Frankfurter Allgemeine Zeitung - 23.08.2019

(Barré) #1

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Finanzen FREITAG, 23. AUGUST 2019·NR. 195·SEITE 23


Bertrandt bremst






Die Kurse der Autozulieferer
schwanken weiter stark. Die kon-
junkturelle Schwäche und die geplan-
ten Sparprogramme der Autoherstel-
ler und Zulieferer könnten zu kurzfris-
tigen Projektverschiebungen führen,
teilte Bertrandt mit. Daher sei 2019
nun nur noch ein operatives Ergebnis
(Ebit) zwischen 52,1 und 80,3 Millio-
nen Euro statt bis-
her 72,9 bis 96,4
Millionen Euro zu
erwarten. Der
Kurs sank im
S-Dax um gut 2
Prozent.

Evotec erholt






Unterstützt von einer Kaufemp-
fehlung der Deutschen Bank, ge-
hörte die Aktie des Biotechnik-Anbie-
ters Evotec am Donnerstag den zwei-
ten Tag hintereinander zur Spitzen-
gruppe im M-Dax. In
den vergangenen fünf
Handelstagen zuvor
war die Aktie von gut
24 auf kaum mehr als
18 Euro gefallen, ein
heftiger Kursrutsch
von gut 25 Prozent. Die Deutsche
Bank hält die Wachstumsziele für in-
takt und erwartet, dass Evotec seine
Ziele für dieses Jahr noch heraufsetzt.
Deshalb sei die Aktie nach dem Kurs-
rutsch eine Kaufgelegenheit.

Eine inverse Zinskurve galt


bislangals Rezessionssignal.


Nun kann es anders sein.Seite 25


Wachstumsaktien wie Danone,


Pernod Ricard oder Vinci


wirken derzeit interessant.Seite 25


Der Kieler Trainer Jicha sieht


beider Supercup-Niederlage,


dass noch viel zu tun ist.Seite 27


Die deutschen Springreiter


liegen vor dem EM-Showdown


auf Platz zwei.Seite 27


Amerikas Konsum boomt






Nach dem Lebensmittelhändler
Walmart hat auch die etwa für
Wohnungsdekoration bekannte Waren-
hauskette Target hervorragende Um-
satzzahlen bekanntgegeben. Die Tar-
get-Aktie machte daraufhin im ameri-
kanischen Aktienin-
dex S&P 500 mit plus
20 Prozent den höchs-
ten Satz und kostet
erstmals mehr als 100
Dollar. Trotz aller Re-
zessionsängste konsu-
mieren die Amerika-
ner offenbar munter
weiter.

Tops&Flops


Rezession oder doch nicht? Attraktive Wachstumsaktien


21.8. 22.8.

Dax

F.A.Z.-Index 2176,65 2167,79
Dax 30 11802,85 11747,04
M-Dax 25456,74 25245,46
Tec-Dax 2783,55 2748,82
Euro Stoxx 50 3394,89 3373,67
F.A.Z.-Euro-Index 123,30 122,83
Dow Jones 26202,73 26252,24
Nasdaq Index 8020,21 7991,39
Bund-Future 178,62 178,09
Tagesgeld Frankfurt -0,45 % -0,42 %
Bundesanl.-Rendite 10 J. -0,68 % -0,65 %
F.A.Z.-Renten-Rend. 10 J.-0,27 % -0,26 %
US-Staatsanl.-Rend. 10 J. 1,59 % 1,61 % *
Gold, Spot ($/Unze) 1502,40 1499,16
Rohöl (London $/barrel) 60,38 59,99**
1 Euro in Dollar 1,1104 1,1083
1 Euro in Pfund 0,9155 0,9115
1 Euro in Schw. Franken 1,0875 1,0905
1 Euro in Yen 118,24 118,13
*) Ortszeit 16.00 Uhr, **) Ortszeit 22.00 Uhr

Bundesanl. R. 10 J.

23.5.2019 22.8.2019 23.5.2019 22.8.2019


Momente der Ohnmacht


Die Börse


Zicken und Angsthasen


sibi. FRANKFURT, 22. August. Die Bun-
desregierung hat ein populäres Thema ent-
deckt: Nach Bayerns Ministerpräsident
Markus Söder (CSU) will auch Bundesfi-
nanzminister Olaf Scholz (SPD) prüfen
lassen, ob man Negativzinsen für Sparein-
lagen bis 100 000 Euro einfach verbieten
lassen kann. Bislang sind solche „Verwahr-
entgelte“, wie die Banken sie nennen, bei
Beträgen unterhalb dieser Größenordnun-
gen ohnehin der Ausnahmefall. Gleich-
wohl wetterte der Verband „Deutsche Kre-
ditwirtschaft“, der Dachverband der Ban-
kenverbände, am Donnerstag: „Gesetzli-
che Verbote sind in einer Marktwirtschaft
systemfremd, helfen dem Kunden nicht
weiter und können zu einer gefährlichen
Instabilität der Finanzmärkte führen.“
Hat ein staatliches Verbot von Negativ-
zinsen denn überhaupt eine Aussicht, das
gewünschte Ziel zu erreichen, dieses aus
Sicht der Sparer unerfreuliche Phänomen
verschwinden zu lassen? Hans-Peter Burg-
hof jedenfalls, Bankenprofessor an der
Stuttgarter Universität Hohenheim, hat
da so seine Zweifel. Hinter den kritisier-
ten negativen Zinsen bei Banken stünden
schließlich viel größere Entwicklungen,
sagt er. „Der Realzins, also der Zins unter
Berücksichtigung der Inflation, ist schon
seit Jahren rückläufig“, sagt Burghof, „un-
ter anderem aufgrund der hohen Erspar-
nisse der Menschen fürs Alter.“ Auch die
Europäische Zentralbank verlange schließ-
lich Negativzinsen, wenn Banken bei ihr
Einlagen hielten. Inzwischen seien die Ka-
pitalmarktzinsen, gemessen an der Rendi-
te der Bundesanleihe mit zehn Jahren
Laufzeit, sogar sehr deutlich im Minus.
„Das alles kann man nicht mal eben ver-
bieten“, meint Burghof. Schon jetzt sei zu
beobachten, was Banken machten, wenn
die Marktzinsen negativ seien, sie selbst
aber keine negativen Zinsen von Kunden
erheben wollten: „Sie machen das über Ge-
bühren.“ Alle möglichen Bankgebühren
wurden angehoben – zum Teil erfanden
die Banken sogar ganz neue Gebühren.


Unmittelbar Einfluss auf Kreditinstitu-
te hat die Politik in erster Linie bei Landes-
banken und Sparkassen mit öffentlichen
Eigentümern oder Trägern. Die Sparkas-
sen hatten sich vor diesem Hintergrund
lange geziert, von Sparern Negativzinsen
zu nehmen. In Bayern sieht das Sparkas-
sengesetz sogar vor, dass die Institute den
Bürgern eine Möglichkeit zur „verzinsli-
chen Geldanlage“ bieten müssten, wie
auch immer man das auszulegen hat.
Trotzdem wankte zuletzt auch die Front
der Sparkassen gegen Negativzinsen für
Privatkunden, erste Institute fingen mit
vorsichtigen Regelungen an. „Wenn die Po-
litik jetzt nur für Landesbanken und Spar-
kassen, bei denen sie unmittelbar Einfluss
hat, ein Verbot negativer Zinsen einfüh-
ren würde, wäre das eine Katastrophe für
diese Institute“, meint Burghof. „Schon
jetzt wehren sich viele Institute gegen gro-
ße Einlagen – wenn sie als einzige keine
Negativzinsen nehmen dürften, würden
die Landesbanken und Sparkassen von
Leuten mit mobilen Großeinlagen gerade-
zu überrannt.“

Hingegen einfach für alle Banken Nega-
tivzinsen zu verbieten könnte rechtlich hei-
kel sein. Bislang hatten die Gerichte den
Verbraucherzentralen zwar recht gege-
ben, dass die Banken nicht einfach im
Schnellverfahren über die allgemeinen Ge-
schäftsbedingungen Negativzinsen für
alle Giro- oder Tagesgeldkonten einfüh-
ren dürfen. Aber die Möglichkeit, mit Kun-
den mit großen Einlagen in Verhandlun-
gen zu treten, ihnen alternative Anlage-
möglichkeiten vorzuschlagen und so nach
und nach ein „Verwahrentgelt“ zu etablie-
ren, war bislang von keinem Gericht bean-
standet worden. Hier sehen sich die Ban-
ken durch die Vertragsfreiheit geschützt,
deshalb sind viele so vorgegangen. An der
grundgesetzlich garantierten Vertragsfrei-
heit zu rütteln, so weit würde die Politik
vermutlich nicht gehen. Aber ob diese Frei-
heit bezüglich der Negativzinsen einge-
schränkt werden kann, wird in Berlin auch
verfassungsrechtlich geprüft. „Ich würde
zumindest nicht ausschließen, dass das
Bundesverfassungsgericht so etwas durch-
gehen lassen würde“, meint Burghof.

Wenn die Bundesregierung die Negativ-
zinsen eine Ebene höher bekämpfen woll-
te, am Kapitalmarkt, müsste sie theore-
tisch auch ihre eigenen Staatsanleihen in
den Blick nehmen. Die Rendite der Bun-
desanleihen ist deutlich im Minus, das ist
ein wichtiger Grund dafür, dass sichere
Anlagen mit einem positiven Zins im Au-
genblick so schwer zu finden sind. Aber
selbst wenn der Bundesfinanzminister be-
reit wäre, mehr Zinsen für seine Staats-
schulden zu zahlen, statt die für den Bun-
deshaushalt günstige Situation zu nutzen,
wäre eine Umstellung zur Überwindung
dieser Schwierigkeit gar nicht so einfach.
„Die Möglichkeiten der Bundesregierung,
die Rendite der Bundesanleihen zu beein-
flussen, sind sehr begrenzt“, meint Burg-
hof. Wenn sie einfach Anleihen mit einem
höheren Kupon, also einem höheren nomi-
nalen Zinssatz, ausgeben würde, wäre der
Ansturm auf diese Papiere noch größer.
„Sie hätten dann einen höheren nomina-
len Zinssatz, aber die Rendite würde das
nicht aus dem negativen Bereich brin-
gen“, sagt der Ökonom. Alle Möglichkei-

ten, hier politisch die negativen Renditen
abzuschaffen, seien „hypothetisch“ und
eher „ein bisschen verrückt“, meint Burg-
hof: „Die Bundesregierung könnte natür-
lich theoretisch eine Politik betreiben, die
ihre Bonität und ihr Rating verschlechtert


  • aber das kann ja niemand wollen.“
    Bliebe die Frage, ob die Politik Möglich-
    keiten hätte, die EZB zu beeinflussen, den
    Zinssatz für Einlagen von Banken zumin-
    dest nicht noch weiter ins Negative zu sen-
    ken. „Dagegen steht genau das, worauf ge-
    rade wir Deutschen immer pochen – die
    Unabhängigkeit der Notenbank“, sagt
    Burghof. Zwar sei es so, dass im EZB-Rat
    lauter nationale Notenbankchefs säßen,
    die sich natürlich auch mit der Situation in
    ihrem jeweiligen Land beschäftigten. Und
    wenn beispielsweise Bundesbankpräsi-
    dent Jens Weidmann als Nachfolger für
    Mario Draghi an die Spitze der EZB ge-
    rückt wäre, hätten womöglich deutsche
    Zinssorgen da mehr Gehör gefunden als
    so, meint Burghof.Aber grundsätzlich ent-
    scheide die Notenbank über die Geldpoli-
    tik unabhängig – und das sei auch gut so.


D


er Bitcoin fällt. Die Vermutung
liegt nahe, dass das mit der Nach-
richt zu tun hat, die EU würde nun
Facebooks Kryptowährung Libra ge-
nauer unter die Lupe nehmen – viel-
leicht mit Konsequenzen für die gesam-
te Kryptobranche. Krypto-Anlagen,
wozu auch die digitalen Währungen ge-
hören, sind eine große Unbekannte
und sorgen für viel Unsicherheit. Nicht
wenige – auch im institutionellen Um-
feld – sehen sie als Teufelszeug. Darauf
zu hoffen, dass die Europäische Kom-
mission dem schon einen Riegel vor-
schieben wird und vor allem Facebook
nicht einfach so gewähren lässt, ist die
falsche Strategie. Finanzprodukte ge-
hören geprüft, analoge wie digitale.
Aber wegregulieren lassen sich diese
technischen Weiterentwicklungen
nicht. Klug wäre es, die Innovationen
anzunehmen, eigene Standards zu set-
zen und eigene Lösungen zu entwi-
ckeln. Nur weil sich heute so mancher
nicht vorstellen kann, dass es außer-
halb von staatlichen Währungen auch
andere Zahlungsmittel geben kann, be-
deutet das nicht, dass das nicht irgend-
wann Realität werden kann. Der An-
spruch der europäischen Finanzbran-
che muss es sein, selbst Tempo zu ma-
chen, nicht hinterherzurennen.

Tempo machen


Von Inken Schönauer


ins. FRANKFURT, 22. August. Der Kurs
der Digitalwährung Bitcoin ist am Don-
nerstag abermals kräftig unter Druck ge-
raten und notierte im Tagesverlauf immer
wieder unter der 10 000-Dollar-Marke.
Grund dafür dürften die Nachrichten
rund um das Facebook-Projekt Libra sein.
So wird die Kryptowährung nun offenbar
von der EU-Wettbewerbsbehörde ins Vi-
sier genommen.
Unter Berufung auf ein ihr vorliegen-
des Dokument hatte die Nachrichtenagen-
tur Bloomberg über die Prüfung berich-
tet, ob Wettbewerber auf unfaire Weise
ausgeschlossen werden könnten. An Li-
bra sind bisher Tech- und Paymentschwer-
gewichte wie Mastercard, Visa, Paypal
oder auch Uber beteiligt. Facebook hatte
angekündigt, die Digitalwährung in der
ersten Jahreshälfte 2020 einführen zu wol-
len, wollte aber die Zustimmung aller rele-
vanten Regulierungsbehörden abwarten.
Facebook hat Libra als globale Währung
und Infrastruktur angekündigt. Sie ba-
siert auf der Blockchain und wird nur digi-

tal existieren. Libra soll überall einsetz-
bar sein. Dazu muss der Verkäufer Libra
allerdings akzeptieren. Seit der Ankündi-
gung des Facebook-Chefs Mark Zucker-
berg, in den Bereich der digitalen Wäh-
rungen vordringen zu wollen, melden
sich immer wieder Kritiker zu Wort, die
eine Übermacht Facebooks im weltwei-
ten Finanzsystem fürchten.
An Kryptowährungen selbst wird an
vielen verschiedenen Stellen geforscht
und ausprobiert. Bei der Bundesbank
heißt es dazu oft, dass der Begriff Krypto-
währung ohnehin missverständlich sei,
weil es sich genau genommen gar nicht
um eine Währung handele. Der Bitcoin
ist die derzeit wohl bekannteste Digital-
währung. Immer wieder wird die Befürch-
tung geäußert, dass mit Kryptowährun-
gen möglicherweise Geldwäsche und Ter-
rorfinanzierung Vorschub geleistet wer-
den könnte.
Zu den Krypto-Anlagen, zu denen auch
das Kryptogeld gehört, heißt es im Wirt-
schaftsbericht der Europäischen Zentral-

bank (EZB) von Anfang August, dass die
Krypto-Assets sich auf die Finanzstabili-
tät und die Funktionsfähigkeit des Zah-
lungsverkehrs auswirken könnten. Eine
Untersuchung der EZB zeige, dass sich
diese Risiken derzeit zwar in Grenzen
hielten beziehungsweise mit dem beste-
henden Regulierungs- und Überwa-
chungsrahmen kontrollierbar seien, sich
jedoch im Laufe der Zeit Verflechtungen
mit dem regulierten Finanzsektor heraus-
bildeten. Sie könnten sich nach und nach
verstärken und so auch Folgen für die Zu-
kunft haben.
Gleichzeitig heißt es in dem Bericht
aber auch, dass Krypto-Anlagen unter be-
stimmten Voraussetzungen im Massen-
zahlungsverkehr zum Einsatz kommen
könnte. Die EU-Wertpapieraufsichtsbe-
hörde ESMA verwies auf Nachfrage auf ei-
nen Bericht, den die Behörde Anfang des
Jahres an die EU-Kommission geschickt
hatte. Nach ihrer Einschätzung sollen alle
Krypto-Assets, die Finanzprodukten äh-
neln, auch als solche behandelt werden.

Vor dem Hintergrund der aktuellen Debat-
te um mögliche Strafzinsen könnte das
Thema der Kryptowährung eine ganze
neue Dynamik bekommen. „Auch wenn
Besitzer von Libra keine Zinsen erhalten,
könnte Libra trotzdem attraktiv sein, falls
die EZB die Eurozinssätze deutlich unter
null senken und Banken dadurch zwingen
würde, Negativzinsen auf die Einlagen ih-
rer Kunden zu erheben“, heißt es in einer
Studie der Deutschen Bank. Jede Senkung
der Eurozinssätze würde außerdem zu ei-
ner Aufwertung von Libra gegenüber dem
Euro führen. Dies könnte ein weiterer
Grund für die Verbraucher sein, in Libra
zu investieren. In Zeiten hoher Inflation
könnte die digitale Währung hohe Preis-
stabilität bieten und sich so als das bessere
Wertaufbewahrungsmittel erweisen.
„Diebstahlsicherheit, Schutz gegen Betrug
und zuverlässige technische Abwicklung
seien aber von entscheidender Bedeu-
tung, wenn potentielle Nutzer davon über-
zeugt werden sollen, ihre Ersparnisse in
Libra zu halten“, heißt es in der Studie.

mann.FRANKFURT,22. August. Der
Zahlenrechner des norwegischen Staats-
fonds wird in Echtzeit auf dessen Website
aktualisiert. Im Millisekundentakt bewegt
sich die dreizehnstellige Zahl, welche das
Fondsvolumen abbildet. Von Anfang
April bis Ende Juni dieses Jahres erwirt-
schaftete der Fonds eine Rendite von 3
Prozent und steigerte sein Vermögen da-
mit auf die stolze Summe von 9,16 Billio-
nen norwegische Kronen, was umgerech-
net rund 920 Milliarden Euro entspricht
und damit einer Zunahme von immerhin
25,7 Milliarden Euro.
Der Fonds verdankt die Zunahme vor al-
lem dem hohen Aktienanteil im Portfolio.
Dieser stieg wiederholt leicht an und lag
im zweiten Quartal auf einem Rekord-
hoch von 69,3 Prozent. Nie zuvor war der
Fonds seit seiner Auflage mit einem höhe-
ren Anteil in Aktien investiert. Laut den
Richtlinien des norwegischen Finanzmi-

nisteriums liegt die Obergrenze für die Ak-
tienquote bei 70 Prozent, die bald erreicht
sein dürfte. Der Großteil des angelegten
Vermögens in Aktien lässt sich in Ameri-
ka verorten mit rund 40 Prozent, gefolgt
von Europa mit 33,4 Prozent. Damit ge-
hört der Ölfonds zu den größten Einzelak-
tionären der Welt und hält im Durch-
schnitt 1,4 Prozent an mehr als 9000 bör-
sennotierten Unternehmen weltweit. Vor
allem die amerikanischen Technologierie-
sen Microsoft, Apple, Amazon und Alpha-
bet haben zum Renditezuwachs beigetra-
gen und gehören zu den größten Positio-
nen im Portfolio. Die drei größten Beteili-
gungen außerhalb der Vereinigten Staaten
kommen dagegen allesamt aus der
Schweiz mit dem Lebensmittelkonzern
Nestlé und den Pharmagiganten Roche
und Novartis.
Während die Aktienquote im zweiten
Quartal leicht stieg, blieb der Anteil an An-

leihen im Portfolio gleichbleibend bei 28
Prozent. Künftig könnte dieser Anteil
aber weiter sinken. Zwar konnte mit den
Anleihen im schwierigen Marktumfeld
niedriger Zinsen immer noch eine Rendite
von 3,1 Prozent erwirtschaftet werden. In
den Zahlen zum zweiten Quartal fehlten
jedoch auch die Marktturbulenzen der ver-
gangenen anderthalb Monate, die zum
Rückgang vieler Aktienkurse führten und
viele Anleiherenditen unter null drückten.
Schon jetzt sei der gigantische Ölfonds
mit 600 Milliarden Kronen (60 Milliarden
Euro) in negativ rentierende Staatsanlei-
hen investiert, sagte Fondsmanager Trond
Grande zu den Zahlen. „Das entspricht ei-
nem Viertel unseres gesamten Anleihe-
portfolios.“ Der Großteil der Bestände
kommt aus den Vereinigten Staaten, Ja-
pan und Deutschland.
Seit dem Jahr 1996 legt der norwegi-
sche Staat für seine Bürger Geld in dem

Staatsfonds „Statens pensjonsfond ut-
land“ an, welcher sich über die Einnah-
men der Öl- und Gasförderung finanziert.
Mittlerweile ist der Fonds, der mit einem
Vermögen von 172 Milliarden Kronen (17
Milliarden Euro) startete, zum größten
Staatsfonds der Welt angewachsen und
liegt noch vor den Staatsfonds aus China
und den Vereinigten Arabischen Emira-
ten. Als er in den neunziger Jahren aufge-
legt wurde, war es das Ziel der norwegi-
schen Regierung, sich von den endlichen
Rohstoffen Öl und Gas unabhängiger zu
machen und das Geld langfristig für die
Norweger anzulegen. Dabei investiert der
Fonds aber kein Vermögen im eigenen
Land. Seit dem Jahr 1998 hat der Ölfonds
eine durchschnittliche Rendite von 5,9 Pro-
zent erzielt. Zieht man die durchschnittli-
che Inflationsrate von 1,8 Prozent ab, hat
der Fonds immerhin noch jährlich um
rund 4 Prozent zugelegt.

Bitcoin kräftig unter Druck


EU-Wettbewerbsbehörde soll Facebooks Kryptowährung Libra ins Visier nehmen


Größter Staatsfonds der Welt stockt Aktienanteil auf


Der norwegische Ölfonds stellt sich auf dauerhaft niedrige Zinsen ein


ikop. FRANKFURT, 22. August.
Volkswagenhat am Donnerstag einen
Medienbericht dementiert, nach dem
VW-Chef Herbert Diess mit einem Ein-
stieg beim amerikanischen Elektroau-
tohersteller Tesla liebäugelt. Die Speku-
lationen im „Manager Magazin“ über
eine mögliche Anteilsübernahme seien
„gegenstandlos“, sagte ein VW-Spre-
cher. Der Tesla-Aktienkurs legte vor-
börslich dennoch vorübergehend um
rund 3 Prozent zu. Der Kurs der VW-
Aktie stieg zeitweilig um 1 Prozent,
während der Daxbis zum Nachmittag
0,6 Prozent verlor. Im Bericht wurde
ein ranghoher VW-Manager damit zi-
tiert, dass Diess sofort einsteigen wür-
de, wenn er könnte. Diess glaube, dass
VW von Teslas Batterie- und vor allem
Softwarekompetenz profitieren könne.
Es mangele auch nicht am Geld, son-
dern eher der Zustimmung der Großak-
tionäre, also den Familien Porsche und
Piëch. Schon früher wurde darüber spe-
kuliert, dass VW Interesse an Tesla hat.
So beispielsweise im vergangenen Som-
mer, als Tesla-Gründer Elon Musk mit
einem möglichen Rückzug von der Bör-
se für Aufsehen gesorgt hatte. Hierzu-
lande hofft derweil Niedersachsens
Wirtschaftsminister Bernd Althus-
mann (CDU), dass sich Tesla auf der
Suche nach einem Europa-Standort für
das Bundesland entscheidet. Es seien
potentielle Standorte präsentiert wor-
den, so das Ministerium.


Die Bundesregierung


prüft ein Verbot von


Negativzinsen. Doch so


einfach wird sich dieses


Phänomen ökonomisch


nicht beseitigen lassen.


Was könnte sie tun?


VW dementiert


Interesse an


Tesla-Einstieg


Die Hilflosigkeit der Politik, Negativzinsen zu bekämpfen


Tesla

Quelle: Bloomberg F.A.Z.-Grafik Heß

Börse Nasdaq
20.8. bis 22.8. im Tagesverlauf

ISIN US88160R1014

215

218

221

224

227

230

20.8., 15:30 Uhr 22.8., 15:50 Uhr

in Dollar

Bankenplatz Frankfurt:DieNegativzinsen breiten sich immer weiter aus. Foto Michael Braunschädel

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