Spektrum der Wissenschaft - 08.2019

(Ron) #1

Atomic Tree (2002)


Die Natur steckt voll fraktaler Muster, die in jeder Skalierung
gleich aussehen, egal ob man hinein- oder herauszoomt: von
den buschigen Brokkoliröschen bis hin zu zerklüfteten Ge-
birgszügen. Forscher können mit Fraktalen außerdem etliche
interessante Phänomene untersuchen, wie die Struktur des
Kosmos oder die Flugmuster von Vögeln.
Dieses Bild des in Florida lebenden Künstlers John
Sims kombiniert drei Darstellungen von Bäumen: eine
realistische Form, eine gezeichnete und ein baumförmi-
ges Fraktal. »Es steht für die Schnittstelle von Mathe-
matik, Kunst und Natur«, erklärt Sims. Diese drei For-
men bilden einen Baustein, der sich in unterschiedlichen
Größen innerhalb des gesamten Bilds wiederholt und zu
einem großen Netzwerk zusammensetzt.
Sims stellte das Werk erstmals bei der MathArt /
ArtMath aus, einer 2002 von ihm mitkuratierten Aus-
stellung am Ringling College of Art and Design in Florida.
Außerdem kreierte er viele Werke, die von der Kreiszahl Pi
inspiriert sind, darunter Steppdecken und Kleider. Mit seiner
Kollegin Vi Hart produzierte er 2015 den Ohrwurm »Pi Day
Anthem«, in dem sie, begleitet von Trommeln und Bässen, die
Ziffern von Pi rezitieren.

Scarabs (2018)


Bjarne Jespersen bezeichnet sich selbst als magischen
Holzschnitzer. Der dänische Künstler strebt nach Verwunde-
rung: Er will, dass die Menschen seine Holzkreationen sehen,
halten, bewegen und trotzdem nicht an sie glauben. »Ich
sehe mich eher als Magier denn als Mathematiker oder
Künstler«, sagt er.
Wenn man »Scarabs« in den Händen hält, merkt man
schnell, dass die aus einem einzigen Buchenstück ge-
schnitzte Kugel aus losen Käfern besteht. Dennoch grei-
fen die Figuren ineinander und können nicht herausgelöst
werden, ohne dass etwas zerbricht.
Für diese Arbeit inspirierte ihn der niederländische
Künstler M. C. Escher, dessen Werke größtenteils mathe-
matischer Natur sind. Escher machte geometrische For -
men populär, die in einem sich wiederholenden Muster
eine Ebene lückenlos bedecken. Mathematiker untersu-
chen seit Langem die Eigenschaften solcher Mosaikarbei-
ten – nicht nur auf ebenen Flächen, sondern auch in ge-
krümmten Räumen oder in höheren Dimensionen. Escher
selbst ließ sich von der islamischen Kunst inspirieren, insbe-
sondere von den Mustern, welche die Wände der Alhambra
in Südspanien zieren. Für »Scarabs« verwendete Jespersen
einen kleinen Käfer als Grundbaustein seiner Kachelung.

JOHN SIMS


BJARNE JESPERSEN
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