Der Schmerz lenkte ihren Blick auf den
rechten Ringfinger. Sandra Bradley sah,
dass er sich gerade in drei Teile ge-
spalten hatte. Was halt so passieren
kann im Training mit Atlassteinen, die
weit über 100 Kilogramm wiegen. Einer
der riesigen Steine hatte ihren Finger
zerquetscht, der Knochen schaute he-
raus. „Es hat ein bisschen ausgesehen
wie eine aufgeplatzte Tomate“, sagt
Bradley im Gespräch mit WELT AM
SONNTAG.
VON JULIEN WOLFF
Die 30-Jährige ist die stärkste Frau
Europas und hart im Nehmen. Trotz der
Fingerverletzung während eines Trai-
nings neulich trainiert sie weiter. Bis al-
les weitestgehend verheilt ist, konzen-
triert sich die Oberpfälzerin in den
Übungseinheiten dann eben mehr auf
ihre Beinmuskulatur. Denn Bradley ar-
beitet für ihr großes Ziel, die stärkste
Frau der Welt zu werden: „Das ist mein
Traum. Das Potenzial habe ich, denke
ich. Die Stärkste in Deutschland zu sein
war ein Lebensziel. Jetzt kommt das
nächste. Die Sache mit dem Finger mag
für andere Leute eine schlimme Verlet-
zung sein. Für mich nicht.“
Sie liebt alles, was schwer ist. Trak-
torreifen stemmen zum Beispiel. Baum-
stämme drücken. Einen 19-Tonnen-
Lastwagen über 20 Meter ziehen. Und
eben Atlassteine heben. Bradley hält
den deutschen Rekord: 140 Kilogramm,
lediglich zwölf Kilogramm vom Weltre-
kord entfernt, den ihre beste Freundin
Liefia Ingallsaufgestellt hat.
Beim Kreuzheben schafft Bradley 240
Kilogramm, über Kopf drückt sie 100 Ki-
logramm. Bradley und Ingalls sind die
ersten Frauen, die den Husafellstein he-
ben konnten, einen legendären Hebe-
stein aus Island. Viele Frauen gehen ins
Fitnessstudio, um abzunehmen, um ih-
ren Körper zu definieren. Bradley geht
vor allem hin, um stärker zu werden.
Noch stärker. Zum Warmmachen greift
sie im Gym schon mal zu einem 75 Kilo-
gramm schweren Eisengestell, das ei-
nen Baumstamm simulieren soll.
Lange war sie nicht so stark und ziel-
strebig. In der Jugend litt Bradley unter
Magersucht. „Der Sport war meine Ret-
tung“, sagt sie. „Ich habe etwas für mich
gefunden. Und erkannt: Ich bin mehr
wert, als einfach nur dünn zu sein.“ Als
Teenagerin sah sie im Fernsehen die
Strongman-Wettbewerbe. „Das fand ich
von Anfang an cool. Stark sein, das hat
mich irgendwie schon immer faszi-
niert.“ Mit 16 meldete sie sich im Fit-
nessstudio an, später bewarb sie sich für
den Polizeidienst und trainierte für den
Einstellungstest. „Ich habe nie eingese-
hen, dass Mädchen und Frauen nicht
auch stark sein sollen“, sagt Bradley.
ARNOLD CLASSICSSie schaffte es zur
Polizei, und als sie in einer Einsatzhun-
dertschaft war, wurde sie auf Cross-Fit
aufmerksam. Damals hatte in Nürnberg
gerade eine Box aufgemacht. Bradley
meldete sich an und bekam mehr und
mehr Kontakt zur Strongman-Szene.
Sie erwarb den Trainerschein, nahm
2013 an einem ersten Wettkampf teil
und entwickelte sich zum Star im
Strongwoman-Sport.
Vergangenes Jahr wurde sie bei den
nach der Bodybuilding-Legende Arnold
Schwarzenegger benannten „Arnold
Classics“ zum Arnold Amateur World-
champion. Beim World’s Strongest Wo-
man schaffte sie es in ihrer Gewichts-
klasse (bis 82 Kilogramm Körperge-
wicht) auf den dritten Platz. „Die Gren-
zen meines Körpers zu erkunden hat
mich schon immer fasziniert. Es wäre
doch schade, wenn man nicht probiert,
das eigene Potenzial auszuschöpfen,
nicht sieht, was man alles erreichen
kann“, sagt sie.
Wie schafft es eine Frau, so stark zu
werden? „Mein Leben und der Tagesab-
lauf sind auf meinen Sport ausgerich-
tet“, sagt sie. „Wir Strongwomen sind
keine durchgeknallten Freaks. Die Kon-
tinuität in Sachen Training und Ernäh-
rung ist sehr wichtig. Ich mache das
jetzt seit vielen Jahren. Die perfekte
Technik ist zentral, die entwickelt man
immer weiter. Ohne die wird man nicht
weit kommen.“ Bei 1,70 Meter Körper-
größe wiegt sie zwischen 78 und 80 Ki-
logramm. Ihren Körperfettanteil misst
sie nicht. „Ich denke, ich liege in etwa
bei 16 Prozent.“
DIE MÄNNER STAUNENBradley ist
Ausbilderin bei der Bereitschaftspolizei.
Sie steht meist um 5.30 Uhr auf und
fährt zur Arbeit. Nach dem Dienst geht
es direkt zum Training, und das dauert
schon mal drei Stunden. Danach essen,
dann gegen 21.30 Uhr schlafen. Sie trai-
niert zum Teil mit schweren Sandsä-
cken, vier bis fünf Einheiten pro Woche.
Fast immer zieht sie ihre Einheiten al-
lein durch, so ist die Konzentration am
höchsten. Trainerin Jenny Todd lebt in
England und sendet ihr regelmäßig Plä-
ne, an die sich Bradley zu halten hat.
Todd trainiert auch die Britin Donna
Moore, die stärkste Frau der Welt. Die
Frau, die Bradley noch in diesem Jahr
übertrumpfen will.
Pro Tag nimmt sie rund 2500 Kalo-
rien zu sich, in den Wochen vor Wett-
kämpfen sogar bis zu 3500. Sie isst vor
allem Fleisch, Fisch, Gemüse, Reis, Kar-
toffeln und Obst. „Ich bin aber nicht der
komische Typ, der auf einer Geburts-
tagsparty sagt: ,Das Stück Kuchen esse
ich auf keinen Fall!‘“ Wenn sie ihre Mut-
ter besucht, gönnt sie sie auch mal et-
was Torte, beim Treffen mit Freunden
einen Burger. Vor Wettkämpfen sei sie
dann wieder strenger.
An Wochenenden geht sie selten fei-
ern. „Der Sport steht für mich im Vor-
dergrund. Es macht mir einfach Spaß.“
Sie achtet darauf, acht Stunden pro
Nacht zu schlafen. „Ohne die richtige
Regeneration ist all das Training und
die Ernährung nichts wert. Es ist ein
Zusammenspiel dieser Faktoren, das
zum Erfolg führt“, so Bradley.
Halt mal kurz
Von dem Sport leben kann (noch)
keine Frau in der Strongwoman-Szene.
Bei den Männern ist es anders. „Da
schaffen es manche schon, von Sponso-
rengeldern zu leben. Wir Frauen sind
davon noch weit entfernt.“ Es gebe aber
von Jahr zu Jahr mehr Preisgeld. Und in
den USA zum Teil Wettkämpfe, für die
sich mehr Frauen als Männer anmelden.
Die meisten männlichen Mitglieder
in ihrem Gym in Nürnberg empfinden
es als Motivation, wenn sie eine Frau se-
hen, die deutlich mehr stemmt als sie.
„Viele sind beeindruckt, dass eine Frau
so stark sein kann. Einer hat mich mal
als den deutschen Hafthor Björnsson
bezeichnet. Das fand ich cool, das hat
mich gefreut.“ Der Isländer ist vor al-
lem wegen seiner Rolle in der Serie „Ga-
mes of Thrones“ bekannt, wiegt rund
200 Kilogramm. Ihre Schüler bei der
Polizei können mit Bradley nicht mit-
halten. „Vielleicht ist mal einer im
Bankdrücken stärker, diese Disziplin
trainiere ich weniger. Ansonsten bin ich
stärker als sie“, sagt die Ausbilderin.
BAUMSTAMMWERFENFrüher habe
sie vor allem Männer aus dem Kraft-
sport als Vorbilder gehabt. Heute sind
es Frauen. „Sie müssen viel mehr Wert
auf Technik legen, um die hohen Ge-
wichte zu bewegen. Ihre Leistungen fin-
de ich daher besonders beeindruckend.“
Immer öfter bekommt sie über die so-
zialen Medien Nachrichten von Mäd-
chen und Frauen, die auch ihren Weg
gehen wollen, die große Gewichte bewe-
gen möchten. „Das ist eine schöne Ent-
wicklung“, sagt Bradley.
Ende August reist sie zur Steinhebe-
WM nach Norwegen. Dabei ist auch
Superchamp Donna Moore. In mehreren
Disziplinen treten die zehn besten Stein-
heberinnen weltweit gegeneinander an:
Steine über Kopf drücken, heben, schlep-
pen. Im November geht es für Bradley
dann nach Daytona Beach in Florida zum
WWWorld’s-Strongest-Woman-Wettbewerb.orld’s-Strongest-Woman-Wettbewerb.
Und auch mit ihrer besten Freundin Liefia
Ingalls hat sie noch einiges vor, zum Bei-
spiel einen Weltrekord im Baumstamm-
werfen aufzustellen. Der in drei Teile ge-
spaltene Finger und all das Training sollen
sich schließlich gelohnt haben.
Als Jugendliche litt Sandra Bradley unter Magersucht. Heute ist die Polizistin
die stärkste Frau Europas und nimmt täglich um die 3000 Kalorien zu sich.
Ein besonderes Ziel treibt sie an
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Lastwagen über 20 Meter ziehen. Und
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eben Atlassteine heben. Bradley hält
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eben Atlassteine heben. Bradley hält
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den deutschen Rekord: 140 Kilogramm,
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