Süddeutsche Zeitung - 27.08.2019

(nextflipdebug5) #1

D


ieCSUistnurdiekleineSchwester
derCDU.DochinderPressekonfe-
renznachderUnionsklausurin
DresdenpräsentiertesichMarkusSöder
wieeinPatriarch:DensächsischenMinis-
terpräsidentenMichaelKretschmerrede-
tederCSU-Chefjovialzueinerbedeuten-
denStimmedesOstenshoch.DemBran-
denburgerCDU-KandidatenIngoSenft-
lebenattestierteSödergönnerhaft,einen
gutenEindruckgemachtzuhaben.Diese
ArtderherablassendenNotengebungun-
terKollegenwarschoneineschlechteAn-
gewohnheitvonHorstSeehofer–Markus
Söderhatsieübernommen.
AndererseitsdrücktdiesesVerhalten
einSelbstbewusstseinaus,dasauchdem

stetseinbisschentraurigdreinschauen-
denMichaelKretschmergutzuGesicht
stünde.Esistdurchausmöglich,dassesin
SachsennichtsovieleMenschengibt,die
Kretschmerwählenwollen,wiesolche,
dieihnmalindenArmnehmenwürden.
ImmerhinkannKretschmerfürsichinAn-
spruchnehmen,wirklichallesgegebenzu
habenindiesemWahlkampf,denerja
nichtnurgegendenpolitischenGegner,
sondernauchgegenTeiledereigenenPar-
teizuführenhatte.
AnnegretKramp-Karrenbauernahm
ebenfallsanderPressekonferenzteil.Von
ihristinErinnerunggeblieben,dassMar-
kusSöderauchfürdieCDU-Fraufreundli-
cheWorteübrighatte. 

ImLebendesThorstenSchäfer-Gümbel
habenPolitikerinnenmitdemVornamen
AndreaeinenahezuschicksalhafteKraft
entfaltet.Erwareinunbekannterhessi-
scherLandespolitiker,alsseinedamalige
Chefin,AndreaYpsilanti,2008dieSPDin
einegroßeKrisestürzte.Siehattegegen
ihrklaresVersprechenversucht,sichmit
HilfederLinksparteiinWiesbadenzur
Ministerpräsidentinwählenzulassen.
DasbekamihrnichtgutundderPartei
auchnicht.AlsallesinTrümmernlag,da
schlugdieStundedes„TSG“,wieThors-
tenSchäfer-GümbelderEinfachheithal-
bergenanntwird.AlsneuerChef,anfangs
alsVerlegenheitslösungbelächelt,rückte
erandieSpitzederHessen-SPD.2019,im
Juni,wareswiedereineAndrea,dieeine
SPDamBodenzurückließ.Nahlesgabals
Bundesvorsitzendeauf.Wiederdurfte
Schäfer-Gümbelran,alseinervondrei
kommissarischenChefs.
Fürden49-jährigenPolitikerkommt
damitdasBestezumSchluss.Schäfer-
GümbelkannplötzlichdiegroßenHebel
derMachtbedienen,dieihmverwehrt
blieben,nachdemeralsSpitzenkandidat
2009,2013und2018inHessenverloren
hatte.MitKanzlerinMerkelundden
ChefsvonCDUundCSUberäterplötzlich
überdiegroßePolitik.Erhilft,dieMiet-
preisbremsenachzujustieren.ImStreit
umdieGrundrentedarferdasKreuzbreit-
machen.ObIrak-MandatoderdieLagein
derStraßevonHormus–dassindjetzt
auchseineThemen.AmMontagpräsen-
tierteerseine,nochetwasdünnen,Pläne
füreineneueVermögensteuer.Schonist
siewiederda,dieUmverteilungsdebatte.
Spätestensjetztdenktsichmancher:
Schau’her,derTSG–hatnochnieeine
Wahlgewonnenundestrotzdemirgend-

wienachobengeschafft.DassderHesse
nichtbereitwar,imWilly-Brandt-Haus
lediglichdenHausmeisterzugeben,der
morgensdasLichtinderChefetage
anmachtundabendswiederaus,zeigte
sichschonindenerstenTagenimAmt.Er
setztesichindieFernsehtalkshowsund
vermitteltefortandasGefühl:Esist
längstnichtallesgutinderSPD.Aberdie
LageistunterKontrolle.
Schäfer-GümbelfandschnellGefallen
amneuenEinfluss,baldlegteerseineVor-
sichtab.FüreinInterview,indemerden
GrünenPopulismusimAfD-Stilvorwarf,
entschuldigteersichspäter.Dasssichdie

ParteibeiderSuchenacheinerneuen
Spitzeeinanstrengendesundkomplizier-
tesVerfahrenauferlegthat,gehtauch
maßgeblichaufihnzurück.DerWunsch
nacheinerDoppelspitzeundmaximaler
Mitgliederbeteiligungistgroßinder
Partei–aberauchnachTransparenz:Mit
demSpiegelliegtTSGseitTagenim
Clinchdarüber,wieFinanzministerOlaf
ScholzdieInterimsparteispitzeübersei-
neKandidaturinformierthat.Esbesteht
derVerdacht,dassScholzeineSonderrol-
lezugebilligtwurde,dieSchäfer-Gümbel
mitdemVorwurfderFalschberichterstat-
tungvertuschenwolle.DieReporterhat-
tenvoneinerTelefonschaltegeschrieben,
dieesTSGzufolgegarnichtgab.Wiees
wirklichwar,sagteraberauchnicht.
TrotzdemernteterauchRespektfür
seineRolle.Wenndiedreikommissari-
schenChefsnichtvonAnfanganerklärt
hätten,siestündenalsNahles’Nachfolger
nichtzurVerfügung,wärejetztderZeit-
punktfürSchäfer-Gümbelgekommen,
eineKandidaturzuprüfen.Am1.Septem-
berläuftdieBewerbungsfristab.Doch
Schäfer-Gümbelentwöhntsichbereits
vonderPolitik.ImhessischenLandtag
stehenfürihndieletztenTerminealsSPD-
Fraktionschefan.AuchdieFührungdes
Landesverbandesgibterdemnächstab.
InHessenhinterlässtderVatervondrei
Kinderneineeinigermaßenbefriedete
Partei.UndinBerlin?Weißnochniemand
mitSicherheitzusagen,obdielangwieri-
geKandidatenkürderSPDamEndehel-
fenwird.Schäfer-Gümbelwirdnurnoch
bisEndeSeptemberanBordsein.Im
OktoberwechselteralsArbeitsdirektor
zurDeutschenGesellschaftfürInternatio-
naleZusammenarbeit(GIZ).Dannlässter
dieSPDhintersich. 

HERAUSGEGEBENVOMSÜDDEUTSCHENVERLAG
VERTRETENDURCHDENHERAUSGEBERRAT
CHEFREDAKTEURE:
KurtKister,WolfgangKrach
MITGLIEDDERCHEFREDAKTION,DIGITALES:
JuliaBönisch
NACHRICHTENCHEFS:IrisMayer,UlrichSchäfer

AUSSENPOLITIK:StefanKornelius
INNENPOLITIK:FerdosForudastan;DetlefEsslinger
SEITEDREI:AlexanderGorkow;KarinSteinberger
INVESTIGATIVERECHERCHE:BastianObermayer,
NicolasRichterKULTUR:AndrianKreye,SonjaZekri
WIRTSCHAFT:Dr.MarcBeise
SPORT:KlausHoeltzenbeinWISSEN:Dr.PatrickIllinger
PANORAMA:FelicitasKock,MichaelNeudecker
GESELLSCHAFTUNDWOCHENENDE:ChristianMayer,
KatharinaRiehlMEDIEN:LauraHertreiter
REISE,MOBILITÄT,SONDERTHEMEN:PeterFahrenholz
MÜNCHEN,REGIONUNDBAYERN:NinaBovensiepen,
RenéHofmann;SebastianBeck,IngridFuchs,
KarinKampwerth,StefanSimon
ARTDIRECTOR:ChristianTönsmann;StefanDimitrov
BILD:JörgBuschmann
CHEFSVOMDIENST:FabianHeckenberger,MichaelKönig
DiefürdasjeweiligeRessortanersterStelleGenannten
sindverantwortlicheRedakteureimSinnedesGesetzesüber
diePressevom3.Oktober1949.
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HultschinerStraße8,81677München,Tel.(089)2183-0,
Nachtruf:2183-7708,Nachrichtenaufnahme:2183-481,
Fax2183-9777,E-Mail:[email protected]
BERLIN:NicoFried;RobertRoßmann,
CerstinGammelin(Wirtschaft),FranzösischeStr.48,
10117Berlin,Tel.(030)263666-
LEIPZIG:UlrikeNimz,HoheStraße39,
04107Leipzig,Tel.(0341)
DÜSSELDORF:ChristianWernicke,Bäckerstr.2,
40213Düsseldorf,Tel.(0211)540555-
FRANKFURT:SusanneHöll,KleinerHirschgraben8,
60311Frankfurt,Tel.(069)
HAMBURG:PeterBurghardt,Poststr.25,
20354Hamburg,Tel.(040)468831-
KARLSRUHE:Dr.WolfgangJanisch,Sophienstr.99,
76135Karlsruhe,Tel.(0721)
STUTTGART:StefanMayr,Rotebühlplatz33,
70178Stuttgart,Tel.(0711)247593/
HERAUSGEBERRAT:
Dr.JohannesFriedmann(Vorsitz);
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ANSCHRIFTDESVERLAGES:SüddeutscheZeitungGmbH,
HultschinerStraße8,81677München,Tel.(089)2183-
DRUCK:SüddeutscherVerlagZeitungsdruckGmbH,
ZamdorferStraße40,81677München




G


rünerWahlkampfinOstdeutsch-
land,daswarindenletztendrei
Jahrzehnteneineziemlichtrostlo-
seAngelegenheit.TrotzmutigerBürger-
rechtlerundfriedlicherRevolution,trotz
verheerenderUmweltschädenzumEnde
derDDRundtrotzdesAufbruchsineine
selbstbestimmteZivilgesellschaft1989–
diegrünenIdeensindinOstdeutschland
nachderWendebaldvermickert.Zu
westdeutsch,zukapitalismuskritisch,zu
antiautoritärkamdieParteivielenehe-
maligenDDR-Bürgerndaher,einstigen
Oppositionellenauchzuhochmütig.Und
heute?TreibtdasdürrePflänzchenlang-
samwiederaus.Esgrüntdawasinost-
deutschenStädten.Auchweilesinder
AfDjetzteinengemeinsamenFeindgibt.
FürdieLandtagswahlamkommenden
SonntaginBrandenburghabenWahlfor-
scherdenGrünenzuletzt14Prozentvor-
hergesagt.VoreinigenJahren,alsdiePar-
teinochfrohwar,überhauptwiederim
PotsdamerLandtagzusitzen,wärensol-
chePrognosenalsGrößenwahnabgetan
worden.InSachsensiehtesnichtganzso
gutausfürdieGrünen.Aberauchdort
werdenihnenzwischenzehnundzwölf
Prozentprophezeit.InbeidenBundeslän-
dernwirdohneGrünewohlkeineRegie-
rungzubildensein,wenndenndieAfD
außenvorbleibensoll.
AusdemAbseitsaufdieRegierungs-
bank–amkommendenSonntagkönn-
tenOstdeutschlandsGrüneeinenRiesen-
satznachvornmachen.Kommtesso,ha-
bensiedasnichtnurausgewanderten
WessisundSpeckgürtelbewohnernrund
umBerlinzuverdanken.InStädtenwie
Leipzig,DresdenoderPotsdam,wodie
GrünenbeiderEuropawahlstärkste
Kraftwurden,gedeihengrünlicheMili-
eus.Wählersinddas,dienichtzwingend
reicher,oftabergebildetersindalsLand-
bewohner,inUniversitätsstädtenauch

jünger.OstdeutscheIntellektuelleund
AntifaschistenallerSorten,diefrüher
eherzurLinksparteitendierten,wenden
sichbisweilendenGrünenzu,auchweil
derStreitumsErbederStasiausdemFo-
kusrückt.Hinzugesellensichflüchtende
SPD-Wähler,ineinigenFällenauchBau-
ern,dennderHitzesommerhatOst-
deutschlandbesondershartgetroffen.
NunhabendieGrünenesnichtgern,
alsProfiteureeinerKrisedazustehen.
DenneuenZulaufimOstenabergäbees
nichtohnedenKlimawandelundauch
nichtohnediePopularitätrassistischer
undrechtsextremerWeltbilder.Grünen-
chefinAnnalenaBaerbocksagteamMon-
tag,ihreParteiseiein„Garantgegenden
Rechtsruck“.ImUmkehrschlussheißt
dasaberauch:ohneRechtsruckkeingrü-
nesRegiereninOstdeutschland.

Balddürftediskutiertwerden,wiedie
ParteidorteigentlicherfolgreichPolitik
machenwill.SollinSachsenohneAfDre-
giertwerden,müssendieGrünenvermut-
lichmitderrechtslastigensächsischen
CDUkoalieren.BeimThemaEinwande-
rungoderCO°-SteuerseiimPendlerland
SachsenschonmalvielVergnügenge-
wünscht.InBrandenburgwiederum
wirddieÖko-ParteisichwohldenBraun-
kohlefreundenvonderSPDandienen
müssen,umRegierungsfähigkeitzube-
weisen.UndderbeschleunigteKohleaus-
stieginderLausitz,dendieGrünenseit
Jahrenfordern?Wirdvermutlich,nunja,
höherenWertengeopfert:derRettung
derDemokratievorderAfD.Mankann
dasPragmatismusnennen–oderAuf-
bruchinBeliebigkeit.WollenOstdeutsch-
landsGrünenichtzurückindieNische,
stehenihnenharteZeitenbevor.




W


est-Berlin,diealteMauerstadt,
wareinseligerOrt.Hochsubven-
tioniertundabgekoppeltvom
RestderBundesrepubliklebteessichdort
wunderbarbequem,besonderswennes
umdieMieteging:Altbauwohnungengab
eszuQuadratmeterpreisen,dieheute
vielleichtinGelsenkirchengelten.Man
musskeinePolitikerinderLinkensein,
umdiesenZeitennachzutrauern.
DerEntwurfvonBerlinsBausenatorin
füreinenMietpreisdeckelläuftdarauf
hinaus:eineSubventiondergutgestellten
BerlinerinihrenmondänenAltbauwoh-
nungeninCharlottenburgoderlängst
auchimPrenzlauerBerg.Dennfürden
geplantenMietendeckelsollnichtmehr
dieLageeinerWohnungentscheidend
sein,sonderndasBaujahr–jeälter,desto
günstiger.UnddasistnureineMacke
einesjaeigentlichrichtigenVorhabens
derBausenatorin.
KatrinLompschergehtesdarum,„den
außerKontrollegeratenenMietwoh-
nungsmarkteinzufangen“,wiesiesagt.Es
istjaauchwahr:DerWohnungsmangelin
BerlinunddieGiersomancherInvestoren
istdabei,dassozialeGefügederStadtzu
zerstören.Deshalbistesnotwendig,die
MachtbalancezwischenMieternund
Vermieternwiederherzustellen.Nur,der
Mietdeckel,wiedieBausenatorinihnsich
vorstellt,istdasfalscheMittel.Eristein
zugrobesInstrumentfüreinvielschichti-
gesProblem.
WährenddasGrosderAltbaumieterin
bestenLagenmitMietsenkungenrech-
nenkönnte,hättendieBewohnerder
neueren,aberofttrostlosenWohnblöcke
großerImmobilienkonzernewenigda-
von.Ökonomenbefürchtenzudem,die
UnternehmenkönntenihreWohnungen
eheranSelbstnutzerverkaufen,alsden
Mietdeckelzuakzeptieren.DerMarkt
würdenochenger.

GehtderEntwurfderBausenatorinso
durchwiejetztgeplant,wäreerauch
wirtschaftspolitischfragwürdig.DieBe-
wohnervonrund1,5MillionenWohnun-
genwürdenallesamtmehroderweniger
dasselbebezahlen.FüreinenkleinenVer-
mieter,derseineAltbauwohnunginguter
Lagenochnichtabbezahlthat,könnteder
DeckelsodenRuinbedeuten.NachAus-
sagederSenatorinmüsstendannHärte-
fallregelungenhelfen.Wiedieindereh
überlastetenBerlinerVerwaltungbearbei-
tetwerdensollen–manmagessichnicht
vorstellen.

DasgrößereProblemdahinterist,dass
derMietdeckeldortUnsicherheitschafft,
woVerlässlichkeitBedingungist.Ergreift
inInvestitionsentscheidungenein,dieim
VertrauenaufbestimmteMieteinnahmen
getroffenwurden.Dadurchunterscheidet
sichderMietdeckelmaßgeblichvonder
Mietpreisbremse:WährendderDeckelan
denGrundlagendesImmobilienmarktes
rührt,beschränktsichdieBremsedarauf,
übermäßigeProfitezukappen.
SoistesbeimMietpreisdeckelfraglich,
oberüberhauptverfassungskonformist.
ImFallderMietpreisbremsehabendie
RichterinKarlsruhedasgeradebejaht.Ei-
neMietpreisbremsemagvielleichtnicht
soentschlossenklingenwieeinMiet-
deckel.Wohnungsmarktexpertensagen
jedoch,dasssieineinerverschärftenFas-
sungweitauswirksamerseinkann.
RadikaleEingriffemögenzwarbei
vielenWählernpopulärsein,dochder
Wohnungsbaumarktistkompliziert.Ge-
gendasGrundproblemstetigsteigender
Mietenhilftnurzubauen,vorallem
Sozialwohnungen.DafürmussPolitikkal-
kulierbarsein.

I


ransPräsidentHassanRohanihatden
BlitzbesuchseinesAußenministers
MohammadDschawadSarifinBiar-
ritzmitWortenverteidigt,diebaldgröße-
reBedeutungerlangenkönnten:Wenner
wisse,dasseinTreffenmiteinerPerson
derEntwicklungdesLandesdieneundbei-
trage,dieProblemedesVolkeszulösen,
würdeersichdasnichtentgehenlassen.
AufRohanigewendetheißtdas:Wennes
Irannutzt,binichbereit,michmitUS-Prä-
sidentDonaldTrumpzutreffen–undder
hatschonetlicheAvancengemacht.
EswarsicherkeinZufall,dassFrank-
reichsPräsidentEmmanuelMacrondiese
VorlageaufgriffinseinerAbschlusspresse-
konferenzalsGastgeberdesG7-Gipfels,

SeiteanSeitemitTrump.Erversucht,mit
allerMachtdirekteVerhandlungenzwi-
schendenErzfeindenherbeizuführen.
MehralseinVersuchundeinWunsch
istdasnicht.Nochnicht.IransOberster
FührerAyatollahAliChameneihatbis-
langdirekteVerhandlungenmitdenUSA
abgelehnt–dieseHaltungdürfteerwohl
nurändern,wennTrumpkonkrete,spür-
bareZugeständnissemacht,vorallembei
denÖlverkäufen.SolcheGesprächemüss-
tenbesservorbereitetseinalsTrumps
TreffenmitKimJong-un.Dasisteine
komplexeAufgabe–undgibtdenGeg-
nerneinerAnnäherungaufbeidenSeiten
vieleChancen,MacronsInitiativenochzu
hintertreiben. 
-

F


ranzBeckenbauergaltalsdieLicht-
gestaltdessogenanntenSommer-
märchens,daseinmalderStolzdes
deutschenFußballswar.Inzwischenistes
vorallemeineSachefürdieJustiz.Inzwei
FällenkümmernsichnunGerichteumdie
ungeklärtenMillionenschiebereienrund
umdieWeltmeisterschaft2006.Die
SchweizerBundesanwaltschaftklagtevor
dreiWochenvierfrühereFunktionäredes
DeutschenFußball-Bundes(DFB)unddes
WeltverbandesFifaan;amMontagließin
FrankfurtdasOberlandesgerichteineAn-
klagegegendiesevierzu.Allein:Dieeinsti-
geLichtgestaltbleibtunantastbar.
IndemVerfahreninderSchweizgeht
esumBetrug,inDeutschlandumSteuer-

hinterziehung.Aberobeszueinerwirkli-
chenAufklärungderdamaligenVorgänge
kommenkann,wenndieSchlüsselperson
derAffärenichtangeklagtist,erscheint
zweifelhaft.FranzBeckenbauer,derda-
maligedeutscheWM-Chef,stehtimZen-
trumderzweiominösenTransaktionen
überzehnMillionenFrankenund6,7Milli-
onenEuro,dievondenGerichtennunun-
tersuchtwerden.
InderSchweizwurdeFranzBeckenbau-
ersVerfahrenausgesundheitlichenGrün-
denvondenanderenabgetrennt,inFrank-
furtwirdernurZeugesein.Esistunwahr-
scheinlich,dassvonihmnocheinmalet-
wasSubstantiellesinderSachezuhören
seinwird. 

 

A


ls2008diegrößteFinanzkrise
seitachtJahrzehntenüberdie
westlicheWelthereinbrach,
wurdenPolitikerundNoten-
bankervonderWuchtderTur-
bulenzenvölligüberrascht.Hektischwur-
denNotfallpaketegeschnürt,Firmenver-
staatlicht,Bankenzwangsfusioniert.Die
FinanzministerderG-7-Staatenhingenin
einerArtDauertelefonschaltefest,Noten-
bankeraufallenKontinentensenktendie
Leitzinsen,dieRegierungschefsderG
eiltenzumKrisengipfelnachWashington.
Obwohlesschließlichgelang,dieeinzel-
nenKonjunkturprogrammegrobaufein-
anderabzustimmenunddieAusarbei-
tungneuerBankenregelninAuftragzuge-
ben,brachdieWirtschaftvoralleminden
USAundinDeutschlanddramatischein.
2020könntedasJahrdernächstengro-
ßenWirtschaftskrisewerden–undan-
dersalsvorelfJahrenwissendiesmalalle
seitMonatenBescheid.Sollteestatsäch-
lichzumEinbruchkommen,wäreesdie
KrisemitderwohllängstenVorwarnzeit,
dieesjegab,eineRezessionmitAnsagege-
wissermaßen,einlangsamer,freiwilliger
AbstiegindieSchlangengrube.

Mankönntemeinen,dassdiegroßen
Wirtschaftsnationendeshalbvielbesser
vorbereitetseinmüsstenals2008,doch
dasGegenteilistderFall.DieWarnleuch-
tenblinkengrell,aberstattumgemeinsa-
meGegenrezeptedrehtesichderG-7-Gip-
felinBiarritzvorallemumdasSelbstwert-
gefühldesUS-Präsidenten:AlleAmtskol-
legenhättenihnumdieWirtschaftskraft
seinesLandesbeneidet,twitterteDonald
TrumpnochwährenddesTreffens.Dass
erdieseKraftgeradedafüreinsetzt,den
globalenKonjunkturaufschwungzude-
molieren,erwähnteerhingegennicht.
Dabeiistvölligklar,dassesTrumpsag-
gressiveHandelspolitikist,diedieTurbu-
lenzeninderWeltausgelöstundbefeuert
hat.WelcherinternationaltätigeKonzern
sollnochinvestieren,wennvölligunklar
ist,obernichtalleKostenkalkulationen
mitdemnächstenZollbeschlussTrumps
überdenHaufenwerfenmuss?Natürlich
gibtesweitereGründefürdieFlaute–
MissmanagementinderdeutschenAuto-
industrieetwa,politischesChaosinGroß-
britannienundItalien,dieschiereLänge
desweltweitimmernochlaufendenAuf-
schwungs,derirgendwannzuEndegehen
muss.DasgrößteProblemaberisteinirr-
lichternderPräsident,dersich„derAuser-
wählte“nenntundglaubt,überdenökono-
mischenGrundregelnzustehen.

DabeiistesausTrumpsBlickwinkelso-
garnachvollziehbar,dasserdieAugenvor
derRealitätverschließt:Diebishernoch
sehrordentlicheWirtschaftslageinden
USAistseinwichtigstesArgument,war-
umihndieAmerikanerbeiderWahlingut
einemJahrmiteinerzweitenAmtszeitbe-
lohnensollen.IhmwirddaherkeineLüge
zupeinlich,keineVerschwörungstheorie
zuabwegigsein,umdieGefahrenentwe-
derzuleugnenoder,soderPlanB,andere
verantwortlichzumachen:dieUS-Noten-
bankFed,dieMedien,dieDeutschen.
DamitfallenimKampfgegendieFlau-
tedieUSAalswichtigsteWirtschafts-
machtderWeltaus.Dasbedeutet,dassEu-
ropasichaufsichselbstbesinnenundzü-
gigeineneigenenKrisenplanausarbeiten
muss.DieVoraussetzungendafürsindei-
gentlichsehrgut:VieleLänderkönnen
praktischzumNulltarifKrediteaufneh-
men,inDeutschlandistdieStaatsschuld
sogeringwieseit15Jahrennichtmehr.
„IchkannmirheutekeinenOrtaufder
Weltvorstellen,woesmehrArgumente
füreinenstaatlichfinanziertenKonjunk-
turimpulsgibtalsinDeutschland“,hatJa-
sonFurman,einstChef-Wirtschaftsbera-
tervonBarackObama,dieserTagege-
sagt.Demistnichtshinzuzufügen.
Dasgiltumsomehr,alsdieFedunddie
EuropäischeZentralbankimKampfge-
geneineRezessiondiesmallängstnichtje-
neRollewerdenspielenkönnenwiebeim
letztenMal.DieEZBistnochvonderEuro-
Kriseausgelaugt,beidesindzudempoli-
tischangeschlagen,sturmreifgeschossen
vonvermeintlichenStaatsmännern,die
selbstnichtszustandebringenundnach
Sündenböckensuchen.Esistgeradezu
niederträchtig,dassderscheidendeEZB-
PräsidentMarioDraghifürseineNullzins-
politikausgerechnetinjenemLandam
meistenangefeindetwird,dasaufdem
größtenGeldkoffersitzt,aberzugeizigist,
diesenzuöffnen:Deutschlandwirddafür
vonÖkonomeninallerWeltzuRechtkriti-
siert,jateilweisegarverachtet.
StattdieKräftezubündeln,zerfallen
dieEuropäerinGrüppchen:Deutschland
undFrankreich,einstgemeinsamMotor
derIntegration,sindinzentralenFragen
uneins,GroßbritannienundItalienmitih-
rerSelbstzerstörungbeschäftigt.DieLage
istdeshalbwomöglichkritischeralsim
Jahr2008,alszumindestnichtinfrage
stand,dassdiegroßenWirtschaftsnatio-
nenimZweifelzurKooperationbereit
sind.DassolltensichgeradeinDeutsch-
landalljenevorAugenführen,dieimmer
nochJubeltänzeüberdenTiteldes„Ex-
portweltmeisters“aufführenundsichan-
sonstenaufandereverlassen.Niemand
wirdderBundesrepublikzurHilfeeilen,
wenndasLandindieKriseschlittert–
schongarnicht„derAuserwählte“.

EinWarnschusssollnieman-
dentreffen,verletzenoder
gartöten.Trotzdemistsoein
Schuss,gezieltabgegeben
insNichts,einegefährliche
Eskalationsstufe.DennwovoreinWarn-
schusswarnt,istdernächsteSchuss,und
derkanndanntödlichsein.Schonim
18.JahrhundertwurdeeinSchussvor
denBugaufSeegerngenutzt,umandere
Schiffezuzwingen,Flaggezuzeigenund
beizudrehen.HeutegiltderWarnschuss
vorallemalsvorletztesMittelstaatlicher
Ordnungsmacht–undisthierzulande
strenggeregelt.DeutschenPolizistenist
derGebrauchderSchusswaffelaut
Landespolizeigesetzenunddem„Gesetz
überdenunmittelbarenZwangbeider
AusübungöffentlicherGewaltdurchVoll-
zugsbeamtedesBundes“nurerlaubt,um
GefahrfürLeibundLebenabzuwenden,
eineStraftatoderdieFluchteinesTäters
zuverhindern–dasabernur,wennande-
reZwangsmaßnahmenoffensichtlichkei-
nenErfolgversprechen.DerWaffenge-
brauchsollvorherangedrohtwerden,
undalssolcheAndrohunggiltebender
Warnschuss.BeiProtesteninHongkong
hatnuneinPolizist,dersichnachPolizei-
angabenumzingeltfühlte,einenWarn-
schussabgefeuert.Soetwaskönnteauch
inDeutschlandvorkommenundkommt
auchvor:2018habenPolizisten49Warn-
schüsseabgegeben–und56Maltatsäch-
lichaufPersonengeschossen. 

4 HMG MEINUNG Dienstag, 27. August 2019, Nr. 197 DEFGH


FOTO: KAY NIETFELD/DPA

OSTDEUTSCHEGRÜNE


Krisengewinnler


MIETEN


EinDeckelistkeineLösung


UNION


DerChef


FUSSBALL


Unantastbar


-

: 

IRAN-KONFLIKT


EinersterSchritt


WELTWIRTSCHAFT


AbsturzmitAnsage


 







AKTUELLES LEXIKON


Warnschuss


PROFIL


Thorsten


Schäfer-Gümbel


Trümmermann


derSPD


vordemAbgang


NachdenWahlendanndie


Ernüchterung:AufdiePartei
kommenwohlKompromissezu

DasBaujahrzähltnachdem


BerlinerVorschlagmehralsdie
Lage.Dasistungerecht

VonÖkonomeninallerWelt


wirdDeutschlandkritisiert,


jateilweisesogarverachtet


RELEASED


esumBetrug,inDeutschlandumSteuer-

RELEASED


esumBetrug,inDeutschlandumSteuer-

BY


geLichtgestaltbleibtunantastbar.

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geLichtgestaltbleibtunantastbar.
IndemVerfahreninderSchweizgeht
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IndemVerfahreninderSchweizgeht

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WeltverbandesFifaan;amMontagließin

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FrankfurtdasOberlandesgerichteineAn-

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SchweizerBundesanwaltschaftklagtevor

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vk.com/wsnws


FrankfurtdasOberlandesgerichteineAn-

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FrankfurtdasOberlandesgerichteineAn-
klagegegendiesevierzu.Allein:Dieeinsti-

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geLichtgestaltbleibtunantastbar.

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IndemVerfahreninderSchweizgeht

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esumBetrug,inDeutschlandumSteuer-

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DeutschenFußball-Bundes(DFB)unddes

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WeltverbandesFifaan;amMontagließin

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