er Spiegel - 10. August 2019

(John Hannent) #1
DER SPIEGEL Nr. 33 / 10. 8. 2019 3

Im vergangenen Jahr waren weltweit 28,5 Millionen Urlauber
auf Kreuzfahrt, die Zahl der Deutschen an Bord hat sich seit
2009 verdoppelt – der Markt boomt. Doch der Traumurlaub
offenbart inzwischen immer mehr auch seine Schattenseiten:
Die schwimmenden Hotels sind ein echter Klimakiller, sie ver-
brennen pro Stunde fünf Tonnen Treibstoff, zumeist Schweröl.
Und die Passagiere überrollen mittlerweile selbst abgelegenste
Küstendörfer. Redakteur Felix Hutt ist auf der »Mein Schiff 6«
von Triest nach Malta gereist, hat mit An gestellten und Gäs-
ten gesprochen. Eine Woche in der Außenkabine 3043 auf
Deck 3, steuerbord und ohne Balkon, kostete 1881 Euro. Hutt fuhr inkognito mit,
weil Kreuzfahrtgesellschaften Journalisten, die das Wachstum dieser Industrie hinter-
fragen und Missstände recherchieren, »schätzen wie ein gekentertes Schiff«, wie er
sagt. Selbstkritisch sei hier eingeräumt, dass der SPIEGEL-Verlag, wie andere Medien-
häuser auch, Leserreisen auf Kreuzfahrtschiffen anbietet. Beim SPIEGEL agieren
Verlag und Redaktion unabhängig voneinander. Wir werden die Titelgeschichte trotz-
dem zum Anlass nehmen, diese Kooperationen neu zu überdenken.Seite 44

Am vergangenen Samstag erschoss
der Amerikaner Patrick Wood Crusius
in El Paso 22 Menschen. Er wollte
nicht nur morden, sondern ein poli -
tisches Statement setzen gegen eine
»Ver mischung von Rassen«. Der Schüt-
ze ist auch ein Kind der Ära Trump:
Der US-Präsident hat mit seiner Mo-
bilmachung gegen Migranten ein Kli-
ma des Zorns geschaffen. Redakteurin
Anna Clauß sprach in El Paso mit An-
gehörigen von Opfern, und Mitarbei-
ter Juan Moreno war in der Nähe von
Dallas unterwegs, wo Crusius wohnte. Ein Anwohner sagte ihm, die Häuser in der
Gegend kosteten bis zu eine Million Dollar, niemand, der hier lebe, müsse Sorge
haben, dass ihm ein Latino den Job wegnehme.Seite 74


Seit fast zwei Jahrzehnten beschäftigt sich die Redakteurin Ulrike Knöfel mit dem
heiklen Erbe von regimekonformen Skulpturen, Bildern und Zeichnungen, die während
der Naziherrschaft entstanden sind. Nun sah sie sich in zwei Hallen in Berlin-Spandau
um, in denen sich Hunderte Gemälde aus der NS-Zeit befinden: abgestellt, um ver-
gessen zu werden. »Offenbar glauben viele Experten und Politiker, von den Bildern
gehe eine besondere Gefahr aus«, sagt Knöfel, eine echte Aufarbeitung habe daher
nie statt gefunden. 586 weitere Werke deutscher Nazikunst lagern in den USA, auf
einer Militärbasis. Auf die Bitte Knöfels, die Basis besichtigen zu dürfen, kam die
Rückfrage der U. S. Army, ob sie vorhabe, Aufnahmen der Sammlung zu machen –
als sie bejahte, wollten die Amerikaner von dem Besuch nichts mehr wissen.Seite 104

Beim Essen geht es inzwischen immer mehr darum, ob gesund ist,
was auf den Teller kommt. Dabei zeigt die Forschung, wie wichtig
es für das Wohlbefinden des Menschen ist, Mahlzeiten auch zu
genießen. Die neue Ausgabe von SPIEGEL WISSENmit dem Titel
»Iss dich glücklich« widmet sich daher der Wiederentdeckung des
Genusses und lässt dabei Mikrobiomforscher, Psychologen und
Sterne köche zu Wort kommen, die unter anderem erklären, wieso
gutes Essen die Seele berührt. Das Heft erscheint am Dienstag.

Clauß mit Trauerndem in El Paso

Hutt

Hausmitteilung
Betr.: Titel, USA, Nazikunst, SPIEGEL WISSEN

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