Berliner Zeitung - 30.08.2019

(Michael S) #1
Berliner Zeitung·Nummer 201·Freitag, 30. August 2019–Seite 28*
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P a norama

NACHRICHTEN


Finnische Kleinstadt hat
plötzlich 50 Lotto-Millionäre

Nachdem Gewinndesmit90Millio-
nenEurogefülltenEurojackpotsle-
benineinerfinnischenKleinstadt
vonnunan 50 Lotto-Millionäre.Sie
hattensichaneinemineinemSu-
permarktausgelegtenTippscheinin
ihrerGemeindeSiilinjärvibeteiligt,
woeszurFeierüberdenPreisam
FreitagKaffeeundKuchenfüralle
gebensoll.DieZeitungIltalehtirech-
netevor,mitdemJackpotderTipp-
gemeinschaftkönntenaufeinen
SchlagdiegesamtenSchuldender
Gemeindeabbezahltwerden. (dpa)

DarthVadersHelm wird in
Los Angeles versteigert

EinHelmvon„StarWars“-Bösewicht
DarthVaderkommtimSeptember
beieinergroßenAuktionvonFilm-
Devo tionalienunterdenHammer.
Experten rechnenmiteinemErlös
vonmehreren HunderttausendDol-
lar.HelmundMaskeausdemFilm
„Das Imperiumschlägtzurück“von
1980gehörenzudenwenigenRequi-
siten,dieSchauspielerDavidProwse
beiden Dreharbeitentrug–undsind
damiteineArt„HeiligerGral“für
Science-Fiction-Fans. (AFP)

Extrem-Rennfahrerin Jessi
Combs tödlich verunglückt

SchnellsteFrau auf vier Rädern: Jessi
Combs (1980–2019). GETT> IMAGES

DieUS-ExtremsportlerinJessi
Combs,dieals„schnellsteFrauauf
vierRädern“galt,istbeieinemneuen
RekordversuchumsLebengekom-
men.Die39-Jährigeverunglücktemit
ihrem FahrzeuginderAlvord-Wüste
imUS-BundesstaatOregon,wiedie
Polizeimitteilte.DieUnfallursache
warzunächstunklar.Combshatte
2013miteinemFahrzeugmit Strahl-
trieb werk einenTemporekordvon
640Stundenkilometernaufgestellt.
Diesenwolltesiebrechen. (AFP)

Todesstrafewegen Mordes
an Rucksack-Touristen

Wegender Ermordungvonzweibri-
tischenRucksack-TouristeninThai-
landsindzweiWanderarbeiteraus
MyanmarzumTodeverurt eiltwor-
den.DerobersteGerichtshofin
BangkokbestätigteamDonnerstag
einenSchuldspruchausersterIn-
stanz.DieRichtersahenesalserwie-
senan,dassdieMännerimSeptem-
ber2014aufderUrlauberinselKoh
Taodie23-jährigeFrauundden24-
jährigenManntöteten.Beidebe-
streitendieTat. (dpa)

62-Jähriger bei Stierhatz
in Spanien getötet

BeieinerStierhatzimzentralspani-
schenCuellaristein62-jähriger
MannvoneinemderTieregetötet
worden.DerMannwarnichtselbst
vordenStierenhergelaufen,son-
dernnachBeginndesStierlaufsin
dieArenagedrängtworden.Einga-
loppierenderStiernahmihndortauf
dieHörnerundverletzteihntödlich.
EsistderersteTodesfallbeieiner
Stierhatzseit2009. (AFP)

LEUTE


Kai Wiesinger(53)hatseineErnäh-
rungumgestellt:DerSchauspieler
verzichtetfortanaufdenVerzichtauf
Fleisch.Nach 15 Jahrenzartgrüner
Vegetarier-Existenzisterendlichzur
brutalrotenMänner-Rohkostzurück-
gekehrt,wieerjetztinderBuntentri-
umphiert:„Ichkannmorgensschon
einblutigesSteakessen...ohne
schlechtesGewissen.“Fuckyou,Kli-
mawandel!EinganzerKerl.


ReinholdMessner(74)mackertin
derBuntenebenfallsvorsichhin:
SeineFrauSabineStehle(55)habe
ihnunlängstverlassen,sodieBerg-
steigerlegende,waser„nichtganz
nachvollziehen“könne,aberegal,es
gäbedaschoneineneueLebensge-
fährtin ...Deren Namenwollte
Messnerzwarnichtnennen,wohl
aberihr eVorzüge ,„einigeJahrzehnte
jünger“zuseinalser,seineBuchma-
nuskripteimmerbravzulesenund
ihmals„Resonanzboden“zudienen.


Hugh Grant(58)gibtalsSchauspieler
gerndenkauzigenCharmeur,doch
wenn’spolitischwird,kenntderBrite
keinPardon.AufTwitterzogerg egen
denPremierministerseinesLandes,
BorisJohnson,unddessenhalsbre-
cherischenBrexit-Kursher:„Hauab,
duüberschätztesGummi-Bade-
spielzeug“,schmetterteGrantin
RichtungdesStaatschefs.Großbri-
tannienseivonJohnsonundseiner
„kleinenGangmasturbierender
Oberschüler“angewidert.


Kirsten Dunst(37)findet,dass
mansieinHollywoodnicht
richtigwertschätzt.Dem
US-RadiosenderSiriusXM
vertrautedieSchauspie-
lerindashieran:„Es
wäreschonschön,von
seinenKollegenaner-
kanntzuwerden.“Nun,
dieAmerikanerinwurde
fürihr eLeistungenbis-
langmitzweiGolden
Globesgeehrt,etwas,
woraufdieüberwiegende
MehrheitallerSchau-
spielereinganzesLeben
langverg eblichwartet.
KeinMitgefühlfür
Dunst! (schl.)


Sie fordert: Mehr Anerken-
nung,Anerkennung,
Anerkennung! AP/
HRIS PIZZELL&


TIERE


Im schönen Herne,wounserSom-
merlochtier,dieMonokelkobra,rei-
henweiseReihenhausbewohnerum
denSchlafbringt,wird’slangsamgif-
tig.InzwischenisteinHandyfotoei-
nesHausbewohnersaufgetaucht,es
solldasentwicheneReptilzeigen.
Aberwerkannschonbeschwören,
obdaswirklichdiegeflohene
Schlangeist?Schließlichfütterteder
Besitzernochrund20andereGift-
schlangendurch,dakannman
schonmaldenÜberblickverlieren.
InzwischenhatsicheineFachfirma
inStellunggebracht.Solltemandie
Kobranichtfinden,kanndieseganze
HäuserinFolieeinschlagenund
dann24 StundenlangmitGasvoll-
pumpen.Schlussmitlustig! (avo.)


Toxisches imTreppenhaus: die Auf-
nahme eines Hausbewohners. DPA

„Ichsahauswie


JohnLennon“


DieSchauspielerinEmmaThompsonüber


ihreZeitalsmilitanteFeministin,politischen


AktivismusunddieLiebezuihrenFältchen


W


enn sie einenRaum
betritt,fülltsieihnso-
fortaus.Oscar-Preis-
trägerin Emma
Thompson (60) hat eine besondere
Energie ,einLeuchten,Strahlen,Sir-
ren, das vonihr ausgeht.Jede ihrer
Antworten wirdvon großenGesten
undausdrucksstarkerMimikbeglei-
tet.OftfährtsiesichmitdenFingern
durch die platinblondeKurzfrisur –
oder rauft sie sich dieHaare? Beim
Treffen in London trägt sieSneaker
undBluse.AktuellspieltdieBritinin
derKomödie„LateNight“eineTalk-
show-Moderatorin, die wegen ihres
Altersabgesägtwerdensoll.

Mrs.Thompson,in„LateNight“spie-
lenSiediebissig-smarteModeratorin
Katherine Newburymit jeder Ihrer
Falten.Dasistsehrerfrischend...
IchhabekeineandereWahl.

Doch,hättenSieschon.HabenSienie
überlegt, demAlter ein Schnippchen
zuschlagen?
Nein. Nein! Ichhabe keinInte-
resse daran, beim Alter zu schum-
meln. Ichweiß gar nicht, wie man
das macht und glaube auch nicht
daran,dassmanesüberhauptkann.

Esistwohltuend,einnatürlichesGe-
sichtaufderLeinwandzusehen,das
sichsogarinFältchenlegenkann...
...was daran liegt, dass ich mich
nicht aus kosmetischen Gründen
unters Messer lege oder aufspritzen
lasse.Ich hasseSpritzen! Ichkann
nicht verstehen, warum gesunde
Menschen sichSpritzen insGesicht
steckenlassen.Ichfindeeswunder-
bar,wennnatürlicheSchönheitwie-
der mehr wahrgenommen wird.
Hoffentlich fühlen sich die Men-
schendadurchwenigerunterDruck
gesetzt, was den Schönheits- und
Jugendwahn angeht.Ichglaube
nicht,dassjemandsichfreiwil-
lig das Gesicht aufschneiden
lässt.Viele denken, dass esvon
ihnen erwartet wird.Diese fal-
schen Erwartungen sollten
nichtlängerinunserenKöpfen
rumgeistern.

IhreFilmfigurKatherinesollaber
auch gefeuertwerden, weil sie
nichtmehrzeitgemäßist.
DerFilmmachteinenguten
Punkt: Ja,esi st eine Tatsache,
dass Katherine alt ist.Solange
wirabernichtakzeptieren,dass
wiralter nundkindischmitdiesem
Themaumgehen,sindwirdazuver-
dammt, unglücklich zu sein.Das
führtauch dazu, dass sich die jün-
gereGenerationvordemAlterfürch-
tet.Wennwirdaswollen–bittesehr,
aber ich spiele da nicht mit.Viele
meiner Freunde sind bereits tot, an
Krebs gestorben.Daher möchte ich
lieberjedenMomentgenießen,weil
ich mich glücklich schätze, über-
hauptamLebenzusein.

Für den Branchennachwuchs sind
Sieein Vorbild. Wasraten Sieder
nächstenGeneration?
Ichwürde gerne gerade junge
Frauen zum Schreiben ermutigen.
Auch wenn es nur kleine Sachen
sind: Habt euren Stift parat und
schreibt,schreibt,schreibt!

Auch die Schauspielerin und Dreh-
buchautorinGretaGerwigverehrtSie
underzählte,wiesieIhnenmalinei-
ner Hotelbar auflauerte.Wasziehen
SieausBewunderung?
Dasistschönzuhören.Ichgeheja
davon aus,dass jüngereKollegen
meineArbeitgarnichtkennen.

Wieerklären Siesich dann den gro-
ßen Erfolg von„TatsächlichLiebe“,
derauchdankIhnenzueinemWeih-
nachtsklassikerwurde?
EsscheinttatsächlichderFilmzu
sein,dendiemeistenMenschenmit
mir in Verbindung bringen. Ich
denke,esi st eine wirklich guteGe-
schichteüberUntreue ,ind ersichje-
derZuschauerwiederfindet,weilof-
fenbarjederdasschonmaldurchle-
benmusste.

WarumsindSiealsWeltstarnieindie
Falle der Selbst-Glorifizierung ge-
tappt?
SindSiesichdasicher?

ImVergleichzueinigenanderenIhrer
Kollegenschon.
Nun,ein Grundist: Seit60 Jahren,
mein ganzes Leben lang, lebe ich
praktisch in ein und derselben
StraßeinLondon.Gegenüberwohnt
meineMutter,nebenanderAutome-
chaniker Mr.Carmelli. Er ist Portu-
giese und ziemlich barsch. Jedes
Mal, wenn er mich sah, brüllte er:
„Hey,Emma,wasmachstduwieder?
DukannstdieWeltnichtverändern,
du dummesKind. Warumbist du
nichtschwanger?Wannheiratestdu
eigentlich?“Zwischen Mr.Carmelli
und meiner Mutter,deren angebo-
rene Eigenschaft es ist, in keiner
Weise stolz auf irgendetwaszu sein,
was ein Familienmitglied macht,
hatte ich gar keine Chance,Selbst-
herrlichkeitzuentwickeln.

Siesindimmerkämpferischgewesen.
WashatSiegeprägt?
AnderUnihabeichdenFeminis-
musentdeckt.Ichwardamalsziem-
lichmilitant,habemirdieHaareab-
rasiertundmichnatürlichnichtge-
schminkt–heute würde ich sagen,
ich sah aus wie John Lennon.Mein
politischesDenkenhatsichgeformt,
als ich selbst viel Kabarett machte.
DahabenwirnachtsWhiskygetrun-
kenundüberSüdamerikadiskutiert,
wo damals viel los war.Man formt
seineinnereWeltnachundnach.

Mussten Siedafür einstecken, ein
Freigeistzusein?
IchhabeinmeinerHeimatmehr-
fach Kritik einsteckenmüssen,weil
ichDingeoffenausspreche.Jehäufi-
ger ich das erlebe,desto weniger
macht es mir etwas aus.Trotzdem
habe ich mich zuweilen sehr allein
undangegriffengefühlt.

Wofür wurden Sieamheftigstenan
denPrangergestellt?
WegenmeinesProtestsgegenden
Golfkrieg1990/91.Dafürwurdestdu
damals ganz schnell zu Saddam
HusseinsbestemFreunderklärt.Ich
fanddieBombardierungvonZivilis-
ten inakzeptabel und sah darin die
Gefahr,dass eine ganzeGeneration
junger Menschen radikalisiertwer-
den könnte.Diese Ansicht war da-
malsextremunpopulär.

Fühlen Siesich heute in IhrerBe-
fürchtungbestätigt?
Nun, fast 30Jahrespäter fragt
man sich schon:Washaben wir da-
mals noch über dieGefahr dieses
Vorgehens imNahen Osten gesagt?
Es macht mich wahnsinnig, dass
darüber sowenig gesprochen wird.
Keiner thematisiert,welche Gefahr
der Radikalisierung der jungenGe-
neration in dem stetenBombenha-
gelsteckte.Ine inemKriegmitMen-
schen,dieunsnichtsgetanhatten.

Istese ine Genugtuung, dass dieGe-
schichteIhnenheuterechtgibt?
Ichmagnichtimmerrechtgehabt
haben und bin sicher nicht immer
gut gewesen, aber ich blieb meiner
Linietreu.Katharine ,dieseit30Jah-
renmeinePR-Beraterinist,weißda-
vonein Lied zu singen. Wieoft
musste sie einspringen und etwas
ausbügeln,wennichmalwiederden
Mundnichthaltenkonnte.

Biszuw elchem Punkt definierenSie
sichüberArbeit?
Dasist schwer zu sagen,weil ich
garnichtsovielarbeite.Wasichaber
definitiv mache:Ichverbringe sehr
viel Zeit mit mir selbst.Ichmeine
Monate.Ohnezusprechen.

Wiebitte?Ganzohneetwaszusagen?
Ja,ichsprechedannnurmitmei-
nem Mann. Derwar vonsolchen
Phasensogenervt,dassermichbat,
ihn vonmeinem Schweigen auszu-
nehmen.

Interview: MariamSchaghaghi

Angst vormAlter? Da spielt Emma Thompson nicht mit ... IMAG& IMAGES (3)

Außerdem sind das doch nur Äußerlichkeiten. Die Britin hat noch mehr zu bieten.

...Wieso auch? Die Schauspielerin ist im April 60 geworden und sieht fantastisch aus.

ZUR PERSON

EmmaThompsonkommt aus einer Schauspielerfamilie. Ihren erstengro„en Erfolg hatte sie 1992
mit ÈWiedersehen in Howards EndÉ. Die Rolle derMargaret Schlegelbrachte ihr einen &scar als
beste Hauptdarstellerinein. 1996gewannsie den Drehbuch-&scar fér ÈSinn und SinnlichkeitÉ.

Ihren ersten MannKenneth Branagh lernteThompson 19t6kennen. Seit 2003 ist sie mit Greg
Wise verheiratet, die beidenhaben eineTochter und einen Sohn,den sie in Ruanda adoptierten.
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