Süddeutsche Zeitung - 29.08.2019

(Grace) #1
SiezupftihrBlümchenkleidzurecht,
nimmtihrenDrinkvomTresen,dieHüften
schunkelnsichschonmalwarm.Showti-
mefürGloria,eineFrauMitte50,dienach
derArbeitgerntanzengeht.Siebahntsich
ihrenWegdurchdievolleBar.Führtein
oberflächlichesGespräch,daseinbisschen
zulautundeinbisschenzuunangenehm
ist,sowiediemeistenBargespräche.
JulianneMoorespieltdieTitelrollein
„Gloria“.DerRegisseurSebastianLélio
gibtihrvielRaum.FastnurGloriaistim
Bildzusehen,selbst,wennanderespre-
chen.Dasssichnichtallesumsiedreht,
passiertGloriaallerdingshäufig.Sebasti-
anLélioporträtierteineFrau,diefrüher
einmaldasperfekteMädchenvonneben-
anwar.JetztistsieebeneineFrauvonne-
benan,dieDingesagtwie:„WenndieWelt
untergeht,sterbeichhoffentlichtanzend“.
SeitzwölfJahrenistGloriageschieden,
ihresozialenKontaktebeschränkensich
auf„Wie-geht’s-denn-so“inAfter-Work-
Klubs,einestreunendeKatzeundihre
beidenKinder,denensieaufdieMailbox
spricht.DerNachwuchsinteressiertsich
nichtbesondersfürseineMutter,unterrich-
tetsieabundanimYoga(Tochter)undlässt
siemaldasEnkelkindhalten(Sohn).Wasal-
sotungegendasAlleinsein?Tanzengehen,
Lachyogamachen,EarthWindandFireim
Radiomitsingen.Undsichverlieben.InAr-
nold,einenpaintballspielendenRomanti-
ker,derseiteinemJahrgeschiedenist.
DieGeschichtevonGloriaisteinRe-
makedeschilenischenFilms„Gloria“aus
demJahr2013.SelbeGeschichte,selber
Regisseur,derChileneSebastianLéliohat
einRemakeseineseigenenFilmsgedreht.
DasEnsemble:vollerbekannterNamen.
NebenJulianneMooreinderTitelrolle
spieltMichaelCeraihrenSohn,JohnTur-
turroihrenFreundArnold.DieDialoge:
FasteinszueinsvomOriginalübernom-
men.DerFilm:glatter,schickerundnicht
socharmant.Auchdasamerikanische
RemakeisteinFilm,derdasÄlterwerden
bitterundrührendgleichzeitigerzählt.

ArnoldkannsichnichtfürGloriaent-
scheiden.UndGloria?Fährtzuihmnach
Hause,packtseinPaintballgewehraus
demKofferraum,legtan,knalltmitroten
FarbpatronenerstArnoldsHaus,dannihn
abundsteigtwiederinsAuto.Einederlus-
tigstenSzenenimganzenFilm,inderJuli-
anneMooreihreSteifheit,mitdersieGlo-
riaspielt,kurzablegt.DieFrauvonneben-
anbrauchtletztlichdochnursichselbst.
UndzwischendrinvielleichtmalEarth,
WindandFire. 

Gloria Bell,USA2018,Regie:SebastiánLelio.Buch:
AliceJohnsonBoher.Kamera:NatashaBraier.Mit:
JulianneMoore,JohnTurturro.SquareOne,102Mi-
nuten.

AvahatihrStudiumabgeschlossen,und
dasistschlecht.EinPraktikumkommt
nunnichtmehrinfrage,undohnePrakti-
kumkommenkeineanderenStelleninfra-
ge,dennesgibtkeineanderenStellen.
EineauffreundlicheWeiseunfreundli-
cheFrauteiltihrdasineinerArtVorstel-
lungsgesprächmit.Nurdassesebenkein
richtigesVorstellungsgesprächist,dennei-
neStellegibtes,wiegesagt,nicht.„Warum
habenSiemichdannüberhaupteingela-
den?“,fragtAva.SiewolleihrdieAbsage
persönlichübermitteln,sagtdieFrau,und
verabschiedetsichmitdemHinweis,Ava
könnesichjawiederbewerben,wennsie
etwasmehrBerufserfahrunghabe.
InihrembemerkenswertenRegiedebüt
„GoldenTwenties“zeigtSophieKluge,die
TochtervonAlexanderKluge,denBerliner
KulturbetriebvomunterenEndederNah-
rungsketteundsolidarisiertsichmitden
Ausgebeuteten.EsisteindenPrivilegier-
tenvorbehaltenesElend;schließlichlässt
diesesMilieunurMenschenein,diesich
dieun(ter)bezahlteArbeitleistenkönnen.
KlugesFilmbleibtnahanAva,esgibtkeine
Szeneohnesie,sieistIdentifikationsfigur
undSympathieträgerin.DasTheater,bei
demAvadurchdieVermittlungeinesFami-
lienfreundesschließlichalsHospitantin
unterkommt,lernendieZuschauerdurch
ihreAugenkennen,siealsRandfigursteht
imMittelpunkt,undsomitlässtsichdie
Herablassung,mitdersiebehandeltwird,
nichteinfachignorieren.
HäufigisteseinefreundlicheHerab-
lassung,beiläufigausgedrücktvonMen-
schen,diesichalsegalitär,aufgeklärtund
linksverstehen,dieelitärenDünkelnach-
drücklichablehnen,währendsiedarauf
warten,dassdieHospitantinendlichden
Kaffeebringt,hoffend,dasssieauchbegrif-

fenhat,dassmankeineKuh-,sondernSo-
jamilchtrinkt.SoruftihrderRegisseurbei
dererstenLeseprobezu,siesollesichzu
ihmunddenSchauspielernandenTisch
setzen.Wenndajemandsoaußerhalbsitze
wiesie,dannfändeerdasdemütigend.
„Ichsitz’hiertotalgut!“,versichertAva
ihmbravvomLautsprecherinderEcke
aus,wissend,dassamTischgarkeinPlatz
fürsieist.„Nimmdir’nStuhlodereinen
Eimeroderso!“,entgegnetderRegisseur.
Alssiesichschließlichsetzt,fragter,an
niemanden(alsoanAva)gerichtet,wo

eigentlichdieWasserflaschesei,undnatür-
lichisteskeineFrage,sonderneineAuffor-
derung,undjederweißes.
VoneinerwenigerpräsentenHauptdarstel-
lerinverkörpert,hätteeinFilmmiteinerso
passivenProtagonistinProblemebekom-
men.HenrietteConfuriusspieltAvaaber
alsaufmerksameBeobachterin,alshell-
wachejungeFrau,dieständig„Machich“,
„Machtnichts“und„Istnichtschlimm“sa-
genmuss,weilgenaudasvonihrverlangt
wird.IhrenachvollziehbareHoffnungist
es,irgendwanneinmalernstgenommen
zuwerden,wennsienurweiterdieLaunen
deranderenantizipiertundausgleicht.
BeiallerAusstrahlungvonConfurius
lässtderFilmAvasInnenlebenunscharf,
ihrwahresPotenzialbleibtunklar.Was
nichtheißt,dassKluge,dieauchdasDreh-
buchgeschriebenhat,esversäumt,ihre
Protagonistinumfassendzucharakterisie-
ren.ZumeinenunterstreichtdasAusblei-
beneinesAusbruchsAvasexistenzielle
Orientierungslosigkeit,undzumanderen
machtesdeutlich,dassesinihrerPosition
aufPotenzialohnehinnichtankommt,da
siejakeineGelegenheitbekommt,sichzu
beweisen.Sietrifftniemanden,vordem
sienichtUnkompliziertheitperformen
müsste.KeineBegegnung,beidersieihre
Bedürfnissenichtunterdrückenmüsste,
keineUnterhaltung,indersieaufeinGe-
genüberträfe,dasanihrenGedankeninter-
essiertwäre.DiesenStatuseinerUnsicht-
barenhatsienichtnurimArbeitsumfeld
inne.IhreMutter,inderenWohnungsie
fürdieDauerderHospitanzwohnt,verrie-
geltnachtsmitVerweisaufdieEinbruchs-
rateinderNachbarschaftdieWohnungs-
tür.„Ichkommdannhaltnichtrein“,sagt
Ava.„Stimmt“,sagtdieMutter,alshättesie
darübergarnichtnachgedacht.

BeiJonas,einemjungenSchauspieler
ausdemEnsemble,dersichinderRaucher-
pausealsihrVerbündetergeriert,erweist
sichscheinbaresInteressealskalkulierte
Annäherung.Avazucktzusammen,alser
sieschließlichinseinerGarderobeaufden
Nackenküsst.Erentschuldigtsichdarauf-
hin,denneristeinSexistder„MeToo“-Ge-
neration,einfürSexismussensibilisierter
jungerMann,zuallemÜberflussauchcha-
rismatischundattraktiv,vonderkarikatur-
haftenWiderwärtigkeiteinesWeinstein
alsoweitentfernt.Dieihmausgelieferte
HospitantinmanipuliertermitderIllusion
vonEbenbürtigkeit,simulierteineAllianz
gegendieMachtmenschendesTheaters
undbestraftsiemitNichtbeachtung,so-
baldsiesichseinenAnnäherungenent-
zieht.Auchhiergibtsieschließlichnach,
erwidertdenKuss,diebeidenhabenSex.
„GoldenTwenties“hatgleichzeitigei-
nennatürlichenundpointiertenRhyth-
mus.KlugesFigurensprechenwienorma-
leMenschen,dieDialogekommenwie
Unterhaltungendaher,sindaberaufden
PunktgeschriebenundmitSinnfür
Timinginszeniert,sodassdieMachtver-
hältnissedeutlich,abernichtplumpausge-
stelltwerden.EsgibtFilmemacher,dieih-
reIdiosynkrasieinjederSzenemarkieren,
dieamliebstengleicheinWasserzeichen
indenBildrandstempelnwürden,undes
gibtRegisseurinnen,die,wieSophieKlu-
ge,demFilmundnichtihremEgodenVor-
trittlassen,diehinterdieFigurenzurück-
treten,bisdieGeschichtesichscheinbar
wievonselbsterzählt. 

Golden Twenties,D2019–Regie,Buch:SophieKlu-
ge.Kamera:LydiaRichter.Mit:HenrietteConfuri-
us,MaxKrause,BlixaBargeld.Fox,91Minuten.

DieStartsab29.AugustaufeinenBlick,
bewertetvon denSZ-Kritikern.
RezensionenausgewählterFilmefolgen.

DieAgentin
:MitihremKopftuch
wirktsiemanchmalwieeineMadonna,
dasGesichtistverhärmt,unddasHaar
istdiesmaldunkelgefärbt,nichtblond.
DianeKrugeristdieAgentinRachelim
FilmvonYuvalAdler,losgeschicktvom
israelischenGeheimdienstMossad,un-
teranderemnachTeheran,daherdas
Kopftuch,umeinenFirmenchefunter
Druckzusetzen.Agentenfilmesind
ScharadenderAusweglosigkeit,inde-
nendiverseEinsamkeitenaufeinander-
stoßen,undRachelmusseinsehen,dass
sienurnochdurchdasMordenkommu-
nizierenkann.

AngelHasFallen

:DasWeißeHausundLon-
donsindbereitserfolgreichdemoliert.
NunschicktRicRomanWaughGerard
ButlerzumdrittenMalalsBodyguard
desPräsidentenlos.DochdiebeidenVor-
gängerfilmemitHangzurPropaganda
habenihnziemlichmitgenommen.Post-
traumatischerStressundenttäuschen-
deVaterfigurenmachenihmzuschaffen
–undbelebenfastnebenherdiebisher
schablonenhafteReihe.

BecomingAnimal
 :EmmaDavie
undPeterMettlerbegleitendenPhiloso-
phenDavidAbramaufmehrerenTrips
indieNatur.AufnahmenvonTieren,
BäumenundLandschaftbegleitensein
eindrucksvollesPlädoyerfürdienetz-
werkartigeVerbindungvonMenschund
nicht-menschlicherWelt,dieebenso
atmet,handelt,reflektiert,Bewusstsein
hat.Einwohltuender,sensibilisieren-
der,inspirierenderFilm.

CarmineStreetGuitars


 :EineGitarrenwerk-
stattinNewYork,einwortkargerInha-
berundseineKunden,diehereinkom-
menundeinpaarTaktespielen,darun-
terJimJarmuschsowieMitgliederder
BandsvonBobDylanundPattiSmith:
RegisseurRonMannisteineliebevolle,
geradezuparadoxstilleMusikdokuge-
lungen,weilervorallemandenDingen
interessiertist,dieumdieInstrumente
herumpassieren.GeschichtenüberMu-
sik,dieFaszinationfüraltesHolz,und
dieSehnsuchtnachehrlichemHand-
werkineinemoftverlogenenBusiness.

FrauStern

:DiebetagteDame
isteigenwilligundcool,sieträgtviele
FaltenimsonnengegerbtenGesicht,
langes,silbergrauesHaar,sierauchtund
trinkt.SiehatdenHolocaustüberlebt
undbeschließtam90.Geburtstag,dass
esnungenugsei.Dochjemehrsieunter-
nimmt,umihrLebenzubeenden,desto
reizvollererweistessich.Diefiktive
FrauSternunddierealeAhuvaSommer-
feld,diesieinihremspätenLeinwandde-
bütverkörpert,überlagernsich.Anatol
SchusterhatdieGeschichteausihrer
zähenPersönlichkeitdestilliert.Nun
startetderFilmposthum,imFebruarist
AhuvaSommerfeldgestorben.

GoldenTwenties(s.Kritikunten.)

AGschichtüberd’Lieb
:S’ischwiesisch–
nämlicheineLiebesgeschichteauf
Schwäbisch.InseinemLangfilmdebüt
erzähltPeterEversvonGregorund
Maria.SiesinddieKinderdesBacher-
bauern.Mariasollheiraten,dochsie
liebtihrenBruderundderliebtsie.Die
vermeintlicheIdylledeskleinenDorfsin
Baden-Württembergschwindet.Zwei
tolleHauptdarstellerineinerschreck-
lich-schönenGeschichte,diezugleich
einPortraitderFünfzigerjahreist.

LateNight
   :KatharineNew-
bury(EmmaThompson)isteinegroßar-
tigeKomikerin,aberfürsiezuarbeiten
istgarnichtlustig.Schonewigistsie
abendsdieKönigindesamerikanischen
Fernsehens,abernunsinkendieQuo-
ten.IhrAutorenteamisteinTruppnicht
mehrganzjungerweißerMänner,und
nunsollMolly(MindyKaling)frischen
WindindieSendungbringen.Erstmal
geratensieaneinander,dannziehensie
ihreigenesDingdurch.NishaGanatras
KomödieunterFrauenisthübsch,aber
gegenEndeeinewenigsüßlich.

MeinLotta-Leben
 :Lottaistweder
besonderscool,nochbesondersbegabt,
aberdasmachtnichts.DieElfjährigewill
nichtseinwiealleanderen.AufdieParty
dereingebildetenBerenikewillsieaber
schon,obwohlsienichteingeladenist.
UnddannverkrachtsichLottaauch
nochmitihrerbestenFreundin.DieSto-
ryistvorallemfürsjungePublikum,Lot-
tasmagischeFlöteundihreFrechheit
bringenSchwunginNeeleLeanaVoll-
marswitzigeAdaptionderBuchreihe.

ParadiseHills

 :DieZukunftisthartfür
bösereicheMädchen.Wersichnichtso
benimmt,wieesdieElterngutheißen,
kommtineintherapeutischesWellness-
HotelaufeinerInsel.Dasistnichtsande-
resalseinKnastfürSchwererziehbare,
nurdassAliceWaddingtonihninihrem
Thrillerfuturistischverbrämt.Wasdort
passiert,zeigttrotzdemeinbekanntes
Muster.Selbstluxuriösverpackter
DruckerzeugtGegendruck,undeinBe-
freiungskomplottlässtsichbesonders
gutinweißenTüllkleidernschmieden.

Playmobil–DerFilm

:DerFilmtitelsagtbereits
allesüberdenInhalt.Hiergehtesum
jenesiebeneinhalbZentimetergroßen
Spielzeugfiguren,dieseitdenSiebziger-
jahreninjedemgutsortiertenKinder-
zimmerherumliegenunddiejetztähn-
lichwiedieKonkurrenzvonLegoLein-
wandabenteuererleben.LinoDiSalvo
erzähltvoneinemGeschwisterpaar,das
sichverliertundvieleSpielzeugthemen-
weltendurchquerenmuss,dieWikinger-
zeit,denWildenWesten,dasalteRom.
WerdaeineverkaufsförderndeAktion
vermutet,hatwohlrecht,ansonstenist
eswieimKinderzimmer.Auchdakämp-
fenRittergegenGeheimagentengegen
guteFeen.EsgehtalsonurumsSpielen,
nichtumSinnoderStory.

Prélude
  :DieRegisseurinSa-
brinaSarabilässtzunächstallesinder
Schwebe.WirdausdemjungenMann
einStarpianistodereinkatastrophaler
Loser?Wirdersichgegendiezwischen
StrengeundSadismuschangierendeKla-
vierlehrerinbehaupten?Quältersich
amEndeselberammeisten,durchüber-
zogeneAnsprücheansichselbst?Das
Problem:AmEndeistimmernochalles
inderSchwebe,undderjungeMannhat
sichmiteinerWäscheleineerhängt.
DazwischenoftlangatmigeSzenen,kli-
scheebeladen,nichtausderrealenSitua-
tioneinerMusikerentwicklungheraus
gestaltet.Gesangsstudentinnenkönnen
nichtsingen,diePianistenhabenkein
Profiniveau,unddieangedeuteteLiebes-
geschichtefunktioniertauchnicht.Das
führtmitunterzupseudopoetischen,
banalenSzenerien.Manschautsichoft
undlangeinsGesicht,wasnichtimmer
sovielsagendist,wieeswohlseinsoll,
alsowederdramatischenochpoetische
Funkenschlägt.AmEndefühltmansich
einbisschenwiederHelddesFilms,um
dieeigentlicheGeschichtebetrogen.





B


eimFestivalvonCannesdieGolde-
nePalmegewinnenundimnächs-
tenJahrdenWettbewerbvonVene-
digeröffnen–höherkanneinRegisseurin
derWeltderFilmkunsteigentlichkaum
aufsteigen.Unddochkannmannicht
behaupten,dassderJapanerHirokazuKo-
re-eda,57Jahrealt,schoneineArteinge-
tragenesWarenzeichendesKinossei,wie
esandereRegisseurebeisolchenErfolgen
längstwären.
Vielleichtliegtdasdaran,dasseran
SelbstinszenierungkeinInteressehat–
ganzsicheraberauchanderArtseines
Kinos.DiesisteinKünstler,derseineSeele
dafürverkaufenwürde,einenkleinen,
wahren,entscheidendenMomentzwi-
schenzweiMenschenaufFilmzubannen
unddafürjedesgroßeKonzept,jedede-
monstrativeRegieentscheidungeintau-
schenwürde.
„LaVerité/TheTruth“,seinEröffnungs-
filminVenedig,scheinteinwenigmitdie-
semkonsequentenKodexzubrechen–auf
denerstenBlick.ErstmalshatKore-eda
nichtinseinemeigenenLandundnicht
aufJapanischgedreht,sonderninParis,
aufFranzösischundEnglisch.Underst-
malsarbeitetermitglobalbekannten
Schauspielern:CatherineDeneuveundJu-
lietteBinoche,dievorhertatsächlichnoch
niegemeinsamvorderKamerastanden.
Unddazunoch,alsImportdesamerikani-
schenIndependent-Spirits,EthanHawke.

AuchdasThemaistirgendwieplakativer
alssonst.EsgehtumdasKinoselbst,um
denRuhmunddasEgoseinerStarsund
vorallem,wasdasfürdieMenschenumsie
herumbedeutet.

CatherineDeneuvespieltFabienne,
GrandeDamedesfranzösischenKinos,
einelebendeundimmernocharbeitende
Legende–undschondasmachtklar,dass
Kore-edahiersämtlicheGrenzenzurReali-
tätverwischenwill:Deneuveheißtmit
zweitemVornamentatsächlichFabienne.
InderriesigenVilladieserDivahängen
auchFilmposter,diemanausderWirklich-
keitkennt,allenfallsdieTitelsindeinwe-
nigverfremdet.
JulietteBinocheistdieTochter,dieals
DrehbuchautorinindenUSAlebt,Ethan
HawkederSchwiegersohn,einerfolgloser
Schauspieler.Diebeidenkommenzu

Besuch,inklusiveEnkelin,undallessieht
zunächstnachderEgoshoweinesMutter-
monstersaus,dasniefürseineTochterda
war,dasKonkurrentinnen,Exmänner,
RegisseureundDrehbücherschlecht-
macht,voneigenenFehlernabernieetwas
wissenwollte.MitLustwirftsichDeneuve
inSzenen,diesiealsechteDivaniezeigen
würde,auchwennjederdasPotenzialdazu
vermutet–dasEsderalterndenFilmgöt-
tin.Fabiennehatinihrergeradeerschiene-
nenAutobiografiehemmungslosgelogen,
wichtigeMenschenweggelassen,allesind
sauer.UndauchamSetdesneuenFilms,
densiegeradedreht,deralldieseMutter-
Tochter-Themennochmalspiegelt,istsie
ziemlichunerträglich.
Dasistallestollgespieltundsehrunter-
haltsam,auchdieintimeundinzestuöse
InnenweltdesfranzösischenKinos,die
diesemRegisseursehrfremdseinmuss,
wirktlebendig.Unddochbleibtdaeine
untergründigeSorge.Esfängtschonbeim
Titelan,dergroßmächtigdieWahrheitver-
spricht,wasmanimSinneinerTennessee-
Williams-Enthüllungsgeschichteliest.Die
SündenderMutter,dieEgomaniedes
Ruhmsund/oderdesKünstlertums,und
wasdasinderSeelederTochterange-
richtethat.Daliegtnocheineschlimme
WahrheitinderVergangenheit,diemuss
jetztaufdenTisch,danngibtesfurchtbare
Tränen,undamEndeistjeneneueSchein-
ordnungderDingeerreicht,fürdiedas
schrecklicheWort„Closure“erfundenwor-
denist.

HirokazuKore-edaspieltmitdiesem
Prinzip,unddaswirktzunächstbefremd-
lich.Dennnichtnurseinwunderbarer
Goldene-Palmen-GewinnervonCannes,
„Shoplifters“,schiendaschonLichtjahre
weiterzusein.StattquälerischerAufar-
beitungechterFamiliengeschichtengabes
dortlauterKonstellationen,indenendas
Familiäreneuundaufregendinterpretiert
wurde:mitFindelkindernundDiebestrai-
ning,richtigenundfalschenVätern,Müt-
tern,Großmüttern.Geradedashatteeine
FreiheitundSchönheit,dieeinenplötzlich
daranglaubenließ,dassmanmitKindern
auchmalallesrichtigmachenkönnte.
Schließlichabermerktman,dassder
verbrauchteGestusdespsychologischen
EnthüllersnureineFintedesRegisseurs
ist.SowiediegroßeFabienneinihren
Memoirenhemmungslosgelogenhat,so
könntenauchdieSätzereinesSkriptwri-
tingsein,mitdenensieihreKonkurrentin
amSeteinwickelt,dasHerzihreslangjähri-
genManagerswiederweichmacht,ihre
TochterinRichtungVerzeihunglotst.
WomöglichstammtendieseSätzesogar
vonderTochterselbst,dievomSchreiben
jawasversteht.SoöffnensichAbgründe
vonMenschenkenntnis,Beobachtungs-
kunstunduntergründigerWeisheit,die
manvondiesemstillen,nonchalanten,
hemmungsloslebenszugewandtenMeis-
terdesKinoskennt.EineMuttersozulie-
ben,wiesienuneinmalist,odersiefürsich
selbsteinfachumzuschreiben–vielleicht
istdasamEndeeinunddasselbeDing.

Gloria(JulianneMoore)undArnold
(JohnTurturro). FOTO:SQUAREONE

Tanzenbiszum


EndederWelt


JulianneMooreimUS-Remake
deschilenischenFilms„Gloria“

Bring mir den Kaffee bitte mit Sojamilch


DasLebenalsPraktikumimKulturbetrieb:SophieKlugestragikomischesRegiedebüt„GoldenTwenties“


NEUE FILME (1)


NEUE FILME (2)


Ein Monster namens Mama


DerjapanischeAutorenfilmerHirokazuKore-edaeröffnetdieFilmfestspielevonVenedigmit


seinemDivendrama„LaVerité“,indemCatherineDeneuveundJulietteBinochedieHauptrollenspielen


(^10) FILM Donnerstag,29.August2019,Nr.199 DEFGH
Ava(HenrietteConfurius)stecktinder
Hospitantinnenhöllefest. FOTO:FOX
F
I
L
M
F
E
S
T
S
P
IE
LE
VE
NEDIG (^20)
(^19)
CatherineDeneuve(Mitte)alsexzentrischeMatriarchinterrorisiertJulietteBinoche(links)undEthanHawke(rechts). FOTO:PROKINO
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Muster.Selbstluxuriösverpackter
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