Die Welt am Sonntag Kompakt - 01.09.2019

(Brent) #1
Ein Leben ohne Wasserhahn können
wir uns kaum vorstellen, dabei ist
der Zugang zu Trinkwasser Luxus.
6 00 Millionen Menschen müssen es
sich von weit her holen und schlep-
pen schwere Wasserbehälter mehr
als einen Kilometer weit nach Hause


  • meist auf dem Kopf, was auf
    Dauer die Wirbelsäule ruiniert. Die
    Südafrikaner Pettie Petzer und
    Johan Jonker wollten dieser
    Plackerei nicht länger untätig
    zusehen. Zunächst dachten sie
    an Schubkarren als Lösung,
    aber die waren zu teuer. Dann
    hatten sie eine Idee: Was,
    wenn man das Wasser direkt
    ins Rad packte? Der Hippo-
    Roller war geboren, eine be-
    füllbare Plastiktrommel, die
    man mit einem Bügel einfach vor
    sich herrollt. 90 Liter fasst der
    Roller, mehr als ein Mensch tra-
    gen könnte. Er wird in Südafrika
    hergestellt und kostet nur 125
    Dollar, 46.000 Stück wurden be-
    reits ausgeliefert.
    http://www.hipporoller.org


Hippo-Roller:
Der Wassertransporteur

aking the world a better place, die Welt zu
einem besseren Ort machen – das gehört
zum Mantra der Tech-Konzerne aus dem
Silicon Valley. Firmen wie Apple, Google
oder Tesla verwenden eine Menge Geld
und Innovationskraft darauf, uns das Leben leichter zu
machen. Heraus kommen häufig schön designte Hightech-
Produkte wie das iPhone, die Elektroautos von Tesla oder der
Hyperloop.
Für sehr viele andere Menschen gäbe es allerdings noch
ganz andere Dinge zu tun, um die Welt besser zu machen:
785 Millionen Menschen haben laut WHO keine Grundver-
sorgung mit Trinkwasser, 820 Millionen sind laut FAO chro-
nisch unterernährt, zwei Milliarden Menschen haben keine
als sicher und hygienisch eingestufte Toilette. Mit seiner
Gates Foundation versucht Ex-Microsoft-Chef Bill Gates,
die großen Probleme anzugehen und setzt dabei auf –
nicht immer unumstrittene – technische Lösungen: Ga-
tes fördert Firmen, die Mini-Atomkraftwerke bauen,
Kohlendioxid aus der Luft filtern, künstliches Fleisch
oder gentechnisch dürreresistente Pflanzen entwickeln.
So wichtig das Engagement der Superreichen für die
Superarmen ist – es geht auch einfacher. Eine gute Idee
braucht kein Hightech und auch nicht viel Geld, wie
diese Beispiele zeigen, alle entwickelt von Menschen
vor Ort. Sie zeigen, dass man die Welt auch mit einer
starken Idee und einfachen Mitteln verbessern kann.
Manchmal reicht es schon, einen Gegenstand
zweckzuentfremden. Die PET-Flasche ist für uns zum
Negativsymbol der Plastikgesellschaft geworden. Hät-
ten Sie gedachtten Sie gedachtten Sie gedacht, , dass man daraus Plastikfilter und Klär-
anlagen basteln kann? PET-Flaschen können sogar als
Glühbirnen dienen – kann es ein besseres Symbol für
Innovation geben? JENS LUBBADEH

WELT AM SONNTAG NR.35 1.SEPTEMBER2019 DEUTSCHLAND & DIE WELT 11


M


500 Millionen Frauen haben nach
Schätzungen von WHO und
UNICEF keinen Zugriff auf Mens-
truationshilfen wie Tampons oder
Binden und behelfen sich mit unhy-
gienischen Alternativen wie Lap-
pen. Für junge Mädchen ist das
besonders nachteilig, weil sie wäh-
rend ihrer Periode nicht zur Schule
gehen. Die Menstruationstasse
aus Silikon ist eine günstige Lö-
sung. Sie bleibt im Körper, fängt
das Blut auf und kann einfach
geleert und gereinigt werden. Bis
zu zehn Jahre hält die Tasse. Eine
Studie, die im Fachmagazin „Lan-
cet“ veröffentlicht wurde, zeigte,
dass sie genauso sicher, zuver-
lässig und hygienisch wie Tampons

oder Binden ist. Außerdem ver-
meidet sie eine Menge Müll. Die
Cup Foundation hat bereits
15.000 Tassen an Mädchen in
Kenia verteilt.
http://www.thecup.org

The Cup: So gut wie ein Tampon

Plastik ist überall, über die
Flüsse gelangt es in die Meere
und treibt dort in riesigen Stru-
deln umher. Findige Bauern
in Lateinamerika haben
angefangen, Plastik mit
Plastik zu bekämpfen:
In Guatemala, Hondu-
ras und der Dominika-
nischen Republik
basteln sie aus Plas-
tikflaschen und
Netzen schwim-
mende Barrieren
und spannen
diese Biocercas
über Flüsse. El
Salvador will nun
auch Biocercas

einsetzen, Argentinien, Panama,
Somalia und Malaysia sind interes-
siert. Die Lowtech-Erfindung hat
mittlerweile auch Firmen inspiriert,
Flussfilter zu entwickeln.
http://www.renewoceans.org

Biocercas: PET-Flaschen als Müllfilter

Wie man ohne Hightech und viel


Geld die Welt verbessert


Einfach,


genial,


machbar


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