10 DEUTSCHLAND & DIE WELT WELT AM SONNTAG NR.35 1.SEPTEMBER
Wonderbag:
Der Herd im SackDrei Milliarden Menschen kochen
in geschlossenen Räumen über
offenem Feuer. Jährlich kostet
der giftige Rauch vier Millionen
Menschen das Leben, bei Kindern
verursacht er häufig tödliche
Lungenentzündungen. Um die
Feuer zu betreiben, muss viel
Holz gesammelt werden – oft
eine Aufgabe für Kinder, für die
dann die Schule ausfällt. Mit all
dem sollte Schluss sein, fand die
Südafrikanerin Sarah Collins und
erinnerte sich an eine einfache
Methode, die schon ihre Groß-
mutter verwendet hatte: die
Kochkiste, eine Holzbox mit
Stroh, in die man heiße Töpfe mit
Speisen stellen konnte. Die wär-
medämmende Kiste hielt die
Hitze im Topf, und die Speisen
garten weiter. Collins entwickelte
eine Neuauflage der Kochkiste,
den Wonderbag, einen Stoffsack
mit Öffnung, statt Stroh däm-
men Styroporkügelchen. Der
Wonderbag verändert das Ko-
chen: Reis braucht nur noch eine
Minute auf dem Feuer und ist
nach einer Stunde im Wonderbag
fertig, Hühnchen nach drei Stun-
den. Bill Gates war so begeistert,
dass er den Wonderbag zum
Suppe kochen empfahl. Und der
Kochsack spart nicht nur Zeit,
sondern auch Energie. Die 79
Euro dürfte man so schnell wie-
der über die Stromersparnis drin
haben, außerdem finanziert man
mit jedem Kauf einen Kochsack
für eine südafrikanische Familie.
http://www.kochen-mit-wonderbag.deAlfredo Moser ärgerte
sich. Mal wieder saß er im
Dunkeln und konnte nicht
arbeiten. Stromausfall –
in der südbrasilianischen
Stadt Uberaba keine Sel-
tenheit. Also bohrte der
wütende Moser ein Loch
in das Wellblechdach
seiner Werkstatt, aber die
Sonnenstrahlen verteilten
sich nicht genug im Raum.
Er nahm eine PET-Fla-
sche, füllte sie mit Wasser
und steckte sie in das
Loch im Dach. Das Son-
nenlicht brach sich im
Wasser und streute in alle
Richtungen – Alfredo
Moser hatte die einfachs-
te Leuchte der Welt er-
funden. Mittlerweile hat
sich die „Moser-Lampe“
über die ganze Welt ver-
breitet. Auch die UN setzt
sie in Flüchtlingscamps
ein. Und Alfredo Moser?
Hat an seiner Erfindung
keinen Cent verdient und
ist stolz darauf.
https://literoflight.orgEs werde Licht: Die strahlende PET-FlascheKläranlagen gibt es nicht überall,
dafür aber Sonne. Der Ökologe
Aftim Acra kam 1980 auf die Idee,
Sonnenlicht zur Entkeimung zu
nutzen, die darin enthaltene UV-
Strahlung ist für Mikroben tödlich.
Acra füllte verschmutztes Wasser in
Flaschen ab und legte sie ein paar
Stunden in die pralle Sonne. Das
Wasser war danach trinkbar. Die
Sodis-Methode (Solar Water Dis-
infection) funktioniert mit Glas- und
PET-Flaschen und hat ihre Wirk-
samkeit vielfach bewiesen, aller-
dings muss sie richtig angewandtSodis: Die PET-Flasche als KläranlageSTUART FOX/GALLO IMAGES/GETTY IMAGES(2) RAUL ARBOLEDA/AFP/GETTY IMAGES; FOLDSCOPE; SCREENSHOT WELT AM SONNTAG KOMPAKT; STUDIO HIPPO/ HIPPO ROLLER; THE CUP;Malaria ist noch immer die häufigs-
te Infektionskrankheit der Welt,
schätzungsweise 200 Millionen
Menschen erkranken pro Jahr. Am
günstigsten lässt sich der Erreger
per mikroskopischer Analyse nach-
weisen – doch dafür muss man ein
Mikroskop haben. Der Inder Manu
Prakash beschloss, das billigsteMikroskop der
Welt zu entwerfen: Das Foldscope
besteht aus einem Papierbogen und
kostet 50 Cent. Man muss es nur
ausschneiden, falten und eine Plas-
tiklinse hineinstecken – fertig.
http://www.foldscope.comFoldscope:
Das Mikroskop aus Papierwerden: Die Flaschen dürfen nicht
zerkratzt sein; sie sollten nicht mehr
als drei Liter fassen, und das Was-
ser darf nicht zu trüb sein – sonst
dringt nicht ausreichend Strahlung
ein. Die Flaschen müssen mindes-
tens sechs Stunden in direktem
Sonnenlicht liegen. Bei bedecktem
Himmel dauert die Entkeimung zwei
Tage. Die Weltgesundheitsorganisa-
tion und die Vereinten Nationen
empfehlen Sodis als wirksamste und
einfachste Methode zur Wasser-
behandlung.
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