Frankfurter Allgemeine Zeitung - 23.08.2019

(Barré) #1

ZEITUNG FÜR DEUTSCHLAND


Freitag, 23. August 2019·Nr. 195/34 R1 HERAUSGEGEBEN VON GERALD BRAUNBERGER, WERNER D’INKA, JÜRGEN KAUBE, BERTHOLD KOHLER 2,90€ D 2955 A F. A. Z. im Internet:faz.net


Die Diskussion über die Neugestal-


tungder Paulskirche misslingt –


und wirft grundsätzliche Fragen


auf.Rhein-Main-Zeitung, Seite 31


Die Schauspielerin Julianne Moore


spricht im Interview von wahren


Momenten in ihrem Film „Gloria“.


Deutschland und die Welt, Seite 6


Reime für den Augenblick und für


die Ewigkeit: Eine Ausstellung in


Hamburg erinnert an den Lyriker


Peter Rühmkorf.Feuilleton, Seite 9


Aufsteiger Köln steht nicht mehr


permanent unter Siegzwang.


Das sieht Trainer Beierlorzer als


große Chance.Sport, Seite 28


Bekam ein Unterstützer des Lüb-


cke-Mörders einen Waffenschein,


obwohl der Verfassungsschutz mehr


über ihn wusste?Politik, Seite 4


Er lenkt die mächtigste Zentral-


bank der Welt. Doch Jerome


Powell steht mit dem Rücken zur


Wand.Wirtschaft, Seite 15


Debakel zum Auftakt


Das tödliche Fieber


D


asUrteil von Chemnitz ist kein
Urteil über Chemnitz. Das Ver-
dikt über die gebeutelte Stadt scheint
ohnehin in den Augen vieler Halbwis-
sender seit langem festzustehen. Doch
auch ein Freispruch im Strafprozess
gegen den nun wegen Totschlags ver-
urteilten Syrer änderte nichts daran,
dass nach der Tat Rechtsradikale auf
die Straße gingen und Ausländer be-
drohten. Die dadurch hervorgerufene
politische Dynamik, die durch das öf-
fentliche Urteil des damaligen Verfas-
sungsschutzpräsidenten Maaßen noch
befeuert wurde, wirkt bis heute nach.
Gut, dass nun ein Urteil im Fall der
Tötung von Daniel H. vorliegt. Noch
ist es nicht rechtskräftig, und noch ist
ein zweiter Tatverdächtiger auf der
Flucht. Das Landgericht Chemnitz,
das aus Sicherheitsgründen in Dres-
den verhandelte, stand unter großem
Erwartungsdruck. Seine Entschei-
dung, die im Strafmaß etwas unter
dem Antrag der Staatsanwaltschaft
und dem der Nebenklage blieb, ruft in
Erinnerung, wo Straftaten gesühnt
werden: vor Gericht – und nicht auf
der Straße. Gleichwohl steht es jedem
frei, ein Verbrechen zum Anlass einer

Versammlung zu machen. Jede friedli-
che Versammlung genießt Schutz.
Hass und Hetze muss man aber ent-
schieden entgegentreten. Auch Bun-
desfamilienministerin Franziska Gif-
fey nutzte damals die Tat für eine De-
monstration: Sie war alsbald am Tat-
ort, legte weiße Rosen nieder und ver-
sicherte den Chemnitzern, die Bundes-
regierung lasse sie nicht allein. Es
konnte somit nie die Rede davon sein,
die Bluttat sei in ihrer Bedeutung
nicht wahrgenommen worden. Das
gilt unabhängig davon, ob man die
Größe und Gefahr des in Chemnitz da-
mals durchaus sichtbaren Mobs für
übertrieben dargestellt hält. Auch bei
berechtigter Kritik an medialer Zuspit-
zung ist es absurd gewesen, die Ge-
walt in Chemnitz und den Umgang
mit ihr als (weiteren) Beleg dafür zu
nehmen, dass in Deutschland eine Art
Meinungsdiktatur herrsche und Me-
dienmanipulation gang und gäbe sei.
Auch der missionarische und politisie-
rende Verfassungsschutzpräsident
Maaßen wäre noch im Amt, wenn er
später nicht von „linksradikalen Kräf-
ten“ in der SPD schwadroniert hätte.
Natürlich muss man immer genau
hinschauen. Das gilt für die Achtung
der Meinungsfreiheit wie für das Ver-
hindern einer gewaltsamen Herr-
schaft der Straße. Eine weitere Lehre
aus Chemnitz sollte die verbale Abrüs-
tung sein.

mah.STRASSBURG,22. August. Die
Frankfurter Eintracht muss um den Ein-
zug in die Gruppenphase der Europa Lea-
gue bangen. Die Mannschaft von Trainer
Adi Hütter verlor am Donnerstag im Play-
off-Hinspiel beim französischen Liga-Po-
kalsieger Racing Straßburg 0:1. Im Rück-
spiel am kommenden Donnerstag in der
Frankfurter Arena benötigt die Eintracht
eine deutliche Leistungssteigerung zum
angestrebten Weiterkommen. Lucien
Zohi erzielte in der 33. Minute den Sieg-
treffer für die Elsässer. Pech hatte die Ein-
tracht, als nach einem Schuss von Daichi
Kamada die Hand des FranzosenAlex-
ander Djiku im Spiel war, der Schiedsrich-
ter aber nicht auf Strafstoß entschied
(50.).(Siehe Sport, Seite 28.)

Schütze sich, wer kann–In Kongo breitet sich das Ebola-
Virus aus, es ist tödlich und hochansteckend. In sieben
Behandlungszentren kümmern sich Helfer um die Patienten


  • und damit die Ärzte nicht auch noch zu Kranken werden,
    dürfen sie sich den Betroffenen nur in Sicherheitsanzügen


nähern. Trotz aller Bemühungen dehnt sich das Risikogebiet
aus, schon bald könnte die Millionenstadt Bukavu betroffen
sein. Um das zu verhindern, wollen Helfer dem Virus
eine Schneise aus Geimpften in den Weg stellen – der
Bürgerkrieg macht das nicht gerade leichter.Seite 3 Foto AFP

Zuverlässigkeitsprüfung


LiebeKinder, hört mal zu!


Trumps Buhmann


Der Spaß des Außenseiters


Eintracht verliert 0:


imPlay-off-Hinspiel


boe. HONGKONG, 22. August. Bei der
Hongkonger Fluggesellschaft Cathay Paci-
fic herrscht ein Klima der Angst, seit Chi-
na die Firmenleitung gezwungen hat, Mit-
arbeiter zu entlassen, die die Proteste in
Hongkong unterstützen. Die Stimmung
sei paranoid, sagte ein Pilot am Donners-
tag im Gespräch mit dieser Zeitung. Bei
Flügen auf das chinesische Festland wür-
den die Handys von Crew-Mitgliedern
auf Fotos von Protesten und Kommenta-
ren dazu durchsucht. Cathay Pacific infor-
mierte seine Mitarbeiter, dass ihre Nut-
zung sozialer Medien von China kontrol-
liert werde und dass Abfassung und Wei-
terleitung bestimmter Beiträge gegen Auf-
lagen der chinesischen Luftfahrtbehör-
den verstoßen könnten.(Siehe Seite 3.)

D


ie schwarz-rote Koalition ver-
merkt diese Woche mit großer
Genugtuung ein dickes Plus in ihrem
Aufgabenheft: Sie hat im Kabinett die
Abschaffung des Solidaritätszuschla-
ges auf den Weg gebracht. Der Gesetz-
entwurf entspricht allerdings nicht
ganz dem, was sich über Jahrzehnte
ins Gedächtnis des deutschen Steuer-
zahlers eingebrannt hatte. Dort hatte
sich festgesetzt, als pekuniäres Symbol
für die Vollendung der deutschen Ein-
heit werde der Soli mit dem Ende des
Solidarpakts II 2020 abgeschafft. Nach
dem Willen der Regierung soll der Soli
nun erst 2021 wegfallen. Vor allem
aber: nicht für alle. Wer mehr als gut
100 000 Euro brutto im Jahr verdient,
muss weiter zahlen, Handwerker, Fa-
milienbetriebe und Kapitalgesellschaf-
ten ebenso.
Der neue Soli kommt im Gewand ei-
ner Reichensteuer daher. Das passt
nicht nur der SPD vor den Landtags-
wahlen in Brandenburg und Sachsen
am 1. September gut ins Kalkül, son-
dern auch der Union. Auch sie ist der-
zeit zu fast allem bereit, um in der an-
geschlagenen Koalition nicht die Rolle
des „bösen Polizisten“ übernehmen zu
müssen. Deshalb konnten sich im Rin-
gen um den Soli-Abbau in der CDU
und CSU jene nicht durchsetzen, die
gleich einen zeitlichen Pfad bis zur
kompletten Soli-Befreiung für alle fest-
legen wollten. Dass sie mit dem halb-
herzigen Soli-Abbau nicht nur Glaub-
würdigkeit einbüßt, sondern auch eine
Abfuhr vor dem Bundesverfassungsge-
richt riskiert, ficht die Bundesregie-
rung nicht an. Sie bietet das Argument
an, Finanzminister Olaf Scholz – der-
zeit wohl aussichtsreichster Kandidat
für den SPD-Parteivorsitz – habe ge-
nau das in die Tat umgesetzt, was im
Koalitionsvertrag vor eineinhalb Jah-
ren vereinbart worden sei.
Diese Liebe zum Wortlaut lenkt die
Aufmerksamkeit auf ein anderes, noch
unerfülltes Versprechen: die Einfüh-
rung einer Grundrente für Geringver-
diener – ein Vorhaben, an dem schon
die früheren Sozialministerinnen Ursu-
la von der Leyen und Andrea Nahles
scheiterten. Deren Pläne erwiesen
sich als unvereinbar mit den Zielen Ge-
rechtigkeit, Bezahlbarkeit und Verein-
barkeit mit dem Rentensystem, basiert
dieses doch auf der Äquivalenz von ein-
gezahlten Beiträgen und späteren Aus-
zahlungen.
SPD-Sozialminister Hubertus Heil
hat dazu schon vor gut einem halben
Jahr seine „Respektrente“ präsentiert:
Wer 35 Versicherungsjahre nachweist
(einschließlich Zeiten der Kindererzie-
hung und Pflege), soll im Alter über
mehr Geld verfügen als die staatliche
Grundsicherung. Dabei will Heil den
Rentnern die Prüfung ihrer Bedürftig-
keit erlassen. Geld soll auf alle regnen,
auf Geringverdiener in Vollzeit ebenso
wie auf Teilzeitbeschäftigte mit wohl-
habendem Ehepartner oder Vermö-
gen. Diese sozialdemokratische Inter-
pretation von Gerechtigkeit zu Kosten

von vier Milliarden Euro im Jahr (Ten-
denz stetig steigend) ist zwar keine ziel-
genaue Verminderung von Altersar-
mut. Sie begünstigt aber jene, die wo-
möglich eher zur Wählerklientel von
CDU und CSU gehören.
Die Union hat Heil bisher wenig ent-
gegengesetzt. Sie moniert nur, der Ver-
zicht auf eine Bedürftigkeitsprüfung
widerspreche dem Koalitionsvertrag.
Nicht von ungefähr sahen einige in der
Union – nicht nur Wirtschafts- und
Haushaltspolitiker – im Zuge der Soli-
Debatte die Zeit gekommen für ein
Koppelgeschäft: Die Union hält sich
beim Soli an den Koalitionsvertrag,
die SPD bei der Grundrente. Doch sol-
che Gedankenspiele des CDU-Gene-
ralsekretärs Paul Ziemiak währten kei-
ne 24 Stunden. Noch vor dem Koaliti-

onsausschuss am Sonntag war klar:
Der SPD-Soli kommt, die Grundrente
(noch) nicht. Ein Junktim hielt die
CDU-Spitze – Kanzlerin Angela Mer-
kel und Parteichefin Annegret Kramp-
Karrenbauer – für politisch falsch. Es
gehört wenig Phantasie dazu, diese
mehr von Angst als Strategie geprägte
Haltung mit den Wahlen im Osten in
Zusammenhang zu bringen.
Eine Lösung für die Grundrente sol-
len nun Heil und Kanzleramtsminister
Helge Braun (CDU) suchen. Aus uner-
klärten Gründen soll danach noch
eine siebenköpfige Arbeitsgruppe aus
SPD, CDU und CSU deren Vorschlag
weiterverarbeiten. Der Verdacht liegt
nahe, dass es darum geht, die Bedürf-
tigkeitsprüfung weiter aufzuweichen –
weit über den Schutz des Eigenheims
hinaus, der im Koalitionsvertrag steht.
Die Spitze der Union will ihre Partei
mit dem allmählichen Verschwinden
der SPD als „die“ Sozialpartei profilie-
ren. Geschützt werden nur noch die
(auch vermeintlich) Schwachen mit
dem Geld derer, die das Land über
Steuern und Abgaben funktionsfähig
halten – auf deren Zustimmung an der
Wahlurne die Union früher einmal
mehr Wert legte.
Die Union muss angesichts ihrer
Soli-Politik dafür sorgen, dass eine
Grundrente, sowenig sie jemals in die
Systematik der gesetzlichen Rente
passen wird, wenigstens mit einer kla-
ren Bedürftigkeitsprüfung ausgestal-
tet wird. In jüngster Zeit hat die Poli-
tik für Rentner schon viele zusätzliche
Milliarden lockergemacht, für die Ren-
te mit 63 und Mütterrente etwa. Mehr
kann sich das Land, in dem die Regie-
rung eine Steuerentlastung für alle ver-
hindert und den Klimaschutz über al-
les stellen will, auch angesichts der
sich eintrübenden Konjunkturaussich-
ten auf Dauer nicht leisten.

lock.DRESDEN, 22. August. Das Land-
gericht Chemnitz hat am Donnerstag den
24 Jahre alten syrischen Asylbewerber
Alaa S. wegen gemeinschaftlichen Tot-
schlags und gefährlicher Körperverlet-
zung zu neun Jahren und sechs Monaten
Haft verurteilt. Es entsprach damit weit-
gehend dem Antrag der Staatsanwalt-
schaft, die zehn Jahre Haft gefordert hat-
te. Die Verteidigung hingegen hatte auf
Freispruch aus Mangel an Beweisen plä-
diert und noch im Gerichtssaal Revision
beim Bundesgerichtshof eingelegt.
Schon in ihrem Plädoyer hatte Verteidi-
gerin Ricarda Lang die „politische Über-
formung“ des Prozesses kritisiert, zu der
sie allerdings auch selbst beigetragen hat-
te. So hatte Lang dem Gericht früh unter-
stellt, den Prozess nicht unabhängig von

politischen Erwartungen führen zu kön-
nen. In ihrem Plädoyer verlangte sie von
der Richterin, sich frei zu machen „von
dem, was der Mob in Chemnitz von Ihnen
erwartet“. Richterin Simone Herberger,
die das Verfahren, das in einem Hochsi-
cherheitstrakt in Dresden stattfand, jeder-
zeit im Griff hatte, reagierte gelassen auf
die Vorwürfe. Die Kammer sei „unbeein-
druckt von der politischen und medialen
Dimension des Falls“ zu der Überzeu-
gung gelangt, dass Alaa S. gemeinsam mit
einem noch flüchtigen irakischen Asylbe-
werber den Chemnitzer Daniel H. durch
Messerstiche getötet und einen weiteren
Mann verletzt habe, sagte sie in der Be-
gründung des Urteils.
Am Vormittag hatten die Anwälte der
Nebenkläger auf elf Jahre Haft plädiert.

Der Tod von Daniel H. habe ein tiefes
Loch in das Leben der Familie gerissen,
sagte der Anwalt der Mutter des Getöte-
ten, die ebenso wie die Schwester dem
Verfahren beiwohnte. Die Angehörigen
wandten sich über ihren Anwalt zudem
gegen jeden Missbrauch der Ereignisse.
„Die Tat war nicht politisch motiviert“,
sagte der Anwalt von H.s Mutter. „Dass
die Tat derart von politischen Kräften in-
strumentalisiert wird, damit sind wir über-
haupt nicht einverstanden.“ Ausländer-
feindlichkeit und Hass lehne die Familie
ab. Aus ihrem Umfeld kenne sie viele aus-
ländische Mitbürger, die sich integriert
hätten und sich an die Gesetze hielten.
Der Angeklagte dagegen habe mit seinem
Verhalten auch anderen Asylbewerbern
Schaden zugefügt.(Siehe Seite 4.)

Heute


mic.PARIS, 22. August. Der britische
Premierminister Boris Johnson hat sich
am Donnerstag in Paris zuversichtlich ge-
äußert, dass vor dem 31. Oktober eine
Lösung für den EU-Austritt seines Lan-
des gefunden werden könne. „Ich will
ein Abkommen“, sagte Johnson während
seines Antrittsbesuchs bei dem französi-
schen Präsidenten Emmanuel Macron.
Das Gespräch mit Bundeskanzlerin Mer-
kel am Vorabend in Berlin habe ihn
„stark ermutigt“, sagte der Regierungs-
chef.
Er wolle eindeutig klarstellen, dass er
ein Abkommen mit der EU schließen wol-
le, sagte er im Innenhof des Elysée-Palas-
tes vor einem gemeinsamen Mittagessen
mit Macron. „Ich denke, wir können zu ei-
nem Abkommen gelangen, und zwar zu ei-

nem guten“, sagte Johnson. Macron
dämpfte den Optimismus seines Gastes
und sagte, der kommende Monat müsse
für klärende Gespräche genutzt werden.
Das innerhalb von zwei Jahren ausgehan-
delte Austrittsabkommen mit der EU kön-
ne jedoch nicht in einem Monat neu for-
muliert werden. Macron wies darauf hin,
dass die EU einmütig zu dem Abkommen
stehe. Er verbat sich die Vorstellung, dass
Deutschland im Alleingang Änderungen
mit dem britischen Regierungschef ver-
einbaren könne. Zugleich zeigte er die Be-
reitschaft, über die Backstop-Regelung
und damit über die Grenze zwischen Ir-
land und Nordirland zu sprechen.
Der Elysée-Palast bezeichnete das zwei-
stündige Gespräch zwischen Macron und
Johnson als „umfassend und konstruk-

tiv“. Johnson hatte in einem Brief zu Wo-
chenbeginn an EU-Ratspräsident Donald
Tusk verlangt, die Backstop-Regelung
durch eine Verpflichtung zu „alternativen
Lösungen“ zu ersetzen.
In Paris erwähnte er ein Arbeitspapier
des konservativen Abgeordneten und frü-
heren Staatssekretärs Greg Hands. Dieser
plädiert dafür, die Grenzfrage technolo-
gisch zu lösen und damit eine harte Gren-
ze mit Schlagbäumen und Zollkontrollen
zu vermeiden. Bundeskanzlerin Merkel
relativierte unterdessen am Donnerstag
in Den Haag ihre Äußerung vom Vortag,
dass eine Einigung mit Großbritannien
über die innerirische Grenze binnen 30
Tagen möglich sei. Das habe sie sinnbild-
lich gemeint, sagte Merkel.(Siehe Seite 2;
Kommentar Seite 8.)

Hongkonger Fluglinie


warnt Mitarbeiter


cvl.FRANKFURT, 22. August. Die
Zahl der erledigten Ermittlungsverfah-
ren wegen Sexualdelikten hat klar zuge-
nommen. Wie das Statistische Bundes-
amt am Donnerstag mitteilte, lag sie
2018 bei 72 000, das ist im Vergleich
zum Vorjahr ein Anstieg um 14,1 Pro-
zent. Auch im Bereich der Rauschgift-
kriminalität wurden 8,9 Prozent mehr
Ermittlungsverfahren abgeschlossen
als noch 2017, womit sich das massive
Anwachsen dieses Kriminalitätsbe-
reichs über die vergangenen Jahre fort-
setzte. Die Gesamtzahl aller Ermitt-
lungsverfahren liegt mit 4,9 Millionen
jedoch nur 1,7 Prozent höher als im
Vorjahr. Davon entfallen 32,3 Prozent
dieser Verfahren auf Eigentums- und
Vermögensdelikte, 18 Prozent auf
Straßenverkehrsdelikte, 9,4 Prozent
auf Gewalttaten und 8,3 Prozent auf
Delikte aus dem Betäubungsmittel-
strafrecht. Die Zahlen beziehen sich
auf Ermittlungsverfahren der Staats-
anwaltschaften und sagen nichts über
die tatsächlich erfolgten Verurteilun-
gen aus. So wurden 28,4 Prozent der
Verfahren eingestellt, weil sich der Ver-
dacht nicht erhärten ließ. Weitere
28,1 Prozent wurden bei einer nied-
rigen zu erwartenden Strafe im
Wesentlichen aus prozessökonomi-
schen Gründen eingestellt. Strafbefehl
beantragt oder Anklage erhoben
wurde nur in jedem fünften Fall.(Sie-
he Deutschland und die Welt.)


jom.FRANKFURT, 22. August. Die Welt-
gesundheitsorganisation (WHO) betrach-
tet Mikroplastik im Trinkwasser nicht als
akute Gesundheitsgefahr für den Men-
schen. In einem Bericht vom Donnerstag
warnt die WHO aber vor möglichen künfti-
gen Risiken. Der BUND teilte mit, die un-
zureichende Kenntnis über die Auswirkun-
gen von Plastikteilchen müsse „zur Vor-
sicht mahnen“. Die Grünen forderten ein
Verbot von Mikroplastik in Kosmetik-
produkten sowie Wasch- und Reinigungs-
mitteln.(Siehe Deutschland und die Welt.)


„Nacktheit


gehört dazu“


„Geringes Risiko durch


Plastik im Trinkwasser“


Sozial von Soli bis Grundrente


Von Kerstin Schwenn


Boris Johnson: Ich will ein Abkommen


Nach Gespräch mit Merkel „stark ermutigt“ / Macron: Keine deutschen Alleingänge


hw./loe.BERLIN,22. August. Die Pläne
von Bundeswirtschaftsminister Peter Alt-
maier (CDU) für eine europäische Daten-
cloud werden nach Informationen dieser
Zeitung konkreter. „Gaia-X“ soll die
Cloud heißen, die Europas Datensouverä-
nität sichern soll. Die Gespräche mit den
beteiligten Unternehmen sollen in der
kommenden Woche abgeschlossen wer-
den. Geplant ist ein Netzwerk von Cloud-
Anbietern, das amerikanischen Konzer-
nen wie Amazon, Google und Microsoft
Konkurrenz machen soll. Für das Projekt
soll eine neue Organisation gegründet
werden, die Technik und Regelwerk der
Cloud steuert. Die öffentliche Hand soll
als Kunde von Gaia-X eine Schlüsselrolle
übernehmen.(Siehe Wirtschaft, Seite 17.)

Wesentlich mehr


Verfahren wegen


Sexualdelikten


Briefe an die Herausgeber Seite 18


Syrischer Asylbewerber Alaa S. wegen


gemeinschaftlichen Totschlags verurteilt


Neuneinhalb Jahre Haft / Mutter des Getöteten verwahrt sich gegen Instrumentalisierung


Altmaier will Alternative


zu Google und Amazon


Die Spitze der CDU
willdie SPD als
Sozialpartei beerben.
Die Kosten sind hoch.

Das Urteil


Von Reinhard Müller


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