WELT AM SONNTAG NR.34 25.AUGUST2019 SPORT^57
arl-Richard Frey packt seinen
Partner kraftvoll am Kimono
und schleudert ihn im hohen
Bogen aufs Kreuz. Die gelben Matten
in der Judohalle in Kienbaum beben.
Das Ganze 100-mal, nach jeweils sechs
Wiederholungen erfolgt der Rollen-
tausch. Beide Kämpfer atmen kurz
durch, dann greift sich der Geworfene
den Widerpart. Und so weiter. Das tut
schon beim Hingucken weh.
VON GUNNAR MEINHARDT
Klar, der Rücken schmerze hinter-
her, bestätigt Frey und wischt sich die
Stirn trocken. „Die Würfe müssen fest
abgefeuert werden, dynamisch,
schnellkräftig, sonst brauchst du sie
nicht zu trainieren. Auf den Partner
darfst du da keine Rücksicht nehmen.“
Auch wenn er zur Familie gehört. Es
ist Bruder Johannes. Ebenfalls Dreita-
gebart, kurze, schwarze Haare und
enorm kräftig. Allerdings ist er fünf
Jahre jünger als Karl-Richard, der un-
längst seinen 28. Geburtstag feierte.
Das Spitzensportzentrum vor den
Toren Berlins haben die Brüder inzwi-
schen verlassen. Es ging mit der Na-
tionalmannschaft nach Tokio ins Mut-
terland des Judosports. Dort beginnt
heute die WM, gleichzeitig olympi-
sche Generalprobe für 2020. Zum ers-
ten Mal starten Karl-Richard und Jo-
hannes Frey bei einem Championat
gemeinsam, noch nie kämpfte bislang
ein deutsches Brüderpaar bei interna-
tionalen Meisterschaften.
Zu verdanken ist das Bundestrainer
Richard Trautmann, 50, einstiger
Weltklassejudoka. Vor zwei Jahren
trat er seinen Job als Chefcoach an
und überzeugte die im Rheinland ge-
borenen Brüder, künftig in unter-
schiedlichen Gewichtsklassen anzu-
treten. Da bei Olympischen Spielen in
jeder Kategorie nur ein Athlet pro Na-
tion nominiert werden darf, wären die
beiden Freys sonst Konkurrenten ge-
wesen. Das Können aber besitzen bei-
de, die Besten der Welt aufzumischen.
„Beide sind harte Hunde, megaehr-
geizig und enorm willensstark, und sie
wollen unbedingt zusammen Olympia
erleben“, sagt der Judolehrer.
Karl-Richard gewann bereits im
Halbschwergewicht WM-Silber
und -Bronze, wurde Olympia-
fünfter bei den Spielen in
Rio, also sollte der vier
Zentimeter größere
Johannes ins
Schwergewicht
wechseln
„Es machte Sinn,
was der Trainer sich
ausgedacht hatte. Deshalb haben wir
uns auch nicht dagegen gesperrt“, er-
zählt Johannes. Damit aber war die
Entscheidung noch nicht endgültig.
Schließlich gibt es noch den Vater die-
ser wurfgewaltigen, jungen Männer.
Karl-Heinz Frey, von Beruf Polizist, ist
selbst passionierter Anhänger der
asiatischen Kampfkunst. Seine Lei-
denschaft übertrug er auf die Spröss-
linge, die seit frühester Kindheit auf
Judomatten herumtollten. Einst
balgten sie sich sogar zu dritt, doch
Gerrit Manuel, der mittlere Bruder,
verabschiedete sich als Teenager vom
„sanften Weg“, wie Judo aus dem Ja-
panischen übersetzt heißt.
BESORGTER PAPA VVVater Freyater Frey
sträubte sich anfangs vehement gegen
Trautmanns Vorschlag. Der strenge
Ordnungshüter hatte Angst um seinen
jüngeren Sohn, vermochte sich nicht
vorzustellen, woher der Filius die
Muskeln nehmen sollte, um gegen Ko-
losse zu bestehen, die 50, 60 Pfund
mehr wiegen als er. Doch er ließ sich
überzeugen. Im Judo sei schließlich
das Körpergewicht gar nicht so aus-
schlaggebend. Der Erfolg hängt auch
wesentlich von der Explosivität, Be-
weglichkeit und technischen Variabili-
tät eines Athleten ab. Unter den Kraft-
protzen ist Johannes damit reich ge-
segnet.
Mittlerweile wiegt der Aufsteiger 115
Kilogramm und fühlt sich den dicke-
ren Rivalen gewachsen. Trotz Rück-
schlägen: Nach seinem Sieg beim
Grand Prix im marokkanischen Agadir
im Frühjahr 2018 bremste ihn ein Mus-
kelbündelriss im linken Oberschenkel
monatelang aus. Kaum genesen, zog er
sich im rechten Knie einen Innen-
bandabriss zu. „Mir geht es gut, ich
kann wieder voll ranklotzen“, sagt der
Deutsche Meister Johannes jetzt aber.
Sportsoldat Karl-Richard und
Sportpolizist Johannes machen rund
um die Uhr alles gemeinsam. Von ih-
rer Wohnung in Köln laufen sie zehn
Minuten bis zum Leistungszentrum,
wo sie täglich für ihre „Mission Olym-
pia 2020“ trainieren. Schließlich pas-
sen sie nach eigenem Bekunden zu-
sammen „wie Topf und Deckel“.
Wie Topf und Deckel
Die Judo-Brüder Karl-Richard und Johannes Frey
kämpfen in Tokio gemeinsam um WM-Medaillen
Starke Jungs
Karl-Richard (l.)
und Johannes Frey
BORIS TEOFANOVIC
K
weiterzuleiten. Ich muss damit leben.
Aber ich weiß natürlich, dass es kein
schlauer Zug von mir war.
Sie sprechen Ihre bodenständige Art
an. Haben die Ihre Eltern gefördert?
Natürlich. Ich denke, das ist der große
Vorteil, wenn du aus einem kleinen Dorf
kommst. Da wird man aus diesem Holz
geschnitzt. Ich bin mit 13 von dort weg
und 13 Jahre später in Frankfurt ange-
kommen. Ich bin offen, ehrlich und oft
zu gutgläubig. Doch ich erzähle gern,
was ich denke, obwohl es sicher cleverer
wäre, manchmal wie ein Politiker zu
sprechen. Nur davon halte ich nicht
viel. Denn ich möchte mich nicht ver-
stellen. Fußballspielern wird oft nach-
gesagt, sie seien arrogant. Das sind so
viele aber nicht. Ihr Verhalten dient
meist als Selbstschutz. Von daher genie-
ße ich es, wenn ich die Zeit habe, mal in
mein Dorf (Sirnitz in Kärnten – d.R.) zu-
rückzukehren. Weil ich da noch spüre,
worum es im Leben wirklich geht.
Wenn ich in ein großes, volles Stadion
laufe, sehe ich nicht erst das Stadion,
sondern habe im Kopf Bilder von mei-
nem Heimatplatz und den Bergen.
Apropos Berge. Sie erwerben die Li-
zenz eines Hubschrauberpiloten, um
später als Bergretter zu arbeiten.
Sowohl in Augsburg als auch in Frank-
furt habe ich die Verantwortlichen ge-
fragt, ob das okay ist. Da gab es kein
Problem. Ich möchte mich schon jetzt
auf die Zeit nach dem Fußball vorberei-
ten. Dadurch, dass „Der Bergdoktor“
meine Lieblingsserie ist und sich in ihr
viel um die Bergrettung dreht, habe ich
Gefallen daran gefunden, einen Hub-
schrauber zu lenken, um Retter in die
Berge zu bringen.
Sie möchten gern anderen Menschen
helfen?
Ich habe mich schon immer allein
durchgeschlagen, natürlich mit Unter-
stützung meiner Familie. Aber ab dem
- Lebensjahr war ich allein und musste
lernen, Verantwortung zu übernehmen.
Ich übernehme die als Fußballspieler
sehr gern. Doch das ist nicht zu verglei-
chen mit der Verantwortung, die du
übernimmst, wenn du einen Hub-
schrauber fliegen und dann auch noch
Menschen helfen kannst. Da hast du viel
mehr Verantwortung. Ich möchte spä-
ter gern etwas Gutes tun.
Das Foto, das zeigt, wie Sie nach dem
Aus gegen Chelsea im Halbfinale der
Europa League, in dem Sie einen Elf-
meter verschossen, in den Arm ge-
nommen werden, hat viele berührt.
Das war unglaublich emotional. Ich ha-
be das Bild bei mir zu Hause stehen.
Wir schauen uns mit Martin Hintereg-
ger das Foto an. Er hält kurz inne und
wirkt sehr gerührt.
Dieses Bild sagt ganz viel aus. Über
mich, über mein vergangenes halbes
Jahr in Frankfurt und über die Fans. In
diesem Bild ist einfach alles. Ganz viele
Menschen haben mir gesagt, dass dieses
Bild ausdrückt, was Eintracht Frankfurt
ausmacht. Ich schaue es mir täglich an
und bekomme auch jetzt wieder Gänse-
haut. Diese Zuneigung habe ich so noch
nie erlebt. Das ist unglaublich. Es gab
für mich einfach keine andere Möglich-
keit, als dass ich hier in Frankfurt wei-
termache. Ich möchte hier sein.
IMAGO IMAGES/JAN HUEBNER
In nur wenigen Monaten hat der
2 6-jährige Österreicherim Früh-
jahr mit großer Leidenschaft auf
dem Platz die Herzen der An-
hänger von Eintracht Frankfurt
erobert. Sie dichteten den Sta-
tus-Quo-Klassiker „In The Army
Now“ in „Hinti Army Now“um.
Das Problem: Er war nur aus-
geliehen,musste im Sommer
zurück zum FC Augsburg. Nach
einer Hängepartie konnten die
Hessen den passionierten Jäger
aus Kärnten,der bei RB Salz-
burgzum Profi wurde, nun fest
verpflichten.
Martin Hinteregger
Fußballprofi
RELEASED
BY
"What's
Problem. Ich möchte mich schon jetzt
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Problem. Ich möchte mich schon jetzt
auf die Zeit nach dem Fußball vorberei-
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auf die Zeit nach dem Fußball vorberei-
News"
fragt, ob das okay ist. Da gab es kein
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fragt, ob das okay ist. Da gab es kein
Problem. Ich möchte mich schon jetztProblem. Ich möchte mich schon jetztNews"
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Problem. Ich möchte mich schon jetzt
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Problem. Ich möchte mich schon jetzt
auf die Zeit nach dem Fußball vorberei-
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ten. Dadurch, dass „Der Bergdoktor“
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Problem. Ich möchte mich schon jetzt
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auf die Zeit nach dem Fußball vorberei-
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ten. Dadurch, dass „Der Bergdoktor“
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ten. Dadurch, dass „Der Bergdoktor“
t.me/whatsnws meine Lieblingsserie ist und sich in ihrmeine Lieblingsserie ist und sich in ihr