FOTO: CHRISTIAN IRRGANG/STERNHatte sie keine Bedenken, sich auf so
einen Macho einzulassen?
Bevor wir uns kennenlernten, hat sie
gedacht, sie brauche immer eine eigene
Wohnung. Bei mir dachte sie das nicht mehr.
Warum?
Weil ich einerseits selbstbestimmt bin,
andererseits komplett tiefenentspannt.
Eifersüchtig darf sie nicht sein, oder etwa
doch?
Darf sie. Ist sie auch.
Dann kommen Sie mit Blumen?
Ja. Ich merke immer, wenn sie böse ist. Und
wenn’s ganz böse ist, gibt es das Stichwort
Bulgari.
Und das heißt?
Sie ist mal bei einem schlimmen Streit
nach Hamburg gefahren, irgendwann
bekam ich eine SMS: „Ich nehme die Ent-
schuldigung an.“ Ich habe geschrieben:
„Welche Entschuldigung?“ Da kommt:
„Du hast mir einen Bulgari-Ring gekauft.
Danke!“ Den hat sie mit meiner Kredit-
karte bezahlt. Da musste ich einfach
lachen.
Wie oft brauchen Sie den Code?Fast nie. Aber bei uns vergeht kein Tag
ohne kleine Nickeligkeiten. Es geht immer
noch um die Frage: Wer hat das Sagen?
Und?
Ich würde sagen: meistens sie. Sie würde
behaupten: sie nie.
Sind Sie auch mal eifersüchtig?
Nein. Das Gefühl kenne ich nicht.
Weil Sie sich ihrer so sicher sind?
Weil Eifersucht nur ichbezogen ist. Wenn
meine Frau einen anderen kennenlernt,
kann ich es doch eh nicht ändern.
Würden Sie es hinnehmen?
Nein, nicht ganz. Ich würde mich schon ein
bisschen mit dem Typen beschäftigen.
Körperlich?
Nö, insgesamt so.
Flirtet Ihre Frau auch so viel wie Sie?
In meiner Gegenwart eher selten. Das
mache ich in ihrer Gegenwart aber auch
eher selten. Aber sicher häufiger als sie.
Wie geht sie damit um?
Manchmal steht sie einfach auf und geht.
Nächster Test: Titel. „Sexy Anwalt“?
„Guter Anwalt“ wäre okay – sexy Anwalt
ist Blödsinn.Handball oder Fußball sind beispielsweise
sehr robuste Sportarten.
Es heißt über Sie: Kubicki liebt Weißwein,
Frauen, sein Boot und Kriegsfilme.
Andere Reihenfolge. Weißwein ist kein
Muss. Ich mag Frauen. Ich liebe mein Boot.
Ich mag Kriegsfilme. Ich spiele immer mit.
Laufen durch den Raum und ballern?
Quatsch! Ich spiele es mental durch. Ich
bin dann mittendrin. Danach bin ich ex-
trem erschöpft – und weiß genau, warum
ich Politik mache. Um zu verhindern, dass
es jemals wieder so weit kommt.
Sie selbst sind nicht zum Bund gegangen
- aber aus einem anderen Grund.
Aus Liebe! Zu meiner ersten Frau.
Eigentlich haben Sie sich gedrückt.
Renate war Studentin aus Kiel, ich wollte
nach Fürstenfeldbruck, um Flieger zu wer-
den. Aber das war sehr weit weg. Da habe
ich mir Tabletten besorgt, die Herzrhyth-
musstörungen auslösen. Steht ja in der
Bibel: Ein Mann wird Vater und Mutter
verlassen und ein Weib finden, und die
beiden werden ein Fleisch sein. Ich bin
einer göttlichen Weisung gefolgt.
Sie sind zum dritten Mal verheiratet. Ihre
Beziehungen haben sich immer über-
lappt, um es vorsichtig zu formulieren.
Ja, ich habe keinen Tag meines Lebens ohne
Frau verbracht.
Und ein paar Tage auch mit zweien.
Joah ...
Haben Sie ein schlechtes Gewissen?
Nein. Beide Ehen sind recht friedlich aus-
einandergegangen. Zumindest die erste.
Bei der zweiten war es etwas komplizier-
ter wegen der Kinder.
Da lebten Sie die Liebe zu Ihrer jetzigen
Frau schon eine Weile parallel ...
Das hat meiner zweiten Frau verständli-
cherweise auch lange zugesetzt. Stolz bin
ich darauf nicht.
Haben Sie ein gutes Verhältnis?
Ja, dankenswerterweise. Gerade war die
Einschulung unseres Enkels, da haben wir
uns alle getroffen. Es war sehr har monisch.
Damals wollten Sie kein Familienleben!
Na ja. Man kriegt Zwillingskinder und
zieht aufs Land. Blumenthal, 17 Kilometer
von Kiel. Wenn man um 22 Uhr nach Hau-
se kommt, ist im Dorf alles finster. Wenn
man früher nach Hause kommt, stört man
den Ablauf mit den Zwillingen. Also
kommt man nicht vor 20 Uhr nach Hause,
dann sind die Kinder im Bett.
Sie hätten ja auch um 16 Uhr kommen
und helfen können.
Ging aus beruflichen Gründen nicht.
Sie sind seit drei Jahrzehnten mit Ihrer
jetzigen Frau Annette zusammen.
Glaubt niemand. Am Anfang haben alle
gewettet: Das dauert kein halbes Jahr. 4
Kubicki antwortet
schnell, mutig, an-
griffslustig – und
oft mit einem
Schuss Selbst-
ironieICH MAG
ICH LIEBE MEIN
BOOT.
ICH MAG
KRIEGSFILME“
FRAUEN
70 29.8.2019