unterschiedliche Routen durch die Stadt vor, so-
dass nicht alle dieselben Straßen verstopfen.
Eine weitere Erkenntnis aus den Daten: Wer
Amsterdam zum ersten Mal besucht, steuert die
Hotspots an. Rückkehrer*innen hingegen wollen
versteckte Ecken sehen. Deswegen hat „I amster-
dam“ die Reichweite der Tickets erhöht. So kön-
nen die Tourist*innen jetzt auch weniger überlau-
fene Attraktionen im Umland besuchen. Wie etwa
die Tulpenfelder um den Keukenhof, die Wind-
mühlen bei Zaanse Schans oder Nachbarstädte
wie Haarlem.
Menschen seien durchaus bereit, eine Stunde
Weg auf sich zu nehmen, wenn sich das Reiseziel
lohnt und sie leicht dort hinkommen, sagt Udo.
Deshalb investierte die Stadt in die Infrastruktur,
sodass Besucher*innen mit öffentlichen Ver-
kehrsmitteln schneller und ohne viele Umsteige
an zuvor abgelegene Orte gelangen – etwa den
Küstenvorort Zandvoort, den man sogar in „Ams-
terdam Strand“ umbenannte, um Touristen aus
der Stadt hierher zu locken.
»Wir können den
Störenfrieden gezielt
Werbung ausspielen«
Geerte Udo, Direktorin der Tourismusagentur
ADA & DAS BALD
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Doch nicht die schiere Masse an Besucher*innen
allein stellt die Stadt vor Herausforderungen, son-
dern vor allem deren Verhalten. Amsterdam gilt
als beliebtes Ziel bei Sauf- und Kiff-Tourist*innen,
die vorzugsweise das Rotlichtviertel oder den
Rembrandtplatz ansteuern. Das stört vor allem die
Bewohner*innen. Auch für dieses Problem liefert
Technologie eine Lösung: „Wir können anhand
von Daten feststellen, wer die Störenfriede sind,
und ihnen gezielt Werbung ausspielen“, sagt Udo.
Gemeinsam mit Stadtverwaltung, Ordnungsamt,
Anwohner*innen, Bars und Restaurants, Unter-
nehmen sowie der Amsterdamer Polizei kreierte
das Stadtmarketing eine Aufklärungskampagne.
Die pädagogische Werbebotschaft: Ihr seid herz-
lich willkommen – aber nur, wenn ihr euch anstän-
dig verhaltet.
Benimmtipps via Google
Wenn junge Männer zwischen 18 und 34 Jahren
aus England oder den Niederlanden im Internet
nach einschlägigen Begriffen suchen, bekommen
sie über Google Ads die entsprechenden Slogans
der Stadt zu sehen. Dank Geotagging erhalten
auch alle, die zur Zielgruppe gehören und sich in
bestimmten Bereichen der Stadt aufhalten, eine
nette Warnung auf das Smartphone, sobald sie
auf Google suchen. Und wenn potenzielle Stören-
friede eine Übernachtung in Amsterdam buchen,
erhalten sie mit ihrer Buchungsbestätigung gleich
noch eine E-Mail, die sie zu ordentlichem Verhal-
ten ermahnt.
Als Udo im Jahr 2006 mit dem Stadtmarketing
anfing, wollte die Stadt unbedingt mehr Touristen
anziehen. Man renovierte Museen, baute Hotels,
schaltete fleißig Werbung. Ein paar Jahre später
war die Stadt dann bereits vielen zu voll. Darauf-
hin stoppte sie ihre Werbung nahezu vollständig,
doch da war es schon zu spät. Die sozialen Medien
hatten einen neuen Hype kreiert: Travel-Blog-
ger*innen posteten Fotos von Amsterdam, Besu-
cher*innen teilten ihre schönsten Schnappschüs-
se auf Instagram. Werbung gab es mehr als genug,
und das unbezahlt. Jetzt will Amsterdam ein Pro-
blem technisch lösen, das erst durch die Digitali-
sierung entstanden ist.
Die Analysen stecken noch in den Anfängen,
auch weil nicht alle Informationsquellen vernetzt
sind. Daten zu Hotelübernachtungen sammelt die
Stadt, jene der City Card liegen bei der Marketing-
agentur, registrierte Nutzer*innen und Besu-
cher*innen der Sehenswürdigkeiten hinterlassen
weitere Datenspuren. Nur ein Verhalten eint na-
hezu sämtliche Tourist*innen: Die Liebe zum
„I amsterdam“-Zeichen. Bis vor kurzem stand der
Schriftzug als überlebensgroße Skulptur vor dem
Rijksmuseum, innerhalb kürzester Zeit wurde er
zum „Most Instagrammable Spot“ und zur Staufal-
le. Die Stadt ließ ihn abmontieren. n
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#architecture #nofilter
Fotos Vaclav Pluhar, Jordan Merrick, Jose LLamas, Ian Valerio alle Unsplash
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