So sieht es also aus, wenn Landleben
und Großstadt zusammenfinden: Der
Farmscraper, entworfen von Studie-
renden der Universität Melbourne,
verbindet das Wohnen im Hochhaus
mit einer emissionsarmen Lebens -
mittelproduktion. Im Inneren haben
die Ideengeber Raum für eine Fisch-
zucht vorgesehen. Auf den begrünten
Dächern ließe sich Wein anbauen. Und
die Bewohner könnten kreuz und quer
zwischen Landwirtschaft, Büros und
Apartments wechseln, denn den Ge-
bäudekomplex durchzieht ein System
von Transportröhren mit kleinen
Kabinen. Vertikal – und horizontal.
Der Farmscraper ist eine von 20
Skizzen, die das Council on Tall Buil-
dings and Urban Habitat (CTBUH) kürz-
lich erhielt. Die Organisation gehört
zum Illinois Institute of Technology in
Chicago und beschäftigt sich seit 50
Jahren mit Hochhäusern und deren
Einbettung in urbane Räume. Im ver-
gangenen Jahr hatten die Forscher
nach Konzepten für eine neue Genera-
tion von Aufzügen gefragt – und Stu-
dierende aus aller Welt hatten geant-
wortet.
Sie entwarfen neben dem Farmsca-
per auch eine Vertical City für Mailand
oder besonders schmale Hochhäuser
mit entsprechend wenigen Aufzug-
schächten. „Einige der Ideen wären si-
cher nicht realisierbar“, schreibt Dario
Trabucco von der CTBUH in seinem
Text
Manuel Heckel
#technologie
DOSSIER
Gehirn im Gebäude
Die Metropolen von morgen wachsen vor allem in die Höhe, Aufzüge
könnten dabei zu zentralen Transportmitteln werden. Denn die neuen
Modelle fahren nicht nur auf- und abwärts – sondern auch seitwärts.
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Bericht, „aber die Studierenden sollten
ja vor allem innovativ sein, solange
sich die Technologie noch in ihrer Ent-
stehung befindet.“ Doch die Frage, wie
die Hochhäuser von morgen aussehen,
ist nicht nur für fantasievolle Nach-
wuchsarchitekten relevant – sondern
für alle Städteplaner weltweit.
Mehr als die Hälfte der Menschen
lebt derzeit weltweit in Metropolen,
bis zum Jahr 2050 werden es nach
Prognosen der Vereinten Nationen et-
wa zwei Drittel sein. In vielen Regio-
nen der Welt werden Wohn- und Büro-
häuser daher weiter in die Höhe stre-
ben – und nur dank neuer Technolo-
gien lässt sich der Platz geschickt
gestalten. Vertikale Städte wandern
aus der Fiktion in die Realität. Und
horizontale Verbindungen könnten
Gebäude auch in der Höhe miteinan-
der verbinden.
Der Aufzug, der diese spektakulären
Ideen in Zukunft möglich machen soll,
fährt bereits – allerdings dürfen bis-
lang nur Sandsäcke einsteigen. Der
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