Doch Udo findet: Es gibt nicht zu viele Besu-
cher*innen, man muss sie bloß besser verteilen.
„Tourist*innen stören ja nicht, nur weil sie die
Stadt besuchen“, sagt sie. „Sie stören dann, wenn
sie sich nicht korrekt verhalten oder alle zur sel-
ben Zeit am selben Ort sind.“
Mit Chip ins Museum
Um das Verteilungsproblem zu lösen, analysieren
Udo und ihr Team inzwischen präzise das Verhal-
ten der Tourist*innen. Die Daten kommen vor
allem von der I-amsterdam-City-Card, mit der die
Besucher*innen Bus und Bahn fahren können und
Rabatte für viele Sehenswürdigkeiten bekommen.
Sobald ein*e Besucher*in mit der Karte ein Muse-
um betritt, werden Ort und Uhrzeit über einen
RFID-Chip erfasst. Die Daten zeigen, dass die Men-
schen morgens lieber Museen besuchen und
nachmittags eine Kanalfahrt buchen. Wer das
Rijksmuseum besucht, geht häufig direkt nebenan
ins Van-Gogh-Museum. „Wir müssen solche Mus-
ter dekodieren“, sagt Udo, „nur dann können wir
daran arbeiten.“ Die Internetplattform von „I ams-
terdam“ schlägt Tourist*innen je nach Datenlage
7
dams illustriert das Problem: Im vergangenen
Jahr zählten allein die örtlichen Hotels 16,7 Millio-
nen Übernachtungsgäste, knapp 50 000 pro
Nacht. In zehn Jahren könnten es gar 30 Millionen
sein. Dem stehen gerade mal 864 000 Einwoh-
ner*innen gegenüber.
Dazu kommen auch noch all jene, die die Statis-
tik nicht erfasst, weil sie bei Freund*innen und
Verwandten unterkommen, sich im Internet eine
Wohnung mieten oder aus den umliegenden Städ-
ten hineinpendeln. Zum Vergleich: Deutschlands
beliebtestes Touristenziel Berlin hat zwar fast
doppelt so viele Übernachtungsgäste im Jahr –
aber auch viermal so viele Einwohner*innen und
ein viermal so großes Stadtgebiet.
Claudio Milano, der an der Tourismus-Hoch-
schule Ostelea in Barcelona lehrt, sieht den ex -
zessiven Tourismus in manchen Städten als erns-
te Bedrohung – für Umwelt, Verkehr, Preise,
Lebensqualität und sozialen Frieden: „Over -
tourism ist ein Symptom des beispiellosen Wohl-
stands und der Übermobilität“, sagt der Reise -
forscher. Städte müssten dringend darüber nach-
denken, wie sie die Rechte der Einheimischen
künftig wahren wollten – ein wichtiges Element
sei es, die Besucherströme zu lenken. „Das ist un-
populär“, sagt Milano, „aber unausweichlich.“ Und
Amsterdam zeigt, wie es gehen könnte. Denn
die Stadt will die Touristenmassen mithilfe von
Datenanalysen, künstlicher Intelligenz und Algo-
rithmen bändigen.
Eine treibende Kraft ist Geerte Udo. Sie ist Di-
rektorin der städtischen Tourismusagentur und
hat die Marketingstrategie Amsterdams maßgeb-
lich mitentwickelt. Inzwischen ist sie Opfer ihres
eigenen Erfolgs. In den vergangenen fünf Jahren
hat sich die Touristenzahl nahezu verdoppelt. Die
Stadt wird förmlich überrannt, von Billigflugpubli-
kum, Airbnb-Tourist*innen, Coffeeshop-Fans und
Smartphone-Fotograf*innen.
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