Süddeutsche Zeitung - 30.08.2019

(Romina) #1
von johann osel

Vohburg– Esist eine Szenerie wie auf ei-
nem riesigen Schrottplatz – verbeulte, ver-
brannte, verrostete Rohre und Metallteile
türmen sich, Kabelsalate von der Größe ei-
nes Kleinwagens liegen herum. Bräunlich
schimmern verfallene Anlagen und Tanks
hinter einer Absperrung, dicke Risse sind
zu sehen. Es ist jener Bereich, der nicht an-
getastet werden darf – Staatsanwaltschaft
und Landeskriminalamt haben das veran-
lasst. Denn es wird nach wie vor ermittelt,
warum genau es vor nun einem Jahr zu ei-
ner Explosion gekommen ist, die eine Regi-
on für einen Tag den Atem anhalten ließ,
ganz Bayern wohl, sicher auch viele Men-
schen deutschlandweit: das Unglück in der
Bayernoil-Raffinerie im oberbayerischen
Vohburg am 1. September 2018.
Der „Rückbau“ ist in vollem Gange. Un-
terhalb der verkohlten Silhouette, aus der
die markanten, oben rot geringelten Tür-
me ragen, räumen zwei Bagger Schutt weg.
Es wird parallel aber auch viel Neues aufge-
baut, Handwerker aller erdenklichen Bran-
chen tummeln sich in der Raffinerie. Es
herrscht irgendwie ein Zwischenzustand,
Altes muss weg, Neues soll her, begleitet
von knallender Sonne und Tankstellenge-
ruch. Und auch Rohöl veredelt wird mittler-
weile wieder.
Geht man mit Geschäftsführer Michael
Raue und Claus Schunk von der techni-
schen Leitung in die Anlage – Schutzbrille
und Helm sind Pflicht –, dann kommt man
in eine kleine Stadt. Bei aller Faszination
des Laien für Ruinen, der Ingenieursstolz
hängt nicht an Schrottbergen. Und so len-
ken die beiden den Blick auf das Funktio-
nierende, sie schauen ohnehin in die Zu-
kunft. Die Voraussetzungen dafür gelegt
wurden schon kurz nach dem Unglück, das
ein Fünftel der größten bayerischen Erdöl-
Raffinerie zerstörte. Im Frühjahr nahm
man die Produktion wieder auf. Daher hat
Schunk einen neuen Titel – „Restart-Mana-
ger“, Fachkraft für den Wiederbeginn.

Die Besichtigung führt vorbei an Kolon-
nen, die Rohöl aufspalten und umbauen in
marktfähige Produkte. Bei einem „Ofen“,
so groß wie eine Fabrikhalle, lassen sich
durch eine Luke die Flammen beobachten,
400 Grad Hitze sind es drinnen, zu spüren
ist das selbst durch die Scheibe. Dabei ist
das nicht mal die höchste Temperatur oder
der stärkste Druck, wie man sie braucht
beim Spalten, Sieben und Sieden. Ein Ab-
stecher zum Control-Center, wo ein Team
umrahmt von Monitoren sitzt, ein Hauch
Raumschiff-Enterprise-Stimmung. „Ein
Operator kann nie genug Bildschirme ha-
ben“, meint Schunk. Und was passiert im
Werk gerade? Alles in Ordnung, alles im
Fluss – dort wo das Öl wieder fließen kann.
„Beinahekatastrophe“ – unter dem Be-
griff firmierte die Detonation mit ihren an-
schließenden Feuern. 16 Mitarbeiter wur-
den verletzt, der Landkreis Pfaffenhofen
rief den Katastrophenfall aus, Teile mehre-
rer Gemeinden wurden evakuiert, Anwoh-
ner beklagten Schäden. Fensterscheiben,
noch viele Kilometer entfernt, barsten.
Wer dabei war damals – im Tross von In-
nenminister Joachim Herrmann konnten
die schnellsten Reporter direkt zum Ge-
schehen fahren –, dem bot sich ein Bild der
Verwüstung: mehrere Feuerherde, Indus-
triegerippe hinter quellenden Rauchschwa-
den, ein Schwall von Löschwasser von al-
len Seiten. Häuserwände nebenan hat die
Explosion umgerissen, ein zerquetschtes
Auto lag dort. Ein „Glück“, so bilanzierte
Herrmann später am Nachmittag, dass es
keine große Katastrophe wurde, dass Hun-
derte Einsatzkräfte einen guten Job mach-
ten. Und dass Hubschrauberflüge gegen
Mittag zeigten: Es wurde doch alles rasch
unter Kontrolle gebracht, Flammen schlu-
gen nicht bis zu einem großen Tanklager,
wie anfangs befürchtet. Aus heutiger Sicht
und mit Blick auf den Lageplan, war Letzte-
res wohl eine theoretische Gefahr. „Aber
lieber einmal zu viel Katastrophenfall als
zu wenig“, sagt Raue. Danach ließ man übri-
gens die Feuer „kontrolliert abbrennen“ –
nach 18 Tagen erloschen sie.
Schunk, der gut 20 Kilometer entfernt
wohnt, wurde von einem Rumms geweckt.
Wobei es, das weiß man inzwischen, zwei

Explosionen waren kurz nach 5 Uhr, bin-
nen einer Viertelsekunde. Und Sekunden
später, sagt er, bimmelte sein Handy, er ras-
te gleich los und hat dabei sogar – Verkehrs-
polizei bitte weghören – ein Feuerwehrau-
to überholt. Erster Alarm im Werk war we-
nige Minuten früher. Gibt es gewissen
Druckverlust in einer Leitung, wird alar-
miert, auch wenn es eine Lappalie sein
könnte. Die Werksfeuerwehr, sagt Schunk,
„stand in einer halben Minute in den Ho-
sen“. Nach 20 Minuten habe ein Krisenstab
die Arbeit aufgenommen – alles wie geübt,
„das Sicherheitskonzept hat gegriffen“.
Das Hauptproblem war allerdings, dass
unweit des Reaktors alle Kontrollprozesso-
ren für die Anlage angesiedelt waren – so-
fortiger Shutdown also, weil es keine Mes-
sungen mehr gab im ganzen System. Nor-
mal laufen dort 13 000 Einzelmessungen
ein. Jetzt beim Wiederaufbau ist man klü-
ger als die Planer der historischen Struk-
tur, die Prozessoren sind dezentral verteilt.

Konkrete Ursache des Unglücks war ein Re-
aktor, der „aufgemacht“ habe, der trotz di-
cker Stahlwänden einfach zerriss. Das Teil
befindet sich aktuell bei der Bundesanstalt
für Materialprüfung in Berlin, für Ermitt-
lungen. „Spontanes Versagen der äußeren
Reaktorhülle“, sagt Raue, nichts habe sich
angedeutet. „Ein singulärer Fall“, Wahr-
scheinlichkeit nicht mal ein Millionstel.
Eine solche Raffinerie läuft im kontinu-
ierlichen Betrieb, sieben Tage die Woche,
und das Zusammenspiel im Inneren ist ein
ausgeklügeltes Geflecht. Aus dem italieni-
schen Triest wird ein Rohöl-Cocktail nach
Vohburg gepumpt, „wir hier sind wie eine
Netzspinne im Pipelinesystem“, erläutert
Schunk. Den Cocktail – „Crude“ – bearbei-
ten sie stufenweise, sodass er „perfekt aus-
gebeutet wird“, ohne Abfälle. Dazu hat jede
Anlage ihre Aufgabe: erst grob destillieren
und aufschlüsseln, „aufcracken“, auch fei-
ner zerstückeln, mit unterschiedlichen Sie-
depunkten Stoffe abziehen, andere weiter-

leiten, teils entschwefeln, es werden Mole-
küle umgruppiert, Dinge zugesetzt und ge-
filtert – vom leichten Propangas bis zum
schweren Bitumen reichen die anderthalb
Dutzend Endprodukte. Natürlich sind dar-
unter Diesel und Benzin, sie betragen zwei
Drittel der Ausbeute. Ausgeliefert wird al-
les größtenteils per Bahn und Lastwagen.
„Da kommt der Verfahrenstechniker ins
Schwärmen“, sagt Claus Schunk über die
Veredelungsschritte und kommt ins
Schwärmen. Die Abläufe sind leiser, als
man es sich vorgestellt hat; wobei leise in
der Audi-Airbus-Industrieregion Ansichts-
sache ist. Es donnert über den Köpfen.
„Ein Tornado“, hört Schunk heraus, „Euro-
fightersind leiser.“ Dass die Produktion
nach dem Unglück ausfiel und Bayernoil
zunächst nur am zweiten Standort Neu-
stadt an der Donau produzierte, hatte sich
beim Angebot von Teer für den Tiefbau be-
merkbar gemacht – und beim Spritpreis.
7,4 Millionen Tonnen Rohöl werden an den

zwei Standorten 2019 veredelt, trotz ver-
minderter Kapazität in Vohburg. Die Rele-
vanz für Bayern betonte kürzlich Wirt-
schaftsminister Hubert Aiwanger bei ei-
nem Besuch. Die Raffinerie ging 1967 in Be-
trieb, sie gehört zu Bayerns Entwicklung
vom Agrar- zum Industrieland. Wegen des
Energiebedarfs arbeitet die CSU schon seit
den Fünfzigern an Plänen zu Raffineriean-
siedlungen in und um Ingolstadt, wegen
der zentralen Lage. Mancher soll ein „Bay-
erisch-Texas“ vor Augen gehabt haben.
Für den Wiederaufbau wird Bayernoil ei-
nen dreistelligen Millionenbetrag investie-
ren müssen. „Eine gigantische Aufgabe“,
betont Schunk, man habe etwa „den euro-
päischen Kabelmarkt leergekauft“. Jede
Leitung und jedes Rohr werde vom TÜV ge-
prüft, das ziehe sich bestimmt noch das
restliche Jahr hin. „Es ist, als würden wir ei-
nen komplett neuen Standort in Betrieb
nehmen“, sagt der Restart-Manager. „Aber
Sicherheit geht vor Geschwindigkeit.“

Regensburg– ImJuli 2018 hat Gerhard
Schiechel seine Frau zur Opernpremiere
begleitet. Zu den Festspielen auf Schloss
Thurn und Taxis. „Tosca“ von Giacomo
Puccini. Man kann das nachlesen auf der
Internetseite desRegensburger Wochen-
blatts. Der Klatschbeitrag von der Opern-
premiere ist einer von ganz wenigen Medi-
enberichten, in denen Schiechel und Ast-
rid Freudenstein gemeinsam auftauchen.
Ihre Ehe haben die beiden nie zur Schau ge-
stellt, eher privat gehalten. Doch spätes-
tens seit Juli 2019 ist ihre Beziehung keine
Privatsache mehr. Was erstens daran liegt,
dass Freudenstein im Juli zur Oberbürger-
meisterkandidatin der Regensburger CSU
gekürt wurde. Und zweitens daran, dass
Schiechel, ihr Ehemann, der Chef im Re-
gensburger Studio des Bayerischen Rund-
funks (BR) ist. Ein Problem? Ja, hat der BR
nun auf Anfrage derSüddeutschen Zeitung
mitgeteilt. „Um jeglichen Anschein eines
Interessenkonflikts zu vermeiden“, werde
Schiechel die Studioleitung zum Ende der
Sommerferien abgeben.
Ein Studioleiter, der hauptverantwort-
lich ist für die BR-Berichterstattung über
den OB-Wahlkampf seiner Ehefrau und ih-

rer Konkurrenz? Das hätte mehr als ein Ge-
schmäckle gehabt. Und wäre Wasser gewe-
sen auf die Mühlen derer, die öffentlich-
rechtliche Sender als „Staatsfunk“ bezeich-
nen. Die BR-Mitteilung zur Personalie
Schiechel klingt dann auch wie eine Bot-
schaft an die Skeptiker. In der Mitteilung
heißt es: „Der Bayerische Rundfunk berich-
tet unabhängig. Dies garantiert seine
Glaubwürdigkeit.“
Schon im April, heißt es, hätten Gerhard
Schiechel, BR-Informationsdirektor Tho-
mas Hinrichs und BR-Chefredakteur Chris-
tian Nitsche festgelegt, dass Schiechel „bis
auf Weiteres die Zuständigkeit für sämtli-
che redaktionellen Vorgänge“ abgebe, „die
mit der Regensburger Kommunalpolitik in
Verbindung stehen“. Unmittelbar nach
Freudensteins Nominierung sei dann fest-
gelegt worden, dass Schiechel „ab Ende
der Sommerferien und bis zum Endergeb-
nis der Bayerischen Kommunalwahlen die
Studioleitung abgibt und in dieser Zeit an-
dere Aufgaben im BR übernimmt“. Das
klingt alles nach logischer, konsequenter
und einvernehmlicher Entscheidung.
Dabei hatte bis vor kurzem eher wenig
auf einen Rückzug Schiechels hingedeu-

tet. Noch am Montag war er sämtlichen Fra-
gen zu seiner beruflichen Zukunft ausgewi-
chen. Erst eine weitere SZ-Anfrage in der
Münchner BR-Zentrale wurde am Mitt-
woch beantwortet – darin teilte der Sender
dann Schiechels vorläufiges Ende als Re-

daktionsleiter in Regensburg mit. Offen-
sichtlich haben sich BR-Spitze und Studio-
leiter erst im Laufe der Woche auf diese ra-
sche Lösung verständigt.
Seit 20 Jahren leitet Schiechel das Stu-
dio Ostbayern, das für die BR-Berichter-
stattung aus Niederbayern und der Ober-
pfalz zuständig ist. Bis zur OB-Wahl im
Frühjahr 2020 wechselt nun Frank Müller
aus dem BR-Studio in Würzburg nach Re-
gensburg und übernimmt die kommissari-
sche Leitung der Ostbayern-Redaktion. Ob
Schiechel danach wieder auf den Chefses-
sel zurückkehrt, hängt offenbar davon ab,
ob seine Frau sich im OB-Wahlkampf ge-
gen die Konkurrenz durchsetzt. „Nach der
Oberbürgermeisterwahl im März wird der
BR erneut über die Leitung des Regional-
studios Regensburg entscheiden“, heißt es
in der Mitteilung.
Im Gegensatz zum Bayerischen Rund-
funk scheint die Passauer Neue Presse
(PNP) keinen Interessenkonflikt bei ihrer
Berichterstattung aus Regensburg zu se-
hen. Seit einigen Wochen berichtet die
Journalistin Ursula Hildebrand für die
PNP auch über die dortige Kommunalpoli-
tik – ebenso für dasRegensburger Wochen-

blattund denDonaukurier, die zur Passau-
er Verlagsgruppe gehören. Hildebrand ist
SPD-Mitglied und Vizechefin der Sozialde-
mokraten im Landkreis Regensburg. Dar-
über hinaus ist sie eine Fürsprecherin des
im Zuge der Korruptionsaffäre suspendier-
ten Oberbürgermeisters Joachim Wol-
bergs, der in diesem Frühjahr aus der SPD
ausgetreten ist und bei der OB-Wahl 2020
als Kandidat für die Wählervereinigung
„Brücke“ antreten wird. Für die SPD kandi-
diert Gertrud Maltz-Schwarzfischer, Re-
gensburgs Zweite Bürgermeisterin, die
Wolbergs seit gut zweieinhalb Jahren im
Rathaus vertritt. Für Nachfragen war PNP-
Chefredakteur Ernst Fuchs am Donners-
tag nicht zu erreichen. Er befindet sich der-
zeit im Urlaub.
In den Vorstand von Wolbergs’ „Brücke“
wurden im April auch zwei Journalisten
des Regensburger Lokalfernsehens TVA ge-
wählt: Petra Stikel und Matthias Walk.
Hier allerdings sind die Fronten redaktio-
nell sauber getrennt. Stikel berichtet über
Gesellschaftsthemen, Walk ist Wirtschafts-
redakteur. Die Kommunalpolitik gehört
nicht zum Aufgabenfeld der beiden TVA-
Mitarbeiter. andreas glas

Memmingen/Feldkirchen– ImBayeri-
schen Jagdverband ist eine harte Auseinan-
dersetzung um den Jägerpräsidenten und
langjährigen, früheren CSU-Landtagsab-
geordneten Jürgen Vocke und dessen Um-
gang mit dem Geld des Verbands ent-
brannt. Der Vorsitzende der Jäger-Kreis-
gruppe Memmingen und Polizeichef am
Flughafen Memmingen, Andreas Ruepp,
hat bei der Staatsanwaltschaft München I
Strafanzeige wegen des Verdachts der Un-
treue und Unterschlagung gegen Vocke er-
stattet. Außerdem fordert Ruepp den sofor-
tigen Rücktritt des Präsidenten. Vocke, der
in seiner 25-jährigen Amtszeit nicht zum
ersten Mal wegen seines Finanzgebarens
attackiert wird, wehrt sich. „Ich habe in all
den Jahren an der Verbandsspitze keinen
Cent falsch verwendet“, sagte er. „Ich wer-
de mich nicht durch kriminelle Verdächti-
gungen aus dem Amt treiben lassen.“
Bei den Vorwürfen geht es um die mehre-
re Tausend Euro hohe Aufwandsentschädi-
gung, die Vocke jeden Monat für den eigent-
lich ehrenamtlichen Jagdverbands-Vorsitz
bezieht, die Beschäftigung seiner Tochter
bei der BJV-Service-GmbH, die Nutzung
seines Dienstwagens, Bewirtungsabrech-
nungen und anderes mehr. Einem Wirt-
schaftsprüfer zufolge ist nicht auszuschlie-
ßen, dass der Jagdverband im Falle einer
Prüfung durch die Finanzbehörden seine
Gemeinnützigkeit verliert. Die Auseinan-
dersetzung hatte im Frühjahr begonnen,
als sich die Schatzmeisterin des Jagdver-
bands und Steuerprüferin, Mechtild Micha-
ela Maurer, weigerte, die Haushaltsbilanz
2018 und den Haushalt 2019 auf der Dele-
giertenversammlung zur Annahme vorzu-
legen. Erst wolle sie das Zahlenwerk einem
„neutralen Berater“ vorlegen, sagte sie da-
mals. Anstatt die Verbandsspitze zu entlas-
ten, gibt dessen Gutachten den Vorwürfen
nun neue Nahrung. Ruepp sagte, die Aussa-
gen hätten „so viel Substanz und seien so
belastbar“, dass er als Polizist sie nicht ta-
tenlos habe hinnehmen können. Deshalb
habe er die Anzeige gestellt. Im Jagdver-
band, vor allem in Funktionärskreisen,
herrscht große Verunsicherung. Ende Ok-
tober beschäftigt sich eine außerordentli-
che Delegiertenversammlung mit den Vor-
würfen. Manche rechnen damit, dass es
auf ihr zur Kampfabstimmung über den
Präsidenten kommen könnte. Vocke, 76,
hatte im April angekündigt, sein Amt 2020
abzugeben. christian sebald


Ehemann von OB-Kandidatin gibt BR-Studioleitung ab


Um einen Interessenkonflikt zu vermeiden, übernimmt Gerhard Schiechel andere Aufgaben. Seine Frau Astrid Freudenstein tritt in Regensburg für dieCSU an


Gerhard Schiechel leitet das BR-Studio
in Regensburg seit 20 Jahren. FOTO: BR

Anzeige gegen


Jägerpräsident Vocke


von sebastian beck

D


er Miesbacher Grünen-Landrat
Wolfgang Rzehak macht gerade
Urlaub auf Kreta. Der Samstag
scheint ja super gewesen zu sein, wie Bep-
po – so lautet sein Spitzname – die ganze
Welt via Facebook wissen ließ: „Heute
Wanderung durch die Schmetterlings-
schlucht im Südosten von Kreta. Meine
Mädels waren tapfer und hielten die bei
der Hitze doch etwas anstrengende Wan-
derung gut aus. Als Belohnung gab es für
meine Mädels frisch gepressten Orangen-
saft in der Taverne unterhalb der
Schlucht und für Papa ein Mythos-Bier!“
Nun sei Rzehak jeder Tag gegönnt,
auch der Ausflug zur Kirche Panagia i Ke-
ra war lohnenswert. Aber als Betrachter
ist man dann doch peinlich berührt, wel-
che Einblicke Menschen in ihr Privatle-
ben gewähren. Als 1987 der Staat Volks-
zähler durchs Land schickte, waren es die
Grünen, die Auskunft auf die banalsten
Fragen verweigerten. Drei Jahrzehnte
später stellt sich die halbe Menschheit
freiwillig ins Schaufenster. Sozialministe-
rin Kerstin Schreyer postet Selfies und
Text aus Andalusien: „Ich bin im Para-
dies.“ Nicht alle bringen es auf 15 300
Tweets und 422 000 Follower, wie die
ZDF-Moderatorin Dunja Hayali, die
stündlich wissen lässt, wie es ihrem
Hund geht (gut).
Aber was ist so schlimm daran, wenn
man vom Liegestuhl aus Zehen und Meer
fotografiert? Soll doch jeder machen, was
er will. Stimmt. Andererseits – Achtung,
jetzt kommt die Kulturkritik – entblößt
man sich damit auch. Beim Daddeln mit
dem Handy ist vielen nicht bewusst, dass
die Reichweite jedes Posts quasi unbe-
grenzt ist. Sogar die SZ liest mit. Und
wenn das Öffentliche und das Private mit-
einander verschmelzen, kann sich ein
Post schnell gegen den Absender richten,
wie die Grüne Katharina Schulze mit ih-
rem berühmten Eis-Foto in Kalifornien
erfahren musste. Hier endet der kultur-
kritische Teil. Zurück zu Beppo.
Stand Donnerstag, 14 Uhr: „Ich bin ab
jetzt in einer Ferienwohnung in Plakias
im Südwesten von Kreta. Das Meer ist
wunderschön und wir haben von der
Hausherrin zur Begrüßung selbstge-
machten Raki, Honig, Marmelade und Zi-
tronenküchlein bekommen. Schmeckt
super!“ Die SZ wünscht noch einen schö-
nen Urlaub. Aber bitte sorgfältiger im Ge-
sicht eincremen, Herr Landrat!


Ein Glück, dass
nicht mehr passiert ist,
hieß es vor einem Jahr
in Vohburg (Fotos
im Uhrzeigersinn):
zerstörtes Teilareal
heute; Bayernoil-
Ingenieure
Michael Raue (links)
und Claus Schunk vor
einer wieder
gestarteten Anlage;
Löscharbeiten
im September 2018.
FOTOS: JOHANN OSEL (2),
LINO MIRGELER/DPA

Vom Schrottberg in die Zukunft


Ein Jahrnach der „Beinahekatastrophe“ in der Bayernoil-Raffinerie dreht sich alles um den Wiederaufbau.
Seit dem Frühjahr läuft die Produktion wieder, die Beseitigung der Explosionsschäden ist in vollem Gange

16 Mitarbeiter wurden damals
verletzt, der Landkreis rief
den Katastrophenfall aus

MITTEN IN BAYERN

Ein Mythos


für Beppo


DEFGH Nr. 200, Freitag, 30. August 2019 – R9


BAYERN

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