Die Zeit - 29.08.2019

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  1. August 2019 DIE ZEIT No 36


Foto: privat

Eine Frau. Ein Mann. Küsse sind ewig. Küsse sind flüchtig. Wie die Zeit.
Mehr als elf Jahre ist es her, dass Nicolas sarkozy auf einem themseboot
Carla Bruni küsste, ganz intim, vor den Augen der Welt. Der Mann kenne
den genuss des Augenblicks nicht, schrieb Elisabeth von thadden damals,
in der allerersten Kolumne »Damals/Heute«. Ein Moment, verweht. WFG

Damals





    1. 2008




Heute





    1. 2019




Die Vergesellschaftungsexperimente der CDu Branden-
burg gehören zwar nicht zum Cybergrooming der
Linken in sachsen, haben aber mit ihm sowie den
Großschutzgebietsverwaltungen der grünen und dem
Prädatoren-Managementplan der sPD – beides in
Brandenburg – eins gemeinsam: Der Wähler versteht
nur Zugverkehrbetriebsanlage. Oder, um es mit Kom-
munikationswissenschaftlern der uni Hohenheim zu
sagen: Die Programme der Parteien, die am sonntag
in zwei Bundesländern zur Wahl stehen, sind voll-

kommen unverständlich. Warum etwa sollte man die
FDP in sachsen wählen, wenn es dort zwar jede
Menge Nachtbeleuchtungsvorrichtungen gibt, aber
niemandem, dem ein Licht aufgeht. sonst würden die
Liberalen dort nicht von Ausreisegewahrsamseinrich-
tungen reden, sondern von der offenen gesellschaft.
Mit dem »Hohenheimer Verständlichkeitsindex«
wird jetzt alles besser. Er wurde von den Forschern
entwickelt und reicht von 0 (schwer verständlich)
bis 20 (leicht). Menschen, die immer noch die

Multimorbidität (Linke Brandenburg) der Physician
Assistents (CDu sachsen) in den Nano-Degrees der
CDu Brandenburg bemessen wollen, werden in den
Maker Spaces der grünen sachsens untergehen. Da
hilft auch keine Nachweiserbringungspflicht der AfD
sachsen mehr. Kurios ist: Im Freistaat erreicht die
sPD im Verständlichkeitsindex 8 Punkte. Exakt so
viele Prozente sagen umfragen ihr für sonntag vo-
raus. Nur wird das – anders als bei der Verständlich-
keit – kaum zu Platz zwei reichen. PETER DAUSEND

Wähler Kannitverstan


Cybergrooming in der Ausreisegewahrsamseinrichtung: Wer die Wahlprogramme der Parteien liest,
versteht nur Zugverkehrbetriebsanlage

Torten der Wahrheit
VON KATJA BERLIN

Eine Frau. Ein Mann. Ein letzter öffentlicher Kuss. Melania trump haucht
dem kanadischen Premierminister trudeau ein Bussi hin, zum Abschied
vom g7-gipfel in Biarritz. und zum Ende dieser Kolumne. »Damals/Heu-
te« macht Platz für das neue Ressort »streit«. Bilder sind flüchtig. Wie die
Zeit. Hoffentlich hat wenigstens Melania den Augenblick genossen. WFG

ZEITGEIST

Mozart im silicon Valley, dem Herzen des Kor-
rekten. Wie würde die Oper von san José den
Monostatos in der Zauberflöte darstellen – einen
exquisiten Fiesling? Der ist ein Mohr; das geht
nicht mehr. Als Araber, der früher als Berufs-
terrorist durch Hollywood geisterte? Ebenfalls
Rassismus. Ein schlitzäugiger Chinese wäre ge-
nauso tabu. Die Lösung? Monostatos tritt als
Vampir-Wesen auf, als Angehöriger einer grup-
pe, die weder schutz noch Lobby hat.
Heute, vier Jahre später, geriet Anna Ne-
trebko ins Feuer; sie hatte sich schwarzes Make-
up ins gesicht geschmiert, um die Aida, Verdis
äthiopische Prinzessin, zu geben.
Wutanfälle ringsum, zumal die Diva
diese Praxis auch noch verteidigt
hat. Die Musikkritikerin der Wa-
shington Post legte noch einen drauf:
»um die Oper zu retten, müssen wir
sie sterben lassen.« Dann prasselten
die probaten Wahrheiten.
Oper sei schon mal out, weil sie
höfischen ursprungs sei. Noch
heute bestimmten die Reichen und
Privilegierten das Repertoire. Im-
mer wieder werde das gleiche von Mozart
über Verdi bis Puccini geboten, was so reaktio-
när wie elitär sei. »Wir dürfen nicht eine ver-
sunkene Vergangenheit romantisieren«, son-
dern müssten zum Beispiel Madame Butterfly
von einem Chinesen ins Heute transponieren
lassen – mit einem asiatischen Blick und »rea-
len Figuren«.
Denken wir’s zu Ende. so müsste man
Bach, Mozart oder Händel vom thron stoßen,
weil die von blaublütigen Mäzenen alimentiert
wurden. Dafür Opern von Luigi Nono, Hans
Werner Henze und Wolfgang Rihm auf die
Bühne bringen – schön atonal und voll mo-
dern. Die Klassiker, heißt es, holen nicht die
Massen ab, sondern nur jene, die sich in salz-

burg oder in der Met ein ticket für 300 Euro
leisten können. Ergo müsse die neue klassen-
und rassengerechte neue Oper her.
Freilich ist »alt« nicht »reaktionär«, also
Musik, die Europäer für Europäer als Lohn-
empfänger der herrschenden Klasse geschrie-
ben haben. Cherubinis Medée oder Mozarts
Idomeneo (salzburg 2019) sind nicht olle Ka-
mellen oder gar »eurozentrisch«, sondern ewig
menschlich. Es sind die großen Mythen, die
moralischen Dilemmata, die uns seit 2500 Jah-
ren quälen und rühren.
Es geht um Liebe und Rache, schuld und
sühne, die Macht der götter und die
Auflehnung des Menschen. Furcht,
Mitleid und Katharsis gehören zu
dessen Wesen. Wem rollen nicht die
tränen angesichts des schicksals, das
Madame Butterfly oder Violetta in La
Traviata erleiden müssen? Ob weiß
oder schwarz, Westler oder Chinese –
alle erschauern im Anblick der tragö-
die. Oder genießen Witz und Weis-
heit in Mozarts Così fan tutte.
solche Opern zu verbannen
hieße, sie aus der kollektiven Erinnerung zu
löschen. Leonard Bernsteins West Side Story
ist zeitgemäß; mit schmissiger Musik und
akuter thematik: dunkelhäutige Einwande-
rer vs. weiße Einheimische. Nur stammt die
400 Jahre alte Vorlage von shakespeare: Ro-
meo und Julia. Enescus Œdipe (salzburg
2019) ist die pure Moderne. Den Mensch-
heitsmythos hat sophokles 500 Jahre v. Chr.
aufgezeichnet, ganz gleich, wie hip die Insze-
nierung sein mag.
Die »neue« Oper entpuppt sich als alte. sie
kommt aus dem Archiv der Welterkenntnis,
das Arm und Reich, schwarz, Weiß und gelb
an der seele packt. Elitär? tickets sind schon
für den Preis eines Rockkonzerts zu haben.

Josef Joffe
ist Mitglied des
Herausgeberrats
der ZEIT

Reaktionär und elitär


und deshalb hat die klassische Oper 500 Jahre lang überlebt?
VON JOSEF JOFFE

DAUSEND

POLITIK 9


Wann einem vorgeworfen wird,
der AfD zu nutzen

Wie ökologische Krisen unser
Verhalten beeinflussen

wenn man mit der AfD redet
wenn man nicht mit der AfD redet
wenn man über die AfD redet
wenn man nicht über die AfD redet

Wir konsumieren anderes
Wir konsumieren weniger
Wir konsumieren das Gleiche, aber mit
schlechtem Gewissen

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MEINUNG


Fotos (Ausschnitte): Daniel Berehulak/Getty Images (l.); Andrew Parsons/Reuters (r.)

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