Frankfurter Allgemeine Zeitung - 23.08.2019

(Barré) #1

SEITE 28·FREITAG, 23. AUGUST 2019·NR. 195 Sport FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG


W


as machen Weltvereine wie
Real Madrid eigentlich mit
Spielern, die sie unbedingt loswer-
den wollen? Sie bieten sie zum
Tausch an. Das behauptet zumin-
dest die französische Sportzeitung
„L’Équipe“ am Donnerstag. Die ein-
fache Rechnung: Neymar = 100 Mil-
lionen + Stürmer Gareth Bale + Mit-
telfeldspieler James Rodríguez + Tor-
hüter Keylor Navas. Zuvor hatte an-
scheinend schon Barcelona 100 Mil-
lionen Euro plus drei Spieler gebo-
ten, ebenso wie Juventus Turin; die
Italiener wollten offenbar auch
noch den Argentinier Paulo Dybala
als Zugabe an die Seine schicken.
Die Verantwortlichen von Paris
Saint-Germain scheinen von kei-
nem dieser Angebote angetan und
sollen sofort abgelehnt haben.
Vor zwei Jahren haben sie noch
wahnwitzig anmutende 222 Millio-
nen Euro für Neymar an den FC
Barcelona überwiesen. Mit ihm
wollten die Franzosen, gepimpt mit
mehr als einer Milliarde Euro von
den Besitzern aus Qatar, die Cham-
pions League erobern, die bestehen-
den Fußball-Machtverhältnisse in
Europa ins Wanken bringen. Nichts
davon ist Wirklichkeit geworden.
Stattdessen machte dieser Transfer
eine ganze Branche wahnsinnig.
Ousmane Dembélé erzwang mit sei-
nem Streik in Dortmund einen
Wechsel nach Barcelona. Trans-
fersumme: etwa 125 Millionen
Euro. Im Winter danach verpflichte-
ten die Katalanen auch noch Phil-
ippe Coutinho und überwiesen für
ihn 145 Millionen Euro nach Liver-
pool. Nur eineinhalb Jahre später
leiht ihn der FC Bayern München
für eine Saison und 8,5 Millionen
Euro aus.
Sind das erste Anzeichen einer
Geld-Krise im Fußball-Universum?
Wohl kaum. Geld ist bei den Größ-
ten der Branche nach wie vor genug
vorhanden. Der Neymar-Transfer
dürfte sich für Paris allein durch den
Verkauf von Merchandise-Artikeln,
durch das gestiegene Zuschauerinte-
resse und die weltweite Berichter-
stattung gelohnt haben. Aber der
Kreis jener Klubs, die derartige Sum-
men für einen Spieler aufbringen
können, ist zu klein, um einen Wie-
derverkauf mit Gewinn realisieren
zu können – ganz unabhängig da-
von, dass die Fußball-Aktie Neymar
zuletzt erheblich an Wert verloren
hat. Genau wie jene von Bale (Ablö-
se 101 Millionen Euro) oder James
Rodriguez (75 Millionen).
Karrieren mit ungewisser Zu-
kunft gibt es trotz des kleinen Ka-
ders auch beim FC Bayern Mün-
chen. Was wäre also mit diesem An-
gebot im Tausch für einen Neymar?
80 Millionen Euro + Jerome Boa-
teng + Renato Sanches. Oder: 100
Millionen Euro + Jerome Boateng +
Renato Sanches + Hasan Salihamid-
zic.

Europa im


Tauschrausch


Von Michael Wittershagen


ROM. Maurizio Sarri hat eine Lungenent-
zündung, just in diesen Tagen, da die italie-
nische Fußball-Serie A wieder ihren Be-
trieb aufnimmt. Am Samstag beginnt die
Saison, und Sarri ist der neue Coach von
Juventus Turin. Der Serienmeister tritt bei
Parma Calcio an. Auf der Bank wird dann
aber aller Voraussicht nach Sarris Stellver-
treter sitzen. So oder so ist Sarris Engage-
ment bei Juventus der bisherige Höhe-
punkt in der Karriere des Toskaners. Der
60-jährige Coach war früher Bankange-
stellter, arbeitete sich als Fußballtrainer
aus der Provinz nach ganz oben. Interna-
tional bekannt wurde sein spektakulärer
Stil beim SSC Neapel, zuletzt war Sarri
beim FC Chelsea angestellt.
Der Fußballlehrer raucht bis zu 60 Zi-
garetten am Tag, nach eigener Darstel-
lung. Sie seien nicht das intelligenteste
Gegenmittel bei Lungenentzündung, gab
das süditalienische Online-Portal „Il Na-
polista“ zu bedenken, das sich offenbar
immer noch brennend für den Werde-
gang des einstigen Lehrmeisters des SSC
Neapel interessiert. Sarri wird, sobald er
seinen Job wieder voll ausüben kann,
ganz besonders im Rampenlicht stehen.
Juventus Turin ist der Topfavorit. Allein
die Tatsache, dass Superstar Cristiano Ro-
naldo mit den „Bianconeri“ nun in seine
zweite Saison in Italien geht, genügt als
Beleg für die Ambitionen des Vereins,
der nach 24 Jahren endlich wieder die
Champions League gewinnen will. Zu
diesem Zweck ist auch Torwart-Legende
Gigi Buffon von seinem Abenteuer bei
Paris Saint-Germain nach Turin zurück-
gekehrt. Juve verpflichtete den erst 20


Jahre alten Verteidiger Matthijs de Ligt
von Ajax Amsterdam, dem Team, das Ju-
ventus im Halbfinale der Champions Lea-
gue aus dem Wettbewerb warf. De Ligt
war von zahlreichen Top-Klubs um-
schwärmt, Juventus erkaufte sich mit 75
Millionen Euro Ablöse und entsprechen-
dem Gehalt den Zuschlag. Verstärkung
verspricht sich der Rekordmeister auch
von den Neuzugängen Danilo (Manches-
ter City), Aaron Ramsey (Arsenal) und
Adrien Rabiot (Paris Saint-Germain).
Wie es heißt, spielt Sami Khedira in Sar-
ris Projekt eine zentrale Rolle. Ob das
auch für Nationalspieler Emre Can gilt,
ist derzeit unklar. Juventus soll etwa mit
dem FC Barcelona über einen Tausch mit
Ivan Rakitic verhandeln.
Der aufgestockte Kader dürfte nicht
nur für das Ziel Champions-League-Sieg
notwendig sein, sondern auch, um die
Konkurrenz in der Serie A auf Distanz zu
halten. Denn die ist in dieser Spielzeit so
ernst zu nehmen wie lange nicht. Inter
Mailand hat sich allein durch seine Trans-
ferpolitik zum Konkurrenten Nummer
eins aufgeschwungen. Das deutet schon
die Verpflichtung von Trainer Antonio
Conte an. Conte sorgte vor Jahren als
Trainer von Juventus Turin beim damals
abgeschlagenen Rekordmeister für eine
unerwartete Serie aus drei Meistertiteln
in Folge, die Massimiliano Allegri auf
acht Erfolge ausbaute. Conte führte an-
schließend die italienische Nationalmann-
schaft bis ins EM-Viertelfinale – sein fa-
mos auftretendes Team unterlag erst im
Elfmeterschießen Deutschland. Conte
war zudem Sarris Vorgänger beim FC

Chelsea. In Mailand hat sich nun eine
ganz besondere Konstellation ergeben.
Dort amtiert seit bald einem Jahr Sportdi-
rektor Giuseppe Marotta, mit dem zusam-
men Conte einst die Renaissance von Ju-
ventus Turin bewerkstelligte. Der jetzige
Auftrag erklärt sich damit von selbst: Die
beiden ehemaligen Juventus-Identifikati-
onsfiguren wollen den Rekordmeister
stürzen und Inter Mailand in glorreiche
Zeiten führen.
Dazu scheute Sportdirektor Marotta
kaum Kosten. Contes belgischer Wunsch-
Stürmer Romelu Lukaku wurde für 65 Mil-
lionen Euro von Manchester United ge-
holt, Verteidiger Diego Godín kam von
Atlético Madrid. Hertha BSC verkaufte

den 23 Jahre alten Österreicher Valentino
Lazaro für angeblich 22 Millionen Euro
an Inter. Wie es heißt, müssten nur noch
Details bei der Verpflichtung des Chile-
nen Alexis Sánchez geklärt werden. Of-
fenbar verhandelt Inter mit dem FC Barce-
lona zudem über Arturo Vidal.
Wo Conte auch hinkommt, gewinnt er
Titel. Nicht nur bei Juventus Turin war
das so. In London wurde der Süditaliener
aus Lecce in Apulien bereits in seiner ers-
ten Spielzeit englischer Meister und holte
in der zweiten den FA-Cup. Dass der
50-Jährige in der Vorbereitung bei Inter
Mailand besonderen Wert auf die Defensi-
ve gelegt hat, lässt sich an den jüngsten
Testspielergebnissen ablesen. Viermal

spielte Inter Mailand in der Vorbereitung
1:1. Am Montag folgt das Saisondebüt ge-
gen Contes Heimatklub US Lecce.
An der Tabellenspitze zeichnet sich
demnach ein Zweikampf ab, in den ge-
wiss gerne auch Carlo Ancelotti mit dem
SSC Neapel oder der AS Rom mit seinem
neuen portugiesischen Coach Paulo Fon-
seca eingreifen würden. Sieht man ein-
mal vom Wettbewerb um den Meistertitel
ab, verspricht sich die italienische Presse
nach längerer Monotonie wieder besonde-
re Unterhaltung. „Die beginnende Serie
A verspricht Funken“, schrieb die „Gaz-
zetta dello Sport“. „Die Stars sind zu-
rück“, beobachtete der „Corriere della
Sera“. Schon jetzt haben die Serie-A-Ver-
eine eine Milliarde Euro für neue Spieler
ausgegeben. Insbesondere einige ver-
meintliche „enfants terribles“ haben die-
sen Sommer ihren Weg in die Serie A ge-
funden. Aufsteiger Brescia Calcio holte
den inzwischen 29 Jahre alten Mario Balo-
telli von Olympique Marseille. Auch dem
neuen italo-amerikanischen Eigentümer
des AC Florenz, Rocco Commisso, ist of-
fenbar in erster Linie an Unterhaltung ge-
legen. In der Sturmreihe des Klubs aus
der Toskana sind neben dem jungen Na-
tionalspieler Federico Chiesa die Bundes-
liga-Altstars und Neuverpflichtungen Ke-
vin-Prince Boateng und Franck Ribéry ge-
setzt. „Franck, der Großartige“, titelte die
„Gazzetta dello Sport“ und würdigte das
Italien-Engagement des schon 36 Jahre al-
ten Franzosen, zuletzt FC Bayern, als
„Welt-Coup“. Der Ton macht die Musik.
Auch insofern könnte es in dieser Saison
in der Serie A durchaus kurzweiliger wer-
den. JULIUS MÜLLER-MEININGEN

Großangriff auf Juventus


Zwei frühere Turiner Identifikationsfiguren wollen den Rekordmeister stürzen – und Inter Mailand in glorreiche Zeiten führen


KÖLN.Als Achim Beierlorzer zuletzt
ein Pflichtspiel im Müngersdorfer Stadi-
on erlebte, stand er zwar noch bei einem
anderen Fußball-Klub unter Vertrag,
aber irgendwie empfindet der Trainer
des 1. FC Köln diese Woche ganz ähn-
lich wie den Vorlauf zu jenem Sonntag
im Mai. Damals gewann er als großer
Außenseiter 5:3 mit Jahn Regensburg
bei der vermeintlichen Übermacht vom
Rhein. „In diese Rolle begibt sich jeder
gern“, sagt er nun vor seinem Heimde-
büt mit dem „Effzeh“ gegen Borussia
Dortmund. Als individuell deutlich un-
terlegener Aufsteiger könne sein Team
sich an diesem Freitagabend der leich-
ten, der vergnüglichen Seite des Fußball-
sports zuwenden, Beierlorzers Wochen-
motto für das Duell mit dem derzeit viel-
leicht ambitioniertesten Fußballprojekt
der Liga lautet: „Auf geht’s: Volksfest!
Spaß an dieser Geschichte haben.“
Mit Regensburg hat der Trainer in der
vorigen Saison viele Spiele mit dieser At-
titüde absolviert und war damit sehr er-
folgreich. Für die Kölner liegen solche
Tage der Leichtigkeit, an denen Niederla-
gen akzeptabel sind, solange die Leis-
tung stimmt, hingegen weit zurück. In ih-
rer Erfolgssaison, die 2017 in die erste
Europapokalteilnahme nach 25 Jahren
mündete, gehörten sie während der Rück-
runde zu den besonders gefürchteten
Topteams. Im Jahr danach standen sie
aufgrund ihres überaus schlechten Sai-
sonstarts permanent unter Siegzwang,
und nach dem Abstieg folgte ein Jahr als
Gigant der zweiten Liga – entsprechend
hoch waren die Erwartungen. Nun sind
sie mal wieder Underdog, endlich wer-
den ihnen wieder Fehler nachgesehen,
vorerst zumindest. „Es ist sicher angeneh-
mer, als Nichtfavorit in ein Spiel zu ge-
hen und gleichzeitig zu wissen, dass man
trotzdem seine Aktien im Spiel hat“, sagt
Beierlorzer, dessen energiegeladener Bal-
leroberungs- und Umschaltfußball bes-
tens zu dieser Ausgangslage passt.
Wie die vielen anderen derzeitigen
Bundesligatrainer, die von Ralf Rang-
nick geprägt wurden, arbeitet er mit den
Kölnern an einer Spielweise, mit der
sich auch individuell besser besetzte
Team stressen und zermürben lassen. Er
könne keine Punkte versprechen, sagt
Beierlorzer, aber der BVB müsse irgend-
wann entnervt feststellen, „wie unange-
nehm das jetzt gegen diese Kölner ist“.
In der Vorsaison habe es schließlich im-
mer wieder Tage gegeben, an denen


Teams wie Augsburg, Nürnberg oder
Düsseldorf den über allen anderen
schwebenden Dortmundern und Münch-
nern nicht ganz zufällig Punkte klauten.
Wobei das Problem natürlich bleibt,
dass die Kölner zwar als Aufsteiger an-
treten, in der allgemeinen Wahrneh-
mung aber nie wirklich zu den Zwergen
des deutschen Fußballs zählten. Es ist
dieser Spagat, mit dem der Klub sich im-
mer wieder neu herumplagt, es ist ein
niemals endender Selbstfindungspro-
zess.
Dass ein Nationalspieler wie Jonas
Hector sich trotz Abstieg gegen einen
Vereinswechsel entschied, werteten sie
ja aus guten Gründen als Zeichen der ei-
genen Größe. Ähnliches gilt für den Ver-
bleib von Torhüter Timo Horn. Unklar
ist aber, ob die beiden Topspieler durch
ihre Treue nicht ein wenig geschrumpft
sind, schließlich brauchen Fußballer ein
hohes Niveau im Training und im Wett-
kampf, um sich weiterzuentwickeln.
Horn unterliefen in der zweiten Liga je-
doch mehrmals vermeidbare Fehler,
und Hector verlor seinen zuvor recht si-
cheren Platz im Nationalteam. „Das hat-
te ich als Gedankenspiel schon im Kopf,
dass es so passieren kann“, lässt sich der
Kölner Kapitän in einem Interview bei
„Spiegel Online“ zitieren, er sagt aber
auch: „Im Nachhinein ist diese Entschei-
dung für mich völlig richtig gewesen.“
Nun ist er Chef und Ikone in einem
Klub, der sich immer noch dauerhaft in
der oberen Tabellenhälfte etablieren
möchte – inklusive regelmäßiger Abste-
cher in den europäischen Wettbewerb.
Aber die Suche nach einer stabilen Po-
sition zwischen hohen Ambitionen, Ge-
duld, Demut und der an diesem Standort
so schwer zu bekämpfenden Neigung zur
Hybris bleibt ein ewiges Thema, man
kann das an den Diskussionen um die In-
frastruktur des Vereins erkennen. Nach
dem Rücktritt von Präsident Werner Spin-
ner und der Nichtnominierung seiner
Stellvertreter wird im September ein neu-
es Präsidium gewählt, das die übermüti-
gen Pläne, ein nagelneues Stadion für
70 000 Menschen irgendwo außerhalb
der Stadt zu bauen, eigentlich beerdigen
wollte. Allerdings droht nun der Plan zu
scheitern, das aus allen Nähten platzen-
de Geißbockheim zu erweitern, weil sich
Bürger und Politiker dagegen wehren,
eine unter Landschaftsschutz stehende
Wiese zu opfern. Nun steht plötzlich
doch wieder ein Komplettumzug zur De-
batte. Alle Seiten haben in diesem ver-
worrenen Konflikt Fehler gemacht, es
wird schlecht kommuniziert. Auch hinter
diesem Vorgang steht die ewige Frage:
Wie groß ist dieser 1. FC Köln, der so viel
Potential hat, sportlich aber immer wie-
der in der zweiten Liga landet? „Wir sind
kein normaler Aufsteiger“, sagt Sport-
chef Armin Veh und fordert: „Wir müs-
sen demütig sein, aber dennoch mutig in
die neue Saison gehen.“
Es ist ein Balanceakt, und Borussia
Dortmund kommt da sehr gelegen.
Denn zumindest sind die Rollen an die-
sem Abend klar verteilt. Köln ist der
Underdog mit einer interessanten
Mannschaft und einem enthusiasti-
schen Publikum, das eine Party feiern
will. Und zum ersten Mal seit langer
Zeit leidet dieses Team nicht unter der
Last der Folgen von sportlichen Kri-
sen, Abstiegen oder einem Europapo-
kalrausch. DANIEL THEWELEIT

FRANKENTHAL (dpa). Ein Fuß-
ball-Kreispokalspiel im rheinland-pfäl-
zischen Ort Frankenthal ist während
des Elfmeterschießens vom Ordnungs-
amt wegen Ruhestörung abgebrochen
worden. Das teilten die Stadt und der
Verein am Donnerstag auf Anfrage mit


  • zwei Tage nach dem Abbruch. Beim
    Stand von 1:1 zwischen Pirates FC und
    dem SV Studernheim hätten zwei Her-
    ren vom Ordnungsamt das Feld betre-
    ten und das Spiel beendet, heißt es auf
    der Facebook-Seite des Vereins Pirates
    FC. „Erklärungsversuche unsererseits,
    dass lediglich vier Schützen noch aus-
    stehen und das Spiel in maximal drei
    Minuten zu Ende ist, wurden igno-
    riert.“ Das Spiel müsse jetzt neu ange-
    setzt werden, teilte der Sprecher des
    Fußballkreises Rhein-Pfalz, Peter Scha-
    kewitsch, mit. An den Platz grenzten
    Häuser, und laut Hausordnung hätte
    um 21.30 Uhr Schluss sein müssen, sag-
    te Schakewitsch. Die Stadt hat das
    Spiel nach eigenen Angaben um 22.25
    Uhr abgebrochen. „Um 22.40 Uhr war
    die Nachtruhe hergestellt.“


H

erzlich willkommen waren sie
nicht. Den Frankfurter Fußball-
anhängern wurden diesmal we-
nige Möglichkeiten eingeräumt,
ihre Sympathien mit der Eintracht offen
zur Schau zu stellen. Lediglich im Gäste-
block des Meinau-Stadions konnten sie
sich, ohne Restriktionen der Ordnungsbe-
hörden fürchten zu müssen, als Fans des
Bundesligaklubs zu erkennen geben. Und
das taten sie lautstark. Selbst, als sich ab-
zeichnete, dass es für das Team von Adi
Hütter in der Qualifikation für die Europa
League nicht wunschgemäß laufen würde.
Durch das 0:1 im Hinspiel bei Racing
Straßburg müssen die Hessen um das Er-
reichen der Gruppenphase bangen. Die
Frankfurter Hoffnungen ruhen nun auf
dem zweiten Teil dieses K.o.-Duells, des-
sen Sieger von Mitte September an auf der
internationalen Bühne dabei ist. Zum al-
les entscheidenden Wiedersehen kommt
es in sechs Tagen.
Für die Hessen war es schon das siebte
Pflichtspiel der noch jungen Saison. Selbst
bei den Auftritten in der Bergwelt von Va-
duz oder an der Ostseeküste in Tallinn, wo-
hin sie die ersten Reisen des Sommers ge-
führt hatten, erhielten sie mehr Unterstüt-
zung als im Elsass. Hintergrund war eine
Verbotsverfügung, die von der Präfektur

Bas-Rhin erlassen worden war und darauf
abzielte, dass den rund 1500 Eintracht-
Supportern keine Gelegenheit geboten
werden sollte, durch öffentliche Auftritte
tagsüber Aufmerksamkeit auf sich zu zie-
hen; befürchtet wurden unter anderem Zu-
sammenstöße mit Hooligans aus dem Um-
feld des Karlsruher SC. An den Grenzüber-
gängen zwischen Deutschland und Frank-
reich überwachten Polizisten die Fahrzeu-
ge. Bis zum Anstoß der Partie blieb es
friedlich in der Arena, während sich auf
den Straßen drum herum die Gendarme-
rie in großer Zahl versammelte, weil der
Abmarsch der Massen in der Dunkelheit
als problematisch eingeschätzt wurde.
Dass es sportlich an diesem Abend zur
Sache ging, kam nicht überraschend. Bei-
de Mannschaften wollten mit einer aggres-
siven Grundausrichtung in den Zweikämp-
fen dem Gegner das Leben schwer ma-
chen. Wobei die Straßburger diese Marsch-
route erstmal besser in die Tat umsetzten.
Hütter hatte gegenüber dem geglückten
Liga-Auftakt seine Startformation auf ei-
ner Position geändert. Dominik Kohr saß
nur auf der Ersatzbank. Für ihn rückte Lu-
cas Torro nach und bildete mit Gelson Fer-
nandes die Doppel-Sechs. Sie standen
früh im Brennpunkt des Geschehens,

denn Straßburg begann schwungvoll. Ein
Ballverlust von Makoto Hasebe bescherte
Racing eine erste gefährliche Szene durch
Ludovic Ajorque. Der Stürmer traf aus
spitzem Winkel das Außennetz (11.). Kei-
ne sechzig Sekunden darauf sorgte eine
Unachtsamkeit von Mijat Gacinovic für
die nächste Aufregung im Frankfurter
Strafraum: Kevin Trapp stellte sich dem
frei vor ihm auftauchenden Dimitri Lien-
ard in den Weg (12.). Offensiv trat die Ein-
tracht im ersten Abschnitt kaum in Er-
scheinung, wobei sich Filip Kostic noch
am meisten mühte. Bei einem 30-Meter-
Freistoß des Serben riss Keeper Matz Sels
die Hände rechtzeitig hoch (29.). Eine un-
organisierte Defensive begünstigte dann
die Führung. Nach einem Eckball flog Tor-
ro unter der Kugel durch, die auch von
Danny da Costa nicht kontrolliert werden
konnte. Als Nutznießer des Durcheinan-
ders erzielte Lucien Zohi das 1:0 (33.).
„Wir waren nicht bereit, wir haben uns vor-
ne überhaupt nicht bewegt“, kritisierte
Hütter bei „Nitro“ den Halbzeitauftritt.
Nach der Pause blieben Ante Rebic, für
dessen schwache Leistung Hütter „keine
Erklärung und kein Verständnis“ fand,
und Gacinovic in der Kabine. Sebastian
Rode und Goncalo Pacienica kamen – und
der Spielansatz war sofort couragierter.
Rode leitete einen Vorstoß ein, den Daichi
Kamada aus sieben Metern zu vollenden
versäumte (46.). Der Japaner hatte zudem
das Pech, dass Alexander Djiku seinen
Schuss mit der Hand auf Höhe des Elfme-
terpunkts blockte, der Schiedsrichter aber
nicht auf Strafstoß entschied (50.). Aus
vollem Lauf verzog auch Kostic knapp
(61.), David Abraham scheiterte mit ei-
nem Kopfball (72.). Mit zunehmender
Dauer wurde die Eintracht immer bestim-
mender, ohne die Niederlage abwenden
zu können. Doch dank des knappen Resul-
tats bleibt das Weiterkommen für sie nach
wie vor eine realistische Option.

Gute Nacht,


Fußball!


Bundesliga, 2. Spieltag:



  1. FC Köln – Borussia Dortmund (20.30 Uhr).
    Zweite Bundesliga, 4. Spieltag:
    Darmstadt 98 – Dynamo Dresden und Erzge-
    birge Aue – VfB Stuttgart (beide 18.30 Uhr).


Racing Straßburg – Eintracht Frankfurt 1:0
Straßburg:Sels – Koné, Mitrovic, Djiku – Lala,
Martin, Lienard, Carole, Thomasson (76. Mothi-
ba), Zohi (64. Sissoko) – Ajorque (87. Simakan).
Frankfurt:Trapp – Abraham, Hasebe, Hintereg-
ger – da Costa, Torro, Fernandes (78. Kohr), Kost-
ic – Kamada, Gacinovic (46. Rode) – Rebic (46.
Paciencia).
Tore:1:0 Zohi (33.).
Schiedsrichter:Kruzliak (Slowakei).
Zuschauer:24 000 (ausverkauft).

Alle Hoffnung auf Teil zwei


Der 1. FC Köln mit dem


Spaß des Außenseiters


Trainer Beierlorzer sieht den Aufsteiger vom Druck befreit


Fußball am Freitag


DieEintracht steigert


sich nach der Pause,


verliert aber das


Play-off-Hinspiel


bei Racing 0:1.


Von Marc Heinrich,


Straßburg


Ball und Gegner nach der Pause im Griff:Aber auch Goncalo Paciencia gelingt kein Tor für die Eintracht. Foto Hübner


Antonio Conte fordert...... Maurizio Sarri heraus. Fotos Reuters, Imago


Frohgestimmt:Achim BeierlorzerFoto dpa


Wer bietet mehr für Neymar?


Spiel in Kürze

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