Die Welt am Sonntag Kompakt - 01.09.2019

(Brent) #1
Klassik
Unverfälschter Klanggenuss
beim Streaming S. 40

J’accuse
Polanskis neuer Film über
ein altes Thema S. 42

Nie war „Star Wars“ atemberaubender und kla-
rer. Der Planet Tatooine, der wilde Outer Rim,
der Weltraum der Gesetzlosen, ist der Kern des
Universums, das George Lucas schuf. Eine Wes-
terngeschichte von Siedlern, Schurken, Natur-
völkern in unwirtlicher Kulisse, in der Recht
und Staatlichkeit brüchig sind. Immer wieder
kehrte die Handlung der Reihe dorthin zurück,
zum ersten Akt des ersten Films, während das
Universum mit jedem Film, jedem Buch, jedem
Comic und jedem Spin-off wuchs. Und in der
Westernhaftigkeit könnte auch die Rettung für
das größte Epos der Filmgeschichte liegen. Die
ist nötig, das „Star Wars“-Universum braucht
Renovierung und Entrümpelung. Mit dem „Mar-
vel Cinematic Universe“ hat die mehr als 40
Jahre alte „Star Wars“-Serie einen mächtigen
Rivalen bekommen. Der Kampf der beiden Rei-
hen ist die gewaltigste Schlacht der Unterhal-
tungsindustrie.

VON PETER HUTH

Die hohen Erwartungen, die Disney beim
Kauf der Rechte von George Lucas hatte, haben
sich noch nicht erfüllt. Natürlich ist „Star Wars“
eine Gelddruckmaschine, aber die Ansprüche
sind gewaltig. Der inhaltlich gut reifende „Solo:
A Star Wars Story“ aus dem vorigen Jahr galt als
Flop, obwohl den Produk-
tionskosten von 250 Milli-
on Dollar Einnahmen von
circa 400 Millionen Dol-
lar entgegenstanden.
Aber das ist nichts im Ver-
gleich zu den mehr als 1,3
Milliarden Dollar, die im
gleichen Jahr „Black Pan-
ther“ aus dem Superhel-
den-Universum von Mar-
vel erzielte, ein paar Mil-
lionen mehr als die jüngs-
te „Star Wars“-Episode „Der letzte Jedi“.
Einen vorläufigen Höhepunkt wird die End-
schlacht zwischen dem „Marvel Cinematic Uni-
verse“ und „Star Wars“ kurz vor Weihnachten
erreichen, wenn mit „Der Aufstieg Skywalkers“
die Triple-Trilogie nach mehr als vierzig Jahren
ihren Abschluss findet. Eigentlich ein Selbstläu-
fer. Allerdings: „Avengers: Endgame“ hat jüngst
mit 2,78 Milliarden Dollar Einspielergebnis
„Avatar“ von der Spitze der erfolgreichsten Fil-
me aller Zeiten verdrängt. Der Vorgänger von

„Endgame“, „Infinity War“, endete mit einem
gigantischen Cliffhanger. Der Superschurke
Thanos hat die Avengers besiegt und seinen
Plan, die Hälfte der Bewohner der Galaxie zu eli-
minieren, um der anderen Hälfte ein besseres
Leben zu ermöglichen, in die Tat umgesetzt, da-
runter auch gut die Hälfte der Superhelden.
Überhaupt: Marvel schafft es, eine Komplexität
vorzugaukeln, die schaudern lässt. Die 22 Filme
simulieren eine einzige Geschichte. Tatsächlich
aber verliert man den roten Faden auch nicht,
wenn man mal fünf bis sechs Filme auslässt. Im
Grunde ist es immer die gleiche Geschichte:
Spätpubertäre Inselbegabte retten die Welt und
Robert Downey Jr. macht zwischendurch ziem-
lich gute Witze. Das Marvel-Universum unter-
liegt keinen Gesetzmäßigkeiten außer der Krea-
tivität seiner Macher. Es ist easy. Es ist bunt. Es
ist Comic. Es ist zuckersüßes Popcorn, mit einer
kleinen Portion Salz, dem Mantra: „Aus großer
Macht folgt große Verantwortung.“ Plus neuer-
dings ein wenig blackund female power.
Es ist das Gegenteil von „Star Wars“, wie Ge-
orge Lucas es erdachte – und an dem er scheiter-
te. Was er im Kopf hatte, war die holistische Vi-
sion eines Universums, erzählt am Schicksal der
Familie Skywalker. Der Clou der ersten Trilogie
(Episode IV bis VI) ist, dass sie mit der absolut
überraschenden Auflösung, dass Vader Luke
Skywalkers Vater ist, eine echte Komplexität be-
kam. Verwaschen und grau – das ist „Star Wars“
im Kern. Und die Enthüllung setzte den Plot für
die Prequels (Episode I bis III): Wie konnte aus
dem Jungen Anakin das Scheusal Vader werden?
Eigentlich ein Geniestreich und ohne Frage ist
„Star Wars: Die Rache der Sith“ der wichtigste –
und Schlüsselteil – der Serie. Hier wird aufge-
löst, wie aus dem Willen, das Gute zu tun, Un-
recht erwächst – auf der großen, politischen
Bühne, wo Freiheitskampf zur Diktatur wird,
auf der individuellen, auf der Anakin der dunk-
len Seite der Macht verfällt, um seine Liebe,
Padme, zu retten. Die gesamte Mythologie um
die Jedis und Siths, um die Macht, dieser ganze
Kokolores war dramatur-
gisch tatsächlich nur nö-
tig, um diesen erschüt-
ternden Moment zu er-
möglichen. Dem Publi-
kum aber war das zu viel –
der Überhöhung, der Poli-
tik, des Bösen.
Als Disney „Star Wars“
von Lucas kaufte, gescha-
hen mehrere Dinge. Zu-
erst wurde Ballast abge-
worfen. Alle Parallel-Er-
zählungen in Büchern, Comics, Fan-Fiction, die
sich in gut 30 Jahren angesammelt hatten, wur-
den für ungültig erklärt. Nur so war es möglich,
die Familiengeschichte weiter und neu zu erzäh-
len. Zweitens wurde J. J. Abrams als Mastermind
für die abschließende Trilogie verpflichtet. Die
Art und Weise, wie er die Saga um die Schlafan-
zugträger von der Enterprise mit viel Glitzer-
staub neu inszeniert hatte, machten den Fans
dagegen große Sorge. Es gab vor „Das Erwachen
der Macht“, einen sehr klugen Video-Ratgeber

eines Fans für Abrams, wo gefordert wurde, auf
Bling-Bling und Flare-Effekte zu verzichten und
zum archaischen Kern der Serie zurückzukeh-
ren. Im Ergebnis setzten Abrams und seine Re-
gie-Kollegen tatsächlich wieder mehr auf hand-
gemachte Effekte statt auf CGI-Computerkulis-
sen – inhaltlich aber vermarvelisierte sich „Star
Wars“ zunehmend. Die Macht, deren Heiliger
Gral die Erweckung von Toten gewesen war,
wurde zum Superpower-Baukasten. Interstella-
re Begegnungen und Selbstprojektionen, Wie-
deraufstehung und Prinzessin Organas Flug
durchs Weltall – nichts ist unmöglich. Solche
Schrankenlosigkeit führt zu Beliebigkeit.
Dazu kommt: Was ist eigentlich die Geschich-
te der letzten Trilogie, die im Dezember aufge-
löst wird? Alles konzentriert sich darauf, in wel-
chem Verwandtschaftsverhältnis Rey zur Fami-
lie Skywalker und zum Edelschurken Kylo Ren
steht. Ehrlich gesagt: Selbst Hardcore-Starwar-
sianer interessiert das nicht sonderlich, weil
man weiß, dass es einen ähnlichen sternener-
schütternden Effekt wie bei Vaders „I am your
father“ nicht geben kann.
AAAuch Disney scheint hilflos zu sein. Der neuesteuch Disney scheint hilflos zu sein. Der neueste
Trailer zeigt ein Familienalbum mit den schönsten
und schlimmsten Momenten des Skywalker-
Clans: eine Hochzeit und vier Todesfälle. Der Rest
sind halbgare falsche Fährten, die sich wie üblich
als Visionen entpuppen werden; dazu jede Menge
ZZZweikämpfe zwischen Rey und Ren, im Wald, inweikämpfe zwischen Rey und Ren, im Wald, in
der Wüste und im Meer. Sieht man sich das ohne
die brachiale Musik an, schläft man ein.

WENIGER IST MEHR Ist der Mythos noch zu
retten? Ja. Er muss sich aber entschlacken. Ge-
nau das scheint auch zu geschehen. Weit mehr
als der Trailer zu Episode IX elektrisierte die
Vorschau auf „The Mandalorian“. Schon am 12.
November hat die erste nicht animierte „Star
Wars“-Fernsehserie auf Disneys neuem Strea-
ming-Portal Premiere. Was man sieht, erinnert
an die Einzelepisode „Rogue One: A Star Wars
Story“, einen knallharten, total Macht-befrei-
ten, Kriegsfilm. Nicht nur der Titel „The Manda-
lorian“, sondern auch der Plot um einen namen-
losen Kopfgeldjäger im Outer Rim scheint zu
zeigen, dass man bei „Star Wars“ wieder in Wes-
ternstimmung kommt. Jon Favreau, der Regis-
seur, sagte, dass der erste Akt von „Star Wars:
Eine neue Hoffnung“ Inspiration sei. Die Bilder
tun ihr Übriges: aufgespießte Stormtrooper-
Helme im Wüstensand, eine Geisterstadt, Nah-
aufnahmen von nervösen Duell-Fingern an La-
serknarren. Dazu kommt ein Satz des als Schau-
spieler verpflichteten Kino-Wüterichs Werner
Herzog: „Kopfgeldjagd ist ein komplexes Ge-
schäft.“ Das hört sich so irrsinnig gut an, wie es
falsch ist. Tatsächlich gilt nur: tot oder lebendig.
Auch der neue Rivale rüstet sich: Elf weitere
Kinofilme aus dem „Marvel Cinematic Univer-
se“ sind angekündigt, dazu Verlängerungen von
erfolgreichen TV-Serien. Die werden dann wohl
auch auf Disney plus zu sehen sein, denn nicht
nur Star Wars, sondern auch Marvel gehört zum
Konzern. Der Gewinner des größten Rattenren-
nens der Filmindustrie steht also schon fest – es
ist eine Maus.

„Der Aufstieg Skywalkers“
Die Zeit rennt, Rey auch. Am
1 9. Dezember kommt
in die Kinos

N


Alle Parallel-Erzählungen in


Büchern, Comics,


Fan-Fiction, die sich in gut 30


Jahren angesammelt hatten,


wurden für ungültig erklärt


RELEASED BY "What's News" vk.com/wsnws TELEGRAM: t.me/whatsnws

RELEASED RELEASED

„Der Aufstieg Skywalkers“

RELEASED

„Der Aufstieg Skywalkers“
D
RELEASED

Die Zeit rennt, Rey auch. Am
RELEASED

ie Zeit rennt, Rey auch. Am

BY BY
„Der Aufstieg Skywalkers“

BY
„Der Aufstieg Skywalkers“

"What's "What's


1

"What's


11

"What's


1 9. Dezember kommt

"What's



  1. Dezember kommt
    i
    "What's


i

News"

ie Zeit rennt, Rey auch. Am
News"

ie Zeit rennt, Rey auch. Am
111111 9. Dezember kommt 9. Dezember kommt 9. Dezember kommt 9. Dezember kommt News" News" News"

vk.com/wsnws vk.com/wsnws

„Der Aufstieg Skywalkers“
vk.com/wsnws

„Der Aufstieg Skywalkers“
ie Zeit rennt, Rey auch. Amie Zeit rennt, Rey auch. Amvk.com/wsnws

TELEGRAM: TELEGRAM:


  1. Dezember kommt


TELEGRAM:


  1. Dezember kommt
    i
    TELEGRAM:


in die Kinos
TELEGRAM:

n die Kinos

t.me/whatsnwst.me/whatsnws

„Der Aufstieg Skywalkers“
t.me/whatsnws

„Der Aufstieg Skywalkers“
ie Zeit rennt, Rey auch. Amie Zeit rennt, Rey auch. Amt.me/whatsnws


  1. Dezember kommt 9. Dezember kommt t.me/whatsnws

Free download pdf