Die Welt am Sonntag Kompakt - 01.09.2019

(Brent) #1

WELT AM SONNTAG NR.35 1.SEPTEMBER2019 DEUTSCHLAND & DIE WELT 19


ls Ursula Piëch am Montagabend per Pres-
semitteilung den Tod ihres Mannes bestä-
tigt, verbreitet sie gleichzeitig en passant
eine Nachricht mit Tragweite. „Mein Ehe-
mann Prof. Dr. h.c. Ferdinand Karl Piëch
ist am 25. August 2019 im Alter von 82 Jahren plötzlich
und unerwartet verstorben“, stand in der Erklärung,
die die Anwaltskanzlei Christian Schertz verschickte.
„Er hinterlässt eine große Familie mit dreizehn Kin-
dern und über doppelt so vielen Enkelkindern.“

VON JAN DAMS

13 Kinder. Bislang ging die Wirtschaftswelt davon
aus, dass der große Ingenieur, Erfinder und Manager
zwölf direkte Nachkommen hat. Ferdinand Piëch
selbst hatte in der Öffentlichkeit auch immer für die-
sen Eindruck gesorgt. Notfalls sogar unter Einsatz ju-
ristischer Mittel. Gegenüber WELT AM SONNTAG
zum Beispiel erwirkte er im Jahr 2007 eine Gegendar-
stellung. Der Österreicher behauptete darin, anders
als in der Zeitung berichtet, habe er tatsächlich nicht
13, sondern 12 Kinder.
Seit der Pressemitteilung von Ehefrau Ursula Piëch
ist für die Eingeweihten damit klar, dass ihr verstorbe-
ner Mann damals nicht die Wahrheit gesagt hat. Und
mit dem Tag dieser Bekanntmachung hat bei vielen
Medien und Branchenkennern die Suche eingesetzt.
Die Suche nach dem 13. Kind. Was keine einfache Sa-
che ist, denn Piëch, der als Manager so viel Wert auf
Klarheit, strikte Führung und Loyalität gelegt hat, war
als Privatmensch durchaus umtriebig. Zwei Ehefrauen
und eine feste Partnerin hatte der 1937 Geborene. Co-
rina Piëch, seine erste Ehefrau. Ursula, die Witwe.
Und in der Zeit dazwischen gab es in seinem Leben für
viele Jahre noch Marlene Porsche, zuvor die Frau sei-
nes Cousins Gerhard Porsche.
Auch in durchschnittlichen Familien gibt es den
Fall, dass Ehemann oder -frau sich während ihres Le-
bens privat noch einmal neu orientieren. Dass sie in
einer neuen Partnerschaft weitere Kinder haben. Dass
es Streit zwischen den verschiedenen Zweigen der Fa-
milie gibt ums Häuschen, das Festgeldkonto, den alten
Daimler oder einfach nur darüber, wer künftig das
Grab herrichten muss.

WELTREICH DES AUTOBAUSDie Piëchs und Por-
sches aber sind keine durchschnittliche Familie. Kein
anderer Name hat in der deutschen Industrie heute
noch so viel Gravitas wie der Familienname des Grün-
dervaters Ferdinand Porsche. Das klingt nach Exklusi-
vität, Macht und Reichtum. Ein Weltreich des Auto-
baus, weiterentwickelt und vorangetrieben von einem
Mann, der niemals den Namen Porsche tragen konnte,
weil er aus der Familie des Kaufmanns Piëch stammte,
der Porsches Tochter Louise geheiratet hatte. Von Fer-
dinand Piëch. Einem Mann, der argwöhnisch versuch-
te, sein Privatleben vor der Öffentlichkeit zu verber-
gen. Ein Mann, der als Vorstandsvorsitzender und
Aufsichtsratschef bei Volkswagen durchregierte, so-
lange er konnte. Welche andere Familie, mit Ausnah-
me der Quandts bei BMW vielleicht, hat noch so viel
Einfluss auf eines der industriellen Aushängeschilder
Deutschlands? Noch heute verfügen die Piëchs und
Porsches über die Porsche Automobil Holding über
gut 52 Prozent der Stimmrechte bei Deutschlands
größtem Autokonzern VW.
Jahrzehntelang ging gegen Piëch bei VW nichts.
Auch die Vorstandschefs unter ihm als Aufsichts-
ratsvorsitzender bekamen das zu spüren. Als genial
und vom Automobilbau besessen, so beschreiben ihn
Wegbegleiter. Gleichzeitig aber galt er auch als eisen-
hart und unnachgiebig, wenn ihm etwas nicht passte.

So wie die Sache mit dem 13. Kind. Erst 2017 konnte er
den Sachverhalt nicht mehr anders darstellen, als er
ist. Damals stellte das Bezirksgericht Salzburg die Va-
terschaft offiziell fest. Vorausgegangen war ein Vater-
schaftstest. Der unbekannte Sohn ist nicht das Kind ir-
gendeiner unbekannten Frau. Sohn Nummer 13 heißt
mit Vornamen Hans und mit Familiennamen Porsche.
Er ist offiziell bekannt als Sohn von Gerhard Porsche,
Piëchs Cousin, und dessen früherer Frau Marlene. Das
Kind kam 1973 zur Welt. Gezeugt wurde es von Marle-
ne Porsche und Ferdinand Piëch, schon vor der Schei-
dung der Ehe zwischen Gerhard und Marlene.
Es ist eine Geschichte nicht ohne Tragik. Im Alter
von einem Jahr zieht Hans Porsche mit der Mutter im
Haushalt Piëch ein. Zehn Jahre wächst er dort auf. Als
Kindermädchen lernt er dort auch Ursula Plasser, die
spätere Frau Piëch, kennen. Sie, geboren 1956 in Brau-
nau am Inn. Das Verhältnis soll anfangs durchaus
herzlich gewesen sein. Es wandelt sich im Laufe der
Jahre, weil das ehemalige Kindermädchen die Mutter
aus ihrer Rolle bei Piëch verdrängt. Heute gilt die Be-
ziehung als unbelastet.
Die Verhältnisse in seiner Kindheit können für den
jungen Hans nicht einfach gewesen sein. Mutter Mar-
lene zieht zu Piëch, einem Menschen, über den ande-

re seiner Kinder sagen, sie hätten zu ihm kaum Kon-
takt gehabt. Dafür verlässt sie mit Gerhard Porsche
einen Mann, der Hans dem Vernehmen nach heute als
VVVaterfigur und Vorbild gilt. Von dem er die Liebe zuraterfigur und Vorbild gilt. Von dem er die Liebe zur
Landwirtschaft mitgegeben bekommt – und einen
Bauernhof. Gerhard Porsche ist damals einer der we-
nigen, die sich im Machtkampf der Familien zurück-
halten, die mit den Eitelkeiten im Familienbetrieb
und der Autobranche möglichst wenig zu tun haben
wollen. Anders als Piëch, mit dem er teilweise auf
dem Schüttgut der Familie aufgewachsen ist. Marle-
ne, Gerhards Frau, aber zieht den anderen Cousin
vor. Sie wechselt die Seiten – ausgerechnet zu jenem
Ferdinand Piëch, der heute wie kein anderer im Fami-
lienimperium als Machtmensch und Strippenzieher
gilt. Große Menschen haben eben oft auch ihre gro-
ßen Schattenseiten, die für ihre Nächsten schwer zu
ertragen sind.
So verworren wie die Verhältnisse in der Großfami-
lie, so kompliziert ist auch das Beteiligungskonstrukt,
mit dem die Piëchs und Porsches ihre Macht bei VW
ausüben. Vereinfacht gesagt halten sie über die Por-
sche SE die Stimmrechtsmehrheit an Volkswagen. In
der Porsche SE wiederum teilen sich die beiden Stäm-
me das gesamte Stimmrecht. Was heute inzwischen
fast vergessen ist: Früher war die Macht beider Famili-
en sorgsam austariert. Mit Marlenes Trennung von
Gerhard aber verschob sich die Machtbalance im Au-
toreich. Gerhard Porsche, ein großherziger Mann, gab
nach Informationen von WELT AM SONNTAG seiner
scheidenden Ehefrau zum Ende der Beziehung die
Hälfte seiner Firmenanteile mit ins neue Leben. Da-
mit verschoben sich die Machtverhältnisse zugunsten
der Piëchs. Für einige Mitglieder der Porsche-Familie
muss das schwer zu ertragen gewesen sein. Gerhard
aber wollte dem Vernehmen nach für seine Ex-Frau
nur das Beste.

MACHTKAMPF BEI VWIn der weitverzweigten Fa-
milie wissen es angeblich schon lange die meisten,
dass es einen weiteren Sohn Ferdinand Piëchs gibt.
Und wie zu hören ist, ist der Mehrheit auch bekannt,
dass es sich dabei um Hans handelt. Der wiederum ist
so scheu, dass er sich dazu nicht äußerte – wie er sich
in seinem bisherigen Leben zu nichts äußerte, was die
Familien- oder Unternehmensangelegenheiten der
Porsche-Piëchs betraf. Auf Anfrage antworten Hans
Porsches Rechtsanwälte: „Zu privaten Angelegenhei-
ten äußert sich unser Mandant grundsätzlich nicht.
Wir bitten, seine Privatsphäre zu respektieren.“
Vieles ist geheim im Familienimperium. Nicht je-
doch der Rückzug Piëchs aus den Firmengeschäften
vor zwei Jahren – und zwar im Zorn. Nachdem der frü-
here Patriarch erst den Machtkampf mit dem damali-
gen VW-Chef Martin Winterkorn verlor und dann den
Aufsichtsrat des Konzerns verlassen musste, ging er
auf Familienmitglieder los. Piëch behauptete, vor dem
Bekanntwerden des Abgasskandals von dem Betrug
gewusst und andere Aufsichtsräte wie seinen Cousin
Wolfgang Porsche gewarnt zu haben. Der wies diese
Darstellung nicht nur zurück, sondern ging zum Ge-
genangriff über: „Verwandtschaft kann man sich nicht
aussuchen“, sagte er damals.
Das Verhältnis zwischen Piëch und dem Rest der Fa-
milie war zerstört. Am Ende verkaufte Ferdinand
Piëch seine Anteile an der Porsche SE an die Verwand-
ten, erhielt dafür rund eine Milliarde Euro und zog
sich auch von seinem letzten verbliebenen Posten als
Aufsichtsrat der Familienholding zurück. Der ehemali-
ge Patriarch verließ endgültig den Weltkonzern, den
er geprägt hatte wie kein anderer seit Gründer Ferdi-
nand Porsche, ohne dass je ein Auto des Hauses seinen
Namen trug.

FFFamiliensitzamiliensitzFerdinand Piech in
seiner Villa am Wörthersee, 2005

A


AutonarrenDer junge Ferdinand Piëch (r.) mit
Cousin Alexander und Großvater Ferdinand Porsche

SSSportwagenherstellerportwagenhersteller1965 wird Piëch (im weißen
Hemd) Entwicklungschef bei Porsche in Stuttgart

VOLKSWAGEN AG

(2)

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