scheidet mal der eine, mal die andere,
wie Adam sich als Persönlichkeit ent-
wickeln soll. Das hat etwas von Eltern-
schaft, aber auch von Erziehung. Vor
allem aber ist es ein Anflug von gott-
gleicher, kreationistischer Selbstüber-
schätzung, der diesen Prozess um-
weht: die Schaffung eines künstlichen
Menschen. Adam entwickelt sich als
solcher. Er wird hilfreich und klug,
aber auch eigensinnig und wider-
spenstig. Und er verliebt sich in Mi-
randa, nachdem er das erste Mal Sex
mit ihr hatte. Damit ist es geschehen
um die Ruhe der beiden Menschen.
Neue Interaktion
Was bedeutet es, wenn Maschinen
in das menschliche Leben treten?
Wenn sie beginnen, sich uns gegenüber so zu verhal-
ten, wie andere Menschen dies tun? Wenn Men-
schen sich Maschinen gegenüber so verhalten, als
wären es andere Menschen? Die Antworten sind bis-
lang unklar, aber sie beschäftigen Schriftsteller*in-
nen, Unternehmer*innen und Forscher*innen. Und
eines ist allen bewusst: Künstlich intelligente Syste-
me verändern das menschliche Leben. Ob sie in
Gestalt von fiktionalen Humanoiden wie Adam und
Eva oder von dritten Varianten in unser Leben
treten, sie werden verlangen, dass wir uns zu ihnen
verhalten.
„Wie wird diese Evolution die menschliche Wahr-
nehmung, Kognition und Interaktion beeinflussen?“,
fragen der ehemalige US-Außenminister Henry Kis-
singer, der frühere Google-Chef Eric Schmidt und
Dan Huttenlocher, soeben ernannter Dekan des
neuen Schwarzman College of Com-
puting am MIT in einem Essay für das
Magazin „The Atlantic“. Die drei Auto-
ren benutzen bewusst den Begriff
„Evolution“. Sie gehen davon aus, dass
die Entwicklung von verhaltensfähi-
ger künstlicher Intelligenz die Kultur,
ja, sogar die Geschichte der Mensch-
heit verändern wird.
In einem aktuellen Aufsatz für die
Zeitschrift „Nature“ unter dem Titel
„Maschinenverhalten“ fordert eine
Gruppe von Wissenschaftler*innen
internationaler Institutionen ein inter-
disziplinäres Forschungsprogramm,
um die Handlungen von Maschinen
wie die einer neuen Tierart zu ergrün-
den. „Künstlich intelligente Agenten
werden zunehmend in unsere Gesell-
schaft integriert“, schreiben die For-
scher*innen, „und sind längst an einer Vielzahl von
Aktivitäten, wie Kreditwürdigkeitsprüfungen, algo-
rithmischem Börsenhandel, lokaler Polizeiarbeit, der
Entscheidung über Bewährungsstrafen, Autofahren,
Partnersuche im Internet und Drohnenangriffen
beteiligt.“
Je leistungsfähiger, also „klüger“, die Maschinen
werden, so fürchten die Autor*innen, desto weniger
werden die Menschen in der Lage sein, ihre Aktio-
nen vorherzusagen. Gelingt das nicht mehr, ent -
wickelt sich Maschinenverhalten zu einer Blackbox.
Dann lässt sich der ursächliche Zusammenhang
zwischen Input und Output kaum mehr bestimmen,
zwischen Programmierung der Maschine durch den
Menschen und ihren daraus resultierenden Ent-
scheidungen und Aktionen. Es kann dann weit -
reichende, unbeabsichtigte Konsequenzen von Ma-
schinenverhalten geben mit gravierenden Folgen
für die Nachvollziehbarkeit, die Fairness und die
Rechenschaftspflichten im Umgang von Mensch
und Maschine miteinander.
Aber können sich Maschinen überhaupt verhal-
ten? Verhalten, so lehrt uns die Geschichte der Er-
kenntnisphilosophie, aber auch die Informatik, setzt
Gefühle und ein Bewusstsein seiner selbst voraus.
Beides haben Maschinen nicht. Aus gutem Grund
spricht die Computerwissenschaft meist von „intelli-
genten Agenten“. Die können sehr einfach oder sehr
komplex gebaut sein. Sie richten ihre Aktivität ge-
Aristoteles’ Vision
Der Ursprung des
Wortes Roboter liegt im
tschechischen robota,
was so viel heißt wie
„Frondienst“ oder
„Zwangsarbeit“. Schon
Aristoteles philoso-
phierte 350 vor Christus
darüber, dass auto -
matisch arbeitende
Werkzeuge einige
menschliche Aufgaben
überflüssig machen
könnten.
Verhaltensfähige
künstliche Intelligenz
wird die Geschichte
der Menschheit
verändern
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