Handelsblatt - 23.08.2019

(Rick Simeone) #1

DUB UNTERNEHMER-Magazin


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A


ls die erste 5G-Station von Vodafone in Alden-
hoven in Nordrhein-Westfalen in Betrieb ging,
hat Deutschlandchef Hannes Amets reiter vor
Ort ein Interview gegeben. Nichts Ungewöhnliches,
mag man meinen. Allerdings war Ametsreiter per-
sönlich gar nicht da. Er war zu der Zeit in Düsseldorf;
das Gespräch führte er als Hologramm – und zeigte
eindrucksvoll, was die 5G-Technologie leisten kann.

DUB UNTERNEHMER-Magazin: Wann können Autos
auf deutschen Straßen in 5G-Geschwindigkeit mit-
einander kommunizieren?
Hannes Ametsreiter: Die Technologie funktioniert
schon heute. In den nächsten Jahren werden nach und
nach automatisierte Assistenzfunktionen Einzug in
unsere Autos halten. Bis sie aber komplett autonom
fahren, wird es vermutlich noch zehn bis 20 Jahre
dauern. Dafür müssen sich die verschiedenen Tech-
nologien im Auto optimal ergänzen. Sensoren, Kame-
ras, Mobilfunk und WLAN müssen im Zusammenspiel
höchstmögliche Sicherheit garantieren.

5G steht auch in der Kritik. Zu viele Sendemasten
seien notwendig, die gesundheitlichen Folgen seien
nicht absehbar. Wie denken Sie darüber?
Ametsreiter: Wir bauen unser Mobilfunknetz aus,
LTE ebenso wie 5G. Dafür werden vornehmlich beste-
hende Stationen aufgerüstet, aber auch neue hinzu-
gebaut. Einen Mastenwald wird es damit jedoch nicht
geben. Wir nutzen verschiedene Frequenzen für den
Ausbau. Das ist nötig, um ein schnelles Netz auch in
die Fläche zu bringen. Wir nehmen natürlich die Sorgen
einiger Menschen ernst. Aber klar ist auch, 5G funkt
auf ähnlichen Funkwellen wie LTE. Mobilfunk ist nach
aktuellem Stand der Wissenschaft eine sichere Sache.

„Smartphone auf Rädern“


DIE 5G-TECHNOLOGIE gilt als Basis für das autonome Fahren. Wie sich damit zudem die
Effizienz in der Autoproduktion steigern lässt, erklärt Vodafone-Chef Hannes Ametsreiter.

Mit dem Elektroauto-Hersteller e.GO haben Sie ein
smartes Werk zur Automobilproduktion gebaut.
Welche Ziele verfolgen Sie mit der Kooperation?
Ametsreiter: Im Werk, in dem der Elektro-Stadt-
wagen e.GO Life produziert wird, funkt ein lokales
5G-Campusnetz. 36 kleine Mobilfunkantennen bringen
das schnelle Internet in die gesamte Produktionshalle.
Die Daten verlassen das Unternehmensgelände nicht
mehr, sondern werden in kleinen Echtzeit-Rechenzen-
tren direkt im Werk verarbeitet. Das erhöht die Si-
cherheit. Von 5G profitiert zu Beginn vor allem die
Industrie. Roboter und Maschinen werden in Echtzeit
riesige Datenmengen austauschen und optimal auf-
einander abgestimmt arbeiten. Autonome Transport-
roboter lösen das Fließband ab. Maschinen melden
ihren Zustand und können so repariert werden, bevor
ein Defekt droht. Rohstoffe und Werkzeuge informie-
ren immer über den aktuellen Standort, den Ladezu-
stand der Batterie oder den nächsten Einsatz.

Das Auto der Zukunft wird ein mobiles Rechenzen-
trum sein. Wie bewerten Sie diese Aussage?
Ametsreiter: Das Auto wird zum Smartphone auf
vier Rädern. Autos, Ampeln, Fahrräder und Fußgän-
ger werden in Zukunft noch mehr Daten miteinander
austauschen und sich gegenseitig vor Gefahren war-
nen. Sensoren und Kameras werden sämtliche Umge-
bungsdaten erfassen. Ein voll automatisiertes Auto
wird dann etwa ein Gigabyte Daten verbrauchen –
pro Minute. Viele dieser Daten werden aber nicht
direkt im Auto verarbeitet und analysiert, sondern
außerhalb an der nächsten Mobilfunkstation, wo klei-
ne Echtzeit-Rechenzentren integriert sein werden.
Man spricht hierbei von Mobile-Edge-Computing. Die
Rechenleistung wird also dezentralisiert.

Voll vernetzte Produktion:
Vodafone hat das e.GO-
Werk mit 5G ausgestattet

ZUR
PERSON
DR. HANNES
AMETSREITER
ist seit Oktober
2015 CEO von
Vodafone
Deutschland und
Mitglied des
Konzern-
vorstands der
weltweiten
Vodafone Group
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