81Sport
Fußball ist eine ewige Gegenwartsblase, in der wiederkehrende Abläufe einen Halt geben.‣S. 82SPIEGEL:Herr Rödl,
Sie haben, damals noch
als Spieler, bei der WM
2002 in Indianapolis
mit der Basketball-
Nationalmannschaft
überraschend die Bronze -
medaille geholt. Welcher Moment
ist Ihnen in Erinnerung geblieben?
Rödl:Die Siegerehrung – als ich
auf dem Podest stand und neben
mir Svetislav Pešić, der Trainer
des WM-Siegers Jugoslawien. Mit
ihm als Bundestrainer waren wir
1993 Europameister geworden.
Danach ist er mein Coach und
Mentor bei Alba Berlin gewesen.
Bis heute sind wir gut befreundet.
SPIEGEL:Sie mussten 20 Minuten
lang auf das Bier zum Anstoßen
warten, weil die Arena sonntags
kein Alkohol ausschenkte. Wo
haben Sie später weitergefeiert?
Rödl:Wir sind mit der Mannschaft
durch die Stadt gezogen. Da
findet man immer Wege und Orte.SPIEGEL:Damals war Dirk Nowitzki
der prägende Mann des deutschen Teams,
heute ist es Dennis Schröder, der
Spielmacher vom NBA-Team Oklahoma
City Thunder. Wie unterschiedlich
sind sie?
Rödl:Beide sind auf ihren Positionen welt-
klasse, wobei man Dirk erst finden und
in Szene setzen musste. Als Spielgestalterkann Dennis den Verlauf einer Partie
viel mehr lenken, indem er das Tempo
bestimmt und Bälle verteilt. Er hat
dadurch noch mehr Ver antwortung.
SPIEGEL:An diesem Wochenende startet
die WM in China, die Erwartungen an Ihr
Team sind groß. Zu Recht?
Rödl: Wir haben das beste Team, das
Deutschland je hatte. Alle Akteure spielen
in Europa auf höchstem Niveau; drei
Mann des WM-Aufgebots stehen bei NBA-
Klubs unter Vertrag, in der besten Liga
der Welt. Ich glaube, diese Genera tion
könnte sich noch länger an der euro -
päischen Spitze halten als das Team um
Dirk Nowitzki, das 2005 noch
einmal Silber bei der EM gewann.
SPIEGEL:Was ist der Grund
für diese Entwicklung in Deutsch-
land?
Rödl:Wir haben heute viel mehr
Leistungszentren, in denen pro -
fessionell mit dem Nachwuchs
gearbeitet wird, dazu kommt eine
größere Zahl hauptamtlicher
Trainer. Die Nachwuchs-Basket-
ball-Bundesliga bietet einen hoch-
klassigen Wettbewerb. Die 6+6-
Regel garantiert, dass in jedem
Bundesligateam mindestens sechs
deutsche Spieler im Kader stehen,
nicht nur Ausländer. MAFWALTHER EIBNER / IMAGO IMAGES
Magische Momente»Wir haben das beste deutsche Team«
Basketball-Bundestrainer Henrik Rödl, 50, über seine WM-Bronze 2002
ANDREAS RENTZ / BONGARTS / GETTY IMAGES
Rödl (2. v. l.) mit Nationalteam bei Siegerehrung 2002IMAGO/HJSEntwicklung des FC Bayern Titelgewinne (Auswahl) unter Uli Hoeneß ... ... als Manager ... als Präsident291 00091 3006700657
Mio. €6,1
Mio. €173 Mio. €UmsatzMitglieder1979/80 1990/91 2000/01 2010/11 2018/19Deutsche Meisterschaft ..... 16 ............ 5DFB-Pokal ............................... 9 ............ 3Uefa Champions League ....... 1 ............ 1Uefa-Pokal .............................. 1Ämter
niedergelegt
wegen
SteuerfallUlrich Hoeneß, Sohn eines Metzgermeisters aus Ulm, hatte
beim FC Bayern München viele Funktionen: Spieler, Manager,
Präsident, Vorsitzender des Aufsichtsrats. Ab Herbst will er
ins zweite Glied zurücktreten. Verbunden mit seinem Namen
ist der Aufstieg eines verschuldeten Fußballvereins zu einemder reichsten und erfolgreichsten Klubs der Welt. Auch die
Zeit, in der Hoeneß wegen Steuerhinterziehung im Gefängnis
saß, schadete dem FC Bayern nicht – ein Indiz dafür, dass
der deutsche Serienmeister auch nach dem offiziellen Abgang
des Patrons die Nummer eins im Land bleiben wird.