Berliner Zeitung - 30.08.2019

(Michael S) #1

B r andenburg


16 * Berliner Zeitung·Nummer 201·Freitag, 30. August 2019 ·························································································································································································································································································

NACHRICHTEN


Das Land Brandenburg


wirbt um Zukunftsagentur


BrandenburgwilldieneueInnovati-
onsagenturdesBundesnachPots-
damholen.VorderEndeSeptember
erwartetenEntscheidunghatMinis-
terpräsidentDietmarWoidke(SPD)
nocheinmalbeiBundesforschungs-
ministerinAnjaKarliczekundBun-
deswirtschaftsministerPeterAlt-
maier(beideCDU)dafürgeworben.
DieBundesregierungsendeim30.
Jahrdes MauerfallseinstarkesSignal
aus,dasssieesOstdeutschlandzu-
traue ,Zukunftzugestalten.„Andie
ZusagederBundesregierung,Behör-
denundInstitutionenverstärktim
Ostenanzusiedeln,mussichnicht
erinnern“,sagteer.DerAgentursol-
lenindenkommendenzehnJahren
MittelvonetwaeinerMilliarde Euro
zurVerfügungstehen.„Scouts“sol-
lenIdeensuchen. (dpa)

Waldbrand in Jüterbog
vollständig gelöscht

DerWaldbrandaufdemehemaligen
TruppenübungsplatzinJüterbog
(Teltow-Fläming)istvollständigge-
löscht.AmspätenMittwochnach-
mittagseienalleKräfteabgezogen
worden,sagteeineSprecherinder
StadtamDonnerstag.Geholfen
habeauchderRegenindenverg an-
genenzweiTagen.Nachdem Feuer
vomMontaghattennocheinige
Glutnestergebrannt. (dpa)

Deutlich mehrTeilzeitkräfte
im Gastgewerbe

HoteliersundGastwirteinBranden-
burghabenimerstenHalbjahr 2019
ihrenUmsatzum2,2Prozentgestei-
gert.InflationsbereinigtlagderZu-
wachsimVergleichzumVorjahrbei
0,1Prozent.DasBeherbergungsge-
werbeerwirtschafteteeinPlusvon
3,4Prozent(real1,5Prozent).Gas-
tronomischeBetriebesetzten1,
Prozentmehrum(real-1,1Prozent).
DieZahlderBeschäftigtenwuchs
ebenfallsum4,4Prozent.DieZahl
derVollbeschäftigtensankum0,
Prozent,dieZahlderTeilbeschäftig-
tenstiegum9,5Prozent. (dpa)

ZehnVerletzte bei Unfall
mit einem Linienbus

BeidemUnfallmiteinemvollbe-
setzenLinienbusinBranden-
burg/HavelsindamMittwoch-
abendzehnMenschenverletzt
worden.DarunterwarenachtKin-
der,derBusfahrerundeineAuto-
fahrerin.Zuvo rhattedie Feuer-
wehrvon30„leicht-bismittel-
schwer“Verletztengesprochen.
DerBuswarum17.27Uhraufein
Autoaufgefahren.Die73-jährige
Pkw-FahrerinwolltenachPolizei-
angabenvomFahrbahnrandin
denfließendenVerkehreinfahren.
DabeiübersahsiedenBus,derin
dieSeitedes Autosfuhrundden
WagenindenGegenverkehr
schob.DortstießdasAutomitei-
nemweiteren Fahrzeugzusam-
men.InLebensgefahrbefandsich
niemand,sagtederPolizeispre-
cheramDonnerstag. (dpa)

Habeckgegen


Sonderzone


inderLausitz


DortsollenniedrigeSteuern
Investorenanlocken

VonSilkeNauschütz, Frankfurt(Oder)

E


ine Sonderwirtschaftszone für
die Lausitz, wie sie CDU-Chefin
Annegret Kramp-Karrenbauervor-
geschlagenhat,istnachAnsichtvon
Grünen-ChefRobertHabeck keine
gute Idee.Ind er MärkischenOder-
zeitungin Frankfurt(Oder)spracher
voneiner „Discountermentalität“,
die damit geschaffenwerde. Besser
seies,derRegionmitzielgerichteten
Investitionenund Fördergeldernzu
neuerStärkezuverhelfen.
Kramp-Karrenbauerhatte bei ei-
nemWahlkampfauftrittinWeißwas-
ser in der sächsischenOberlausitz
gesagt, solche Sonderwirtschaftszo-
nen brauche man für die Zukunft.
SachsensMinisterpräsidentMichael
Kretschmer(CDU)hattesichbereits
imAprilfüreineSonderwirtschafts-
zone in Mitteldeutschlandund der
Lausitzausgesprochen.
SolcheZonengibtesimbenach-
barten polnischenKohlerevier.Un-
terstütztwirddieIdeeauchvombay-
erischen MinisterpräsidentenMar-
kus Söder (CSU). DieCDU-Chefin
hält schnellereGenehmigungs-und

Planungsverfahren in Gebieten für
sinnvoll, die vomBraunkohleaus-
stiegbetroffensind.
Eine Sonderwirtschaftszone ist
ein räumlichfest abgegrenztes Ge-
bietinnerhalbeinesStaates,indem
esrechtlicheErleichterungenfürIn-
vestorengibt.Meistmüssendortwe-
nigerSteuerngezahltwerdenundes
gibt schnellereGenehmigungsver-
fahren,diemeistmitgeringerenMit-
spracherechtenverbunden und mit
geringenUmweltauflagen.So sollen
Investorenangelocktwerden.
HabeckistderAnsicht,dassinder
LausitzInfrastrukturprojekteschnell
angepackt und abgeschlossenwer-
denmüssten.Dasgehejedochauch,
ohnedieBeteiligungsrechtederBür-
gerzubeschneidenoderdieUmwelt
zubelasten.ErkönneausseinerEr-
fahrung als Umweltminister in
Schleswig-Holstein sagen, dass sich
Planungszeiten um die Hälfteredu-
zierenließen.Entscheidendsei,dass
Behörden Hand in Hand arbeiteten
und die wichtigsten Projekte mit
Vorrangbehandeltwürden.
BrandenburgsMinisterpräsident
DietmarWoidke(SPD)sagte,diePla-
nungszeitenseienzulang.AberGe-
nehmigungszeitenfürInfrastruktur-
projekte sollen mit demBundesge-
setzüberStrukturhilfenfürdieKoh-
leregionen deutlich verkürzt
werden. Geplant seien Änderungen
imBundesfernstraßengesetzundim
Bundeseisenbahngesetz. (dpa,BLZ)

Bagger im BraunkohletagebauWelzow
in der Lausitz. DPA/PLEUL

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DasgroßeFinalevorder Wahl


EshatsichvielParteiprominenzangesagt–undesgibtneueVorwürfegegenAfD-ChefAndreasKalbitz


VonJens Blankennagel,Potsdam

D


assdieLandtagswahlam


  1. September nicht nur
    eine einfacheWahl ist,
    zeigtsichauchamWahl-
    kampffinale.Denneshatsichreich-
    lich Parteiprominenz angesagt.Der
    Grund: Es ist immer wiedervonei-
    nem heißen politischenHerbst die
    Redeundeswirddavonausgegan-
    gen,dassdierechtsnationaleAfDso-
    wohlinBrandenburgals auchin
    Sachsennocheinmalkräftigzulegt.
    Damit wirdesgrundsätzlicheVer-
    schiebungen innerhalb der politi-
    schenLandschaftgeben.
    Da bei derWahl in Brandenburg
    gleichfünfParteienindenUmfragen
    rechtnahbeieinanderliegen,kämp-
    fendieParteienumjedeStimmeund
    wollen beim Wahlkampffinale mit
    zugkräftigenNamenpunkten.
    Für die CDU hat sich am Sonn-
    abendinPotsdamdieBundesvorsit-
    zendeAnnegretKramp-Karrenbauer
    angesagt. Für sie geht es auch
    darum, ob sie nach dem prognosti-
    zierten nur durchschnittlichenAb-
    schneiden ihrer Partei in diesem
    HerbstnocheinepolitischeZukunft
    hat.


DemogegenKalbitzundHöcke
DadieSPDderzeitkeineechtenPar-
teichefs vorweisen kann, kommt am
Freitag der Bundesfinanzminister
und mögliche künftige Parteichef
Olaf Scholz nach Oranienburg. Am
Sonnabendist bei den Grünen in
Potsdam die Bundesvorsitzende An-
nalena Baerbock dabei. Beiden Lin-
ken kommt am Sonnabendin Pots-
damalsZugpferdauchGregorGysi.
AuchdieAfDlädtzumFinale:Am
Bahnhof in Königs Wusterhausen
wirdamFreitag der Bundeschefder
Partei, JörgMeuthen, erwartet, aber
vorallem wirddortder Thüringer
AfD-ChefBjörnHöckereden.DieIn-
itiative„Brandenburgist mehr“ ruft
zurGegendemonstrationenauf.
DieARDmeldeteamDonnerstag,
dass das Politmagazin„Kontraste“
und Reporter von„Brandenburgak-
tuell“neueFaktenzurVergangenheit
des AfD-SpitzenkandidatenAndreas
Kalbitz recherchierthätten. Dieser
hatte bislang eingeräumt, dass er
2007 bei einem Sommercamp des
Vereins „HeimattreueDeutsche Ju-
gend“dabeiwar,diespäterwegenih-
rerNähe zumNationalsozialismus
verboten wurde.Kalbitz sagte dazu
immer,ess ei ein einmaligerBesuch
gewesen, um sich selbst einBild zu
machen.Nunsollen dieRecherchen
ergebenhaben,dassKalbitzoffenbar

bereits imJuli 1993 an einem Lager
desrechtsextremenVereins„Die Hei-
mattreueJugend“inThüringendabei
war.DerVereinwurdespäterin„Hei-
mattreueDeutsche Jugend“ umbe-
nannt und 2009vomBundesinnen-
ministerverboten.
In Umfragen steht die AfD fast
gleichaufmitderregierendenSPD.In
demamDonnerstagabendveröffent-
lichten ZDF-Politbarometer derFor-
schungsgruppeWahlen gewinnt die
SPDeinenProz entpunktundkommt
auf22 Proz ent.DieAfDlegtdemnach
ebenfallseinenProzentpunktzuund
erreicht21Prozent.
SelbstwennsiedieWahldochge-
winnen sollte,würde ihr das wenig
nutzen, sagte der Politikwissen-
schaftlerWolfgang Schroeder.„Die
Partei wirdamEnde des Jahres vor
derSituationdeserfolgreichenSchei-
terns stehen“,sagte er.„Siehat zwar
eine hohe Wählerzustimmungund
dazu beigetragen, den politischen
Diskurs nach rechts zu verändern,
kannaberwenigrealpolitischbewir-
ken.“DatrotzderStärkedieserPartei
niemandmit ihrekoalieren will und
es für sie damit keine Machtoption
gibt.
Es wirdinBrandenburgauch da-
mit gerechnet, dass die AfD Wahl-
kreise direkt gewinnenkönnte.Be-
sonders im Osten des Landes ist die
Parteistark,aberauchimSüden.Zu-
dem finden am Sonntag 30 Bürger-
meisterwahlen statt, bei denen die
AfDinachtKommunenantritt.

EinDrittelFrauenanteil
NachAngabendesLandeswahlleiters
sind 2,12 Millionen Brandenburger
wahlberechtigt. In den 44 Wahlkrei-
sen treten elf Parteien oder Wähler-
gruppengegeneinanderan.Aufallen
Listensteheninsgesamt416Namen,
daruntersind137Frauen.Dassind
mehrals2014.DerFrauenanteilliegt
bei einem Drittel. Ab der nächsten
WahlmüssendieParteienwegendes
voneiner rot-rot-grünen Mehrheit
beschossenen Parité-Gesetzes ihre
Listensoaufstellen,dassMännerund
Frauensichabwechseln,damitmög-
lichstgleichvieleFrauenindenLand-
tagkommen.
Nachdenteilweiseheftigenpoli-
tischen Debatten der vergangenen
Wochen wirddamit gerechnet, dass
dieWahlbeteiligung spürbar steigen
wird. DafüristinBrandenburgaller-
dingsgarnichtallzuvielnötig,denn
beiderbislangletztenLandtagswahl
2014beteiligtensichnichteinmal
Proz ent derWahlberechtigten am
Urnengang. Es war die bundesweit
niedrigsteWahlbeteiligung.

UMFRAGEN

PotsdamerParlament:Dem
Landtaggehören in der Re-
gel88Abgeordnete an. Es
gibt 44Wahlkreise, in denen
jeweils ein Direktmandatver-
geben wird. In jedem dieser
Wahlkreise haben folgende
Parteien Direktkandidaten
aufgestellt: SPD,CDU und
Linke, Grüne sowie
BVB/Freie Wähler.Die AfD
stellt 43 Direktkandidaten.

Umfragen:Kurz vorder Wahl
legte die SPD wieder zu. In
der Civey-Umfragelag sie
gleichauf mit der AfD bei
20,3. Andere Umfragen sa-
hen sie knappvorder AfD.
Die CDU erreichte 17 bis 18
Prozent, die Linke14bis 15,
die Grünen 14 bis 14,8 Pro-
zent. Die FDP kam auf 4,
bis 5Prozent, die Freien
Wähler auf4bis 5Prozent.

Sitzverteilung:Stärkste
Kraft 2014 wurde die SPD
mit 31,9 Prozent der
Stimme, das brachte 30
Sitze. Die CDU schaffte 23
Prozent und 21 Mandate.
Die Linke18,6 Prozent und
17 Sitze. Die Grünen kamen
6,2 Prozent und sechs Sitze.
Die AfD bekam für 12,2 Pro-
zent 11 Sitze. Die Freien
Wähler hatte3Sitze.

Wahlwerbung des „B-Teams“ vor dem Landtag inPotsdam. DPA/CHRISTOPH SOEDER

MehrWind


BrandenburgrüstetsichfürEnergiewende:DasLandstelltauferneuerbareEnergienum.DagegenregtsichProtest


VonChristina Spitzmüller,Potsdam

D


er Ausbau erneuerbarerEner-
gien in Brandenburggeht wei-
ter:88n eueWindräder sind 2018 in
Betrieb gegangen.Insgesamt stan-
dendamitEndeverg angenenJahres
landesweit 3810 Windräder.Das
geht aus einer Antwortdes Wirt-
schaftsministeriums auf eine An-
fragederCDU-Fraktionhervor.
Nach Angaben des Bundesver-
bandes Windenergie erzeugten die
30000 Windräder bundesweit im
Vorjahr59000MegawattStrom.

BundesweitaufPlatzzwei
DieBrandenburgerWindräder lie-
ferten davon etwas mehr als 7000
Megawatt. Damit steht das Land
bundesweit auf Platz zwei hinter
Niedersachsen, dortwerden fast
11200 Megawatterzeugt.
Nach Angaben des Potsdamer
Wirtschaftsministeriums kamen
2018 bei den Photovoltaikanlagen
2769neuehinzu,außerdemwurden
vierBiomasseanlageninBetriebge-
nommen.DamitwarenzumJahres-

ende 2018 insgesamt 38752Photo-
voltaikanlagen und 536Biomasse-
anlagenimLandamNetz.
NeueWasserkraftanlagenwurden
im verg angenenJahr nicht gebaut.
2017warensogarzweiaußerBetrieb
gegangen.Insgesamt produzierten
Endeverg angenenJahres39 Wasser-

Windräder.„NatürlichsinddieAnla-
gen eineBelastung für Bürger und
Kommunen im ländlichenRaum“,
sagte Ministerpräsident Dietmar
Woidke (SPD).„Deshalb müssen sie
Nutzen daraus ziehen können, zum
Beispiel durchEinnahmen. Es darf
nicht sein, dass Kapitalinvestoren
eine großeRendite zu Lasten der
ländlichenBevölkerung beziehen.“
Woidke be zeichnet dies als„Demo-
kratisierungderWindkraft“.
BeiderWirtschaftsförderung des
Landes gibt es eineBeratungsstelle,
die zwischen Investoren, Kommu-
nen und Bürgernvermittelt.Siein-
formier tauchüberEinflussmöglich-
keitenundfinanzielleBeteiligungen.
In Cottbus wirdein Kompetenz-
zentrum für strombasierteBrenn-
stoffegeplant.DazugehörteineDe-
monstrationsanlage für „Power-to-
X“ (PtX), die strombasierteBrenn-,
Kraft- undGrundstoffe nachhaltig
erzeugenundnutzensoll.PtX-Tech-
nologiensollenesmöglichmachen,
StromüberschüsseetwabeimÜber-
angebot erneuerbarerEnergien aus
SonneoderWindzuspeichern. (dpa)

kraftanlageninBrandenburgStrom.
DasLand rüstet sich mit den Anla-
gen für dieEnergiewende und den
AusstiegausderBraunkohle,derbis
2038abgeschlossenseinsoll.
DieWende verläuft aber nicht
problemlos:Immer wieder protes-
tieren Bürger gegen denBauneuer

Ein Windparkbei Sieversdorf in Ostbrandenburg. DPA/PATRICK PLEUL

LOTTO-QUOTEN

Mittwoch-Lotto:
10 -14-17-22-31-

QUOTEN
Klasse 1:1x9083 354,00 Euro
Klasse 2:unbesetzt
Klasse 3:59 x6772,20 Euro
Klasse 4:426 x2813,80 Euro
Klasse 5:2190 x182,40 Euro
Klasse 6:19 084x41,80 Euro
Klasse 7:40 989x19,40 Euro
Klasse 8:341 367x10,50 Euro
Klasse 9:307 944x5,00 Euro
AlleAngaben ohne Gewähr!

LesenSieamWochenende

Karriere


Krank zur Arbeit:Warumesoft
schwerfällt, daheim zu bleiben

Gespür fürFarben: Maler und
Lackierer brauchen Kreativität
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