Neue Zürcher Zeitung - 21.08.2019

(John Hannent) #1

Mittwoch, 21. August 2019 ZUSCHRIFTEN


Billigstrategie


von Primark


«Natürlich wirft die BilligstrategieFra-
gen auf», schreibt NZZ-Korrespondent
BenjaminTr iebe in seiner Hymne auf
dieFast-Fashion-Kette Primark in der
NZZ vom16.August. Anlässlich des
50-jährigen Bestehens von Primark hat
die deutsche NGO CIR (Christliche Ini-
tiativeRomeroe. V. ) die Bedingungen in
sri-lankischen Zulieferfabriken von Pri-
mark untersucht.Fazit:«Inkeiner der
untersuchtenFabriken wird derVe r-
haltenskodex eingehalten, den Primark
seinenHerstellern auferlegt. Die Löhne
und das Mass an Überstunden sind teils
illegal. Durch das Einkaufsverhalten
derFast-Fashion-Marken entsteht eine
kurzfristige und unstetigeAuftragslage
in denFabriken und hoher Zeit- und
Preisdruck. Dieser wird an die Arbei-
ter weitergegeben, die dann Überstun-
den machen und zu einem Hungerlohn
arbeiten müssen.»
RomeoRegenass, Zürich


«Ernährung


und Klima versöhnen»


Ich schätze bei der NZZ dieRubrik
«Meinung & Debatte» ganz besonders.
Hier findet man häufigneue Ideen und
vernachlässigte Aspekte, die dem Leser
den Horizont erweitern und zum Den-
ken anregen.Voraussetzung dafür ist
allerdings, dass Beiträge und Gastkom-
mentare glaubwürdig sind und auskom-
petenterFeder stammen. Beim Gast-
kommentar von Professorin Charlotte
Streck (NZZ 13. 8.19) ist dies nach mei-
ner Meinung nicht derFall. IhreAnsich-
ten zum Fleischkonsum sind naiv, ihre
Angaben über die Dimension derTr eib-
hausgasemissionen und die Flächenkon-
kurrenz, welche durch dieViehhaltung
auf dieserWelt verursacht werden, völ-
lig unglaubwürdig. Gibt es da zuverläs-
sige Statistiken? Und weiss dieAutorin
auch, dass Fleisch als Protein ein wich-
tigerBaustoff der Gesundheit und da-
mit auch der Ernährung ist?Weiss sie
zudem, dass sie mit ihren statistischen
Zahlenangaben den gegenwärtig wüten-
den Hype gegen Fleisch undLandwirt-
schaft nur weiter antreibt, was ich für
unverantwortlich halte? Ich bin der An-


sicht, dass eine anerkannt glaubwürdige
Zeitung wie die NZZ einen solchen Bei-
trag nicht hätte veröffentlichen sollen.
MaxD.Amstutz,Begnins

«Gesunde Ernährung, tropischeWäl-
der und das Pflanzen vonBäumen – so
schön kann Klimapolitik sein.»Lyri-
sche Töne aus dem Elfenbeinturm,
um uns mehr Staatsdirigismus,Wohl-
standsschrumpfung und Umverteilung
schmackhaft zu machen. Es ist aller Eh-
ren wert, dass dieAutorin dasWeltklima
retten will, aber dann doch bitte mit
stimmigen Argumenten. «Der deutsche
Wald stirbt.» Nein, tut ernicht!LautSta-
tistischem Bundesamt ist dieWaldfläche
in Deutschland seit1992 proJahr durch-
schnittlich um176 Quadratkilometer ge-
wachsen. «Der russischeWald brennt»


  • ja, tut er!Wegen unverantwortlicher
    Brandstiftungen und einem fragwür-
    digen russischen Gesetz von 2015, wo-
    nachWaldbrände, diekeine Siedlungen
    bedrohen, nicht gelöscht werden müs-
    sen.Das werden deutsche Klimaschüt-
    zer nicht ändern.«Wenn wir unseren
    Fleischkonsum von 200 Gramm proTag
    auf 50 Gramm proTagreduzieren wür-
    den, wären wir alle ein Stück gesünder.»
    Nein, wären wir nicht! Nach der Studie
    des Bundesinstituts für Risikobewer-
    tung zu «Fleischverzehr und Sterb-
    lichkeit» von 2009 kann bis jetztkein
    direkter Kausalzusammenhang zwi-
    schen Fleischkonsum und Gesundheit
    bzw. Sterblichkeit bejaht werden. «Das
    Pariser Klimaziel kann durch Schutz
    der tropischenRegenwälder,Auffors-
    tung, emissionsarme Landwirtschaft,
    gesündere Ernährung und wenigerVer-
    schwendungvonLebensmitteln erreicht
    werden.» Nein, kann es nicht, denn da-
    mit wird das Problem der ungebremst
    wachsendenWeltbevölkerung mit zu-
    nehmender Urbanisierung und Alte-
    rung als wichtigster Ursache des men-
    schengemachten CO 2 -Anstiegs in der
    Atmosphäre nicht gelöst.
    Klaus Hekking, D-Heidelberg


Die Lügen, Platon


und das Internet


Eduard Kaeser schreibt in seinem Gast-
kommentar«Deepfakes– irgendetwas
ist doch immer wahr» (NZZ 9. 8.19)
überFälschungen im Internet, mani-
pulierteFotos vonPolitikern neben er-
logenen, ihnen untergeschobenen Be-
hauptungen. DieseFälschungen nennt
er «deepfakes» oder «cheapfakes», und
er stellt die Behauptung auf, «sie unter-
minieren eine fundamentaleVertrauens-
basis der Erkenntnis: unsere Sinne». Er
bemüht Platons Höhlengleichnis, «Men-
schen leben in der Höhle der Illusion».
Nein, im Gegenteil, die Lügen des Inter-
nets sind segensreich, weil sie uns über
den Charakter dieses Mediums aufklä-
ren, denn dort werden von fehlbaren
Menschen Bilder und Meinungen er-
zeugt und verbreitet, Sekundärpro-
dukte neben der physikalischenReali-
tät, wie sie auch in derKunst, inRoma-
nen und philosophischenWälzern üblich
sind. PlatonsHöhlengleichnis wirdgern
von Philosophen nachgebetet, aber er
hat mit seinemReich der Ideen viel
Unheil gestiftet, weil er uns damit die
Wirklichkeit madigmachen wollte, zu
seinemVorteil, zumVorteil des Ideen-

machers. Das Internet ist eine illusio-
näre,fiktiveWelt, ihr zweidimensiona-
les Bild wirkt zwar auf unseren Seh-
sinn, derTon auf unseren Hörsinn, aber
die übertragenen Meinungen beschäfti-
gen nicht unsere Sinne, sondern unse-
ren Verstand. Die dreidimensionaleWelt
aber wird von allen Sinnen erfahren, wo-
durch wir uns als dreidimensionalesWe -
sen in derWelt verstehen, und darüber
kann uns das Internet niemals täuschen.
Die Benutzer des Internets werden ler-
nen, den dort verbreiteten Botschaften
ebenso zu misstrauenwie vielen älteren
geistigen Produkten der Menschheit wie
Märchen und Sagen.Wortevon Roman-
helden geniesse man mitVorsicht, des-
gleichenRegierungserklärungen.
Klaus Maull, D-Dortmund

Seit längerer Zeit publiziert die NZZ in
«Meinung & Debatte» verdienstvoller-
weise Überlegungenvon Eduard Kae-
ser zum Einfluss, den die Computertech-
nik auf den Menschen ausübt. Im letzten
Beitrag geht derAutor auf die sogenann-
ten Deepfakes ein: computergenerierte
Bilder, die täuschend echteFälschungen
aufweisen. Sie untergraben die Gewiss-
heit dessen, was Kaeser das «natürliche
Urmedium» nennt, nämlich der Sinnes-
wahrnehmungen unseres Körpers. Diese
technisch produzierte,radikale Unter-
minierung unserer Sinne hat zurFolge,
dass wir dasWahre nicht mehr vomFal-
schen unterscheidenkönnen.
ZuRecht erinnert Kaeser an zwei
fundamentaleTexte der Philosophie-
geschichte, an Platons Höhlengleich-
nis und Descartes’ Universalzweifel in
den «Meditationen», die ebenfallsFra-
gen nach der möglichen Täuschung von-
seiten der Sinne aufwerfen. Münden
dieseFragen in für denIdealismus Pla-
tons und denRationalismus Descartes’
grundlegende Denkfiguren, so zeigt sich
in ihnenein kritischesPotenzial, das in
Zeiten der«Technologien desWahns»
wichtiger denn je ist.Vor allem aber
istReflexion auf denKörper und seine
sinnproduzierendenFähigkeiten ange-
sagt, wie sie z.B.inder Sprache amWerk
sind. Und vielleicht wäre es auch an der
Zeit, dasreligiöse Bilderverbot und die
gewaltigen Diskussionen um den Ikono-
klasmus,die sich im Byzanz des 8. und
des 9.Jahrhunderts abgespielt haben,
wieder zu bedenken.
MarcoBaschera, Zürich

AHV-Defizit gehört


in die Bundesrechnung


Im Gegensatz zumTitel über dem Arti-
kel über die Bundesfinanzen (NZZ
16.8.19) ist dieFinanzlage des Bundes
kein Luxusproblem. Dem ungeplanten
Überschuss in der normalen Bundes-
rechnung von laut Hochrechnung 2,
MilliardenFranken für 20 19 stehen ein
Defizit bei der AHV (2018: 2,2 Milliar-
den) und Defizite in anderen Bundes-
rechnungen gegenüber. Es wäre an der
Zeit, vom Bund das zu verlangen, was
fürjede grössere Gesellschaft in der Pri-
vatwirtschaft eineSelbstverständlichkeit
ist: einekonsolidierteRechnung aller
Bereiche des Bundes.Vielleicht über-
nimmt das, solange es nicht offiziell
beim Bund eingeführt ist, dieRecher-
che-Abteilung der NZZ.
RichardWengle, Richterswil

Anunsere Leserschaft


Wirdanken allenEinsenderinnen
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dass wir über nicht veröffentlichte
BeiträgekeineKorrespondenz
führenkönnen.Kurz gefasste Zu-
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TRIBÜNE


Eine neue Mission


«Mare Nostrum»


Gastkommentar
von TOBIAS PIETZ

Die Marinemission der EU im Mittelmeer (Eunavfor Med) hat
Ausserordentliches geleistet mit derRettung von knapp 49 000
Menschen. Im aktiven Mandatszeitraum der Mission haben die ita-
lienischeKüstenwache und humanitäre Organisationenmit je über
100000 Geretteten jedoch die Hauptlast getragen.Das ist nicht
verwunderlich, war doch die Seenotrettung nichtTeil des Mandats
der Mission,sonderneine internationalerechtlicheVerpflichtung
für alle Schiffe auf hoher See. Die zentraleAufgabe der Marine-
mission war die Bekämpfung von Schleusern, damit hatte sie aber
nur mässigen Erfolg, da die Netzwerke der Schleuser kaum ein-
geschränkt wurden und meist nur die Boote der Schleuser (insge-
samt 500) von der Mission zerstört wurden. DieFolge war, dass
statt stabilere Holzboote mittlerweile vor allem billigereund ge-
fährlichereSchlauchboote genutzt werden.
Eunavfor Med war ursprünglich auch auf Druck der damali-
genitalienischen Regierungverabschiedet worden. Denn 20 14
musste Italien seine eigene – die bis heute erfolgreichste – See-
notrettungsmission «Mare Nostrum» einstellen, weil dieanderen
Mitgliedsstaaten sich weigerten,sichan denKosten zu beteiligen.
Um zumindest irgendeine Alternative zu bekommen, brachte Ita-
lien Eunavfor Med mit auf denWeg.Dabei war von Anfang an
umstritten, ob eine militärische EU-Mission das richtige Mittel sei,
um Schleuser zu bekämpfen und dieKüstenwache in einem zer-
splitterten Bürgerkriegsland zu ertüchtigen. Das Tr aining von und
dieKooperation mit der libyschenKüstenwache durch die Mis-
sion hat sich tatsächlich als sehr ambivalent erwiesen: Mangelnde
Ressourcen und Expertise sowie teilweise auch fehlenderWillen
führten dazu, dass die libyscheKüstenwache eben nicht effizient
Menschenlebenrettet. Und wenn sie Menschen auf hoher Seeret-
tet (oder Gerettete vonanderen Akteuren übergeben bekommt),
dann landen diese viel zu oft inLagern in Libyen, in denen sie

misshandelt oder sogar gefoltert werden. Die Zeiten von«Mare
Nostrum» waren vergleichsweise weniger gefährlich, um über das
Mittelmeer zu fliehen: Im Einsatzzeitraum ertranken knapp 4 von
1000 Geflüchteten im Mittelmeer, seit der Einstellung von «Mare
Nostrum» erhöhte sich diese Zahl auf 24 von 10 00 Personen bis
Ende 2018. Kritisiert wird, dass dieAussicht aufRettung ein «Pull-
Faktor» sei,alsoerst zur Flucht über das Mittelmeer animiere –
dafürgibt es bis heute aberkeine wissenschaftlichen Beweise.Im
Gegenteil: 2016,als die meisten Menschen flohen–nämlich über
180000 Personen–, existierte «Mare Nostrum» schon lange nicht
mehr.Damals ertranken mehr Menschen als jemalszuvor im Mit-
telmeer, nämlich fast 5000.
EineWiederauflage von Operation Sophia /Eunavfor Med wird
es nicht mehr geben, es wäre aber auch das falsche Instrument.
Eine EU-Mission imRahmen der Gemeinsamen Sicherheits- und
Verteidigungspolitiksollte nicht für hart umkämpfte innenpoliti-
scheThemen wie Flucht und Migrationgenutzt werden. Die euro-
päische GrenzschutzagenturFrontex inKooperation mit nationa-
lenKüstenwachen wäre die bessere Antwort für beides:sowohl die
Verfolgung und Anklage von Schmugglern als auch eine erfolg-
reiche Seenotrettung.Aber auch hier gestalten sichKompromisse
mit allen Mitgliedsstaaten derzeit schwierig.
Stattdessen braucht Europa ein zweites, diesmal europäisches
«Mare Nostrum», bei dem die Mitgliedsstaaten mitmachen, die
nicht mehr zuschauen wollen – und die auch dem unwürdigenFeil-
schen um dieAufnahme der (gegenwärtig sehr wenigen) Geret-
teten mit einem klaren Übereinkommen und einemVerteilungs-
schlüssel ein Ende bereiten wollen. Es wäre auch eine gute Ge-
legenheit, sich im Nachhinein bei Italien zu entschuldigen, dass
man es seit 20 14 im Stich gelassen hat.

Tobias Pietzist stellvertretenderLeiterderAnalyseimBerlinerZentrumfür
Internationale Friedenseinsätze(ZIF).

Kompromisse mit allen


Mitgliedsstaaten sind


derzeit schwierig.

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