Kunden. Daraus entstehen ganz neue Wertschöp-
fungsströme. Nehmen Sie zum Beispiel
Data-Analytics in der Nutztierhaltung.
Im Bereich Precision-Livestock-Far-
ming erweitern wir unser bestehen des
Serviceportfolio mit digitalen Lösungen. Mit
cloudbasierter Spezialsoftware für Geflügel-
produzenten können diese ihre Leistungs- so-
wie Umgebungsparameter kontrollieren und
steuern. Darüber hinaus werden die Produzen-
ten in Zukunft mathematische Modelle von
Evonik nutzen können, um nicht nur die Leistung,
sondern auch die Tiergesundheit und das Tierwohl
zu verbessern.
Von der nächsten Generation Tierzucht zur nächs-
ten Genera tion IT: Was verbirgt sich hinter Ihrem
Programm „NexGen IT“?
❱❱❱ Uhlich: Das ist für uns der strategische Rahmen
für Innovationen in unserer IT mit den drei Säulen
Business-Integration, Organisation und Architektur.
Wir sprechen nicht mehr über Funktionen in der IT,
sondern über Produkte – genau wie unsere Partner im Business.
Wir arbeiten nicht mehr in einer funktionalen IT-Organisation,
sondern in einer produktorientierten mit klarer End-to-End-
Verantwortung.
End-to-End-Verantwortung klingt gut, ist aber meist kein
Selbstläufer. Was sind die kritischen Erfolgsfaktoren für
die Umsetzung im Alltag?
❱❱❱ Uhlich: Erfolgskritisch ist für uns das gemein-
same Verständnis in der IT-Organisation. Für
uns entscheidet nicht die einzelne Funktion,
sondern ob unser Produkt den Anforde-
rungen unserer internen Businesspartner
entspricht. Dafür brauchen wir klare
Verantwortungen über die IT-Funktions-
bereiche hinweg – von Infrastruktur bis
Softwareentwicklung. Wir sind nur
dann erfolgreich, wenn das gemein-
same Endprodukt gut ankommt. Das
treibt die Motivation.
Also Motivation durch Verantwor-
tung? Was antworten Sie Ihren Mit-
arbeitern im Changeprozess auf die
Frage „What’s in for me“?
❱❱❱ Uhlich: Für meine Mitarbeiter
wächst die gemeinsame Freude. Wenn
die Anwender sagen, es funktioniert
nicht, bringt es auch nichts, wenn wir mei-
nen, wir hätten ein tolles Projekt abgelie-
fert – in time, in budget, in scope. Wenn wir aber
gutes Feedback bekommen, motiviert das alle
IT-Mitarbeiter, die am Gesamtergebnis mitge-
arbeitet haben.
Wie begegnen Sie Skeptikern, die Angst davor
haben, ihren Job zu verlieren, und glauben,
wir bewegten uns auf einen Kampf Mensch
gegen Maschine zu?
❱❱❱ Uhlich: Das ist für mich Unsinn. Wir haben ja
auch keinen Kampf Pferd gegen Auto. Maschinen ha-
ben keinen Selbstzweck. Sie werden sich keine Ge-
fühle aneignen. Wir können uns Maschinen zunutze
machen, um uns von alltäglichen Routinearbeiten zu
befreien – vom Lastentragen wie in der Logistik zum
Beispiel und auch von Dingen, die uns langweilen.
Was begeistert Sie persönlich an der Digitalisierung?
❱❱❱ Uhlich: Mich begeistert, die Komplexität, die uns
umgibt, ganz einfach vermitteln zu können und so
allen Menschen Zugang zu Informationen und Appli-
kationen zu gewähren. Egal wie kompliziert die An-
wendungen im Hintergrund sind: Die Bedienung wird kinder-
leicht. Mich begeistern die leuchtenden Augen wie die meiner
Mutter, die mit fast 80 Jahren zum WhatsApp-Fan wurde und
so an einem zentralen Teil des Familienalltags mit ihren Kindern
und Enkeln teilhaben kann.
Bessere Kontrolle:
Mit gesammelten Daten
lässt sich die Geflügel-
zucht optimieren
EVONIK
INDUSTRIES
Der Spezialchemie-
Hersteller hat mehr als
36.000 Mitarbeiter und
erwirtschaftete im
Geschäftsjahr 2018 einen
Umsatz von 15 Mil-
liarden Euro.
VIDEO-
INTERVIEW
UNTER
Digital Woodpecker
@digitalwope
digital wood pecker
DUB UNTERNEHMER-Magazin
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DIGITALISIERUNG & TECHNOLOGIE