#Serendipity
Wege zum Glück
Pling!
Eine neue Studie zeigt: Push-Nachrichten zu dosieren fördert die
Produktivität, senkt den Stresspegel und hebt die Laune.
Smartphone-Apps haben nicht
nur ganze Branchen disruptiert,
sondern das Verhältnis zwischen
Mensch und Technik neu definiert
- auch dank der Push-Benachrich-
tigung. Nun sind es nicht mehr nur
die Nutzer*innen, die den Kontakt
zum Gerät initiieren. Vielmehr
bittet das Gerät von sich aus um
Aufmerksamkeit, wenn etwas
Neues passiert ist. Doch darunter
leidet nicht nur die Konzentration,
sondern auch das Seelenheil.
Davor warnt Nicholas Fitz, Ver -
haltensökonom von der amerikani-
schen Duke-Universität. Er teilte
für seine neue Studie, die in der
Dezember-Ausgabe des Fachjour-
nals „Computers in Human Beha-
vior“ erscheinen wird, knapp 300
Freiwillige in vier Gruppen. Gruppe
A erhielt zwei Wochen lang über-
haupt keine Push-Nachrichten
mehr, Gruppe B jeweils zur vollen
Stunde, Gruppe C drei Mal am Tag
(morgens um 9, nachmittags um
15 Uhr und abends um 21 Uhr), bei
Gruppe D blieb alles wie immer.
Wer sich hinterher produktiver,
entspannter und glücklicher fühl-
te? Gruppe C. „Die Dosierung hält
den Nutzen der Benachrichtigung
aufrecht“, sagt Fitz, „und mindert
den Schaden durch zu viele Ablen-
kungen.“ Wenn es wichtig ist, er-
fahren wir es noch früh genug. Und
wenn es nicht wichtig ist, müssen
wir es ohnehin nicht sofort wissen.
Glückszahl
2617
berührten die Testpersonen der
US-Marktforschung dscout ihr
Smartphone im Schnitt – pro Tag.
Für die Studie gewann sie
94 Erwachsene und zeichnete mit
einer eigens programmierten App
fünf Tage lang 24 Stunden täglich
deren Nutzungsverhalten auf. Geht
man konservativ geschätzt von
acht Stunden Schlaf aus, kamen die
Probanden tagsüber auf 164 Kon-
taktaufnahmen pro Stunde. Auf die
Apps von Facebook und Alphabet
(Messenger, Google Mail oder
YouTube) entfiel knapp die Hälfte
aller Berührungen.
MAL
Das gute digitale Leben
1
Irrwege zum Glück
Mensch vor
Technik
Wer in Gesprächen auf sein
Smartphone schaut, schadet der
Beziehung zum Gegenüber.
Früher konnten wir uns unterhal-
ten, ohne dass das Gegenüber stän-
dig aufs Smartphone starrte. Dass
diese Geste unhöflich ist, weiß
jeder. Jetzt ist sogar empirisch
belegt, dass sie der Beziehung scha-
det. Die Kommunikationswissen-
schaftlerin Mariek Vanden Abeele
von der Tilburg-Universität beob-
achtete für eine Studie, die bald im
Fachjournal „Computers in Human
Behavior“ erscheint, zehn Minuten
lang 100 Dialoge in einer Hoch-
schulmensa. Im Schnitt spinkste
jedes Anschauungsobjekt drei Mal
aufs Smartphone. Und das hatte
Foto Olena Sergienko/Unsplash Illustration George Popov
Folgen. Nachdem das Gespräch endete,
befragte Vanden Abeele die Proband*
innen: „Wenn ein*e Gesprächspartner*in
während einer Unterhaltung aufs Handy
schaute, empfand der (oder die) andere
weniger Intimität.“ Der Mensch vor unse-
ren Augen sollte immer wichtiger sein als
das Smartphone auf dem Tisch.
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