Süddeutsche Zeitung - 30.08.2019

(Romina) #1
Köln– Abends um elf scheint die Welt
nochin Ordnung zu sein auf dem Kölner
Ebertplatz. Zumal jetzt, im heißen August:
Der grellgrün beleuchtete Brunnen plät-
schert, vorm Tresen des Gastro-Contai-
ners stehen die Anwohner Schlange für
noch ein Kölsch. Und selbst an der Westsei-
te, wo die Betonplatten übergehen in die
schmuddelige Tunnelpassage mit einer
Handvoll Ladenlokalen, nach Urin stinken-
den Ecken und kaputten Rolltreppen –
selbst da macht Herbert Reul noch „wirkli-
che Fortschritte“ aus: „Vor zwei Jahren war
das hier alles duster“, erinnert sich Nord-
rhein-Westfalens Innenminister, „da trau-
te sich kaum einer her.“ Der CDU-Politiker
blickt auf die Studenten, die auf einer Mau-
er sitzen und trinken, rauchen, feiern.
Kölns „Wunder vom Ebertplatz“, es
schien vollbracht zu sein. Bürgerinitiati-
ven, die Polizei, die Stadtverwaltung – alle
zusammen hatten sich angestrengt, den
„Angstraum“ zwischen dem hippen Agnes-
viertel und der bunten Altstadt-Nord zu-
rückzuerobern als Treffpunkt fürs Veedel:
im Sommer mit Bad im Brunnen, im Win-
ter mit Eisbahn.
Beinahe jede deutsche Großstadt kennt
einen solchen Krisen-Ort mit Dealern, Jun-
kies oder Obdachlosen. Köln schien den

Kampf gewonnen zu haben. Bis Sonntag:
Da verblutete, zum zweiten Mal binnen
26 Monaten, nach einem Streit zwischen
Dealern ein Flüchtling aus Afrika auf dem
Beton. Betroffen blickt Reul am Tatort auf
Blumen und Kerzen. „Ich hatte gehofft, wir
wären hier schon weiter“, sagt er leise.
So ähnlich, nur sehr viel lauter, hat Reul
bereits zwei Stunden zuvor die Lage im
„Em Kölsche Boor“ analysiert. 200 Men-
schen drängeln sich im Brauhaus, zur Bür-
gerversammlung bei 35 Grad im stickigen
Festsaal. Hier im Veedel wählt fast jeder
Zweite grün, die AfD darbt unter fünf Pro-
zent. Neben dem Minister schwitzt Ober-
bürgermeisterin Henriette Reker, die spä-
ter einräumen wird, in einer Millionen-
stadt wie Köln werde es „nie eine hundert-
prozentige Möglichkeit geben, einen sol-
chen Platz zu sichern“.
Noch drastischer hat es zuvor Polizeiprä-
sident Uwe Jacobs gesagt: Auch er ärgere
sich, dass mehr als zwei Jahre nach dem
ersten Todesopfer bisher nur fünf leere
Stahlpfähle für die geplante Videoanlage
auf dem Ebertplatz stehen. Nur, selbst al-
lerbeste Technik hätte das Leben des
25-jährigen Somaliers am Sonntag um
4.45 Uhr nicht retten können: „Diese Tat
kann kein Polizist der Welt verhindern!“

Viele Jahre lang hatte die Stadt den
Ebertplatz verkommen lassen, ein beson-
ders hässliches Exemplar eines „Brutalis-
mus“ getauften Architekturstils. 2016 ge-
riet der Platz dann obendrein zum Kollate-
ralschaden der weltberüchtigten Silvester-
nacht: Seit die Polizei die Kleinkriminellen
vermehrt von Hauptbahnhof und Domplat-
te vertrieb, zogen die Dealer 1,3 Kilometer
weiter nach Norden. Prompt schossen die

registrierten Straftaten am Platz um
44 Prozent in die Höhe, Drogendelikte ma-
chen dort seither zwei Drittel aller Verge-
hen aus. Seit 2018, seit Stadt und Bürger
um die Wiederbelebung des Ebertplatzes
ringen, verbessert sich die Statistik wie-
der. Aber der Platz bleibt ein Menetekel für
Kölner Ängste, und die subjektiv gefühlte
Sicherheit ist bis heute miserabel.
Ruth-Lucia Wennemar, als Sprecherin
des lokalen Bürgervereins die Moderato-
rin im Brauhaus, erzählt vom allnächtli-
chen Alltag: zerkratzte Autos, zertrümmer-
te Stühle von den Restaurants, Schlägerei-
en im Morgengrauen. Die 49-jährige Jour-
nalistin bringt die gefühlte Sicherheitslage
auf den Punkt: Zustände seien das, „die
zwingen zur Selbstjustiz“, ruft sie, „denn
wenn du den Staat brauchst, dann ist er
nicht da!“ Viele klatschen, allen voran die
Anwohner hinten im Saal um einen Mann
im blauen Shirt, der zuvor den Innenminis-
ter als „lächerlich“ beschimpft hatte. Da
hatte Reul gemahnt, man könne nicht ein-
fach jeden Kleinkriminellen aus Deutsch-
land abschieben: „Wir haben uns – Gott sei
Dank – auf einen Rechtsstaat eingelassen.“
Die Debatte ist hitzig, aber sie kocht nie
über. Polizeipräsident Jacobs erntet zwar
von einer jungen Frau eine Rüge wegen an-

geblichen Rassismus, da er einen Tatver-
dächtigen als „Schwarzafrikaner“ bezeich-
nete. Lauter jedoch ist der Beifall, als Ja-
cobs ankündigt, er wolle künftig auch in
tiefster Nacht Streife fahren lassen und
mehr Zivilfahnder schicken, um den Kun-
den der Dealer zuzusetzen: „Das sind über-
wiegend Deutsche, die kommen auch hier
aus dem Viertel!“ Als schließlich ein Staats-
anwalt die Anwohner auffordert, mehr Zi-
vilcourage zu beweisen und als Zeugen ge-
gen Dealer auszusagen, nicken viele.
Es gelingt ein Kneipen-Konsens zwi-
schen Podium und Publikum. Alle, vom
links-alternativen Studenten bis zum CDU-
Bezirkspolitiker, verlangen mehr Polizei,
am besten in einer mobilen Wache, unter-
stützt von mehr Sozialarbeitern. Und die Vi-
deoüberwachung müsse endlich begin-
nen. Die große Lösung, der Umbau des Plat-
zes, beginnt frühestens 2022.
Spät am Abend, nach dem Rundgang,
trinkt auch Innenminister Reul noch sein
Bier am Gastro-Container. Jeder Klapp-
stuhl ist besetzt, die zivilgesellschaftliche
(kurz: kölsche) Rückeroberung der Krisen-
Platzes geht also weiter. Im Halbdunkel
hinterm Brunnen sind derweil drei Schat-
ten auszumachen. Zwei Polizisten führen
einen Dealer ab. christian wernicke

von gerhard matzig

D


a hat man als innerstädtischer Rad-
ler den obligatorischen Stau der Au-
to-Immobilen eben noch freund-
lich lächelnd bis sardonisch grinsend wort-
wörtlich stehen gelassen, um sich dann am
Zielort zehn Minuten nach einer fahrrad-
schlosskompatiblen Parkmöglichkeit um-
zusehen. Die vorgesehenen, immer noch
spärlich gesetzten und nicht immer sinn-
voll verteilten Haltebügel vor öffentlichen
Gebäuden oder auch Unternehmenssit-
zen? Sind in der Regel: alle besetzt. Ver-
kehrsschilder? Rechtlich noch immer um-
stritten, aber ohnehin – alle besetzt. Bau-
zäune? Eigentlich verboten und – alle be-
setzt. Bäume? Meistens zu dick und übri-
gens – alle besetzt. Bleiben die meist priva-
ten Kellergitter an Häusern, direkt unter
den Schildern „Fahrräder abstellen verbo-
ten!“. Nicht wundern: alle besetzt.
Der „Parkraumsuchverkehr“, der mut-
maßlich direkt in den Burn-out führt, mal-
trätiert jetzt also auch die Radler. Sie fin-
den einfach kaum mehr Möglichkeiten, ih-
re immer teurer und diebstahlgefährdeter
werdenden Vehikel in den von Bikern (und
gottlob nicht allein von SUV- oder E-Scoo-
ter-Piloten) zunehmend beanspruchten In-
nenstädten beim Abstellen zu sichern. Üb-
rigens: Auch Fahrradfahrer müssen Re-
geln akzeptieren, wenn sie ernst genom-
men werden wollen. Die Bike-Anarchie hat
in ihrem närrischen Missverständnis von
Coolness schon längst echte Sympathieträ-
ger hervorgebracht – in einer Liga mit auf
dem Radweg abgestellten SUV.

Bei einem Test von Bike+Ride-Statio-
nen hat das umweltfreundliche Pendant
zum ADAC, also der Allgemeine Deutsche
Fahrrad-Club ADFC, vor allem mit Blick
auf die Fahrradabstellmöglichkeiten an
deutschen Bahnhöfen im vergangenen
Jahr festgestellt: „In Deutschland fehlen
Millionen Fahrradparkplätze.“ Die Ge-
schichte des Fahrradparkens in Deutsch-
land sei eine „Horrorstory“.
Irgendwie hat man ja den Eindruck,
dass das Fahrrad dazu auserkoren ist, die
Welt zu retten. Also zum Teil. Und nur theo-
retisch. Praktisch herrscht parkraumtech-
nisch erst mal ein verschärftes Chaos in die-
ser idealen Bike-Welt. Das Problem ist gera-
de dabei, von der Banalität zum Berüchtigt-
sein umzuschlagen. Mehr als 75 Millionen
Fahrräder soll es nach einer Schätzung des

Industrieverbandes ZIV derzeit in Deutsch-
land geben. Am Münchner Marienplatz
kann man bisweilen auf die Idee kommen,
dass sich ein Großteil davon in den Straßen
rund um die Mariensäule versammelt.
Aber das geht einem an vielen Orten in
Deutschland so. Wir haben, obschon ein
Fahrrad nur etwa ein Zehntel der Pkw-
Stellfläche benötigt, ein riesiges Fahrrad-
parkproblem – dort, wo andere Nationen
bereits riesige Fahrradparkhäuser bauen.
Wie zum Beispiel in den Niederlanden, das
für Velo-Liebhaber geradezu als Flachland-
Dorado gilt.
Zum Vergleich: Während ein rollender
Niederländer im Schnitt etwa 1000 Kilome-
ter im Jahr mit dem Rad zurücklegt, sind
es in Deutschland gerade mal 300. In vie-
len niederländischen Städten liegt der Rad-
anteil an allen Verkehrswegen bei mehr als
40Prozent, in München sind es 24 Pro-
zent, in Berlin nur 15. Trotzdem oder eben
deshalb gibt es in den Niederlanden auch
größere Infrastrukturprobleme. Es gibt
Fahrradstaus, Fahrraddrängeleien und ei-
nen Mangel an sicheren und bequemen Ab-
stellmöglichkeiten. Auch im Land der Hori-
zontalität türmen sich an manchen Bahn-
höfen die Räder. Dabei sind die Bahnhöfe
wichtige „Mobilitäts-Hubs“, in denen, so
der ADFC, „die Alternativen zum Privat-
auto – also Bahn, Carsharing und öffent-
liche Leihräder – eng und komfortabel mit-
einander verzahnt werden müssen“.
Genau dafür sorgt jetzt in den Niederlan-
den, wo 46 Prozent der Pendler das Fahr-
rad als Zubringer zur Bahn benutzen (in
Deutschland kombinieren bislang nur
sechs Prozent Fahrrad und Bahn), ein unge-
wöhnlich futuristisches Bike-Parkhaus. Es
bietet Platz für 12 500 Fahrräder auf drei
Etagen – direkt neben dem Hauptbahnhof
in Utrecht, einer Stadt mit 350 000 Einwoh-
nern. Derzeit ist es das weltweit größte
Fahrradparkhaus. Dahinter rangiert Tokio
mit einem Gebäude für 10 000 Velos.
Während sich früher, in der Ära der auto-
gerechten Städte, zumal in Deutschland
viele Städte etwas übereifrig wechselseitig
mit dem Bau immer größerer (aber selten
immer schönerer) Autoparkhäuser eine
Konkurrenz der Scheußlichkeiten liefer-
ten, sollte nun versucht werden, diese Feh-
ler in der Renaissance des Fahrradfahrens
zu vermeiden.
Das für 30 Millionen Euro realisierte
und vom Rotterdamer Büro Ector Hoog-
stad entworfene Gebäude beinhaltet ne-
ben der ästhetischen Komponente auch
Funktionalität. Zum Beispiel in Form einer
klugerweise integrierten Fahrradwerk-
statt. Die Erschließungskerne sind holzver-
kleidet und, so die Kritik im Branchenblatt

Bauwelt, „angenehm ausgeleuchtet“. „Vie-
le Durchblicke, Öffnungen und Fenster-
schlitze helfen bei der räumlichen Veror-
tung und beugen Zusammenstößen vor.“
Jede Zeit hat die ihr eigene Mobilität, die
sich auch architektonisch in allen Gesell-

schaften abbildet. Das gilt für Bahnhöfe,
Flughäfen, Straßen und auch Autopark-
häuser. Letztgenannte sitzen, vor allem
wenn sie aus der Nachkriegszeit stammen,
oft wie Furunkel im Gesicht der Städte.
Daraus lässt sich lernen: Die Fahrradpark-

häuser der Zukunft müssen funktional
und architektonisch ambitioniert sein.
Wer weiß: Vielleicht ließe sich ja das ei-
ne oder andere vergammelte Autopark-
haus in ein smartes und ästhetisch über-
zeugendes Fahrradparkhaus verwandeln.

Andreas Scheuer, 44, Bundesverkehrs-
minister, verbreitet frische Luft. An
seinem Amtssitz in Berlin ließ der CSU-
Politiker eine öffentliche Luftpumpe
anbringen, nutzbar für alle handelsübli-
chen Fahrrad-Ventile.


Kirsten Dunst, 37, US-Schauspielerin,
will auch mal einen Preis gewinnen.
„Man hat mich in der Branche nie aner-
kannt. Ich wurde nie für irgendetwas
nominiert, außer für zwei Golden Glo-
bes“, sagte sie dem Radiosender Sirius
XM. „Vielleicht denken sie, ich bin nur
das Mädchen aus ‚Girls United‘. “ Dunst
spielte in „Spider-
Man“, „Marie Antoi-
nette“ und im Cheer-
leader-Film „Girls
United“ mit. Für ihre
Rolle in „Interview
mit einem Vampir“
wurde sie 1994 als
Kind für einen Gol-
den Globe nomi-
niert, ebenso 2015
für die Fernsehserie
„Fargo“.FOTO: AFP


Hugh Grant, 58, britischer Schauspie-
ler, ist ein kreativer Schimpfnamenerfin-
der. Auf Twitter titulierte er Premiermi-
nister Boris Johnson als „überschätztes
Gummi-Badespielzeug“.


Lars Motza, 16, Tischler-Azubi aus Ber-
lin, hat die größten Teenager-Füße der
Welt. Mit Schuhgröße 57 steht er im
neuen Guinness-Buch der Rekorde. All
seine Schuhe seien Sonderanfertigun-
gen, erzählte er derB.Z., kaufen könne
man Schuhe nur bis Größe 55 1/2. „Mein
größter Traum sind modische Sneaker
in Weiß-Schwarz.“ Nach Aussage seiner
Mutter hatte ihr Sohn schon bei der
Geburt 9,5 Zentimeter große Füße, sie
hätten nicht auf das Stempelkissen für
den Fußabdruck gepasst.


Werner Mang, gefühlte 50, Schönheits-
chirurg, hält Schönheit nicht für das
Wichtigste. „Gesundheit ist das Wichtigs-
te“, sagte er der Deutschen Presse-Agen-
tur. Ohnehin sei
„guter Schlaf wichti-
ger als ein Schön-
heitschirurg“. Sein
Jungbrunnen? „Die
Chirurgie macht
mich glücklich und
hält mich jung.“ Im
Moment fühlt sich
Mang, der bald 70
wird, nach eigener
Aussage 20 Jahre
jünger.FOTO: DPA


Lauren Hutton, 75, US-Fotomodell, hat
ihr Beauty-Geheimnis verraten. „Ers-
tens: ein guter Mann“, sagte sie dem
People-Magazin. „Nicht den Sex aufge-
ben, weil das sehr dumm wäre.“ Außer-
dem: lachen, lesen und in der Natur sein,
Kokosnussöl für Haare und Körper –
„und nicht zu viel Make-up auftragen“.


Bukarest– Ein Deutscher und vier Rumä-
nen sind verhaftet worden, weil sie Jugend-
liche in einem deutschen Heim für Schwer-
erziehbare in Rumänien misshandelt ha-
ben sollen. Die Staatsanwaltschaft in Buka-
rest teilte am Donnerstag mit, sie sollen in
dem aus deutschen Staatsmitteln mitfinan-
zierten Heim im nordwestrumänischen Vi-
seu de Sus Jugendliche „in Bedingungen
wahrhafter Sklaverei“ zur Arbeit ausgebeu-
tet haben. Offizielles Ziel des Projekts sei
es, die schwer erziehbaren Jugendlichen in
die Gesellschaft zu integrieren. Die Jugend-
lichen seien auf den Bauernhöfen, wo sie ar-
beiten mussten, „mit barbarischen Metho-
den“ behandelt und geschlagen worden.
Ungehorsam sei mit Nahrungsentzug und
einer Art Isolationshaft bestraft worden.
Medikamente sowie den Kontakt zur Au-
ßenwelt habe man ihnen vorenthalten,
ebenso den Schulbesuch. Vier Jugendliche
wurden nun in die Obhut des rumänischen
Kinderschutzamts überstellt. Zudem be-
stehe der Verdacht, dass die Betreiber des
Heims Gelder regelwidrig genutzt hätten.
Bei zwei Hausdurchsuchungen seien insge-
samt 146 115 Euro gefunden worden. dpa

(^10) PANORAMA Freitag, 30. August 2019, Nr. 200 DEFGH
Der Traum vom
Fahrrad-Schloss
In Deutschland fehlen Millionen Abstellmöglichkeiten,
in den Niederlanden baut man schicke Bike-Parkhäuser
Frankfurt– EinenMonat nach der
tödlichen Gleis-Attacke am Frankfurter
Hauptbahnhof wird der Tatverdächtige
vorläufig in einem psychiatrischen
Krankenhaus untergebracht. Wie die
Staatsanwaltschaft in Frankfurt mitteil-
te, wurde der Haftbefehl in einen ent-
sprechenden Unterbringungsbefehl
umgewandelt. Der Schritt sei erforder-
lich, da der 40-Jährige eine „Gefahr für
die Allgemeinheit“ darstelle, hieß es.
Dem Eritreer, der seit 2006 in der
Schweiz lebte, wird vorgeworfen, am



  1. Juli einen Achtjährigen und dessen
    Mutter vor einen einfahrenden ICE
    gestoßen zu haben. Der Junge starb im
    Gleisbett, seine Mutter konnte sich in
    letzter Sekunde retten. Eine ältere Frau,
    die er auch attackiert hatte, konnte sich
    in Sicherheit bringen.dpa


Helsinki– Nach dem Gewinn des mit
90 Millionen Euro gefüllten Eurojack-
pots leben in einer finnischen Klein-
stadt von nun an 50 Lotto-Millionäre.
Sie hatten sich an einem in einem Super-
markt ausgelegten Tippschein in ihrer
Gemeinde Siilinjärvi beteiligt, wo es zur
Feier über den Preis am Freitag Kaffee
und Kuchen für alle geben soll. Die
ZeitungIltalehtirechnete vor, mit dem
Jackpot könnten auf einen Schlag die
gesamten Schulden der Gemeinde abbe-
zahlt werden. Die Summe entspricht
demnach dem Betrag, der in der
20000-Einwohner-Stadt jährlich an
Steuern gezahlt wird. dpa


Berlin/Osnabrück– Elf Dienstwaffen
der Bundespolizei sind derzeit als ge-
stohlen oder verloren registriert. Das
geht lautNeuer Osnabrücker Zeitung
aus der Antwort der Bundesregierung
auf eine Anfrage der FDP-Bundestags-
fraktion hervor. Gegenwärtig seien
zehn Pistolen der Bundespolizei mit der
dazugehörigen Munition als gestohlen
registriert, heißt es. Eine weitere sei
bereits vor der Übergabe an die Bundes-
polizei beim Hersteller verschwunden.
Anfang August war bekannt geworden,
dass die Polizei seit März im niedersäch-
sischen Celle eine Maschinenpistole
vom Typ MP5 des Herstellers Heckler &
Koch vermisst.dpa


Deutsche Jugendliche


in Heim gequält


Bei der Kontoeröffnung war der Herr von der Bank etwas
abgelenkt. Der Hund der Filiale erregte seine Aufmerk-
samkeit, genauer gesagt der Roboterhund der Filiale, ein
Aibo der neuesten Generation aus dem Hause Sony. „Das
ist Kotaro“, sagte der Herr von der Bank. Er betrachtete
den Vierbeiner mit seligem Lächeln, kraulte seinen nack-
ten Schädel. Kotaro war ein ganz Braver, legte die Ohren
an, wedelte mit dem Schwanz, blickte aus treuen Glasau-
gen. „Sitz!“, sagte der Herr von der Bank. Allerdings
machte Kotaro nicht Sitz. Er wackelte scheppernd über
den Teppich. „Sitz!“ Kotaro machte ein Geräusch zwi-
schen Fiepsen und Bellen. Auf bedingungslosen Gehor-
sam ist er nicht programmiert, er hat andere Vorzüge.
„Er schmutzt nicht, gell.“ Der Herr von der Bank über-
ging die gute gemeinte Bemerkung des Kunden und
schaute der Maschine gerührt nach. thomas hahn

Während des Edinburgh Fringe Festivals sind die Straßen
der schottischenHauptstadt eine einzige große Bühne, be-
völkert von Clowns, Frauen, die Riesenseifenblasen in die
Menschenmassen pusten, Musikern jeder Stilrichtung. Ei-
ne der besten Straßenshows ist aber ein simples Metallge-
stell, das ein findiger Mensch am Middle Meadow Walk
aufgestellt hat. Daran ist in zweieinhalb Meter Höhe eine
Stange angebracht. „Häng dich für zwei Minuten dran –
gewinn 100 Pfund!“ steht auf dem Schild darüber. Wer’s
versuchen will, muss fünf Pfund zahlen. Leicht verdientes
Geld, scheinen die vielen, meist männlichen Kandidaten
zu denken. Einen nach dem andern sieht man erst hängen
und lächeln, dann zittern und prusten, dann loslassen
und scheitern. Selten wurde menschliche Selbstüber-
schätzung mit derart einfachen Mitteln so unterhaltsam
und einträglich genutzt. alexander menden

Ein paar Bahnen im Freibad geschwommen, dann noch
heiß geduscht,herrlich, so eine Morgenerfrischung. Vor
den Spiegeln im Umkleidebereich ist ziemlich was los,
es werden Wimpern getuscht, Gesichter eingecremt,
Haare in Form geföhnt, offensichtlich geht es für die
meisten aus dem Wasser ziemlich flugs weiter in ihre Bü-
ros. Endlich ist man in der Föhnschlange selbst dran, da
spürt man recht nah und irgendwie drängend jemanden
hinter sich stehen. Schulterblick, Verwunderung: Der
Typ hat eine Glatze! Was will der bloß hier? Aber der
Schatten geht einfach nicht weg. Erobert sich mit seiner
Hartnäckigkeit recht schnell den heiß begehrten Föhn.
Setzt sich in aller Ruhe auf eine Bank. Und fängt dann oh-
ne ersichtlichen Grund, aber geradezu liebevoll an, sei-
ne Zehen der Reihe nach mit der warmen Luft zu trock-
nen. mareen linnartz

MITTEN IN ...


Menetekel für Kölner Ängste


Der Ebertplatzist berüchtigt, dennoch wähnten sich die Anwohner im Bemühen um mehr Lebensqualität auf gutem Weg – bis ein Dealer erstochen wurde


Das Fahrradparkhaus in Utrecht hat 30 Millionen Euro gekostet. Es bietet 12 500 Abstellplätze, eine Werkstatt – und dazu
eine ansprechende Architektur. FOTOS: ROBIN VAN LONKHUIJSEN /AFP, JOCHEN TACK /IMAGO, MICHAEL KOOREN /REUTERS

Tatverdächtiger in Psychiatrie


Gefühlte Sicherheit: Die Anwohner wün-
schen sichmehr Polizei. FOTO: M. BECKER/DPA

ILLUSTRATIONEN: MARC HEROLD

LEUTE


Eine Stadt, 50 Lotto-Millionäre


Dienstwaffen verschwunden Tokio Edinburgh München


KURZ GEMELDET


In niederländischen Städten
werden40 Prozent der Wege mit
dem Rad gemacht. In Berlin: 15
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