Frankfurter Allgemeine Zeitung - 27.08.2019

(WallPaper) #1

NR. 198·SEITE 7


FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Deutschland und die Welt DIENSTAG, 27. AUGUST 2019


E


inen Ausflug an den Strand der
Côte des Basques im französischen
Biarritz unternahmen am Montag sie-
ben elegant gekleidete Damen in wenig
zweckmäßigem Schuhwerk. Während
sich für ihre Ehemänner der G-7-Gipfel
mit Gesprächen zur Digitalisierung und
zum Umweltschutz dem Ende zuneigte,
taten auch sie etwas für die Zukunft des
Planeten. Im Grunde absolvierten sie

ein Fridays-for-Future-Programm, denn
es ging um die Jugend und das Klima –
allerdings nacheinander. Am Strand
trafen sie junge Surfer und Rettungs-
schwimmer des Badeorts und diskutier-
ten anschließend mit Profisportlern und
Umweltverbänden über den Schutz der
Meere. Die sieben Frauen standen dabei
nicht für die sieben Gipfelstaaten: Ne-
ben der Gastgeberin, der Französin Bri-

gitte Macron (Zweite von links), der
Amerikanerin Melania Trump (ganz
rechts) und der Japanerin Akie Abe
(Dritte von rechts) waren auch Chile
und Australien vertreten; namentlich
mit Cecilia Morel (ganz links) und Jen-
ny Morrison (Vierte von links). Das
G-7-Format hat sich für Gäste aus ande-
ren Ländern geöffnet. Mit dabei waren
zudem die Spitzen der Weltbank und der

Europäischen Union. Und so strahlten
auch Adele Malpass (Dritte von links)
und Małgorzata Tusk (Zweite von
rechts) am Strand in die Kameras. Es
fehlte nur eine der wenigen Personen,
die für ein Aufbrechen der traditionellen
Rollen von Mann und Frau in der Politik
hätte stehen können: Joachim Sauer, der
Ehemann von Angela Merkel, war nicht
mit nach Biarritz gereist. (palo.)

Für sie darf’s ein bisschen Meer sein


Strahlen am Strand:Am Montag treffen die zum G-7-Gipfel angereisten Ehefrauen im französischen Badeort Biarritz auf Wassersportler. Foto Reuters


hap./hpe./hcr. FRANKFURT/MÜNCHEN/
MADRID, 26. August. Der Rundflug ende-
te in einer Katastrophe. Der Münchner
Unternehmer August Inselkammer hatte
seine Frau und seine beiden Kinder – ei-
nen Elfjährigen und eine Neunjährige –
aus Anlass seines 43. Geburtstags zu
einem Mallorca-Rundflug eingeladen.
Kaum hatte der Hubschrauber abgeho-
ben, stieß er am Sonntag mit einem Klein-
flugzeug zusammen. Die Münchner Fami-
lie, der Pilot des Hubschraubers sowie die
zwei Insassen des Flugzeugs vom Flug-
platz Binissalem kamen ums Leben.
Am Montag trafen Fachleute des spani-
schen Verkehrsministeriums auf Mallorca
ein, um die örtliche Polizei bei der Ermitt-
lung der Unglücksursache zu unterstüt-
zen. Es wird wohl Monate dauern, bis der
Abschlussbericht vorliegt. Die Absturz-
stellen von Hubschrauber und Flugzeug
liegen nur wenige hundert Meter vonein-
ander entfernt, unweit einer Finca zwi-
schen Inca und Costitx. Trümmerteile des
Hubschraubers gingen nach Angaben ört-
licher Medien neben dem Schwimmbad
des derzeit unbewohnten Ferienhauses
nieder. Nachbarn eilten sofort zur Hilfe,
konnten aber nur noch dabei helfen, die
brennenden Wracks zu löschen.
In dem Kleinflugzeug saß ein Unter-
nehmer aus Valencia mit einem Freund.
Ein Augenzeuge sagte der Zeitung „Dia-
rio de Mallorca“, er habe gesehen, wie der
Hubschrauber mit seinem Rotor das Flug-
zeug berührt habe, das zerbrochen und zu
Boden gestürzt sei. Der Hubschrauber
habe seinen Rotor verloren und sei eben-
falls abgestürzt. „Ich kann nicht verste-
hen, dass sie beide am selben Ort, auf glei-
cher Höhe, zur gleichen Zeit waren und
dass sie sich nicht gesehen haben“, sagte
Biel Gomila, der Präsident des Aeroclubs
in Binissalem, der Zeitung „El País“.
Die balearische Regionalregierung, die
am Montagmittag eine Schweigeminute
abhielt, verkündete drei Trauertage auf
der Insel. Der spanische Ministerpräsi-
dent Pedro Sánchez äußerte sich über
Twitter bestürzt und drückte den Angehö-
rigen sein Beileid aus.
Der Tod von August Inselkammer hat
die ebenso prominente wie weitverzweig-
te Unternehmerfamilie in den Fokus
gerückt. Ihr gehören Hotels, Gaststätten
und Immobilien in bester Münchner
Lage. Die Inselkammers seien untereinan-
der über Generationen gut vernetzt, hät-
ten ihre wirtschaftlichen Aktivitäten je-
doch strikt voneinander getrennt, heißt
es. August Inselkammer junior vertrat
jenen Familienzweig, der sich in der Bau-
branche einen Namen gemacht hat. Sein
im Frühjahr verstorbener Vater war 1967
mit dem Holzkirchener Unternehmen
Isartaler Holzhaus in die Fertighausbran-
che eingestiegen und hatte seinen Sohn
schon vor Jahren in die Führung geholt.

Vor fünf Jahren war die Familie schon
einmal von einem Unglück heimgesucht
worden. Damals starb Jannik Inselkam-
mer beim Heli-Skiing in Kanada. Er war
Mitinhaber der Münchner Augustiner-
Brauerei und ein Cousin des nun ver-
unglückten August Inselkammer. In Mün-
chen sehr bekannt ist sein Onkel Franz
Inselkammer, Chef der Brauerei Aying,
sowie sein Vetter zweiten Grades, Peter
Inselkammer junior, Wirt auf dem Okto-
berfest („Armbrustschützenzelt“) und
Sprecher der Wiesnwirte. Ihm gehört das
Hotel „Platzl“ nahe dem Hofbräuhaus.
Der abgestürzte Hubschrauber vom
Typ Bell 206 L3 Long Ranger ist ein Flug-
gerät der Oberklasse. Er flog auf Mallorca
vom Flugfeld Son Bonet aus, wo der deut-
sche Unternehmer Frank de Vries im Au-
gust 2009 eine rechtlich eigenständige De-
pendance des in Friedrichsdorf im Tau-
nus ansässigen Hubschrauber-Betreibers
Rotorflug gegründet hatte. Die neu rund
1,2 Millionen Euro teure Bell gilt als
strapazierfähiger und zuverlässiger Hub-
schrauber. Er kann in dieser langen Ver-
sion bis zu sechs Passagiere an Bord neh-
men, sein Triebwerk leistet 650 PS, womit
eine Reisegeschwindigkeit von 230 Kilo-
metern in der Stunde möglich ist.
Der für de Vries fliegende und bei dem
Unglück ums Leben gekommene Pilot
galt als sehr erfahren. Der Neunundvier-
zigjährige hinterlässt Frau und drei Kin-
der. Er kümmerte sich um den Flug-
betrieb und hatte den Ruf, besonders um-
sichtig zu sein. Er hatte mehr als 3000
Flugstunden, war Fluglehrer und seit sie-
ben Jahren für Rotorflug Mallorca tätig.
Das Unternehmen bietet touristische
Rundflüge, fliegerisch herausfordernde
Bannerflüge zu Werbezwecken, Immobi-
lienbegutachtung für Makler aus der Luft,
gegebenenfalls auch Brandbeobachtung
und Rettungsdienst.
Der Hubschrauber mit der Kennung
D-HOTT wurde 1992 gebaut und regel-
mäßig gewartet. Geflogen wird es vom
rechten Sitz aus, grundsätzlich mit nur ei-
nem Piloten und in diesem Einsatzgebiet
nach Sichtflugregeln. Wegen der guten
Sicht aus einem Hubschrauber heraus ist
es unwahrscheinlich, dass der Pilot tags-
über bei gutem Wetter ein Hindernis oder
ein anderes Fluggerät auf gleicher Höhe
übersieht. Ein Hubschrauberpilot ist
machtlos, wenn sein Fluggerät durch ein
steigendes oder sinkendes Flugzeug von
oben oder von unten getroffen wird. Ob
das am Sonntag der Fall war, ob der Pilot
des Ultraleichtflugzeugs den Hubschrau-
ber im toten Winkel übersehen hatte –
darüber konnten am Montag keine ge-
sicherten Aussagen getroffen werden.
Das Luftfahrtbundesamt und die spani-
schen Behörden ermitteln.
Rotorflug-Mallorca-Eigner Frank de
Vries hat am Montag ein Spendenkonto
für die Hinterbliebenen des Unglücks an-
gelegt. „Wir müssen etwas tun“, sagt de
Vries. „Es geht mir in erster Linie um die
Frau und die drei Kinder unseres Piloten,
die nun auch noch Existenzangst haben.
Aber selbstverständlich werden wir die
Spenden treuhänderisch entgegenneh-
men und an all jene verteilen, die von die-
ser Tragödie betroffen sind.“

Greta Thunberg wird voraussichtlich
schon an diesem Dienstag in New York
eintreffen. Für Thunbergs emissionsfreie
Reise an Bord der Hochseeyacht „Mali-
zia II“ über den Atlantik waren ursprüng-
lich zwei Wochen veranschlagt worden.
Die „Malizia II“ war am 14. August im
britischen Plymouth gestartet. „Starke
Winde treiben uns nach Westen“, schrieb
die schwedische Klimaaktivistin (unser
Bild) am Montag auf Twitter. Das Segel-
boot werde wohl spätestens am Dienstag-

abend in den Hafen North Cove Marina
im New Yorker Stadtteil Manhattan ein-
fahren. Da sich die Sechzehnjährige aus
Klimaschutzgründen weigert zu fliegen,
überquert sie den Atlantik an Bord der
von dem deutschen Profisegler Boris Herr-
mann gesteuerten Yacht. Diese ist mit
Solaranlagen und Unterwasserturbinen
zur Stromerzeugung ausgestattet. In New
York will Thunberg am 23. September an
der UN-Klimakonferenz teilnehmen.
Zuvor will sie sich an Protestaktionen der
Jugend beteiligen. Anschließend plant
Thunberg, nach Kanada, Mexiko und
schließlich zur nächsten UN-Klimakon-
ferenz im Dezember nach Santiago de
Chile weiterzureisen. Wie sie später
wieder nach Hause zurückkehrt, weiß sie
nach eigenen Angaben noch nicht. (AFP)
Lena Meyer-Landrutist auf einem Kon-
zert am Wochenende in Berlin ein kleines
Malheur passiert. Die 28 Jahre alte Sänge-
rin brach sich nach Angaben ihrer Platten-
firma eine Ecke am Zahn ab, als sie gegen
ein Mikrofon stieß. Nach einem Bericht
des „Express“ hatte Meyer-Landrut bei ei-
nem Konzert in Düsseldorf erzählt, sie
habe „einen halben Zahn“ ausgeschlagen
bekommen. Ganz so dramatisch war es
aber nicht: Die Aussage von Lena sei „de-
zent ironisch“ gemeint gewesen, hieß es
am Montag bei Universal. Auf ihren auf
Instagram veröffentlichten Bildern waren
keine Zahnschäden zu sehen. (dpa)

ISLAMABAD, 26. August (dpa). Pakistan
hat angesichts eines starken Anstiegs an
Fällen von Kinderlähmung eine weitere
Notimpfkampagne in 46 Bezirken des Lan-
des gestartet. Das sagte der Chef des Anti-
Polio-Programms, Babar Bin Atta, am
Montag. Die Kampagne soll demnach drei
Tage andauern. Seit Jahresbeginn seien
schon 58 Polio-Fälle registriert worden.
Der Großteil der Notimpfkampagne kon-
zentriere sich auf die nordwestliche Pro-
vinz Khyber-Pakhtunkhwa, wo seit Januar
44 Polio-Fälle bestätigt wurden.
Nach Angaben Attas weigern sich viele
Familien, ihre Kinder impfen zu lassen. In
Pakistan herrschen weiter Gerüchte, der
Impfstoff würde eingesetzt, um mus-
limische Kinder unfruchtbar zu machen
oder gesundheitliche Probleme zu ver-
ursachen. In den am stärksten betroffenen
Gebieten wurde darum nun auch eine
Öffentlichkeitskampagne gestartet.
In den vergangenen Jahren hatte ein
UN-finanziertes Polio-Impfprogramm ge-
holfen, die Ausbreitung der Krankheit zu
kontrollieren. Die Zahl der betroffenen
Kinder war 2018 auf zwölf zurückgegan-
gen, verglichen mit 304 im Jahr 2014. Die
diesjährigen Impfbemühungen allerdings
verliefen unruhig. Ende Mai hatten die Be-
hörden sieben Privatschulen geschlossen,
nachdem Schulverwaltungen Kinder dazu
angestiftet hatten, nach der Impfung ge-
sundheitliche Probleme vorzutäuschen.
Videos von den vermeintlich kranken Kin-
dern wurden im Internet verbreitet und
gingen viral. In der Folge wurden Mitarbei-
ter einer laufenden Impfkampagne ange-
griffen, Hunderte Eltern weigerten sich,
ihre Kinder impfen zu lassen.
Pakistan ist laut der Global-Polio-Eradi-
cation-Initiative neben Afghanistan das
einzige Land, in dem 2018 und auch in die-
sem Jahr Erkrankungen mit dem Wildtyp
der Polioviren gemeldet wurden. Die Initia-
tive wurde 1988 gegründet. Damals ver-
zeichnete die Weltgesundheitsorganisati-
on (WHO) noch 350 000 Fälle von Kinder-
lähmung auf der ganzen Welt. Seither sank
die Zahl um mehr als 99 Prozent.
Von den drei bekannten Polio-Wild-
typen wurden zwei schon ausgerottet:
Typ 2 trat letztmals im Jahr 1999 auf, der
letzte bekannte Typ-3-Fall wurde 2012
aus Nigeria gemeldet. Das afrikanische
Land gilt seit einem letzten Ausbruch des
Poliotyps 1 im Jahr 2016 inzwischen als
poliofrei. Nur noch in Afghanistan und
Pakistan gibt es immer wieder Fälle von
Kinderlähmung, da es in den beiden Län-
dern nicht gelingt, alle Kinder gegen die
Viruserkrankung zu impfen.


DÜSSELDORF/FRANKFURT, 26. Au-
gust. Ausgebüxte Tiere machen immer
wieder Schlagzeilen. Eine der skurrilsten
Geschichten ereignete sich vor 25 Jah-
ren. Anfang Juli 1994 war der Kaiman
Sammy seinem Besitzer bei einem Spa-
ziergang an einem Baggersee in Dor-
magen abhandengekommen. Tagelang
zog sich die dramatische Suche hin. Zu-
letzt berichteten Fernsehteams aus aller
Welt. Mühelos füllte Sammy das Sommer-
loch. Die Monokelkobra, nach der gerade
ganz Herne sucht, wird keine vergleichba-
re Karriere machen – schon weil es
längst kein Sommerloch mehr gibt.
Dabei ist die Sache diesmal noch dra-
matischer als damals bei Sammy. Die
Schlange ist hochgiftig. Bei einem Biss be-
stehe Lebensgefahr, sagt Roland Byner,
der Schlangenfachmann von der Bochu-
mer Feuerwehr, der an der Suchaktion in
der Stadt im Ruhrgebiet beteiligt ist. Mo-
nokelkobras sind zwar nicht aggressiv,
aber sie greifen an, sobald sie sich be-
droht fühlen. Sie richten ihren Vorder-
körper auf, weiten die Halsregion zu ei-
nem breiten Schild, und die an eine Brille
erinnernde Nackenzeichnung wird deut-
lich sichtbar – daher ihr Name.
Die zwischen 1,40 und 1,60 Meter lan-
ge Monokelkobra aus Herne war nach bis-
herigen Erkenntnissen am Sonntag ei-
nem Mann entwischt, der in seiner Woh-
nung rund 20 Giftschlangen hält. Im
Hausflur sichtete eine Nachbarin das
Tier noch einmal kurz. Seither ist es spur-
los verschwunden. Weil sich an das Mehr-
familienhaus weitere Mietshäuser an-
schließen, deren Keller miteinander ver-
bunden sind, die Schlange also in eines
der anderen Gebäude gelangen könnte,
mussten alle 30 Mieter ihre Wohnungen
verlassen. Die meisten von ihnen kamen
bei Bekannten oder Verwandten unter,
drei wurden in eine städtische Notunter-
kunft gebracht.
Der Fall erinnert an die Suche nach ei-
ner – allerdings wesentlich jüngeren –

Monokelkobra Anfang 2010 in Mülheim
an der Ruhr. Wie damals brachten Ein-
satzkräfte auch in Herne auf den Böden
der betroffenen Häuser Klebstreifen an,
in der Hoffnung, dass die Schlange dort
hängenbleibt oder wenigstens im ebenso
weitflächig verteilten Mehl Spuren hinter-
lässt. In Mülheim wurde die Monokel-
kobra erst nach drei Wochen gefunden –
das Tier hatte sich in einem der Klebebän-
der verfangen und war verendet.
Markus Baur sagt, er wolle den Fall
von Herne nicht verharmlosen. „Wenn
Sie von einer Kobra gebissen werden, ha-
ben Sie ein Problem.“ Der Leiter der Rep-
tilienauffangstation in München sagt
aber auch: „Wer gebissen wird, stirbt
nicht innert Minuten.“ Es bleibe die Zeit,
den Notarzt zu rufen und den Schlangen-
biss mit dem Immunserum Antivenin zu
behandeln, das intravenös verabreicht
werde. Außerdem: Rund drei Viertel der
Schlangenbisse seien reine „Abwehr-
bisse“ und nicht giftig.
Baur kritisiert, dass manche Personen
nur deshalb eine Schlange hielten, weil
sie es „cool“ fänden. „In falschen Händen
ist eine Kobra brandgefährlich.“ Terra-
rien müssten gut verschlossen und aus
bruchsicherem Glas sein. Für eine fatale
Entwicklung hält es Markus Baur, dass
sich der Handel immer mehr ins Internet
verlagert. „Dort finden Sie alles“, unab-
hängig davon, ob die Haltung im jeweili-
gen Bundesland erlaubt sei oder nicht.
Zudem gehe durch den Internethandel
die fachkundige Beratung in den Zoo-
handlungen verloren. Auch die Auffang-
station hat keine belastbare Zahlen, wie
weit verbreitet giftige Schlangen als Haus-
tiere sind.
Derweil schien in Herne am Montag-
nachmittag eine kuriose Wendung mög-
lich: Zwar fanden die Reptilienfachleute
weder an den Klebestreifen noch im
Mehl die kleinste Spur, dafür aber stießen
sie in einem der Keller auf eine Schlan-
genhaut. Die Fachleute wollten nicht aus-
schließen, dass die Kobra wieder in ihr
Terrarium zurückgekehrt ist. Nun soll
überprüft werden, ob die Haut zu einer
der rund 20 Giftschlangen passt, welche
die Behörden mittlerweile sichergestellt
haben. Dem Mieter wurde die weitere
Haltung untersagt. Nach Angaben eines
Stadtsprechers bestreitet der Mann, Be-
sitzer der entwischten Schlange zu sein.

bin. HANNOVER, 26. August. Das Land-
gericht Magdeburg hat am Montag vier
Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma des ge-
meinschaftlichen Mordes schuldig gespro-
chen, weil sie einen 30 Jahre alten Mann
totgeschlagen hatten. Die Täter waren
Anfang Januar gezielt nach Blankenburg
am nördlichen Rand des Harzes gefahren,
um dort den Dreißigjährigen ausfindig zu
machen. Sie verfolgten ihn durch die Stadt
und prügelten ihn auf offener Straße und
mit großer Brutalität zu Tode.
Die Täter wollten ihn dafür bestrafen,
dass er in ihrer Region für Unruhe gesorgt
hatte. Er soll Drohungen ausgesprochen,
Autoreifen zerstochen und selbst von Kin-
dern Geld erpresst haben. Das Gericht
sprach in der Urteilsbegründung von
„Selbstjustiz, die sittlich auf niedrigster
Stufe steht“. Drei der Täter wurden zu ei-
ner lebenslangen Haftstrafe verurteilt, der
jüngste Täter nach Jugendstrafrecht zu sie-
ben Jahren. Bei den Tätern handelt es sich
ebenso wie beim Opfer um Deutsche. Das
Gericht kam im Verlauf des Prozesses zu
der Überzeugung, dass noch mehr Per-
sonen in den Fall verwickelt sind.

Schreckliches Ende


eines Rundflugs


Kurze Meldungen


Foto EPA


Eine Monokelkobra


schleicht sich


DÜSSELDORF, 26. August. Nach einer
tödlichen Auseinandersetzung, die sich
am Sonntagmorgen auf dem Ebertplatz in
Köln ereignete, haben die Ermittler den
mutmaßlichen Täter identifiziert. Wie Poli-
zei und Staatsanwaltschaft am Montag mit-
teilten, handelt es sich um einen 25 Jahre
alten Somalier, der zuletzt im Landkreis
Düren gemeldet war. Der Mann war unmit-
telbar nach der Tat an einer S-Bahn-Halte-
stelle unweit des Ebertplatzes festgenom-
men worden. Er steht im Verdacht, einem
gleichaltrigen Landsmann während eines
Streits um Rauschgift, an dem weitere Per-
sonen aus Afrika beteiligt gewesen sein sol-
len, in den Hals gestochen zu haben. We-
gen der Verletzungen sei das Opfer nach
den Ergebnissen der Obduktion am Tatort
verblutet, so die Ermittler. Neun weitere
Männer, die nach der Tat ebenfalls festge-
nommen wurden, waren nach den bisheri-
gen Ermittlungen nicht an der tödlichen
Auseinandersetzung beteiligt. Sie kamen
am Montag wieder auf freien Fuß.
Im Oktober 2017 war es auf dem Ebert-
platz schon einmal zu einem tödlichen
Konflikt zwischen afrikanischen Rausch-
gifthändlern gekommen; damals kam ein
junger Mann aus Guinea ums Leben. Der
Haupttäter in dem Fall wurde nicht ge-
fasst, aber ein an der Tat beteiligter Marok-
kaner wurde im August 2018 wegen Kör-
perverletzung mit Todesfolge in Tateinheit
mit Beteiligung an einer Schlägerei zu
sechs Jahren und neun Monaten Haft ver-
urteilt. Der Hintergrund der Auseinander-
setzung war nach Feststellung des
Gerichts eine Revierstreitigkeit zwischen
nordafrikanischen und westafrikanischen
Rauschgifthändlern.
Nach dem Vorfall von 2017 wurde der
Ebertplatz, eine vom mehrspurigen Auto-
verkehr umflossene Betoninsel, von der
Stadt und engagierten Bürgern und Künst-
lern mühevoll aufgewertet. Ein Brunnen,
der lange defekt war, sprudelt wieder, die
kaputten Rolltreppen, die in einen zwie-
lichtigen Untergrund führen, wurden zu
Kunstwerken. Immer wieder finden auf
dem Platz Kulturveranstaltungen statt.
Manche Anwohner schwärmen von einem
neuen Ebertplatz-Lebensgefühl.
Doch vor allem in den Nachtstunden ist
der Platz neben dem Neumarkt und dem
Friesenplatz einer der Brennpunkte des
Rauschgifthandels im Großraum Köln.
Die Stadt arbeitet schon seit Jahren an ei-
ner umfassenden Neugestaltung des Plat-
zes, an einer „baulichen Kriminalpräventi-
on“, wie Stadtdirektor Stephan Keller
(CDU) am Sonntag sagte. Doch die Arbei-
ten könnten erst im Jahr 2021 beginnen.
Kölns Polizeipräsident Uwe Jacob sagte,
die schreckliche Tat vom frühen Sonntag-
morgen „soll für alle Bemühungen kein
Rückschlag sein“. Die von ihm angeordne-
te Videoüberwachung für den Platz werde
zur Zeit installiert und solle bis zum Jahres-
ende einsatzbereit sein. REINER BURGER


HOLLYWOOD, 26. August (dpa). Mit-
arbeiter eines Pflegeheims im amerikani-
schen Bundesstaat Florida müssen sich
nach Medienberichten wegen Totschlags
verantworten. Zwölf Senioren waren in
den Tagen nach Hurrikan „Irma“ im Jahr
2017 gestorben, nachdem die Klimaanla-
ge in ihrer Einrichtung wegen des Sturms
ausgefallen war. Die Räume des Heims in
der Stadt Hollywood hatten sich so stark
aufgeheizt, dass bei einigen der Toten eine
Körpertemperatur von fast 43 Grad Celsi-
us gemessen wurde. Wie der Fernsehsen-
der CBS Miami am Wochenende berich-
tete, wurden Haftbefehle gegen vier Per-
sonen erlassen. Zwei von ihnen müssten
sich nach Einschätzung ihrer Anwälte
wohl wegen zwölffachem Totschlags ver-
antworten. Es handele sich um den Ver-
walter der Einrichtung sowie den leiten-
den Pfleger. Die beiden anderen Beschul-
digten müssten sich wegen geringerer Vor-
würfe verantworten.
Die ersten vier Opfer starben nach den
Berichten drei Tage nach dem Hurrikan
„Irma“ noch im Altenheim „Hollywood
Hills“. Vier weitere seien kurz nach der
Evakuierung des Heims gestorben. Die üb-
rigen Opfer kamen demnach in den Wo-
chen nach „Irma“ ums Leben. Alle zwölf
Todesfälle wurden später als Totschlag ge-
wertet, hieß es. Die Ermittlungen in dem
Fall laufen seit nunmehr zwei Jahren.
Dem Altenheim sei nach dem Hurrikan
die Lizenz entzogen worden.

Notimpfkampagne gegen


Polio in Pakistan


Lebenslange Haft


wegen brutaler


Selbstjustiz


Haftbefehle wegen zwölf


Toten in Pflegeheim


Nach Totschlag


auf demEbertplatz


Verdächtiger in Haft


Beim Zusammenstoß eines
Hubschraubers mit einem
Kleinflugzeug auf Mallorca
ist auch eine Münchner
Familie umgekommen.

In Herne herrscht Alarm.
Eine Schlange hält die Stadt
im Ruhrgebiet in Atem.

Von Reiner Burger
und Niklas Zimmermann

Auch das noch:In Herne brachen am Montag auch Ziegen aus. Foto Polizei

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