»Wenn wir es den Kindern
nicht beibringen, werden sie
Alleinsein immer mit
Einsamkeit gleichsetzen«
Sherry Turkle, Professorin am MIT
mein Partner – gibt es nicht mehr. Nur: Wann und
wie soll man Risikofreude lernen, wenn nicht in
der Kindheit? Kleine Freiheiten auszutesten,
Schräges auszuprobieren und darauf zu vertrau-
en, trotzdem akzeptiert und geliebt zu werden, ist
ein Privileg, das nicht jedes Kind hat. Es führt aber
zu mehr Selbstvertrauen und hilft später dabei,
mit Risiken umzugehen.
Anschnallen kann man sich ja trotzdem. n
Zum anderen verschafft die neue Datentrans -
parenz Dritten Einblicke in das Verhalten beider
Seiten. Waren Kindheit und Erziehung früher
Räume zum Experimentieren, werden nun Nach-
lässigkeit, Faulheit oder Aggression offenbar.
Intelligente Sprachassistenten bekommen jeden
Familienstreit mit, Spielzeuge dokumentieren den
Lernfortschritt. Und womöglich müssen Eltern
haften, wenn sie ihre Kinder ohne Überwachungs-
technologie draußen spielen lassen.
Die Digitalisierung könnte das Modell der Heli-
koptereltern zur Norm machen, denn sie hat es
ohnehin zum allgemeinen Lebensstil erhoben.
Wenn internetfähige Geräte Wohnungen und
Fitness ebenso überwachen wie Leistungen als
Beschäftigte*r, Autofahrer*innen und Staatsbür-
ger*innen, dann ist es nicht mehr weit bis zu dem
Moment, an dem Eltern vor lauter Panik, etwas
falsch zu machen, ihre Kinder ganz den elektroni-
schen Hilfsmitteln anvertrauen.
Kurioserweise geschieht dies in einer Zeit, in
der die Menschen mehr Risiko wagen sollen.
Sicherheit im alten Sinne – mein Job, mein Haus,
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