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MONEYMAKER
FOCUS-MONEY 35/
Werke mit 3000 Arbeitsplätzen und einem Lohnniveau,
das laut der Unternehmensberatung Cushman & Wake-
field um 14 Prozent niedriger ausfällt als in Polen und so-
gar 30 Prozent unter dem Niveau von Tschechien liegt.
Zweitens: Für die Autobranche gilt, aufgeschoben ist nicht
aufgehoben. Schwache Absatzmonate werden in der Re-
gel später nachgeholt. Schließlich werden die Fahrzeug-
flotten nicht jünger. Der Wechsel ist meist nur eine Frage
der Zeit. Zunächst zieht das Ersatzteilgeschäft an. Danach
steigt der Druck zum Neuwagenkauf. Drittens: Was über-
all steht, muss noch lange nicht wahr sein. Noch gilt ein
weltweiter Konjunktureinbruch nicht als ausgemachte Sa-
che. Zahlreiche Experten halten die Warnungen vor einer
globalen Baisse für übertrieben. Nach Meinungen einiger
Banken, Forschungsinstitute, Ministerien und Zentralban-
ken könnte es sich bei dem derzeit gedämpften Ausblick
nur um eine kurzfristige Delle handeln.
Grund 4: Gestärkt aus der Krise
Doch selbst wenn nicht: Die Vergangenheit hat gezeigt,
dass insbesondere die Marktführer einer Branche ge-
stärkt aus der Krise hervorgehen. Stärkeres Kostenbe-
wusstsein, mehr Effizienz und kürzere Entscheidungs-
wege führen dazu, dass in Krisen die Basis für künftig hö-
heres Wachstum entsteht. Beispiel: Conti. Die umjubelten
Hochs aus 2007, dem Jahr vor Lehman, wurden nur sechs
Jahre später bei Weitem übertroffen. Heute fährt Conti bei
den wichtigsten automobilen Trends vorn mit.
JENS MASUHR
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Hella Euro
50-Tage-Linie
1990 95 2000 05 10 15 2020
2015 16 17 18 2019
Foto: Hella
Die Aktie zollte dem schwachen Marktumfeld Tri-
but: Der Kurs fiel auf Jahressicht um 27 Prozent.
Inzwischen kommt das Papier auf ein 2020er-
Kurs-Gewinn-Verhältnis von 9,9 – für einen Glo-
bal Champion spottbillig. Die Kursziele liegen mit
durchschnittlich 45 Euro durch die Bank höher.
Aktie zum Schnäppchenpreis
Licht im Dunkel
Die gute Nachricht vorweg: Der Autozulieferer steckt die Herausforde-
rungen im schwachen Marktumfeld deutlich besser weg als die Konkur-
renz. Die Ziele fürs abgelaufene Geschäftsjahr (1. Juni 2018 bis 31. Mai
2019) wurden erreicht. Die Eckdaten: fünf Prozent mehr Umsatz und
ein Sprung beim bereinigten operativen Gewinn (Ebit) von 5,9 Prozent
auf 585 Millionen Euro (Ebit-Marge: 8,4 Prozent). Aus dem erfolgreichen
Verkauf der Großhandelsgesellschaften winkt den Aktionären (neben
der Ausschüttung von 1,05 Euro je Aktie) eine Sonderdividende in Hö-
he von 2,30 Euro. Grund für die solide Bilanz war die hohe Nachfrage
nach Lichtsystemen und Elektroniklösungen, insbesondere im Bereich
der Fahrerassistenzsysteme und des Energiemanagements.
Zwar dürfte auch für Hella der Gegenwind im laufenden Geschäfts-
jahr zunehmen (Prognose für die Ebit-Marge: 6,5 bis 7,5 Prozent). Der
Lichtspezialist ist allerdings dabei, die Kosteneffizienz zu verbessern –
unter anderem mit einer Fertigung in Litauen, wo das Lohnniveau um
14 Prozent tiefer liegt als in Polen. Besser noch: Um auf den Trend in
Richtung E-Mobilität und autonomes Fahren aufzuspringen, setzt der
Konzern verstärkt auf Programme zur Bildverarbeitung im Auto und
Steuerungselemente für die Batterieelektronik. „Hella wird zur Soft-
ware-Firma“, sagt Jürgen Pieper, Analyst bei Metzler Capital Markets, der
das Kursziel auf 45 Euro legt. Frank Schwope, Analyst bei der Nord/LB,
setzt auf verbesserte „Basiseffekte“ bei den Autoabsätzen gegenüber
dem Vorjahr. Besondere Hoffnungen liegen auf China. „Immerhin konnte
VW im Reich der Mitte im Juni 2019 bei den Auslieferungen um 15 Pro-
zent zulegen und Mercedes-Benz im Juli um 13 Prozent“, schreibt Schwo-
pe. Positiv: ein gut gefülltes Orderbuch. Fazit: besser als der Markt! e = erwartet
Quellen: Thomson Reuters Datastream, Bloomberg
WKN/ISIN: A13SX2/DE000A13SX
Umsatz 2019/2020e: 7,0/7,3 Mrd. Euro
Gewinn je Aktie 2019/2020e: 3,25/3,56 Euro
Kurs-Gewinn-Verhältnis 2019/2020: 10,8/9,
Kursziel/Stopp/Dividendenrendite: 45,0/29,0 Euro/3,0 Prozent