Berliner Zeitung - 30.08.2019

(Michael S) #1
FREITAG, 30. AUGUST 2019 SONDERSEITEN DER BERLINER BÜHNEN SEITE 7

Lear
von William Shakespeare
und: „DiePolitiker“ vonWolfram
Lotz (Uraufführung)
Regie/Bühne:Sebastian Hartmann
Premiere am 30.August
im Deutschen Theater

Rage
Klassenzimmerstück
Eine StückentwicklungvonWilke
Weermannunddem Jungen DT
Uraufführung am 5. Septemberim
Rosa-Luxemburg-GymnasiumBerlin

Ausweitung der Kampfzone
nach demRoman
vonMichel Houellebecq
Regie: Ivan Panteleev
Premiere am 8. September
in denKammerspielen

Der Hals der Giraffe
nach demRoman
von Judith Schalansky
Regie: Philipp Arnold
Premiere am 22.September
in de rBox

Deutsches Theater
Schumannstraße 13A
10117 Berlin
Kartentelefon: 030 28 44 10

http://www.deutschestheater.de

zumKultbuch, gelobt und bekämpft,
inFrankreich undDeutschland.
Heute gilt derRoman als Pionier-
tat.Auch heute spaltetHouellebecq
nochdieGemüter und dieDiskus-
sionen um seineRomane und Äu-
ßerungenreißen nicht ab–darum
istesauch keinWunder,dassIvan
Panteleev sich nun zusammen mit
den Schauspielernund Schauspie-
lerinnenSamuelFinzi, Lisa Hrdina,
MarcelKohler,JeremyMockridge
undKathleenMorgeneyer demWerk
widmet,mit demalles begann.
DieGeschichte klingt zunächst
simpel, doch dann nimmt dasDra-
ma seinenLauf:EinIT-Spezia-
list, AngestelltereinesPariserSoft-
wareunternehmens,unternimmt
mit einem Arbeitskollegen ei-
neDienstreise in dieProvinz. Am
Weihnachtsabend eskaliertdieSi-
tuation.Nach demBesuch einer
Diskothek folgen die beiden einem
jungen Liebespaar in die Dünen...

DER HALS DER GIRAFFE

EinenSystemwechsel hat sie über-
standen, denMann an dieStrau-

ßenzuchtverloren und dieToch-
ter an einLeben in den USA.Inge
Lohmark,Sport- undBiologieleh-
rerinseit 30Jahren,weiß, dass man
sich anveränderteUmstände anzu-
passen hat.Undnur dieStärksten
überleben. Doch nun will die ster-
bende Kleinstadt inVorpommern,
in der sie unterrichtet, ihreSchule
schließen,ihreUnterrichtsmetho-
den geraten in die Kritik–und sie,
völlig unerwartet,verliebtsichin
eine ihrer Schülerinnen. Lohmarks
geordnetesWeltbild,ihrBiologis-
mus,bekommt ernsthafte Risse.
Judith Schalansky erzähltvon
einerZeit des Übergangs: das Alte
gibt es nicht mehr,dasNeue bleibt
fremd; einZustand, den wahr-
scheinlich jeder kennt.Sieschreibt
überMenschen,die zurettenver-
suchen, was nicht zuretten ist und
über dieNachwendejahrezwischen
Verknöcherung undAufbruch.Der
RegisseurPhilipp Arnold entwirft
gemeinsam mitJudithHofmann
in derHauptrolle so dasBild einer
Protagonistin, die sich in ihrem Le-
ben nicht mehr zuHause fühlt.

RAGE

Siestehen zwar in keinemSpiel-
plan, gehören aber zu den meist-
gespieltenStücken am DT:die
Klassenzimmerstücke.Mehr als
achtzigmal in derSpielzeitverwan-
delt dasJunge DT den Klassenraum
in ein Theater.
Für das diesjährige Klassenzim-
merstück hatderAutor undRe-
gisseurWilkeWeermann mitBer-
linerSchülernundSchülerinnen
gesprochen, die für ihreZukunft
kämpfen.AusdemRecherche-
material überDemokratie,gesell-
schaftlicheTeilhabe undFridays
forFuturewurde einStück über
das politische Lebensgefühl jun-
gerMenschen.DieBesonderheit:
ImLaufe derSpielzeit wandert
„Rage“vonSchule zu Schule–wer
dabei sein will, meldet sich ein-
fachperMail beimJungen DT an
unter klassenzimmer@deutsches-
theater.de.Benötigtwerdenweder
technische Anforderungennoch
eine große Bühne,denn derNa-
me ist beim Klassenzimmerstück
Programm und „Rage“kommtdi-
rekt in die Schule und sogarindas
Klassenzimmer.Rage wirdemp-
fohlen ab der Klasse 8.

M

itdemShakespeare-
Drama„Lear“,zwei
Romanadaptionen
und einem neuen
Klassenzimmerstück startet das
Deutsche Theater in dieSpielzeit.
Undalle haben es in sich: König
Lear findet sich imWortstromvon
Politikernwieder,Houellebecqs
Kultbuchreibt dieGemüter auf,
voneinerZeit desÜbergangs er-
zähltJudith Schalansky und Schü-
ler geraten ob derZukunft inRage.

LEAR

ZurEröffnung der neuenSpielzeit
inszeniertSebastianHartmann mit
„Lear“einenKlassiker,der uns mit
philosophischenFragen nachSinn
undMoralkonfrontiert. Es geht
um einen König, einReich, und
drei Töchter:Wasalso läge näher,
als auch dasErbe auf drei Schul-
ternzuverteilen?Bekanntermaßen
scheitertLearsVorhaben,weil sich
Cordelia, seine Jüngste,nichtso
benimmt wie erwartet und ihrem
Vater den gewünschten Liebesbe-
weisvorenthält.Siewirdenterbt.
Doch ist das für uns,die wirzeitli-
cheWesen sind, überhaupt mög-
lich: nicht zu erben?Nicht inSpra-
chen,Geschichten,Traditionen
undWeltzustände hineingestellt zu
sein?Inwieweit lässtsicheinErbe
ausschlagen, inwiefernwählen?
DieseFragenwerden bei „Lear“
jedochnicht allein mitShakespeare
beantwortet–dieSuche nach Ant-
worten bekommtUnterstützung.
Undzwarvom jüngstenTheater-
textvonWolfram Lotz,„DiePoli-
tiker“.Dasleichtfüßige,raffinier-
te,hochrhythmisierteSprechstück
kommt als gedankenschneller
Wortstromdaher und umspültal-
les.AlsTeil derInszenierung wird
„DiePolitiker“am30.August am
Deutschen Theater uraufgeführt.

AUSWEITUNG DER KAMPFZONE

„DerWirtschaftsliberalismus ist die
erweiterteKampfzone,dasheißt,
er gilt für alle Altersstufen undGe-
sellschaftsklassen.Ebenso bedeutet
der sexuelle Liberalismus dieAus-
weitung derKampfzone,ihreAus-
dehnung auf alle Altersstufenund
Gesellschaftsklassen“, schreibtHou-
ellebecq in „Ausweitung derKampf-
zone“.SeinRomandebüt avancierte

Samuel Finzi streitet in der„Ausweitung der Kampfzone“. Nachwendezeit: „DerHals derGiraffe“

„Lear“ bekommt Unterstützung von„Die Politiker“.

Valeriy Sokolov istder Solist in Béla BartóksViolinkonzert Nr. 1.

KONZERTHAUS

Dampflokliebe und Meereslust


DasKonzerthausorchester bringtBewegung in das „musikfest berlin“
und steuertmit Honegger,Debussy undBartók in die neueSaison

Orchester derWelt in derHaupt-
stadt gastieren.Die komponierte
Lokomotivfahrt„Pacific231“ des
SchweizerKomponisten Arthur
Honegger samtJeanMitrys eben-
falls gezeigtem gleichnamigen
Kurzfilm ausdemJahr 1949sind
inspiriertvon der Liebe zuDampf-
loks undihren Rhythmen.
Ebenfalls auf demProgramm
stehen ClaudeDebussysdreisin-
fonischeSkizzen „La mer“, dem
berühmtesten, 1905 uraufgeführ-
tenWerkdesImpressionismusin
derMusik, sowie BélaBartóksVio-
linkonzertNr.1mit dem ukraini-
schenSolistenValeriySokolov.

O

bdurch Maschinen,
Emotionenoder in der
Natur–Bewegung ist der
gemeinsameNenner der
Stücke,die dasKonzerthausorches-
terBerlin und seinErsterGastdiri-
gentJurajValčuha am 6. und 7.Sep-
tember imGroßenSaal desKon-
zerthausesBerlinamGendarmen-
markt interpretieren.

„PACIFIC 231“ UND „LA MER“

Daserste derbeidenKonzerte er-
klingt dabei imRahmen desre-
nommierten „musikfest berlin“,zu
dem jedesJahr einige der besten

SIMON FOWLER

ARNO DECLAIR (3)

Konzerthausorchester Berlin
Dirigent: JurajValčuha
Violine:Valeriy Sokolov
Arthur Honegger „Pacific231“ –
Mouvement SymphoniqueNr.1
Béla Bartók Vier Orchesterstücke
op. 12;Konzertfür Violine
und Orchester Nr.1
Claude Debussy „La mer“ –
Drei sinfonischeSkizzen

Am 6. und 7. Septemberum 20 Uhr

Konzerthaus Berlin
Gendarmenmarkt, 10117Berlin
Kartentelefon: 030 203 09 21 01

konzerthaus.de

„Songs forAlice–Special Edition”

SCHAUBUDE BERLIN

Singendes Gemüse


Der„Klang derDinge“ erschallt beim 4-tägigenFestival in der Schaubude
mit vielLust amExperiment und an derImprovisation

singendesGemüse,krachende
Fundstücke,klingendeMaschi-
nen,selbstgebauteInstrumente
und lautmalerischeGegenstände.
Extrafür dasFestival entwickelt
dasQuintett umSilviaOcougne
mitWernerDurand,StephanFro-
leyks,MazenKerbajundMichael
Vorfeld eine neueVersion ihrer
„ImaginärenMusik“.Mitihren
selbstgebauten und präparierten
Perkussions-,Zupf- undBlasinstru-

menten erschaffensieeine gemein-
same Klangwelt, die in einer faszi-
nierendenIllusion mündet.
Erstmalig inBerlin wirddas au-
diovisuelleKonzert„Lumimic“ mit
Farbpartikeln, Schatten,Gesten,
Lichtund Objekten des katalani-
schenDuosBesllum und mitzeit-
modellierendenSoundscapes des
KomponistenOctaviRumbauzu
erleben sein.BesondererFestival-
gastist dasWienerGemüseorches-
ter–bekannt für seine legendären
Auftritte und außergewöhnlichen
musikalischenAusflüge mit selbst
angefertigtenInstrumenten aus fri-
schemGemüse.
WeitereSchlaglichter:Eine poe-
tisch-minimalistische Klanginstal-
lationvonRieNakajima,Echtzeit-
musik mit herausragendenBerliner
MusikernundMusikerinnen und
dieSpecialEditionvon„Songs for
Alice“ des LeipzigerFigurenthea-
tersWilde&Vogel.

M

it demFestival„Klang
derDinge“ wirddie
SchaubudeBerlinvom


  1. bis 8.September
    zumBegegnungsortfür experimen-
    telleMusik und musikalisches Ob-
    jekttheater.Theaterkünstler und
    -künstlerinnen und frei improvisie-
    rendeMusiker undMusikerinnen
    zeigen Überschneidungen,Berüh-
    rungspunkte undUnvorhergese-
    henes in ihrer Arbeit mit Objekten:


FestivalKlang der Dinge
Vom5.bis zum 7. September
ab 19uhr
sowieam 8. September
ab 15uhr

Workshops undInstallationen
siehe Programm

SchaubudeBerlin
Greifswalder Str. 81 -84
10405 Berlin
Kartentelefon: 030 42 34314

MICHAŁ STROK http://www.schaubude.berlin

OWSKI

DEUTSCHES THEATER

Zwischen Erbe, Aufbruch


und Zukunft


DieneueSpielzeitamDeutschenTheater


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