Süddeutsche Zeitung - 30.08.2019

(Romina) #1
Der erste Blick geht meist aufs eingenähte Eti-
kett:Umweltbewusste Verbraucher erfahren
dort, aus welchem Material ein Kleidungs-
stück besteht und wo es produziert wurde.
Ob es unter fairen Bedingungen entstand, re-
cycelt werden kann oder mit welchen Chemi-
kalien es in Berührung kam, verrät das Schild-
chen allerdings nicht. Hier helfen Textil-Sie-
gel – doch davon gibt es mittlerweile so viele,
dass man leicht den Überblick verliert.
Das strengste Siegel am Markt vergibt der
Internationale Verband der Naturtextilwirt-
schaft, kurzIVN. Die Vorgaben für Chemika-
lien-Rückstände in Kleidung sind besonders
streng, genau wie die Sozialstandards, die ein-
gehalten werden müssen. Weil sie auf Erdöl
basieren, sind zudem Produkte aus Synthetik-
fasern von der Zertifizierung ausgeschlos-
sen, die allerdings in einem großen Teil der im
Handel erhältlichen Mischfaserkleidung ent-

halten sind. Somit ist das Siegel zwar sehr
streng, aber nicht sehr verbreitet.
Eher lohnt es sich im Alltag, auf dasGOTS-
Siegelzu achten: Die Produkte müssen zu
mindestens 70 Prozent aus Bio-Baumwolle
bestehen, Fasern wie Polyester dürfen nur in
recyceltem Zustand verarbeitet werden. Der
Standard regelt die gesamte Produktionsket-
te vom Anbau der Rohstoffe bis zum Endpro-
dukt und schreibt neben Mindestlöhnen auch
ein Verbot von Diskriminierung vor. Zu finden
ist das Siegel etwa bei Hess Natur, Alnatura
oder dem Öko-Online-Shop Avocado Store.
Als etwas weniger streng bei der Untersu-
chung der textilen Produktionskette, hinsicht-
lich der Chemikalien-Grenzwerte aber sehr
verlässlich, gilt das SiegelBluesign. Mehr als
500 Firmen lassen ihre Produkte mittlerweile
auf diese Weise kontrollieren und zertifi-
zieren, darunter etwa Adidas, Vaude oder

G-Star. Das Siegel schließt keine Faserart von
der Zertifizierung aus, also auch keine neu-
wertigen Synthetikfasern.
Für September hat zudem Entwicklungsmi-
nister Gerd Müller ein neues staatliches Textil-
siegel angekündigt, denGrünen Knopf. Aller-
dings müssen teilnehmende Firmen zum
Start erst einmal nur höhere Standards beim
Nähen und Färben der verwendeten Stoffe
nachweisen. Eigene Kontrollen bei der Baum-
wollproduktion sind vorerst nicht geplant.
Dementsprechend groß ist die Kritik: Die Lie-
ferketten würden nicht ausreichend über-
prüft, das Konzept sei „unausgegoren“, kriti-
siert der Gesamtverband der deutschen Tex-
til- und Modeindustrie.
Wer im Alltag auf unbekannte Siegel stößt
und sie auf ihre Kriterien untersuchen will,
kann die AppSiegelklarheitnutzen: Sie hilft,
die Logos zu verstehen. VIVIEN TIMMLER

von vivien timmler

D


er Moderiese H&M tut es. Das spa-
nische Textilimperium Inditex mit
Marken wie Zara oder Bershka
ebenfalls. Und auch Onlinehändler wie Za-
lando oder Otto machen mit. Sie nennen ih-
re neuen Modelinien „Conscious Collecti-
on“ oder „Committed Collection“, spre-
chen anstatt von „Fast Fashion“ lieber von
„Eco-Fashion“, tauschen rote Rabatt-
Schildchen gegen grüne Aufkleber aus, die
auf Bio-Baumwolle hinweisen. Und signali-
sieren ihren Kunden damit: Auch wir ma-
chen mit, auch wir sind jetzt nachhaltig.


Die Klimabewegung dieses Sommers,
die Menschen auf die Straße bringt und ih-
ren Konsum hinterfragen lässt, macht
auch vor der Modeindustrie nicht halt. Vie-
le Verbraucher wissen mittlerweile: Wenn
ein T-Shirt 1,99 Euro kostet und eine Jeans
keine zehn, dann kann irgendetwas nicht
stimmen. Dann kann es weder den Men-
schen gut gehen, die an der Produktion be-
teiligt sind, noch der Natur jener Länder,
aus denen die Rohstoffe stammen.
Gleichzeitig ist das Verlangen nach neu-
er Mode ungebrochen. Die Produktion hat
sich seit der Jahrtausendwende mehr als
verdoppelt: 150 Milliarden Teile werden je-
des Jahr neu hergestellt. Die Deutschen
kaufen im Durchschnitt 60 Kleidungsstü-
cke im Jahr – obwohl der Kleiderschrank
bei den meisten bereits voll ist. Die Boston-
Consulting-Studie „Pulse of the Fashion In-
dustrie“ geht sogar davon aus, dass die
Nachfrage nach Kleidung in den kommen-
den Jahren weiter steigen wird.
Diese Lust auf Neues treibt die Konzer-
ne an: Wer früher eine Sommer- und eine
Winterkollektion herausbrachte, hat heu-
te oft auf bis zu zwölf Linien im Jahr auf-
gestockt. Viele Läden werden sogar alle
zwei Wochen mit neuen Teilen beliefert.
Fast Fashion und faire Arbeitsbedingun-
gen, kann das zusammengehen?


„Nachhaltige Produktion muss im Kern-
geschäft eines Unternehmens stattfinden
und nicht in einzelnen Kollektionen“, sagt
Kathrin Krause von der Verbraucherzentra-
le Bundesverband. Wenn ein Fast-Fashion-
Label seine Bemühungen für die Umwelt
anpreise, wirke das häufig unglaubwürdig.
Auch die Ziele etwa von H&M, bis 2030 nur
noch nachhaltige Materialien zu verwen-
den und bis 2040 CO2-neutral zu werden,
wirken wenig ambitioniert. Werben dür-
fen die Firmen mit ihrem Öko-Image trotz-
dem, der Ausdruck „nachhaltig“ ist kein ge-
schützter Begriff. Es kann ihn also auch ei-
ne Firma verwenden, deren Geschäftsmo-
dell auf schneller Produktion und billiger
Arbeitskraft beruht – Dingen, die Nachhal-
tigkeit diametral entgegenstehen.
Das größte Problem für Verbraucher: In
kaum einer Industrie sind die Lieferketten
so verzweigt und so schwer nachvollzieh-
bar wie in der Modebranche. Die Herkunft
der Stoffe, die Löhne der Arbeiter und die
verwendeten Chemikalien: All das ist für
den Einzelnen unmöglich zu überprüfen.
Helfen können Siegel – und Entschleuni-
gung: So hat sich in den vergangenen Jah-
ren eine Gegenbewegung zum Fast-Fa-
shion-Wahnsinn entwickelt: Slow Fashion.
Sie steht für einen bewussten Umgang mit


Ressourcen und für Geduld: Produziert
wird häufig erst, nachdem genug Bestel-
lungen für einen bestimmten Artikel einge-
gangen sind. Doch wie kann man nachhalti-
ge Kleidung sonst noch erkennen?

Das T-Shirt


Laut der britischen Ellen McArthur Foun-
dation machen Kunstfasern mittlerweile
63 Prozent der Textilproduktion aus. Ne-
ben Nylon und Acryl ist das vor allem Poly-
ester: Das Material ist zwar pflegeleicht
und strapazierfähig, hergestellt wird es al-
lerdings aus Erdöl. Beim Waschen können
zudem winzige Partikel ins Meer gelangen.
Das ist beim Rohstoff Baumwolle nicht der
Fall, dafür ist der Anbau in der Regel sehr
wasserintensiv. Je nach Verarbeitung und

Färbung können in einem Kilo Baumwolle
mehrere Tausend Liter Wasser stecken.
Deutlich weniger ist es bei Lyocell, auch
Tencel genannt: einem Stoff, der von eini-
gen in der Industrie als Zukunftsfaser be-
zeichnet wird. Es handelt sich dabei um ei-
ne Kunstfaser, die aber aus einem nach-
wachsenden Rohstoff besteht: Holz. Gegen-
über anderen Cellulosefasern wie Viskose
gilt der Herstellungsprozess als kaum um-
weltbelastend. Eine nachhaltige Firma, die
auf Lyocell setzt, ist etwa Armedangels.

Die Jeans


Auch in eine Jeans fließen häufig Tausen-
de Liter Wasser. Das größte Problem aller-
dings ist die Verarbeitung: Um Trendwa-
schungen hinzubekommen, müssen die Ar-

beiter mit Chemikalien arbeiten. Längst
nicht alle Firmen legen offen, welche das
sind. Erst recht verzichten sollten Verbrau-
cher auf den sogenannten „Used Look“: Er
wird mithilfe von Sandstrahlen erzeugt.
Wer den austretenden Staub wegen zu ge-
ringer Arbeitsschutzstandards einatmet,
läuft Gefahr, an Staublunge zu erkranken.
Schlichte Jeans wären außergewöhnlichen
also vorzuziehen – und wer auf Stretch-Ho-
sen verzichten kann, tut etwas für die spä-
tere Recyclingfähigkeit des Kleidungs-
stücks. Fasermischungen aus Baumwolle,
Elasthan, Lycra oder Spandex lassen sich
später nicht mehr so trennen, dass daraus
neues, sortenreines Garn hergestellt wer-
den kann. Noch besser ist es ohnehin, klei-
nere Mängel selbst zu reparieren; einige
Firmen,wie etwa Nudie Jeans, bieten sogar

lebenslange Reparaturen ihrer Hosen an.
Über die App „Treeday“ lassen sich weitere
Fair-Fashion-Shops in der Nähe finden.

Die Schuhe


Viele Menschen, die sich pflanzlich ernäh-
ren, möchten auch auf Lederschuhe verzich-
ten. Auch vegane Schuhe können jedoch
sehr unnachhaltig produziert sein. Statt
aus Leder bestehen sie häufig aus Kunstle-
der oder Gummi, also Stoffen, die auf Basis
von Öl hergestellt werden. Umweltfreundli-
cher sind da zumindest Sneaker aus Recy-
clingmaterial oder aus nachwachsenden
Rohstoffen wie Leinen, Kork oder Kau-
tschuk, wie sie etwa die Firma Veja anbie-
tet. Und falls es doch Leder sein soll, kön-
nen Verbraucher zumindest auf pflanzliche
statt chemischer Gerbung achten.
Einer Greenpeace-Umfrage zufolge
fehlt dafür vor allem Jugendlichen das Be-
wusstsein: Bei den Kaufkriterien für Mode
rangieren Herstellungsland und Siegel auf
den letzten Plätzen, Preis und Aussehen
sind nach wie vor am wichtigsten. Tatsäch-
lich kann faire Mode mit Fast Fashion preis-
lich nicht mithalten. Studien zeigen je-
doch, dass Kunden, die Fast Fashion konsu-
mieren, häufig auch viele Teile kaufen. Nö-
tig sei ein ganzheitlicher Wandel, so Ver-
braucherschützerin Krause: „Wer im glei-
chen Tempo weiterkonsumiert, nur eben
fair, löst das Problem nicht.“ Ein Fort-
schritt wäre es, keine Neuware mehr in Um-
lauf zu bringen. Doch während es bei Autos
völlig normal ist, Dinge gebraucht zu kau-
fen, zu mieten oder zu teilen, ist das bei
Kleidung nicht so. Dabei wäre das mo-
disch, günstig und dann auch noch nach-
haltig.

Folge 11 der Nachhaltigkeitsserie erscheint am


  1. August zum Thema: Ernährung.


A


lles und alle werden heutzutage ver-
messen, statistisch erfasst, in Tabel-
len gesteckt. Nur eine Gruppe
scheint nicht zu interessieren: die Obdach-
losen. Als seien sie es nicht wert, gezählt zu
werden. Niemand weiß, wie viele es von ih-
nen gibt, wie viele neu hinzukommen, wie
viele der Obdachlosigkeit entkommen, wie
lange die Obdachlosigkeit andauert. Doch
langsam wächst das Interesse. Sie kom-
men uns näher. Und wir ihnen.
Dies liegt an der gestiegenen Sichtbar-
keit von obdachlosen Menschen in den
Städten. Auch wenn wir keine Zahlen ken-
nen, gefühlt werden es immer mehr. Zu-
dem werden unsere Stereotype über Ob-
dachlose erschüttert. Haben wir sie bis-
lang als drogen- und alkoholabhängig, als
geisteskrank oder kriminell abgetan, als
deserving homelessin der Sprache der Ar-
mutsforschung, die also ihre Obdachlosig-
keit „verdient“ hätten, so müssen wir er-
kennen: Wir liegen falsch. Auch erwerbstä-
tige, gesunde, ehrliche und fleißige Men-
schen werden obdachlos. Schnell steigen-
de Mieten, ein rückgängiger Bestand von
bezahlbarem Wohnraum, immer größere
Entfernungen zwischen Wohnen und Ar-
beiten tun das Ihre. Sorgen und Ängste
sind vom Rand der Gesellschaft in die Mit-
te gerutscht. Viele Menschen fragen sich
angstvoll: Wie lange kann ich in meiner
Wohnung bleiben? Würde ich eine andere
finden? Was, wenn nicht?
Diese Sorgen sind nachvollziehbar. Im-
mer mehr Erwerbstätige, insbesondere
aus osteuropäischen Ländern, müssen in
Deutschland auf der Straße leben. Die


Unterkünfte für Wohnungslose sind über-
füllt, die Verwaltung überfordert.
Neuvertragsmieten sind zwischen 2007
und 2018 bundesweit um rund 37 Prozent
gestiegen, Bestandsmieten um zwölf Pro-
zent, in den Städten ist der Anstieg beson-
ders hoch: In Berlin, Hamburg, München,
Köln und Frankfurt/Main legten Neuver-
tragsmieten um über 50 Prozent, Bestands-
mieten um 15 Prozent zu. Der Anteil der
Miete am Haushaltseinkommen, die Miet-
belastung, liegt seit Jahren bei 29 Prozent.
Für armutsgefährdeten Haushalte aber
stieg die Mietbelastung von 35 Prozent im
Jahr 2013 auf 43 Prozent im Jahr 2017. Ge-
ben Haushalte mit einem Nettoeinkom-
men von über 4500 Euro gerade 17 Prozent
ihres Einkommens für Miete aus, so sind
es für Haushalte mit einem Einkommen
unter 1300 Euro 46 Prozent.
Ein Umzug in günstigere Wohnungen
auf dem Land ist meist keine Lösung – und
schafft neue Probleme. Die mittlere Pen-
deldistanz zwischen Wohnsitz und Arbeits-
platz von sozialversicherungspflichtig Be-
schäftigten mit niedriger und mittlerer
Qualifikation ist zwischen 2000 und 2014
um 22 Prozent gestiegen. Pendeln kostet
Zeit. Und, so sarkastisch es klingen mag,
Pendeln kostet vor allem Geld. Gerade Ge-
ringverdienern nimmt langes Pendeln die
Zeit für einen Nebenjob.
Wir nähern uns amerikanischen Verhält-
nissen. Und doch: Zeltstädte wie auf den
Straßen in Midtown Los Angeles kennen
wir nicht. Auch nicht Parkhäuser, die
nachts von Privatpersonen gemietet wer-
den, damit Obdachlose in ihren Autos

schlafen können, bewacht und durch Ver-
sorgungstrucks verpflegt. Dabei gelten
Parkhäuser als Privileg. Viele schlafen ein-
fach in Autos, die am Straßenrand parken.
Die meisten Menschen in Deutschland
sind von der Obdachlosigkeit mehr als nur
einenpaycheck away, wie man in Kaliforni-
en sagt. Bis in die höhere Mittelschicht hin-
ein ist dort zu hören, wie nahe man der Ob-
dachlosigkeit ist: schlechter Kündigungs-
schutz, geringe Rücklagen, hoch belastete
Häuser, fehlende soziale Sicherung für
Krankheit oder Alter und kein Wohngeld.
Und Zwangsräumungen sind wesentlich
einfacher als in Deutschland.

Dieses Panoptikum zeigt: Wohnen
muss ein Menschenrecht sein. Dazu ge-
hört bezahlbarer Wohnraum, ausreichen-
de Einkommen, ein höherer Mindestlohn,
die Sicherung und Anpassung des Wohn-
gelds, eine gute öffentliche Verwaltung. Ge-
rade hat die große Koalition mit der Verlän-
gerung der Mietpreisbremse und Entlas-
tungen beim Immobilienkauf einige Wei-
chen gestellt. Bereits im Mai wurde eine Er-
höhung des Wohngelds von 2020 an und
seine Anpassung an die Miet- und Einkom-
mensentwicklung beschlossen. Schät-
zungsweise 660 000 Haushalte werden da-
durch Wohngeld erhalten, 180 000 mehr
als bisher. Weitere Maßnahmen sind nö-
tig. Investoren sollten verpflichtet werden,

einen Teil der Bausumme für bezahlbare
Wohnungen mit Sozialbindung zu verwen-
den. Berlin hat eine solche Pflicht 2014 ein-
geführt, seit 2017 liegt die Quote für Sozial-
wohnungen bei großen Bauprojekten bei
30 Prozent.
Wir brauchen mehr und bessere Unter-
künfte für Obdachlose, die sicherer und
auch für Partner oder Tiere zugänglich
sind. Hilfsangebote müssen auch Erwerbs-
tätigen offenstehen. Hilfsstrukturen müs-
sen an die Bedarfe angepasst werden und
auch Erwerbstätigen offenstehen. „Hou-
sing First“-Ansätze, die Obdachlose
schnell und vorbehaltlos in eine eigene
Wohnung vermitteln, müssen entschlosse-
ner ausgebaut und die darin sichtbare Poli-
tik des Vertrauens in die Breite getragen
werden. Das öffentliche Verkehrsnetz ist
gerade für Obdachlose wichtig und muss
erhalten werden. Wir brauchen konsoli-
dierte Politiken über einzelne Stadtbezirke
hinweg.
Und, ja, wir brauchen viel mehr Wissen
über die Obdachlosen selbst. Zentral aber
ist unsere Haltung. So nah uns die Obdach-
losigkeit gekommen ist, ertragen können
wir ihre Nähe nicht. Auch Deutsche sind
„Nimbys“: Obdachlose sollen draußen
wohnen,not in my backyard. Die gegen-
über Obdachlosen defensive und feindli-
che Architektur spricht Bände. Wir dürfen
der Obdachlosigkeit nicht näher kommen,
nur um sie wieder aus den Augen verlieren
zu können. jutta allmendinger

Der Weg durch den Siegel-Dschungel


Christoph Werner, 46,Sohn des dm-
Gründers Götz Werner, übernimmt die
Führung der Drogeriekette. Er folgt auf
Erich Harsch, 57, der den Chefposten bei
der Baumarkt-Kette Hornbach über-
nimmt. Harsch rückt bei Hornbach nach
für Steffen Hornbach, 61, der sein Amt
aus gesundheitlichen Gründen aufgibt.
Werner (FOTO: DPA) ist schon länger im
väterlichen Unternehmen tätig, zuletzt
verantwortete er im neunköpfigen Vor-
standsgremium die Bereiche Marketing
und Beschaffung. Bevor er bei dm ein-
stieg, arbeitete Werner bei L’Oréal in
Frankreich und bei GlaxoSmithKline in
den USA. Der 46-Jährige gilt als belesen,
in der Firma gibt er sich bescheiden,
sitzt im Großraumbüro mit anderen
Mitarbeitern. Nach dem Abitur hatte
Werner seinen Wehrdienst bei der Bun-
deswehr abgeleistet.
Eine Zeitlang, so
berichten dieBadi-
schen Neuesten Nach-
richtenwollte er
sogar Hubschrauber-
pilot werden, ent-
schied sich aber
dann doch für Be-
triebswirtschaft.sz

Wohnen ohne Halt


NurDrogenabhängige und Kriminelle leben auf
der Straße? Das ist falsch: Immer mehr Erwerbstätige
sind obdachlos. Für arme Menschen steigen
die Mieten viel zu schnell, Deutschland nähert sich
amerikanischen Verhältnissen. Was die Politik und
wir alle gegen Obdachlosigkeit tun müssen

Christiane Schönefeld, 62,soll Perso-
nal- und Finanzvorstand bei der Bundes-
agentur für Arbeit werden. Der Verwal-
tungsrat der Bundesagentur sprach sich
am Donnerstag für Schönefeld(FOTO: DPA)
aus, die von der Arbeitgeberseite in dem
21-köpfigen Gremium vorgeschlagen
worden war. Arbeitnehmer und Arbeitge-
ber tragen traditionsgemäß ihre gegen-
seitigen Personalvorschläge mit. Der
Posten war freigeworden, nachdem die
Arbeitgeber gegen erhebliche Widerstän-
de die Abberufung der bisherigen Fi-
nanzchefin Valerie Holsboer durchge-
setzt hatten. Schönefeld leitet bisher die
Regionaldirektion Nordhrein-Westfalen
der Bundesagentur. Der Personalvor-
schlag muss nun der Bundesregierung
unterbreitet werden, die ihn noch bestä-
tigen muss. Steffen Kampeter, Hauptge-
schäftsführer der
Bundesvereinigung
der Deutschen Ar-
beitgeberverbände,
wurde in der Sitzung
außerdem zum neu-
en stellvertretenden
Vorsitzenden des
BA-Verwaltungsrats
gewählt. dpa

Tina Müller, 50, Douglas-Chefin, macht
zunehmend Umsatz im Onlinehandel.
Bei Deutschlands größter Parfümerieket-
te stammen inzwischen fast 30 Prozent
der deutschen Umsätze aus den konzern-
eigenen Online-Shops, wie das Unter-
nehmen bei der Präsentation der Quar-
talszahlen berichtete. Europaweit liegt
der Online-Anteil am Umsatz bei knapp
17 Prozent. „Wir werden in diesem Jahr
erstmals mehr als eine halbe Milliarde
Euro online umsetzen“, sagte Müller
(FOTO: OH). Sie kündigte an, dass europa-
weit 70 der rund 2400 Geschäfte wegen
mangelnder Entwicklungsperspektiven
geschlossen werden sollen, etwas mehr
als zehn davon in Deutschland. Als Ab-
kehr vom stationären Handel will sie
diesen Schritt aber nicht verstanden
wissen. „Wir glau-
ben auch an unser
Filialnetz und wir
investieren auch
weiter stark in die
Geschäfte. Allein in
Deutschland haben
wir in diesem Jahr
16 Neueröffnungen“,
sagte sie. dpa

Weniger ist fair


Große Modemarken wollen jetzt auch bio, öko und fair sein. Aber ihr Geschäftsmodell ändern sie nicht.
Sie bringen weiterhin ständig neue Klamotten in die Läden. Das macht es Verbrauchern schwer

Richtig gut leben – die große NachhaltigkeitsserieFolge 10: Kleidung


18 HF3 (^) WIRTSCHAFT Freitag,30. August 2019, Nr. 200 DEFGH
Chef statt Pilot
ALLMENDINGERS WELT
Sicher und auch für Partner oder
Tierezugänglich: Es braucht
mehr und bessere Unterkünfte
WZB-Präsidentin Jutta Allmendinger und Nikolaus
Piper schreiben hier jeden Freitag im Wechsel.
N
A
C
H
H
A
LT
IG
KEIT
NN
AA
NN
C
A
H
H
A
LLT
IG
KEIT
Gewählt
Zehn zu, 16 auf
PERSONALIEN
ILLUSTRATION: STEFAN DIMITROV
Ein Fortschritt wäre es schon,
keine Neuware
mehr in Umlauf zu bringen

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