Zum Beispiel Awesomity. Die kleine Firma mit
dem unbescheidenen Namen ist in einer kleinen
Villa in einem schmucken Teil von Kigali zu Hau-
se. Besucher werden von grellbunten Comic-
Zeichnungen an den Wänden empfangen – und
von Lionel Mpfizi, der bei der Gründung 2015 gera-
de mal 19 Jahre alt war. Er spielte gerne mit drei
Freunden am Computer, später stellten sie für
Bekannte und Verwandte Webseiten zusammen,
für die sie schließlich auch Geld verlangten. Der
Durchbruch kam, als sich ein nigerianischer
Geschäftsmann mit der Bitte an sie wandte, eine
Uber-ähnliche App für sein neues Taxiunterneh-
men in Lagos zu entwerfen. Acht Wochen später
hatten die Jungs ihre Anwendung fertig: Doch ihr
Auftraggeber zerstritt sich mit seinen Partnern
und legte seine Pläne ad acta.
Als Thomas Schäfer wenige Wochen später im
Rahmen einer Erkundungsreise nach Kigali kam,
konnten die Awesomity-Jungs ihre bereits fertige
App präsentieren. Bei der Ausschreibung erhiel-
ten sie von Volkswagen dann den Zuschlag vor
fünf etablierten ruandischen und ausländischen
IT-Firmen.
Das Segment der Vorgaukler
Das ruandische VW-Team um CEO Michaella
Rugwizangoga legte das Mobilitätspilotprojekt in
drei Phasen an: Den Anfang machte ein Leasing-
Konzept für eine Firmenflotte („move share“), En-
de 2018 kam das Uber-ähnliche „move ride“ dazu,
noch in diesem Jahr soll ein Selbstfahrerkonzept
im Stadtwagen („move drive“) folgen. Davon ver-
spricht sich VW vor allem Einblicke in afrikani-
sche Vorlieben und finanzielle Möglichkeiten.
Ein Thema, das Nadege Gaju seit Monaten be-
schäftigt. Die Marketingchefin setzt sich jeden
Samstag selbst ans Steuer, um die Kunden zu erle-
ben. Schon heute könnte sie ein kleines Buch über
die Marotten der Ruander schreiben. Darin käme
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auch der ältere Herr vor, der sich im prächtigsten
aller verfügbaren Modelle, dem Geländewagen
Teramont, einen Tag lang von einem Freund zum
anderen fahren ließ: „Seht her, ich kann mir jetzt
eine Chauffeurin und einen neuen Jeep leisten“,
wollte er damit signalisieren. Da wurde Gaju be-
wusst, dass sie die Fahrzeuge noch mal umgestal-
ten muss: Ursprünglich wollte sie sie als eine Art
Taxi kenntlich machen, mit entsprechendem VW-
und move-ride-Logo. Jetzt sehen sie aus wie jedes
normale Auto. Andernfalls würde sich der Mobili-
tätsanbieter ein lukratives Segment zunichte
machen: das der Vorgaukler.
Als Volkswagen „move ride“ im Oktober 2018
startete, standen lediglich 20 Fahrzeuge zu Verfü-
gung, mehr als 5000 Hauptstadtbewohner wollten
den Dienst im ersten Monat nutzen. Inzwischen
kreuzen 100 Polos auf Kigalis Straßen, die App
▲ Im Volks -
wagen-Werk in
Ruanda ent -
stehen pro Jahr
5000 Fahrzeuge
▶ Nadege Gaju,
Marketingchefin
von VW in Kigali
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