Berliner Zeitung - 30.08.2019

(Michael S) #1

G e sundheit


Berliner Zeitung·Nummer 201·Freitag, 30. August 2019 (^17) ·························································································································································································································································································
RätselhafteKrankheitennachE-Zigaretten-Konsum
SogareinTodesopferhatesbereitsgegeben.IndenUSAwirdintensivnachdenUrsachengeforscht.AusDeutschlandistnochkeinvergleichbarerFallbekannt
VonLisa Neugebauer
A
temnotundBrustschmer-
zen,dazuineinigenFällen
Erbrechen undDurchfall:
In den USA häufen sich
Meldungen ungeklärterLungener-
krankungen, die anscheinend nach
demKonsumvonE-Zigarettenauf-
treten. Nungabessogardenersten
Todesfall.EinErwachsenerausdem
US-BundesstaatIllinois sei mit ei-
ner „schweren, ungeklärtenAtem-
wegserkrankung“ ins Krankenhaus
gebrachtworden,teiltedieleitende
medizinische Angestellte desGe-
sundheitsministeriums,Jennifer
Layden,mit.Manprüfedie Verbin-
dung mit den elektronischenZiga-
retten.Insgesamt193ähnlicheFälle
wurden den US-Behörden gemel-
det.
Liquidkönntegepanschtsein
Wasdie Beschwerden tatsächlich
ausgelöst hat, ist fürExperten der-
zeitnocheinRätsel.UteMons,Ge-
sundheitswissenschaftlerin und
Leiterin derStabsstelle Krebsprä-
vention am Deutschen Krebsfor-
schungszentrum (DKFZ) inHeidel-
berg, kann auch nur spekulieren.
„Das ist ein bisschen mysteriös“,
sagtsiederBerlinerZeitung(Redak-
tionsnetzwerkDeutschland/RND).
Klarsei,dassdieBetroffenenalle
junge Männer waren, die kurzhin-
tereinandererkrankten–scheinbar,
nachdem sie flüssiges Liquid, das
bei E-Zigaretten genutzt wird,
rauchten.Dazuden Symptomenin
vielenFällenauchDurchfallundEr-
brechenzählten,vermutetdie Wis-
senschaftlerin, dass der Auslöser
„etwas war,was da drin war“.Das
Liquid könnte demnach „ge-
panscht“und„vomSchwarzmarkt“
gewesen sein. „DieMagen-Darm-
BeschwerdensprechenfüreineVer-
giftung“,sagtUteMons.
Welcher Stoff das genau sein
könnte,darüber kann dieExpertin
nurspekulieren.„EsgibtVermutun-
gen,dasssichimLiquidTHCbefun-
den haben könnte,das mit Pflan-
zenschutzmitteln verunreinigt
war“, sagt sie.THC –Tetrahydro-
cannabinol–istin Cannabisenthal-
ten und derInhaltsstoff, der den
Rausch auslöst.Haben die jungen
Männer ihr Liquid für die E-Ziga-
retteillegalbeschafft,umgleichzei-
tig Drogen zu konsumieren?Wenn
diePflanzen,diefürdasLiquidver-
wendet wurden, nicht frei von
Pflanzenschutzmitteln waren,
könnte das dieErkrankungen aus-
gelöst haben, sagtMons.„Daser-
scheintmirplausibel.“
AuchdieUS-Behördenhattenzu-
letzt mitgeteilt, dass vieleOpfer mit
BeschwerdenTHC-Liquidsgeraucht
hätten. Zunächst blieb aber unklar,
wiehochderAnteilderTHC-Konsu-
menten unter denBetroffenen war.
Bislang konnten dieBehörden zu-
dem kein bestimmtesProdukt aus-
findigmachen,dasmitallenErkran-
kungeninVerbindungsteht.
EsgibtvieleverschiedeneE-Ziga-
rettenundTausendesogenannteLi-
quids –also Flüssigkeiten, diever-
dampft werden. AndereExperten
vermuten auch komplexe allergi-
sche Reaktion aufBestandteile des
Dampfs.WeitereUrsachen sind
ebenfallsmöglich,zumBeispieleine
chemischeLungenschädigung.Laut
der US-Gesundheitsbehörde CDC
(Centers for Disease Control and
Anzeige
Prevention)kämendafüralspotenz-
tielle Reizstoffe Metalle wieBlei in-
frage ,die sich vonden Heizspiralen
löstenundalsultrafeinePartikelein-
geatmet würden.Bedenken gebe es
auch hinsichtlich einiger Aroma-
stoffe.„DieAerosoleausdenTausen-
den erhältlichen Liquiden können
schädliche Substanzen enthalten,
deren toxikologischeWerteimF alle
einer Inhalation niemand kennt“,
sagte die niedersächsische Ärzte-
kammerpräsidentinMartinaWenker
imÄrzteblatt.
Inwieweit geht das Thema auch
KonsumentenvonE-Zigaretten in
Deutschlandan?LautdemBundes-
verbandKrankenkasseAOKgebees
„keinenGrund zur der Annahme,
dass Deutsche vondiesen Risiken
nichtbetroffenseinkönnten“,teilte
Pressereferent Michael Bernatek
mitundwiesaufStudienhin,diedie
möglichen Folgen vonE-Zigaret-
ten-Konsumoffenlegen.
DemnachkönntenRaucheretwa
unter erhöhtem Bluthochdruck,
Lungenschädigungen und Atem-
wegserkrankungen leiden. „Wie
hochdiePrävalenzentsprechender
Gesundheitsprobleme unterDeut-
schenist,wissenwirnicht“,schrieb
Bernatek.
DasslegalerworbenesLiquidan
den Erkrankungen schuld sein
könnte,kannsichdieGesundheits-
wissenschaftlerin UteMons
schlechtvorstellen. Es sehe „eher
nacheinerakutenUrsache“aus,da
viele Menschen in kurzerZeit er-
krankten.„E-Zigarettengibtesaber
schonseitzehnJahrenundwerden
in den USA auch vielverwendet“,
sagtMons.„Daswäreunsschonfrü-
heraufgefallen.“InDeutschlandist
derExpertinkeinFallbekannt.Man
könne davon ausgehen, dass Li-
quidsausdemFachhandel„einiger-
maßensicher“seien.
Langzeitfolgennochnichtgeklärt
„Gesund ist die E-Zigarette darum
aber nicht“, betont sie.Sie sei„nur
für Raucher,die vomRauchen los-
kommen wollen“, eine Alternative.
Denn der Konsens in derWissen-
schaftseiinzwischen,dassdieE-Zi-
garette weniger schädlich sei als
herkömmlicheZigaretten.Werauf
die E-Zigarette umsteige,verzichte
immerhin schon mal auf dasVer-
brennenvonTabak,Papierundwei-
teren Zusatzstoffen.Dasseieiners-
terSchritt.
Allerdings seien auch die Lang-
zeitfolgen vonE-Zigaretten noch
nicht geklärt–hierzu fehlten noch
Studien. DieE-Zigaretten hätten
„trotzdemSchadenspotenzial“,und
esseinichtklar,„welcheRisikenda-
mit auf lange Sicht verbunden
sind“.„GanzaufhörenundBerg luft
atmen ist natürlich gesünder“, sagt
Mons. (mithar.)
„Vapen“ nennt sich die Inhalation des Dampfs der E-Zigarette. Diese sollweniger schädlich sein als herkömmliche Zigaretten. Aber offenbar sind Risiken damit verbunden, zu denen es nochkeine eindeutigen Studienergebnisse gibt. IMAGO IMAGES
MehrZeitfürKassenpatienten
NeueAnreizesollenÄrztebewegen,schnellerTerminezuvermittelnundmehrStundengesetzlichVersichertenzuwidmen
D
amit Kassenpatienten schneller
an Termine kommen können,
greifen vondiesemSonntaganneue
finanzielle AnreizeundVorgaben für
Ärzte .Ess oll sich unter anderem für
Hausärzte mehr lohnen, dringende
Termine bei Fachärzten zuvermit-
teln. Praxen sollen bewegtwerden,
neue Patienten aufzunehmen. Bei
bestimmtenMedizinernwie Augen-
ärzten, Frauenärzten undHals-Na-
sen-Ohren-Ärztenmusseskünftigof-
fene Sprechzeitenvonmindestens
fünfStundeninderWocheohnefeste
Termine geben.Auch dafür sind be-
sondereVergütungenvorg esehen.
ZusätzlicheMittel
DieKassenärzte haben den generel-
lenAnsatzbegrüßt.Grundsätzlichsei
esgut,dassGesundheitsministerJens
Spahn (CDU) dieMehrarbeit in den
Praxen anerkenne und mit zusätzli-
chen finanziellenMitteln versehen
habe,sagtederChefderKassenärztli-
chenBundesvereinigung(KBV),And-
reas Gassen, derDeutschenPresse-
Agentur.„Allerdings ist derTagend-
lichunddieArztzeitbegrenzt,undsie
wirdimmerknapper.“
Niedergelassene Ärzte arbeiteten
bereitsimSchnitt50StundenproWo-
che.„ZusätzlicheTerminemüssenin
die Praxisabläufe integriertwerden“,
sagte Gassen. „Bei der offenen
Sprechstundedarfauchnichtverges-
sen werden, dass viele Patienten
dann noch einmal wiederkommen
müssen, weil beispielsweise noch
Dinge abgeklärtwerden müssen.“
DaherseierheblicherAufwanderfor-
derlich, um demGesetz zum ge-
wünschtenErfolgzu verhelfen. Kon-
kretsollenHausärzteabdem1.Sep-
tember einen Zuschlag vonzehn
Eurobekommen,wennsieeinemPa-
tienten eine dringendeBehandlung
bei einemFacharzt vermitteln und
der Termin binnen vierTagen folgt.
Eineextr aVergütungfürdenArztgibt
esauch,wennPraxenPatientenauf-
nehmen, die noch nie oder mindes-
tenszweiJahrenichtbeiihnenwaren.
GestaffelteZuschlägewinkenfürPa-
tienten, dieTermine über telefoni-
scheVermittlungsstellenderKassen-
ärztebekommenhaben.Dabeiistdie
Zusatz-Pauschaleumsohöher,jef rü-
her der Termin nach dem Anruf bei
derTerminservicestellefolgt.
DieNeuregelungensindTeileines
umfassendenGesetzes der großen
Koalition,dasimMaiinK raftgetreten
ist.Essiehtunteranderemauchvor,
dass Praxisärzte mindestens 25 statt
20 Stunden in derWoche für gesetz-
lichVersicherteanbietenmüssen.
DietelefonischeVermittlung der
Terminservicestellen,dieindenLän-
dernbisherunterschiedlicharbeiten,
sollab2020starkausgebautwerden.
(dpa)
Niedergelassene Ärzte arbeiten im Schnitt
50 Stunden proWoche. IMAGO IMAGES
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