Focus Money - 21.08.2019

(Frankie) #1

DSWANLEGERSCHUTZ


66 Foto: Osram FOCUS-MONEY 35/2019


DSW rät zum Abwarten


Osram-Aktionäre stehen im Dunkeln


Die Freude währte allerdings nicht allzu lange, da
AMS das Angebot kurze Zeit nach Veröffentlichung wie-
der zurückzog und zudem ein Stillhalteabkommen unter-
zeichnete, das eine weitere Offerte in den kommenden
zwölf Monaten untersagt. Kaum war das AMS-Angebot
vom Tisch, das der Markt auf Grund vermuteter Finan-
zierungsprobleme eher kritisch beäugt hatte, legten die
US-Finanzinvestoren Bain Capital und Carlyle eine neue
Offerte vor. Sie bieten 35 Euro je Aktie. Die Aussichten,
das Ziel bis zum Ende der am 5. September auslaufenden
Frist zu erreichen, standen lange nicht schlecht, schließ-
lich hatten Osram-Vorstand und -Aufsichtsrat zur An-
nahme geraten. Doch dann kam die Meldung, dass der
Vermögensverwalter Allianz Global Investors, der et-
was mehr als neun Prozent der Osram-Aktien besitzt, das
Angebot für zu niedrig hält. Kaum war diese Informati-
on im Markt, kündigte ASM eine Wiederauflage ihres
38,50-Euro-Angebots an, wenn das Osram-Management
bereit sei, das Stillhalteabkommen außer Kraft zu setzen.
„Die Lage ist aktuell extrem unübersichtlich“, sagt
DSW-Geschäftsführer Thomas Hechtfischer und wei-
ter: „Klar ist: Sollten beide Übernahmeofferten schei-
tern, etwa wenn das 70-Prozent-Ziel nicht erreicht wird,
droht ein Kursrücksetzer.“ Da könne ein Verkauf über
die Börse durchaus auch eine Alternative sein.

D


ie Geschichte der Osram-Aktie ist – verglichen mit
der über 100-jährigen Firmenhistorie – eher kurz.
Sie begann im Juli 2013, als fast auf den Tag genau 94
Jahre, nachdem Siemens bei Osram eingestiegen war,
der Lichttechnikkonzern an die Börse gebracht wurde.
In wenigen Wochen könnte die Zeit als unabhängiges
Unternehmen schon wieder vorbei sein. Seit wenigen
Tagen buhlen gleich zwei potenzielle Übernehmer um die
Gunst der Anteilseigner des Leuchtsystemherstellers. Beide
wollen mindestens 70 Prozent der Anteile erwerben. „Wir
empfehlen, erst einmal abzuwarten und die weitere Ent-
wicklung engmaschig zu beobachten“, kommentiert DSW-
Vizepräsidentin Daniela Bergdolt die aktuelle Situation.
Anfangs war die Begeisterung der Marktteilnehmer für
die Osram-IPO-Pläne gering. Davon zeugen zwei abge-
sagte Börsengang-Versuche. Am Ende entschied Siemens
sich für ein Spin-off. Dabei erhielt jeder Siemens-Anteils-
eigner pro zehn Siemens-Aktien ein Osram-Papier ins
Depot gebucht. Erster Kurs: 24 Euro. Ihren Höchststand
erreichten die Papiere mit 79 Euro im Januar 2018. In
den Folgemonaten ging es dann bergab in Richtung 25
Euro. Anfang Juli wurde dieser Abwärtstrend durchbro-
chen. Der Grund: eine freiwillige Übernahmeofferte des
österreichischen Halbleiterherstellers AMS. 38,50 Euro
je Osram-Anteilschein wollten die Österreicher zahlen.

Eishockey auf Zug-
spitze mit Osram-
Beleuchtung: „Lage
unübersichtlich“

Money for nothing


Mit einer sogenannten Performance Fee lassen sich viele
gemanagte Fonds überdurchschnittliche Leistungen zusätz-
lich vergüten. Oft ist diese Gebühr intransparent und die
gewählte Definition, was als „überdurchschnittlich“ bewer-
tet werden kann, alles andere als anspruchsvoll. Was geht
und was nicht, legen in der EU die jeweiligen Länderbe-
hörden fest. Besonders lax geht es etwa in Frankreich zu.
In Deutschland hat die Finanzdienstleistungsaufsicht Ba-
Fin 2013 Leitplanken gesetzt. So muss sich die Kalkulations-

GEBÜHREN
periode einer Performance Fee auf mindestens zwölf Mo-
naten beziehen. Auch darf die Gebühr nur anfallen, wenn
die Outperformance in der Abrechnungsperiode eine Un-
derperformance der vergangenen fünf Jahre übersteigt.
Die Folge ist, dass viele ausländische EU-Fonds hierzulande
nicht zugelassen sind. Das könnte sich bald ändern. Dem
Vernehmen nach will die Europäische Wertpapier- und
Marktaufsichtsbehörde (ESMA) Fonds-Gebührenmodelle
unter die Lupe nehmen. „Entscheidend ist, dass es kein
Zurück hinter den BaFin-Standard geben darf“, sagt DSW-
Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler.
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