Focus - 24.08.2019

(Brent) #1

Wissen und Gewissen


Megageschäft Nachhaltige Investments
überspringen die 30-Billionen-Dollar-Grenze

FOCUS 35/2019 65


Come back in
September

„Sell in May and go away“ – vor vier
Monaten riet ich Ihnen an dieser Stelle,
Aktien zu verkaufen. Der Grund war nicht
nur die alte Börsenregel. Die Hoffnung auf
eine rasche Einigung im Handelskonflikt
und die Abwendung eines harten Brexits
war bereits in den Kursen eingepreist.
Jeder Rückschlag in den Verhandlungen
musste eine Korrektur auslösen.
Nun lege ich Ihnen den zweiten Teil der
Börsenregel ans Herz: „But remember to
come back in September.“ Auch diesmal ist
es nicht nur die Saisonalität, die Zukäufe
an der Börse attraktiv macht. Es sind drei
weitere Gründe.
Erstens: die niedrigen Kurse. Der
deutsche Leitindex Dax hat seit Mai rund
1000 Punkte verloren.
Zweitens: die Europäische Zentral-
bank (EZB) und die US-Notenbank FED.
Beide tagen im September: die EZB am


  1. und die FED am 17. und 18.September.
    „Es ist wichtig, dass wir ein umfassendes
    und wirksames Paket vorlegen“, kündigte
    vergangene Woche der finnische Noten-
    bank-Chef Olli Rehn an. Mit Blick auf die
    Finanzmärkte sei es zudem besser, die
    Erwartungen zu übertreffen als zu enttäu-
    schen, ergänzte das EZB-Ratsmitglied.
    Im Klartext heißt das: Die Notenbanken
    werden die Märkte mit Geld fluten, was zu
    höheren Kursen führt.
    Und drittens: der Handelsstreit.
    US-Präsident Donald Trump ist nicht so
    dumm, wie ihn viele Medien darstellen. Er
    hat eingesehen, dass China bis zu den Prä-
    sidentschaftswahlen im November 2020
    auf Zeit spielt und er den Handelskrieg –
    mit welchen Drohmaßnahmen auch im-
    mer – bis dahin nicht gewinnen kann. Also
    setzt er alles daran, eine gütliche Einigung
    zu erzielen oder zumindest den Konflikt
    nicht eskalieren zu lassen. Lassen Sie sich
    also nicht beirren, und nutzen Sie die nied-
    rigen Kurse, um Aktien zu kaufen.


Die Kolumne von
Frank Pöpsel,
Chefredakteur von
FOCUS-MONEY

Hier stimmt was nicht!

Tipp der Woche

B


enjamin Katz
wuchs als Sohn
jüdischer Emigran-
ten in Belgien auf.
Berühmt sind seine
Fotos von Künstler-
freunden wie Gerhard Richter. Erste Fotos machte
Katz im Sanatorium in Berlin-Havelhöhe, wo er
1960 bis 1961 wegen Tuberkulose behandelt wurde.
In dem Klinikgebäude wurden im Nationalsozialis-
mus Soldaten ausgebildet. Zum 80. Geburtstag
von Katz zeigt das Museum Ludwig derzeit sei-
ne frühen Fotos. Dazu gibt es noch einige wenige
Exemplare der Edition „Havelhöhe, 1960/2018.
Motiv 3“. Preis: 370 Euro. Auflage: 25. Format:
40 √ 40 cm. gesellschaft-museum-ludwig.de. Weitere
Katz-Fotos bietet die Galerie sabineknust.com an.

Blick auf


Berlin im


Stil der


Zwanziger


Kunst-Tipp
Zahlen, bitte

94
Millionen Euro
könnte Deutschland
mehr einnehmen,
falls die USA wie
geplant zehn Prozent
Zoll auf weitere
Importe aus China
im Wert von
300 Milliarden Dollar
erheben. Das hat das
Ifo-Institut ermittelt.
Die EU würde mit
1,5 Milliarden Euro
profitieren. Falls
China in gleichem
Umfang kontert,
stiegen die Werte auf
323 Millionen
beziehungsweise
1,7 Milliarden Euro.

V


iele Menschen möchten Renditen er-
zielen, die die Minizinsen auf Spar-
konten übersteigen. Allerdings wollen
sie dabei auf Aktien bestimmter Fir-
men wie Waffenhersteller oder Kohle-
Unternehmen unbedingt verzichten. Es
geht um das gute Gewissen ...
Die US-Fondsgesellschaft Invesco
erlebt wie andere Anbieter von Fonds
und Börsenfonds (ETFs) eine starke
Nachfrage von Investoren, die die Prin-
zipien Umweltschutz, Soziales und gute
Unternehmensführung – kurz ESG –
stärker in ihren Anlagen berücksichti-
gen wollen.
Dem trägt die Gesellschaft gleich mit
einer ganzen Palette neuer ETFs Rech-
nung. Zum Beispiel mit dem Invesco-
MSCI-Europe-ESG-Universal-Screened-
UCITS-ETF (ISIN: IE00BJQRDL90). Dieser
basiert auf dem MSCI-Europe-Aktien-
index und spiegelt die Wertentwicklung
von Unternehmen mit hoher und mitt-
lerer Marktkapitalisierung in Europa
wider. Aus dem Index werden aber
Firmen entfernt, die im Business mit

Waffen, Atomwaffen, Ölsand, thermi-
scher Kohle oder Tabak tätig sind, eben-
so Konzerne, die in den vergangenen
drei Jahren für Kontroversen gesorgt
haben. Nicht im ETF enthalten sind
auch Unternehmen, die vom MSCI
nicht auf der Grundlage ihrer ESG-Refe-
renzen bewertet werden, bei denen also
unklar bleibt, inwieweit sie die hohen
Standards beachten.
Für den Invesco-ETF fallen ausge-
sprochen günstige laufende Kosten von
0,16 Prozent pro Jahr an.

Nachhaltige Geldanlagen nach Ländern
Anteile in Billionen US-Dollar

14,1

1,7 0,7

12,0

2,2

Australien
Kanada

Japan

USA Europa

Quelle:
Fondsgesell-
schaft
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