er Spiegel - 10. August 2019

(John Hannent) #1
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Katholische Kirche


Schweigegeld vom Bischof?


 Der Trierer Bischof Stephan Ackermann
hat intern erstmals Stellung zu den schwe-
ren Beschuldigungen des Hannoveraner
Kriminologen Christian Pfeiffer genommen.
Mitte April hatte Pfeiffer dem Bischof,
Missbrauchsbeauftragter der Deutschen
Bischofskonferenz, in einem Interview mit
der »Zeit« vorgeworfen, dieser habe ihm
im Dezember 2012 ein Schweigegeld von
120 000 Euro geboten und ihn persönlich
bedroht. »Das war der Versuch einer
Nötigung«, so der Kriminologe. Acker-
mann habe damit verhindern wollen, dass
Pfeiffer nach der 2013 gescheiterten
Koopera tion im Rahmen der bischöflichen
Missbrauchsstudie den Vorwurf einer
Zensur erhebe. Öffentlich hat sich der
Bischof bislang nicht zu den gravierenden
Anschuldigungen geäußert. Laut einem
vertraulichen Protokoll kommentierte er
die Vorwürfe aber Mitte Juni bei einer
Dechantenkonferenz in Trier. Demnach
sagte er, im Interview gebe Pfeiffer »vor
allem persönliche Wahrnehmungen« wie-
der. Er habe »andere Wahrnehmungen«,
es könne daher »keine objektive Klärung
von Sachverhalten getroffen werden«. Er
wolle sich »nicht auf die Ebene von Prof.
Pfeiffer begeben«. Abschließend bat er die
Geistlichen »um Vertrauen in seine Per-
son«. Dazu, ob er Pfeiffer seinerzeit Geld
geboten habe, äußerte er sich laut Proto-
koll nicht. Die Bischofskonferenz will den
Vorgang nicht kommentieren und verweist
auf eine Erklärung aus dem Jahr 2013, in
der sie die Zensurvorwürfe Pfeiffers
dementiert. BHR


OLIVER DIETZE
Ackermann

Naturschutz

Was der Wolf kostet


 Mehr als 14 Millionen Euro planen
die deutschen Flächenländer in diesem
Jahr für ihre frei lebenden Wölfe ein.
Die Zahl hat der SPIEGELaus Antwor-
ten der zuständigen 13 Länderminis -
terien errechnet. Die Bestandszahlen
ortstreuer Tiere belaufen sich danach
deutschlandweit auf 97 Rudel (jeweils
etwa acht Wölfe), mit Paaren und Ein-
zelgängern kommt man auf insgesamt
rund 800 Tiere. Daraus zu schließen,
dass jeder Wolf den Steuerzahler
durchschnittlich 17 500 Euro kostet,
wäre aber falsch. Die Kosten sinken
nämlich umgekehrt proportional zu
wachsenden Populationen. Beispiels-
weise muss man Schutzzäune nur
einmal finanzieren, egal, wie sehr sich
die Raubtiere anschließend vermehren.
So führen Sachsen (3,5 Millionen Euro)
und Schleswig-Holstein (3,1 Millionen
Euro) die Tabelle auf der Ausgaben -
seite an. Zugleich hat Sachsen aber mit
schätzungsweise 160 ortstreuen Tieren
mindestens 40-mal so viele Wölfe wie
Schleswig-Holstein. Darüber hinaus
lassen diese Zahlen durchziehende
Wölfe außer Acht. Hessen etwa geht

bisher von keinem residenten Wolf
aus, registriert aber dennoch Wolfs -
risse. Das Land zahlt seinen Schaf-
und Ziegenhaltern für fachgerechte
Schutzmaßnahmen eine »Herden-
schutzprämie« von 31 Euro pro Hek-
tar: insgesamt 500 000 Euro.AB

AXEL GOMILLE
Jungwolf in Sachsen-Anhalt

Ländermittel
für Wölfe ortstreue
Wölfe*

verfügbare
Summen
2019
in Euro

* Schätzung: Zählung beinhaltet Revierüberschneidungen
** zusätzliche Förderungen möglich; Quelle: Angaben der Länder

Sachsen 160 3,5 Mio.
Schleswig-Holstein 2 bis 4 3,1 Mio.
Niedersachsen 200 2,8 Mio.
Nordrhein-Westfalen 2 bis 3 1,0 Mio.
Baden-Württemberg 1 867 000
Brandenburg 300 660 000
Mecklenburg-Vorpommern 50 500 000
Bayern 12 500 000
Hessen 0 500 000
Sachsen-Anhalt 92 290 000
Rheinland-Pfalz** 1 180 000
Thüringen 1 100 000
Saarland 0 2000

Bundestag

Klammer Lieferant


 Der Büromittellieferant des Bundestags,
die Berliner bürofa GmbH, steht offenbar
vor der Pleite. Am 22. Juli ordnete ein
Gericht die vorläufige Insolvenzverwal-
tung über das Vermögen des Unterneh-
mens an, das die Parlamentarier seit 2000
mit Druckerpatronen, Stiften, Klammern

versorgt hatte. Am Dienstag informierte
die Parlamentsverwaltung per Rundmail,
dass ab sofort keine Zahlungen mehr an
die Firma geleistet werden dürften, son-
dern nur noch an den vorläufigen Insol-
venzverwalter. Vorausgegangen war ein
jahrelanger Streit zwischen der bürofa und
der Bundestagsverwaltung, die den Liefe-
rantenvertrag 2016 wegen angeblich über-
höhter Abrechnungen fristlos gekündigt

hatte. Im Abschluss der Firma für 2017 ist
von einem Rechtsstreit gegen die Firma
mit einem Streitwert von 360 000 Euro
die Rede. In die Schlagzeilen gekommen
war die bürofa, deren Geschäftsführer
einst im Bezirksvorstand der AfD Pankow
saß, durch die »Montblanc-Affäre«: Auf
Steuerzahlerkosten hatten zahlreiche
Abgeordnete teure Füllfederhalter bei
dem Unternehmen geordert. SRÖ, WAS
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