Der Stern - 29.08.2019

(Tina Meador) #1
Kinder-Country
Schon mit elf Jahren fuhr
Mutter Swift mit Taylor nach
Nashville, um in der Stadt der
Countrymusik Demo-Tapes
abzugeben. Ihr erstes großes
Publikum hatte sie mit zwölf,
als sie die US-Nationalhymne
vor einem Basketballspiel in
Philadelphia sang (Foto o). Ihre
erste Platte, das Country-
album „Taylor Swift“, veröf-
fentlichte sie mit 16.

Allein gegen Apple
Als der Konzern 2015 von Mu-
sikern verlangte, ihre Songs zur
Einführung von „Apple Music“
drei Monate gratis zur Verfü-
gung zu stellen, protestierte
Taylor Swift. Sie wolle junge,
unbekannte Musiker schützen,
schrieb sie in einem Protest-
brief. Swifts Worte wirkten:
Nach nur einem Tag knickte
Apple ein und zahlte Tantie-
men an die Musiker.

Was ist ein „Swiftie“?
Ihre Fans folgen ihr mit kulti-
scher Verehrung. Und Swift
weiß, wie sie ihre „Swifties“ bei
der Stange hält. Wer viel Wer-
bung für sie in den sozialen
Medien macht, den lädt sie
auch mal zu sogenannten Se-
cret Sessions in London oder
New York ein. Beim Pizzaessen
darf man dann der vorüber-
gehend besten Freundin Taylor
das Herz ausschütten.

Hits für die Ex-Freunde
„Wenn du meine Alben hörst,
ist es, als würdest du mein
Tagebuch lesen“, sagt sie. Tat-
sächlich singt Swift gern und
oft über Be ziehungen. Folgen-
de Songs hat sie ihren Ex-
Freunden gewidmet – die

meisten sind Sänger oder
Schauspieler.
„Forever & Always“
für Joe Jonas
„All Too Well“
für Jake Gyllenhaal
„I wear heels now“
für Conor Kennedy,
Enkel von Robert F.
Kennedy, Jr.
„I Knew You Were
Trouble“
für Harry Styles
„Getaway Car“
für Tom Hiddleston

Kumpel und Gegner
In ihrem Vorprogramm wurde
Ed Sheeran in den USA zum

Star. Gemeinsam besuchen sie
seitdem Vergnügungsparks
und Preisverleihungen. Um
Kanye West dagegen macht sie
lieber einen Bogen. Bei einer
Preisverleihung 2009 (Foto o.)
stürmte West emotional über-
hitzt die Bühne und entriss ihr
das Mikrofon. Er war der Mei-
nung, dass Beyoncé Knowles
den Preis hätte bekommen sol-
len. Noch Jahre später tausch-
ten sie öffentlich Gehässigkei-
ten aus.

Im Katzenhimmel
Ab dem 20. Dezember miaut
Swift im Kino: In der Musical-
verfilmung „Cats“ tritt sie
neben Stars wie Judi Dench und
Idris Elba auf. Ob es ein kluger
Schachzug war, mit dieser Rol-
le den Sprung auf die große

Leinwand zu versuchen, wird
sich zeigen. Der Trailer sorgte
eher für Spott als Begeisterung.
Was für die Rollenwahl spricht:
Swift ist Katzenfan!

Ihre Verfolger
Weil Taylor häufig von Stalkern
belästigt wird, greift sie zu ra-
dikalen Methoden. Bei einer
Show in Las Vegas soll sie eine
versteckte Kamera aufgestellt
haben, um bekannte Täter im
Publikum zu identifizieren.
Eigentlich verboten!

Taylor in Zahlen
320 Millionen Euro
geschätztes Vermögen
50 Millionen
verkaufte Alben
120 Millionen
Downloads
84 Millionen
Follower bei Twitter
120 Millionen
Follower bei
Instagram

Das neue Album
Wird sie auf „Lover“ über Trump
singen? Über das Amerika von
heute? Wird sie Haltung zeigen?
Die - auch politischen - Erwar-
tungen an „Lover“ waren teil-
weise hysterisch. Und nun:
kein Trump, dafür aber Haltung.
Zu sich selbst. „Lover“ hat 18
Songs, meistens geht es ums
Lieben oder Entlieben, wofür
Swift, mittlerweile 29, immer
noch die beste Sprache findet,

die ihre Fans verstehen. Leider
ist „Lover“ musikalisch etwas
unentschlossen, viel Mid-Tem-
po, sparsame Instrumentie-
rung, fast völlig ohne Furor.
„The Archer“ und „Paper Rings“
haben noch den Pfiff guter
Popmusik, „London Boy“ ist ein
Teenie-Schmachter für ihren
Freund Joe Alwyn und „Soon
you’ll get better“ ein inniger
Genesungswunsch an ihre
kranke Mutter. Man kann
das alles gut hören, doch
manches verfliegt
schnell. Es ist für
jeden etwas dabei,
was in der Pop-
musik nicht
immer ein
Kompli-
ment
ist.

Taylor Swift: „Lover“ Massen-
kompatibler Pop in Pastellfarben
22222

Die Popwelt diskutiert über das neue Album von
Taylor Swift. Was ist dran am US-Superstar?

Hey, Lover!


Von Hannes Ross und Jochen Siemens

KULTUR

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