Die Welt am Sonntag Kompakt - 01.09.2019

(Brent) #1

SPORT


Er ist erst 29 Jahre alt und doch der
Leitwolf einer jungen deutschen Natio-
nalmannschaft. Die Lebensgeschichte
von Toni Kroos läuft seit Wochen in
deutschen Kinos. Es wird erwartet, dass
der Film zum Jahresende zu den fünf
meistgeschauten Dokumentarfilmen
gehören wird. Vor dem EM-Qualifikati-
onsspiel gegen die Niederlande (Frei-
tag, 20.45 Uhr, RTL) spricht der Star
von Real Madrid über Rücktrittsgedan-
ken und Titelaussichten.

VON STEFAN FROMMANN
UND MARTIN SCHOLZ

WELT AM SONNTAG: Jetzt können Sie
es ja sagen. Dachten Sie nach der WM
in Russland an Rücktritt?
TONI KROOS: Unabhängig von Erfolg
oder Misserfolg denke ich immer an
das, was mich weiterbringt oder mir
helfen kann. Ich höre da auf mein Ge-
fühl: Wird es mir körperlich zu viel? Bin
ich zeitlich zu lange weg von meiner Fa-
milie? Ein ganz wichtiger Punkt. Das
sind Gedanken, die ich schon vor der
WM hatte, aber natürlich auch danach.
Ich bin aber zu dem Schluss gekommen,
dass alles gut so ist, wie es ist. Ich fühle
mich aktuell sehr gut.

Haben sich die Gefühle nicht durch
die harte Kritik nach dem Vorrunden-
Aus verändert?
Ich gehöre Gott sei Dank nicht zu de-
nen, die sich zu viele Gedanken machen.
Ich hatte auch eine gute Schule bei Bay-
ern und bei Real. Ich lasse mich von au-
ßen nicht zu irgendetwas drängen.

Aber Ihnen muss spätestens nach den
ersten Rücktritten klar geworden
sein, dass Ihre Stellung künftig noch
exponierter sein würde.
Mit 29 bin ich ältester Feldspieler, ich
weiß. Vor 15 Jahren wäre ich damit viel-
leicht der jüngste gewesen (lachtlachtlacht). Ich). Ich
hatte nach der WM Gespräche mit Jogi
Löw über die Zukunft, die waren sehr
gut. Er hat auch sehr darum gekämpft,
dass ich dabei bleibe. Das hat mir eine
zusätzliche Motivation gegeben. Eine
zentrale Position auszufüllen mit noch
mehr jüngeren Spielern um mich herum
macht Spaß. Es ist jedenfalls gut ange-
laufen. Wir spielen wieder besseren Fuß-
ball, und von außen kommen auch wie-
der positive Signale. Wir haben noch ein
Jahr bis zur Europameisterschaft. Wir
müssen jetzt sehen, dass wir gegen Hol-
land und Nordirland unsere gute Ten-
denz fortsetzen. Wobei wir natürlich
nicht vergessen dürfen, wie sich insbe-
sondere Holland in den letzten zwei Jah-

ren entwickelt hat. Die Spiele zuletzt wa-
ren immer eng und auf hohem Niveau.

Was reizt Sie nach fast 100 Länder-
spielen und zehn Jahren DFB-Team
noch an der Nationalmannschaft?
Was mich immer gereizt hat, ist der Er-
folg. Und diesen Reiz kann ich mit der
Nationalmannschaft noch immer mit Ja
beantworten. Ich würde gerne den Titel
gewinnen im nächsten Jahr. Außerdem
ist es eine wirklich spannende Zeit mit
dem veränderten Team. Viele junge
Spieler mit viel Qualität.

Denken Sie nur bis zu dem EM-Titel
im nächsten Sommer? Sie könnten
2022 der erste Deutsche sein, der als
Spieler zweimal Weltmeister wird.
So weit habe ich noch nicht gedacht. In-
teressant, weil es bis zur WM ja nur an-
derthalb Jahre sind, weil sie im Winter
stattfindet. Aber ich denke erst mal nur
an die EM im nächsten Sommer.

Fällt es Ihnen eigentlich schwer, Klar-
text zu reden?
Nein, ich glaube nicht. Am liebsten na-
türlich intern. Wieso?

Sie haben es nur einmal getan, als Sie
vor der WM diejenigen kritisiert ha-
ben, die es verpasst hatten, sich für
die WM zu präsentieren.
Das war mein damaliges Gefühl. Und
dann habe ich kein Problem damit, das
ehrlich auszusprechen. Wir waren drei
Monate vor der WM, es war das letzte
Testspiel, und wir hätten uns einfach an-
ders präsentieren müssen. In meinen
Augen wurden wir viel bessergeredet, als
wir waren. Weltmeister zu werden heißt
nicht automatisch, vier Jahre später wie-
der zu den Topfavoriten zu gehören. Das
war meine Meinung, und ich bin der Ers-
te, der dafür am liebsten nicht bei der
WM bestätigt worden wäre.

Zinédine Zidane, Ihr Trainer bei Real,
sagt, Sie beide verbinde die Liebe zum
Fußball.
Das stimmt. Dass Fußball idealerweise
erfolgreich ist, ist klar. Aber er sollte
auch schön anzuschauen sein. Das gilt
übrigens auch für andere Sportarten.

Würden Sie denn sagen, Sie stehen für
Spektakel?
Nein.

Warum ein so entschiedenes Nein?
Weil ich weiß, was die meisten Leute
unter Spektakel verstehen. Dann geht
das Spiel 5:4 aus, und es gab 15 Hacken-
tricks. Von mir aus lasse ich Spektakel
für richtige Fußballkenner stehen.

Hat sich Joachim Löw in Ihren Augen
verändert seit der WM? Oder hat die
verkorkste WM ihn verändert?
Könnte sein. Ich weiß nicht, ob er die
Entscheidung, auf Spieler wie Hum-
mels, Boateng und Müller zu verzich-
ten, vor vier Jahren auch so getroffen
hätte. Er hat erkannt, was nicht gut war
und was wir verändern müssen, und
zieht das jetzt vielleicht einen Tick rigo-
roser durch als in der Zeit, in der immer
alles nur positiv lief.

Einige hatten ihm vorgeworfen, der
WM-Gewinn habe ihn ein wenig abhe-
ben lassen.
Nein, das glaube ich nicht. Ich habe ihn
immer als sehr lockeren, entspannten
und auch relativ unaufgeregten, aber
trotzdem fokussierten und erfolgsori-
entierten Trainer kennengelernt. Es
spricht doch aber jetzt für ihn, dass er
gewisse Sachen erkennt und nach dem
Misserfolg Dinge ändert. Und das sogar
mit einer gewissen Schärfe.

Halbzeit auf dem Weg zur EM. Mit
der Erfahrung von fünf Turnierteil-
nahmen – wo steht Deutschland, ver-
glichen mit dem, was Sie bislang er-
lebt haben?
Die größten Veränderungen haben wir
jetzt erst vorgenommen. Ich finde
aber, dass sie relativ schnell ange-
schlagen haben. Ich sehe uns schon
jetzt besser als vor der WM. Wir wol-
len immer noch den Ball haben, wol-
len immer noch dominieren, aber wir
haben Spielertypen, die dem Gegner
jetzt ein bisschen mehr wehtun kön-
nen mit Einzelaktionen, was extrem
wichtig ist. Ich habe ein gutes Gefühl
fffür das nächste Turnier, bin aber auchür das nächste Turnier, bin aber auch
sicher, dass wir dieses eine Jahr noch
brauchen, um uns noch besser einzu-
spielen. Um bei dem Turnier auch ein
Mitfavorit zu sein, fehlt uns schon
noch ein bisschen was. Aber ich finde,
dass wir auf einem guten Weg sind seit
der WM.

Sie sind Anführer dieser jungen neuen
Truppe. Wer war denn bei Ihrer ers-
ten WM 2010 Ihr Leitwolf?
Für mich war das immer Miro Klose.
Weil er auch nicht der absolute Laut-
sprecher war, aber immer sehr positiv
vorangegangen ist. Mit Leistung, mit
Willen, mit Einsatz und vor allem auch
mit der Art, wie er sich um die Mann-
schaft gekümmert hat. Er war Mann-
schaftsspieler und hat alle mit ins Boot
geholt. Er hat mit allen kommuniziert.
Er hat ihnen Tipps gegeben. Also Miro
war von den Nationalspielern für mich
immer der beeindruckendste.

Und heute? Wer von diesen neuen
Spielern kann jetzt von Ihnen am
meisten profitieren?
Das weiß ich nicht, und das ist auch
nicht so wichtig. Wir haben tolle Cha-
raktere in der Mannschaft, die total be-
reit sind, noch besser zu werden. Und
wenn ich da irgendwie helfen kann, tue
ich das.

Wenn Sie sich eine Schlagzeile über
sich ausdenken dürften, welche wäre
es?
Im Rückblick auf die Karriere oder wie
meinen Sie das?

Zum Beispiel: Toni Kroos kauft Her-
tha BSC.
(lacht(lacht(lacht): Ich habe einen guten Vertrag,): Ich habe einen guten Vertrag,
aber so gut ist er auch nicht.

Also?
Toni Kroos führt die Nationalmann-
schaft zum EM-Titel. Das wäre schon
cool.

Toni Kroos, 29, ist in Greifswald
geboren. Er spielte in der Jugend
bei Hansa Rostock (2002 bis
2 006) und kam 2007 zum
FCBayern München. Während
seiner Ausleihe zu Bayer Lever-
kusen (2009/2010) hatte er Jupp
Heynckesals Trainer, mit dem er
bei Bayern 2013 das Triplege-
wann. 2014 wechselte er zu Real
Madrid und ist dort seit fünf
Jahren Stammspieler.Mit den
„Königlichen“ gewann er dreimal
die Champions League(2016,
2 017, 2018) und wurde einmal
Spanischer Meister (2017). Gera-
de verlängerteer seinen Vertrag
bis 2023. Mit 20 Millionen Euro
Gehalt pro Jahr ist er der best-
bezahlte deutsche Fußballer.

Toni Kroos
Nationalspieler

E


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