschaftlichen Struktu-
ren. Zudem gilt die Verarbeitung
von Eisen als eine Kernkompetenz
aller Kelten. Weit über die Stam-
mesgebiete hinaus waren ihre
Produkte gefragt. Das brachte die
Eliten in Kontakt mit den damaligen
Hochkulturen Griechenlands,
ebenso mit italischen Volksstäm-
men wie den Etruskern und später
den Römern.