Die Welt am Sonntag Kompakt - 01.09.2019

40 KULTUR WELT AM SONNTAG NR.35 1.SEPTEMBER2019

usik wird immer mobiler.

Jeder möchte seine Mu-

sikbibliothek jederzeit

und überall nutzen kön-

nen. Als Kunde eines

Streamingportals ist alles möglich.

Wenn auch – so grummelte Neil Young,

der Godfather der Rückkopplung, einst

• in der schlimmsten Soundqualität.
  Für Abhängige klassischer Musik,
  unter denen der Anteil Audiophiler
  höher ist als der unter – sagen wir –
  Punkmusikern, ist der Klang der meis-
  ten Streamingaufnahmen allerdings
  nicht der einzige Grund, beim Vinyl zu
  bleiben. Sie wollen ein Angebot, in dem
  nicht nur eine Aufnahme von Beetho-
  vens Siebter zu finden ist, sondern
  mindestens ein halbes Dutzend in Refe-
  renzqualität aus unterschiedlichen Jahr-
  zehnten von unterschiedlichen Dirigen-
  ten. Sie wollen – neben den digitalisier-
  ten Booklets der Alben – Cover-Ab-
  bildungen, auf denen man etwas er-
  kennen und Aufnahmen auf den ersten
  Blick unterscheiden kann, Opern, die
  sinnvoll in gut beschriftete Tracks un-
  terteilt sind. Und vor allem wollen sie
  eine am besten kuratierte Aufbereitung
  der sogenannten Metadaten, das heißt
  der Angaben von Komponisten, Inter-
  preten, Orchestern. Jetzt gibt es Porta-
  le, die sich auf Klassikkunden speziali-
  siert haben. Wir haben rumgestreamt.
  elk/bru

GETTY IMAGES

/ BARROS & BARROS

Auswahl: Zwei Millionen Tracks, 160.000 Werke.

Aufnahmen von mehr als 1000 Labels, auch den

Majors Universal, Warner, Sony.

Abonnentenzahl:1,5 Millionen App-Downloads.

Kosten:9,99 Euro/Monat für MP3-Qualität, 14,99

Euro für verlustfreie Audioqualität.

Klangqualität:Sehr gut. Hier wird für den echten

Musikliebhaber das audiophile Silbertablett poliert.

Metadaten:Auf die Denke des Klassik-Trüffel-

schweinchens abgestellt, das die Qual der Wahl

hat, sogar aus exklusiven Neuaufnahmen, Festival-

mitschnitten und Orchesterarchiven.

Suchfunktion:Perfekt. Sucht man eine Beethoven-

Sonate mit Igor Levit, bekommt man 30 weitere

angeboten. Allein Beethovens Neunte ist mehr als

200-mal vorhanden. Große Bilder.

Schwachpunkte:Playlists alle auf Englisch.

Zusatzmaterial:Sehr viele, auch schräge und

aktuelle Playlists („20 schönste Bass-Arien“). Hier

kuratieren Experten, auch Journalisten mit Wis-

sen und Leidenschaft. Viele historische Aufnah-

men, viel Liebe zum Detail.

Idagio

Auswahl:Knapp 600 Konzertaufnahmen der Ber-

liner Philharmoniker.

Abonnentenzahl:Eine Million registrierte Nutzer,

circa 50.000 Abonnenten

Kosten:Ein- und 30-Tages-Pässe, Monats- oder

Jahresabos zwischen zehn und 150 Euro.

Klangqualität:Auch bei den älteren Aufnahmen

mindestens 320 kbit/s, Bildaufzeichnung 4K.

Metadaten:Prima und praktisch. Man landet sehr

schnell bei Petrenkos packender Tschaikowsky-

Sechs. Und kann ihn auch gestochen scharf sehen.

Suchfunktion:Einfach, die Titel sind ja noch über-

schaubar. Edles Design. Nur eine High-End-Marke

im Angebot, die aber luxuriös aufbereitet.

Schwachpunkte:„Nur“ Berliner Philharmoniker,

die aber satt.

Zusatzmaterial:Immer Ton mit Bild. Viele Extra-

videos mit Dirigenten und Spielern. Augenblick-

lich der einzige Ort, wo sich der Interviewverwei-

gerer Kirill Petrenko äußert. Angekaufte Fremd-

aufnahmen (Europa- und Silvesterkonzerte), auch

historische Karajan-Dokumente.

Digital Concert Hall

Wie man

Klassik hört

Wagner & Co. spielten bei Streamingdiensten lange die Rolle eines

vernachlässigten Kindes. Zu gering der Umsatzanteil, zu anspruchsvoll die

Kunden. Können jetzt Mozart-Fans glücklich werden? Ein Test

FÜR

PERFEKTIONISTEN

FÜR

PHILHARMONIKER

 

M

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eine am besten kuratierte Aufbereitung

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siert haben. Wir haben rumgestreamt.

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