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MONEYMAKER
Mit Plakatwänden wurde Ströer groß. Mit Statistiken und Online-Marketing soll das
Unternehmen noch erfolgreicher werden. Warum der Plan sehr gut aufgehen kann
Statistisch eine gute Investition
Ströer
Fotos: Ströer
net-Portale wie t-online.de und kino.de umfasst, mit dem
Verkauf des Türkei-Geschäfts und von Ess-Box-Versender
Foodist für 15 Millionen Euro ausgedünnt hat.
Alles aus einer Hand. Die Kölner investieren nun vor
allem in das Dialogmarketing, das sich darauf speziali-
siert, auf Kunden zugeschnittene Produkte und Dienstleis-
tungen anzubieten. Die Akquise erfolgt im Netz zumeist
durch personalisierte Mails oder durch von Call-Centern
abgewickelte Telefongespräche. Nicht selten geht es bei
dieser Form des Mikromanagements aber darum, bereits
bestehende Kundenkontakte zu vertiefen. Über 18 Mil-
liarden Euro gaben Unternehmen 2018 laut Deutscher
Post für solche Dialogmedien aus. Auch hier ist Ströer in
Deutschland erster Profiteur. Durch den Einkauf der Fir-
men Ranger, Avedo, D+S Europe und DV-Com katapul-
tierte sich das Unternehmen an die Spitze der Call-Center-
Anbieter. 2018 erwirtschafteten die Neuankömmlinge
gemeinsam 262 Millionen Euro – bei einem summierten
Einkaufswert von 200 Millionen Euro.
Ströer ist aktiv vor allem in den Feldern Tele Sales, in
denen an 25 Standorten in Deutschland per Mail, Telefon
oder Social Chat Kunden gebunden werden, sowie Field
Sales, wo tatsächlich noch der persönliche Türkontakt im
Mittelpunkt steht. Bankhaus Lampe rechnet in diesem
Bereich mit einem jährlichen Erlöswachstum von 8,7 Pro-
zent bis ins Jahr 2023. Nicht nur große Player können die
Dienste von Ströer in Anspruch nehmen, auch für über
100 000 kleinere E-Commerce-Shops sind die Call-Cen-
ter im Vergleich zu teuren Google-Ads die attraktivere Al-
ternative. Und die werden sie vermehrt nutzen, denn per-
sonalisierte Kommunikation wird im digitalen Zeitalter
C
oca-Cola tut es. Netflix tut es. Nike sowieso. Au-
ßenwerbung. Auf Häuserwänden, Bussen und auf
riesigen Bildschirmen im Stadtzentrum. Ein wachsender
Markt, auch in Deutschland. Zwischen 2010 und 2018
stiegen die Erlöse der Werbeform um durchschnittlich
5,4 Prozent. Fast 20 Millionen Bundesbürger nehmen laut
Statista mehrmals wöchentlich sogenannte Out-of-Home-
(OOH-)Anzeigetafeln wahr. In Deutschland kommt man
dabei an einem Anbieter für Werbeflächen nicht vorbei.
Ströer Media „kontrolliert“ fast 50 Prozent des Marktes.
Als Gründer Heinz W. Ströer 1963 seine ersten Plakat-
wände in Köln zusammenzimmerte, hätte er sich bestimmt
nicht träumen lassen, dass sein Unternehmen einmal fast
5000 digitale Vermarktungsflächen besitzen würde. Das
Augenmerk liegt auf dem Wort „digital“, denn die Firma
setzt schon lange nicht mehr nur auf tapezierte Plakate,
sondern geht mit der Digitalisierung. Dank vollautomati-
sierter Leinwände können nun mehrere Kunden problem-
los nacheinander und zu bestimmten Zeiten werben. Die
neue Technik und die vereinfachten Darstellungsformen
locken auch mittelständische Unternehmen an. Laut PWC
wuchsen die Erlöse mit digitalen OOH-Anzeigen zwi-
schen 2012 und 2017 um durchschnittlich 21 Prozent auf
164 Millionen Euro. Im Vergleich zu den leicht steigenden
Erlösen für Außenwerbung insgesamt scheint der digitale
Zweig eine Goldgrube zu sein.
Ströer ist mit seiner breiten Infrastruktur auf diesem Ge-
biet für Kunden der „place to advertise“. Ströers gute Aus-
sichten beruhen aber nicht nur auf geschickt platzierter
Außenwerbung. Anleger freuten sich in der Vergangen-
heit, dass Ströer sein breit gefächertes Portfolio, das Inter-
Ströer-Outdoor-Werbung:
Aufsehen erregende Form
der Reklame