Die Welt am Sonntag Kompakt - 01.09.2019

(Brent) #1

STIL & REISEN


Innen ein Gemälde im Stil der griechischen Antike,
dazu ein Plato-Zitat: „Schönheit entsteht durch die
Harmonie des Unendlichen mit der Endlichkeit.“
Man sollte nach Agrigent kommen, in das berühm-
te Tal der Tempel, das 582 vor Christus die Grie-
chen im Süden der Insel besiedelt hatten. Hier, zwi-
schen uralten Säulen, wollte Dolce & Gabbana sei-
ne Alta Moda zeigen, die Königsklasse des italieni-
schen Designerpaares – passend zum Thema der
Kollektion „Magna Graecia“, das sich in allen er-
denklichen Variationen auf den gigantischen Roben
wiederfand – in Seide, Taft, Brokat, vergoldet,
handbestickt, sogar gemalt.
Wegen Hitze und zusätzlichem Vergoldungsfak-
tor findet die Freilicht-Show am Abend statt. Über
einen von einem Kerzenmeer gesäumten Weg geht
es den Hügel hinauf. Musik rieselt aus den Bäumen.
Es ist kurz vor Sonnenuntergang, ein Himmelleuch-
ten zum Heldenzeugen. Oben angekommen, emp-
fängt ein sanftes Kling-klong-Spiel. Frauen in wei-
ßen, wehenden Kleidern zupfen die Harfe. Äonen
rauschen vorbei, es ist, als wäre man in einem Völ-
kerkundemuseum. Fruchtplatten werden gereicht
und Riesenchampagnerkelche. Die Gläser sind

übersichtlich gefüllt, man soll sich schließlich nicht
betrinken, sondern hierher wird man geladen, um
richtig einzukaufen – vier volle Tage lang. Aber dazu
später mehr.
Punkt acht, die Show beginnt. Oben surren die
Drohnen, unten sitzen 300 Gäste und 60 Journalis-
ten um einen 80 Meter langen Laufsteg und fächern
sich Luft auf die Nasen. Kurz bevor die Sonne ver-
sinkt, setzt die Musik ein – Ennio Morricones „The
Ecstasy of Gold“. 126 Gewänder schreiten nach und
nach die Treppen des Concordia-Tempels herab –
Amazonen mit Pfeil und Bogen in goldglitzernden
Perlen- und Pailletten-Minis und schleppenlangen
Capes, mit Riesensteinen besetzte „Game of Thro-
nes“-Walküren, Chiffon-Engel, Ballettlibellen in
Tüll. Trompetenarme und Diademe. Gold-Korsagen,
Federkleider, Ballröcke wie wippende Kronleuchter
und Stoffdrucke wie Gemälde. Erst in Gold, dann in
Weiß, dann Pastell, dann Schwarz, dann Blumen.
Und jedes Kleid ist ein Unikat. Ein Topmodel? War
nicht dabei – toll, endlich mal neue Gesichter. Auch
nicht mehr diese Hungerhaken, sondern Manne-
quins mit Venusformen. Um das genau ging es, um
eine Art von Mode, die man natürlich nicht auf der

Straße sieht, auch nicht an Influencern. Sondern um
eine, die eine ganz archetypische Sehnsucht der
Frau erfüllt, nämlich: Königin sein. Vielleicht nur für
eine Gruppe von Frauen. Vielleicht für alle? Auf je-
den Fall aber für solche, die aus Kulturen kommen,
in denen prunken und repräsentieren noch irgend-
wie angesagt sind. Der Catwalk dauerte fast eine
Sunde lang, sodass man ziemlich lange vergessen
konnte, dass es sich um eine Modenschau handelte,
und vielmehr glauben durfte, man sei im Theater.
Auch das Publikum war Teil des Stücks. Es war so
prächtig, so over the top, dass es beinahe künstlich
wirkte. Fantasie-Italien.
Italien hat ja auch eine große Operntradition, die-
ses Kulissenhafte. Und das beherrscht das Designer-
Duo meisterhaft: Stefano Gabbana, 56, und Domeni-
co Dolce, 61, der Kleinere von beiden. Er stammt aus
Palermo, aus einem dieser Dörfer mit den Peperoni-
Ketten, den bunten Keramikschalen und den prallbu-
sigen Frauen im schwarzen Spitzennegligé wie einst
Popdiva und Werbe-Ikone Madonna in der D&G-Nu-
delküche wie eine Torta Della Nonna. Darum zeigen

FORTSETZUNG AUF SEITE 46

„Magna Graecia“
die Kollektion von
Dolce & Gabbana

DOLCE & GABBANA; FLORIAN REIMANN; CAN GAVELLA

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