Handelsblatt - 30.08.2019 - 01.09.2019

(Jeff_L) #1
nen aus 15 verschiedenen Zutaten genau das Rich-
tige für Ihr Tier zusammenmischen, in Bezug auf
Alter, Rasse, Bewegung. Das gibt es dann per Mo-
natsabo – mit dem Namen des Hundes auf der Tü-
te. Wer sagt, dass es vergleichbare Angebote künf-
tig nicht für Menschen gibt?
Wird der Supermarkt überleben?
MS: Niemand hat den Blick in die Zukunft gepach-
tet, aber ich rechne mit verschiedenen Angeboten.
Sie werden wahrscheinlich nach wie vor durch ei-
ne Art Convenience-Store gehen können. Sie wer-
den sich aber auch Dinge nach Hause liefern las-
sen können, die besser haltbar sind. Es wird auch
eine Art Lieferdienst geben, der Ihnen den Kühl-
schrank füllt. Oder „Click and Pick“-Modelle, bei
denen Sie Ihre Onlinebestellung an einer Lade -
station abholen. Insgesamt wird es also mehr
Nischen und mehr Individualisierung geben.
Und wie bereite ich einen Tanker mit mehr als
300 000 Mitarbeitern auf das agile Zeitalter vor?

MS: Ich mag den Ausdruck Tanker nicht, das
klingt so behäbig. Wir sind kein monolithisches
Gebilde, sondern haben zehn verschiedene Pro-
duktkategorien, die eine unterschiedliche Dyna-
mik haben. Da kommt uns die dezentrale Struktur
von Nestlé zugute.
Hilft ein aktivistischer Investor beim Innovations-
tempo, oder ist das eher anstrengend?
MS: Den tief verankerten Ehrgeiz von Nestlé, vor-
ne mit dabei zu sein, würde ich mal nicht unter-
schätzen. Als sich das Wachstum in den vergange-
nen Jahren langsamer entwickelte als gewünscht,
sind hier alle in sich gegangen. Der Markt löst
mehr aus als einzelne Investoren.
Nehmen wir an, Sie müssten vier Wochen lang
eine Spezialdiät machen – was wäre Ihnen am
liebsten: Insekten-Snacks, fleischlose Burger oder
Cannabis-Lebensmittel?
HR: Eine auf pflanzliche Ausgangsprodukte basie-
rende Ernährung prägt für mich längst meinen Es-
salltag. Nur von vegetarischen Burgern möchte
ich mich aber nicht ernähren. Snacks oder andere
unter Verwendung von Insekten hergestellte Pro-
dukte kann ich mir als Ergänzung gut vorstellen.
Und Sie, Herr Schneider?
MS: Wenn Sie mir dazu noch vier Wochen Zeit
schenken, würde ich mit Fastenkuren experimen-
tieren. Das lässt sich mit meinem Job derzeit
schwer vereinbaren, weil es ja auch Energie
kostet. Aber es würde mich schon interessieren,
was das mit mir macht. n

Hanni Rützler

ist eine der führenden Trendforscherinnen
in Sachen Ernährung. Die österreichische
Gesundheitspsychologin gibt seit 2013
jährlich den „Food Report“ heraus, der als
Pflichtlektüre der Branche gilt.

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