Die Welt Kompakt am Sonntag - 25.08.2019

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ACHAVA FESTSPIELE THÜRINGEN


SPEZIAL

icht nur Tannhäusers legendärer Sänger-
krieg soll sich auf der Wartburg zugetra-
gen haben. In der malerisch gelegenen
Festung über der Stadt Eisenach lebten
unter anderem Elisabeth von Thüringen
und – wenn auch weniger komfortabel – Martin Lu-
ther. In einer kleinen Stube übersetzte der Reformator
als „Junker Jörg“ das Neue Testament ins Deutsche.
Nicht zuletzt im Gedenken an Luther luden die Jenaer
Burschenschaftler 1817 und im Revolutionsjahr 1848
zum Wartburgfest, um ein einheitliches, freies
Deutschland zu fordern. Schon im 19. Jahrhundert war
die Burg also nationales Denkmal.

Wer heute von der Wartburg aus Eisenach erkundet,
den führt der Weg hinab durch ein schönes Viertel vol-
ler Jugendstil-Villen. Man kommt am einstigen Gast-
haus Goldener Löwe vorbei, vor exakt 150 Jahren Ge-
burtsstätte der deutschen Sozialdemokratie. Am Ge-
burtshaus von Johann Sebastian Bach, heute eines der
bedeutendsten Musikermuseen. Und schließlich zum
Lutherhaus, das hinter schmuckem Fachwerk an den
Reformator erinnert, der in diesem Gebäude gewohnt
haben soll. Als Lateinschüler sang Luther nebenan in
der Georgenkirche mit, später predigte er dort, trotz
Acht und Bann, auf dem Rückweg vom Wormser
Reichstag. Eisenachs Hauptkirche ist unter anderem
auch die Stätte, an der Bach getauft wurde und seinen
ersten Orgelunterricht erhielt.

Seit Mai diesen
Jahres gibt es in der
Lutherstadt einen
weiteren Erinne-
rungsort. „Wir sind
in die Irre gegangen“,
ist auf der Installati-
on an der Bornstraße
zu lesen. Sie erinnert
an ein schmähliches,
bisher nur zögerlich
aufgearbeitetes Kapi-
tel der evangelischen
Kirchengeschichte.
Am 6. Mai 1939 grün-
deten Theologen,
Kirchenleiter und elf
Landeskirchen im
Hotel auf der Wart-
burg das „Institut zur
Erforschung und Be-
seitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche
kirchliche Leben“.
Dieses berüchtigte „Entjudungsinstitut“ ist Thema
der diesjährigen Achava-Festspiele Thüringen. Zur Ent-
stehung und Arbeitsweise des NS-Instituts hat die Stif-
tung Lutherhaus eine kritische Sonderausstellung erar-
beitet, die am 19. September eröffnet. Das ganze Wo-
chenende steht am Eisenacher Lutherplatz im Zeichen
der christlich-jüdischen Begegnung, mit Konzerten,
Podiumsdiskussionen, einem Straßenfestival für die

Die Achava-Festspiele laden vom 19. bis 29. September


nach Eisenach, Weimar und Erfurt. In der Wartburgstadt


geht es vor allem um den christlich-jüdischen Dialog


Zeichen der


Gerechtigkeit


Goldener Engel Im Eisenacher Lutherhaus wird ab 19. September eine Sonderausstellung über das nationalsozialistische „Entjudungsinstitut“ gezeigt

PICTURE ALLIANCE / IMAGEBROKER

/OLIVER GERHARD

WWWeltstar eltstar Avi Avital spielt
zur Festival-Eröffnung

CHRISTIE GOODWIN

FORTSETZUNG AUF SEITE 2

ganze Familie, einem Schabbat-Abend mit Kiddusch so-
wie dem Festgottesdienst in der Georgenkirche mit
Predigt der früheren EKD-Ratsvorsitzenden Margot
Käßmann und Musik vom Leipziger Synagogalchor.
Bis zum 29. September laden die Achava-Festspiele
nach Eisenach, Erfurt und Weimar. Achava ist heb-
räisch und bedeutet Brüderlichkeit. Das jüdisch inspi-
rierte Festival für den interkulturellen Dialog findet
zum fünften Mal statt, in den Jahren zuvor war Erfurt
der Hauptspielort. Die dortige Peterskirche wird um-
gestaltet und steht voraussichtlich bis 2021 nicht zur
Verfügung. Auch deshalb haaabbeman mit Eisenach und
Weimar den Wirkungskreis erweitert, erklärt Achava-
Intendant Martin Kranz.

EISENACHS BESONDERE DNAKatja Wolf (Linke),
Oberbürgermeisterin der sechstgrößten Stadt im Frei-
staat, freut sich „ungemein“, die Achava-Festspiele
mitfeiern zu dürfen. Allein in Eisenach wird es 20 Ein-
zelveranstaltungen geben. „Es tut der Stadt gut und es
tut auch dem Festival gut, durch die spezielle Hand-
schrift, die besondere DNA, die Eisenach hat“, so die
Politikerin. Zu dieser „besonderen DNA“ gehört auch,
dass unlängst sowohl die AfD als auch die NPD mit
vier Abgeordneten in den Stadtrat einzogen. Und an-
ders als in Erfurt, wo es zu DDR-Zeiten den einzigen
Synagogen-Neubau gab und heute wieder eine recht
rührige Gemeinde existiert, fand in Eisenach nach
1945 kein jüdisches Leben mehr statt, allefalls Spuren
finden sich noch.
„Es gibt ein großes Bedürfnis, sich mit dem Thema
auseinanderzusetzen“, sagt Jochen Birkenmeier, Wis-
senschaftlicher Leiter und Kurator der Stiftung Lu-
therhaus. Die Ausstellung über das kirchliche „Entju-
dungsinstitut“ läuft bis zum 31. Dezember, mit der Op-
tion auf Verlängerung. Zu einer fundierten und sachli-
chen Grundlage für die Auseinandersetzung soll zu-
dem eine wissenschaftliche Tagung am Originalschau-
platz, dem Hotel auf der Wartburg, beitragen. Birken-
meier: „Es geht nicht um eine reine Schulddebatte.
Sondern darum, zu verstehen, wie es zu der Entwick-
lung damals kommen konnte.“
Ziel des „Entjudungsinstituts“ war es, Kirche und
christlichen Glauben an die Ideologie der Nationalso-
zialisten anzupassen. So erschienen Bibelausgaben, in
denen alle Bezüge zum Judentum entfernt wurden.
Gerne bezogen sich die Nationalsozialisten und ihre

VON UWE SAUERWEIN

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