Süddeutsche Zeitung - 29.08.2019

(Grace) #1
München–StelltmandenDeutschendie
großeFrage,wasüberdenErfolgimLeben
entscheidet,gebensieeinebemerkenswer-
teAntwort:85ProzentsindderMeinung,
dasseinhoherBildungsabschlussvoral-
lemodereheraufeigenerAnstrengungbe-
ruht.Nur15Prozentsagen,dieäußeren
Umständeseienentscheidend.Auchbeim
EinkommenglaubenvieleBefragteandie
KraftdesEinzelnen:EineMehrheitvon
ProzenthälteinhohesGehaltfürdasEr-
gebnisausFleißundMühe.
ZudiesemErgebniskommtdasIfo-In-
stitut,dasinseinem„Bildungsbarometer“
jährlichdieStimmungderDeutschener-
hebt.DiesmalwolltendieWissenschaftler
desMünchenerWirtschaftsforschungsin-
stitutsvorallemwissen,wiedieBevölke-
rungüberBildungsungleichheitdenkt.
Mehrals4000Menschenwurdendafürre-
präsentativbefragt.„DassweiteTeileder
DeutschenvorallemdieeigeneAnstren-
gungfürEinkommenundBildungserfolg
verantwortlichmachen,istaufdenersten
Blicküberraschend“,sagtPhilippLergetpo-
rer,MitautorderStudie.Dennaufderande-
renSeiteseidenDeutschendurchausbe-
wusst,wieunterschiedlichdieBildungs-
chancenimLandausfallen.55Prozentder
Befragtengehendavonaus,dassGrund-
schulkinderausgünstigensozialenVer-
hältnisseninMathetestsbesserabschnei-
den.DamitliegtdasBauchgefühlderMehr-
heitaufeinerLiniemitdenErgebnissenin-
ternationalerSchulstudien.
EinenTeilderBefragteninformierte
dasIfo-InstitutineinerArtExperiment
überdastatsächlicheAusmaßderBil-
dungsungleichheit,eheeswissenwollte,
wasnachMeinungderDeutschenüber
denErfolgimLebenentscheidet.DieWis-
senschaftlerlegtendenTeilnehmernkon-
kreteZahlendazuvor,dassKinderausär-
merenFamilienselteneraufsGymnasium
wechseln.DerAnteilderer,diemitdiesem
WissendenBildungserfolgalsErgebnisei-
generAnstrengungbetrachtet,sankzwar.
Abermit74Prozentwarimmernocheine
großeMehrheitdieserAuffassung.
StudienautorLergetporermahntaller-
dings,dasErgebnismitVorsichtzube-
trachten.„Wirmüssennochvielgenauer
erforschen,inwelchenSituationendie
MenschenUngleichheitenvorallemaufun-
terschiedlicheLeistungenzurückführen
undwannaufdieUmstände“,sagtderBil-
dungsökonom.
ParadoxerweiseerhieltendieStudienau-
toreneinkonträresErgebnis,alssieda-

nachfragten,werfürschlechteBildungser-
folgevonKindernverantwortlichsei.
ProzentderBefragtenmeinten,dieGrün-
demüssemanvoralleminUmständensu-
chen,aufdieKinderkeinenEinflusshaben
–etwaindermangelndenUnterstützung
durchdieFamilie.„Möglicherweiseneigen
vieleMenschendazu,beiKinderneherdie
UmständeundbeiErwachseneneherdie
Leistungenhervorzuheben“,erklärtLerget-
porerdenvermeintlichenWiderspruch.
AuchaufdieFragennachkonkretenRe-
formengegenBildungsungleichheitäußer-
tensichdieTeilnehmerwidersprüchlich.
83ProzentsindderMeinung,dassärmere
StudierendemehrUnterstützungbekom-
men,dasBafögalsoausgeweitetwerden
sollte.81Prozentfinden,dassBrennpunkt-
schulenmehrMittelvomStaaterhalten
sollten;61Prozentwürdenesunterstüt-
zen,wennKindererstnachder6.Klasse
aufweiterführendeSchulenverteiltwer-
den.AucheineKita-Pflichtwürdedie
Mehrheitbegrüßen.
Fragtmanallerdings,wiederStaatzu-
sätzlichesGeldimBildungssystemvertei-
lensollte,ergibtsicherneuteinunstimmi-
gesBild:NureineMinderheitistdafür,
dassdieMittelvorallembenachteiligten
Personenzugutekommensollen;dieMehr-
heitglaubt,siesolltengleichmäßiganalle
verteiltwerden.DasseieinWiderspruch,
sagendieIfo-Forscher.DenKampfgegen
Bildungsungleichheit,soLergetporer,
würdedaswomöglicherschweren.
 Seite

DierechtlichenVoraussetzungenfürei-
nenParteiausschlusssindinParagraf10,
Absatz4desParteiengesetzesfestgelegt.
DanachkanneinMitglied„nurdannaus
derParteiausgeschlossenwerden,wenn
esvorsätzlichgegendieSatzungoderer-
heblichgegenGrundsätzeoderOrdnung
derParteiverstößtundihrdamitschwe-
renSchadenzufügt“.DervorsätzlicheSat-
zungsverstoßunddererheblicheVerstoß
gegenGrundsätzeoderOrdnungderPar-
teistehenalternativnebeneinander,ein
schwererSchadenmussjeweilshinzutre-
ten,heißtesineinemGutachtendeswis-
senschaftlichenDienstesdesBundestags.
FüreinenParteiausschlussreichteinpar-
teischädigendesVerhaltenfürsichgenom-
mennichtaus.DerschwereSchadenistin
derRegelkeinmaterieller,sondernein
SchadeninsbesonderefürGlaubwürdig-
keitundAnsehenderPartei.DerSchaden
trittmeistdannein,wenndasVerhalten
desMitgliedsöffentlichwird. SZ



A


ufdemTischliegteinRevolver,sil-
bernmitbraunemGriff,undDiet-
marWoidke,Ministerpräsidentvon
Brandenburg,istunschlüssig,oberzugrei-
fensoll.KinderbeobachtendieSzene,vor
allemabereineHandvollReporter,dasFo-
tohandyimAnschlag.Schließlichnimmt
WoidkedieWaffe,„wosollichspannen“,
fragter,alsessoweitist.DerMannneben
ihmsagtnur:„Einfachdurchziehen.“Woid-
keziehtdurch,unddieKindervonJüter-
bogbeginnenihren„LaufderToleranz“.Es
istgleichzeitigderStartschusszueinem
etwasverunglücktenWahlkampftermin
aneinemFreitagabendimAugust.
EinenWahlkampfwiediesenhatdie
SPDinBrandenburgnochnichterlebt.Sie
regiertdasLandseitderWende,alsoseit
fast30Jahren.Brandenburg,dasroteBoll-
werkimOsten.ZuletztholtederSpitzen-
kandidatWoidkenoch32Prozent.Einmal
nur,2004,dagabesähnlichheftigen
Gegenwindwiederzeit.DerMinisterpräsi-
denthießMatthiasPlatzeck,unddieLeute
warensaueraufdieSPDwegenderAgenda
2010.AufdenMarktplätzenwurdenWahl-
kämpferangepöbelt,auchmalmitBe-
chernbeworfen.AberderKonfliktpunkt
warklar:dieHartz-IV-Reformen.Nach
vielemRedenmitdenLeutengewann
PlatzeckdieWahldeutlich.Diesmalistes
anders,WoidkekämpftgegenGespenster.

AndiehundertMenschensindnachJü-
terboggekommen,eineguteAutostunde
südlichvonBerlin,einsteinpreußischer
Militärstandort,jetztgehörtdieStadtzum
ZonenrandgebietdesSpeckgürtels.Die
Sonnescheint,alkoholfreieGetränkesind
umsonst,dieLauneunterdenSPD-Sympa-
thisantenhieristgut.Woidkestelltsichin
dieMittederBiergartentischeundhältdie
Rede,dieerinVariationenseitvierWo-
chenhält.Nur,dassesimJüterbogder
PendlernichtsosehrumBraunkohleoder
dieRentegeht,sondernvorallemumNah-
verkehr,SchulenundKitas.Woidkeistein
großerMannmitkahlemKopfundmar-
kanterNase,beiseinenAuftrittensiehter
manchmalauswieeinstolzerPelikan.
ImMunzinger-Personenarchivsteht
überDietmarWoidke,ergelteals„farblos,
aberauchalsverlässlich,pragmatisch,soli-
deundbodenständig“.Soinetwaklingen
auchseineReden,dochwasWoidkewirk-
lichgutkann,istaufdieMenscheneinzuge-
hen.ErschlendertnachseinenAuftritten
vonTischzuTisch,sagt„Tachauch“,und
manhatdenEindruck,dassdieLeutesich
gernemitihmunterhalten.Ersuchedie
HarmoniemitdenMenschengeradezu,
erzählteiner,derlangeZeitmitWoidke
zusammengearbeitethat.Denn,unddas
sagtderMannauch,WoidkeseiimKern
konfliktscheu.EsisteinPhänomen,das
einembeiderRecherchezudiesemMinis-
terpräsidentenregelmäßigbegegnet:Zu-
stimmungzuWoidkegibtesnieohneEin-
schränkung.Malgilterals„entscheidungs-
schwach“,dannwiederals„Einzelgänger“.
UndimmerwiederwirderanseinenVor-

gängern,denMenschenfischernMatthias
PlatzeckundManfredStolpegemessen.
ZujedemLobgehörtein„Aber“.
DerMinisterpräsidentmussjetztan
denGrill,aufdenzehnMeterndorthin
wirdervoneinemReporteraufgehalten,
dienächsteUmfrage:AfD21Prozent,SPD
nurnoch17.WoidkesMitarbeiterwollten
esihmerstnachderVeranstaltungmit-
teilen,inseinerRedehatteernochgesagt,
erkämpfeumPlatzeins.Nacheinpaar
stummenMomentenamGrillbittetihn
derModeratordesAbendsumseineTipps
füreinegelungeneBratwurst.„Ambesten
frischbraten“,sagtWoidkeetwasmatt.Die
Gespensterhabenihnwiedereingeholt.
DaseineheißtAndreasKalbitzundist
derSpitzenkandidatderAfD.DiePartei
stehtderzeitsolideüber20Prozent,wo
immerKalbitzundseineEntourageauftau-
chen,verrohendieSitten–selbstfürWahl-
kampfzeiten.ZumBeispiel,alsKalbitzvor
rund100SchülernimLandtagüberKlima-
schutzdiskutiertundGretaThunbergein

„zopfgesichtigesMondgesicht-Mädchen“
nennt.OderandenvielenLaternenmas-
ten,wosichdieAfDaufihrenPlakatenmit
großerDreistigkeitdenMauerfalleinver-
leibt:„VollendedieWende“.SelbstdieSPD-
IkoneWillyBrandtwollensieposthumzu
ihremKronzeugenmachen.
WoidkehatdieAfDdanachschärfer
attackiert,aberdasistheikelundauchin
seinemWahlkampfteamumstritten.Die
Rechtspopulistenverstehensichperfekt
aufdieMimikryvomTäterzumOpfer.Da-
zukommt,dassKalbitzzwarSpitzenkandi-
datderAfDist,aberkaumRegierungschef
werdenwird.KeinederanderenParteien
willihnstützen.„WenndeinHauptgegner
alsMinisterpräsidentenkandidatausfällt,
hatdasetwasvonSchattenboxen“,sagt
KlaraGeywitz,AbgeordneteausPotsdam,
diesichnunumdenSPD-Vorsitzbewer-
benwill.„DadurchistesschwerfürDiet-
marWoidke,sichzuprofilieren.“
DaszweiteGespenstistdieUmwelt.Es
zeigtsichinkaumzulöschendenBränden

imHochsommer,introckenenBöden,also
schlechtenErntenundimBraunkohle-
tagebauinderLausitz.Ganzkonkretzeigt
essichimAufstiegderGrünen.SeitAn-
fangdesJahresistdieZustimmungfürsie
emporgeschossenwieeinedieserschnell
wachsendenKletterpflanzen.BeiderEuro-
pawahllegtensiesechsProzentzu,kürz-
licherklärtedieSpitzenkandidatinder
Grünen,UrsulaNonnemacher,auchMinis-
terpräsidentinwerdenzukönnen.
BeideGespensterhatWoidkeauch
selbstgerufen.SeineRegierunghatdie
MenscheninderLausitzzulangeimGlau-
bengelassen,siekönntennochjahrelang
weitergraben.DasnunbeschlosseneEnde
bis2038durchdenKohlekompromisser-
scheintdamanchemKumpeldoppeltjäh.
ÄhnlichunehrlichistdaspauschaleLamen-
toüberdieniedrigenRentenimOsten.
„DassdieRentenmauerinDeutschland
schonlängerstehtalsdieMauerin
Deutschland,isteinSkandal“,sagtWoidke
dazubeiseinenAuftritten.KeinWort

darüber,dassdieRenteninBrandenburg
imDurchschnitthöherliegenalsinder
gesamtenRepublik.DasschafftUnzufrie-
denheit,dieletztendlichdenPopulismus-
ProfisvonderAfDhilft.
InderLandwirtschaftwiederumsteht
derAgraringenieurWoidkefürdiekonven-
tionellenMethoden,inderVerkehrspolitik
hatseineRegierungerstsehrspätreagiert.
DazukommenhandwerklicheFehler,vor
allemeinegroßangelegteKreisgebiets-
reform.Woidkesagtesienonchalantvor
einpaarFernsehkamerasaufeinemPark-
platzab.Fachlichwardasvielleichtrichtig,
politischwareseinDesaster.
SeitfastsechsWochenistWoidkejetzt
imWahlkampfunterwegs,sechsTagein
derWoche,14,manchmal16Stundenam
Tag,fastjedenAbendeineVeranstaltung.
DazudasArbeitspensumalsMinisterpräsi-
dent.ZumJoggenkommterzurzeitnicht,
sagter,ermeditiertauchnicht,dafürbetet
derProtestantWoidkezweimalamTag.
SeinwichtigstesVerkaufsargumentist

StabilitätfürBrandenburg:„DasLand
brauchteinesnichtunddassindExperi-
mente.“SeinwichtigstesInstrumentwie-
derumseidasZuhören,erklärtWoidke.
„IchredemitdenMenschen,hörezu,ver-
suche,dieErwartungenzuerfüllen.“
DasBlödebeimZuhörenistnur,dasses
einenganzeigenenSogentwickelt.Je
mehreinerbereitist,zuzuhören,desto
mehrbeschwerensichdieMenschen.
Selbstdie,dieesgutmeinenmitWoidke.
BeimAuftrittinAltdöbern,Lausitz,istes
diegeplatzteKreisgebietsreform,dieeine
Zuhörerinverärgerthat;inFalkenseebe-
schwerensichzweiLehrerinnen,dassdie
neueingestelltenKolleginnennichtausrei-
chendqualifiziertseien.AuchinForst,der
HeimatstadtvonWoidke,kanneroffenbar
nichtsrichtigmachen.„Wennjemandaus
derStadtMinisterpräsidentist,dannmuss
hierauchetwaspassieren“,beschreibtdie
parteiloseBürgermeisterinSimoneTaube-
nekeinenTeilderStimmung.„Dannmuss
eshieraussehenwieinPotsdam.“

DieKampagnederSPDlautet„EIN
Brandenburg“.UnterwegsmitWoidkehat
manjedochdenEindruck,dasseszahllose
Brandenburgsgibt.Etwagenausoviele
wiedasLandEinwohnerhat:2,5Millionen.
Undjedemeinzelnenpasstirgendetwas
nicht.EsistdasGespenstNr.3,gegendas
Woidkezukämpfenhat.SeinVorgänger
PlatzeckhateskürzlichineinemInterview
soumschrieben:„EineGrundstimmung,
diesicheinStückvondenDatenund
Faktengelösthat.“
DennBrandenburggehtestatsächlich
ganzgut,besserjedenfallsalsjezuvorseit
derWende.DieWirtschaftwächst,die
Arbeitslosigkeitliegtbei5,7Prozent,die
rot-roteRegierunghatPolizistenundLeh-
rereingestellt,dieBahnbautihrStrecken-
netzaus.FürdasBraunkohlerevierinder
LausitzhatWoidkemitausgehandelt,dass
derStrukturwandelmit40MilliardenEu-
rogefördertwird.AmMittwochhatdas
BundeskabinettdasGesetzdazubeschlos-
sen.MitdemhöchstenLobderBranden-
burgerkönnteesnunheißen:„Kannman
nichtmeckern.“Warumgeschiehtesdann
trotzdemständig?
Woidkemagdarübernichtlangeräso-
nieren,eristjetztvollimWahlkampfmo-
dus,daistdasvermutlichzuvielverlangt.
EsgehtumdenEndspurt.„Wirkämpfen
umPlatzeins“,sagterwiedereinmal.Laut
denjüngstenUmfragenkönntederSPD
dassogargelingen.NachdiesemWahl-
kampfwürdeWoidkedanntrotzenormer
VerlustefastwieeinSiegerdastehen.
InseinemArbeitszimmerinderStaats-
kanzleiinPotsdamhängteinetwasdüste-
resGemäldevomBugeinesFischerboots,
dasgeradegegeneineriesigeWellean-
kämpft.EsstammtvondemBranden-
burgerKünstlerManfredZèmsch,und
Woidkesagt,fürihnstehedasMotiv„sinn-
bildlichfürdieArbeitinderPolitik“.Seine
SpannungbeziehtdasBildjedochdaher,
dassdieLageanBordungeklärtist:Schafft
dasBootdieWelleoderwirdesvomWas-
serverschluckt?

FleißundMühe


DeutscheglaubenanBildungserfolgdurcheigeneAnstrengung


Berlin–DieLandesvorsitzendederAfDin
Schleswig-Holstein,DorisvonSayn-Witt-
genstein,sollnundefinitivdieParteiver-
lassen.DasBundesschiedsgerichtderAfD
bestätigteandiesemMittwochalsletzteIn-
stanzdieEntscheidungdesBundesvor-
stands,die64-jährigePolitikerinausdem
äußerstenrechtenLagerderAfDausder
Parteiauszuschließen.Ihrwirdvonder
ParteiführungparteischädigendesVerhal-
tenvorgeworfen.AlsGrundwirdkonkret
einefrühereFördermitgliedschaftinei-
nemVereingewertet,dervomthüringi-
schenVerfassungsschutzalsrechtsextrem
eingestuftwurde.DieserVereinstehtauf
dersogenanntenUnvereinbarkeitsliste
derAfD,inderdieOrganisationenaufge-
führtsind,denenParteimitgliedernichtan-
gehörensollen.
Sayn-Wittgensteinhatangekündigt,
sichjuristischgegendenAusschlusszu
wehren.„DasistvielleichtaufParteiebene
dieletzteInstanz“,sagtesiedemNDR.Sie
werde„aufalleFällevordieordentlichen
Gerichtegehen“.SienanntedasUrteildes
BundesschiedsgerichtsderParteipoli-
tischgefärbt.SiewillauchweiterLandes-
vorsitzendebleiben.NachihrerAuffas-
sungmusssiedazunichtinderParteisein.
„WirhabenkeinenPassus,wonachichnur
Vorsitzendeseinkann,wennichMitglied

bin“,sagteSayn-Wittgenstein.Siehabe
dasVertrauenderMitglieder,„zumindest
derjenigen,diemichgewählthaben“.
EinParteisprecherwidersprach:Ohne
dieRechteeinesParteimitgliedskönne
Sayn-WittgensteinnichtLandesvorsitzen-
debleiben.DerPostensollnachdenVor-
stellungenderParteiführungnunbiszuei-
nerNachwahlunbesetztbleiben.DieGe-
schäftedesLandesverbandesführenbis
dahinihreStellvertreterJoachimSchnei-
derundRolandKaden.

Sayn-WittgensteinwurdealsAfD-Politi-
kerindurchihreRolleiminternenRich-
tungsstreitbekannt.ImDezember2017wä-
resiebeinaheBundesvorsitzendederAfD
anderSeitevonJörgMeuthengeworden.
AufdemBundesparteitaginHannovertrat
diedamalsunbekannteLandespolitikerin
gegendenBerlinerLandesvorsitzenden
GeorgPazderskian.ImerstenWahlgang
lagsievorn,ihrfehltenureineStimme.Die-
serErfolggegendenalspragmatischgel-
tendenPazderskiwurdealsMachtdemons-
trationdesrechtsnationalenFlügelsgewer-

tet.NacheinemPattimnächstenWahl-
gangzogsieihreKandidaturzurück,der
heuteamtierendeKo-VorsitzendeAlexan-
derGaulandwurdegewählt.
Sayn-Wittgensteinfandaberweiter
RückhaltinderPartei.ImFrühsommer
wurdesietrotzdeslaufendenAusschluss-
verfahrensinSchleswig-Holsteinerneut
zurLandesvorsitzendengewählt.
DasVerfahrenumdenAusschlussbe-
schäftigtdieParteispitzeseitMonaten.Zu-
letzthatteimFrühjahrdasLandesschieds-
gerichtinSchleswig-Holsteinentschie-
den,dasssieinderParteibleibendürfe.
DerBundesvorstandriefdienächsteIn-
stanzan.DerVorsitzendederAfD-Frakti-
onimKielerLandtag,JörgNobis,begrüßte
denAusschlussals„wichtigesSignalindie
AfDwieindieÖffentlichkeit“.FürdieMit-
gliederderAfDgebeeseineroteLinie,de-
renÜberschreitungstetszumEndeder
Mitgliedschaftführt,„unabhängigdavon,
welcheFunktionoderwelchesAmteinMit-
gliedinderParteigeradeinnehat“.
DieParlamentarierinwarimDezember
auchausderAfD-FraktionimKielerLand-
tagausgeschlossenworden.Siehatdage-
gengeklagt.DasLandesverfassungsge-
richtinSchleswigwillandiesemDonners-
tagseineEntscheidungindemFallbe-
kanntgeben. 

Schwerer Schaden


München–DieInitiativeNordrhein-West-
falens,dassdiePolizeibeiihrerPressear-
beitkünftiggrundsätzlichdieNationalität
vonTatverdächtigennennensoll,stößtin
denanderenBundesländernaufgeteilte
Reaktionen.IneinerUmfragedesEvangeli-
schenPressedienstes(epd)verwiesendie
meistenBundesländeramMittwochauf
denPressekodexdesDeutschenPressera-
tes.Dieserempfiehlt,dieHerkunfteines
Tatverdächtigennurzunennen,wenn„ein
begründetesöffentlichesInteresse“be-
steht.InBaden-Württemberg,Berlin,Bre-
men,Hessen,Niedersachsen,Rheinland-
Pfalz,Sachsen-AnhaltundSchleswig-Hol-
steinsollsichdiePolizeiweiterhinandiese
Regelunghalten,wiedieInnenministerien
derLändermitteilten.DieOrientierung
amPressekodexhabesichbewährt,Ände-
rungenseienderzeitnichtgeplant.Esfüh-
renichtzumehrTransparenz,dieNationa-
litätenderTatverdächtigenzunennen,
wennesfürdengeschildertenSachverhalt
nichtrelevantsei,betontederniedersächsi-
scheInnenministerBorisPistorius(SPD).
„GenausowenigberichtetdiePolizeiüber
Kleidung,HaarfarbeoderGrößederTat-
verdächtigen“,sagteer.„Esseidenn,diese
Angabensindrelevant.“InBayerngibtes
bislangkeinelandesweitenVorgabenbei
diesemThema.BayernsInnenministerJoa-
chimHerrmann(CSU)sagte:„Wirwerden
unsdiebeabsichtigteNeuregelunginNord-
rhein-Westfalennäheranschauenundge-
gebenenfallsentscheiden,obinBayernÄn-
derungenoderErgänzungennotwendig
sind.“AuchinSachsengibtesnachAnga-
bendesInnenministeriumsinDresdenbis-
langnochkeineinheitlichesVorgehen.
Dieswerdeaberkünftigangestrebt,hieß
es.ThüringenplantwieNordrhein-Westfa-
leneineÄnderungseinerbisherigenPra-
xis.DaesfürdiePolizeioftschwersei,den
Pressekodexrichtigauszulegen,sollein
PressemitteilungenkünftigimmerdieNa-
tionalitätangegebenwerden,sofernkeine
ermittlungstaktischenGründedagegen
sprechen,sagteeinSprecherdesInnenmi-
nisteriumsinErfurt.AuchderInnenminis-
tervonMecklenburg-Vorpommern,Lo-
renzCaffier(CDU),sagte,erkönnesichein
VerfahrenwieinNRWvorstellen.InHam-
burg,BrandenburgsowiebeiderBundes-
polizeiwirdbereitsgrundsätzlichdie
StaatsangehörigkeitvonTatverdächtigen
genannt,wiedieBehördenmitteilten.Dies
entsprechedenBedürfnissenderPresse,
diedannaufGrundlagedesPressekodexei-
genverantwortlichabwäge,erklärtediePo-
lizeiHamburg.  Seite

DerGeisterjäger


EinenWahlkampfwiediesenhatdieSPDinBrandenburgnochnichterlebt.IhrSpitzenkandidat
DietmarWoidkemussseinAmtalsMinisterpräsidentgegenkaumgreifbareKontrahentenverteidigen

Sayn-Wittgensteinmussgehen


SchiedsgerichtderAfDbestätigtAusschlussderLandeschefinvonSchleswig-Holstein


DorisvonSayn-Wittgensteinwill„aufalleFällevordieordentlichenGerichtege-
hen“,umihrenAusschlussdochnochabzuwenden. FOTO: FRANK MOLTER/DPA

Nationalitätnennen?


Ländersinduneins


DEFGH Nr. 199, Donnerstag, 29. August 2019 (^) POLITIK HF3 5
ErnüchternderHaltinderHeimatstadt:AuchinForstmusstesichDietmarWoidkeüberwiegendkritischenFragenstellen. FOTO: CARSTEN KOALL/ GETTY
WarumgehenKinderaufsGymnasium?
AnteilderAntworteninProzent
AnstrengungundFleißderSchüler
FinanzielleMittelderEltern
BildungsstandderEltern
BegabungderSchüler
VorliebenderSchülerundEltern
54 38
rundungsbedingteDifferenz SZ-Grafik;Quelle:ifoBildungsbarometer
7
12
24
28
37
44
37
37
36
1
2
10
11
9
0
0
5
4
2
Sehr
wichtig
Eher
wichtig
Weder
noch
Eher
nicht
Gar
nicht
42
24
20
15
DiewirtschaftlicheLage
imLandistdeutlichbesser
alsdieStimmung
WoidkesRedenwirkenoft
einwenigfarblos,docher
kannaufMenscheneingehen
2017wäreSayn-Wittgenstein
beinaheBundesvorsitzende
derAfDgeworden
RELEASED
entsprechedenBedürfnissenderPresse,
RELEASED
entsprechedenBedürfnissenderPresse,
diedannaufGrundlagedesPressekodexei-
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genverantwortlichabwäge,erklärtediePo-
RELEASED
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lizeiHamburg.
RELEASED
lizeiHamburg.
BY
genannt,wiedieBehördenmitteilten.Dies
BY
genannt,wiedieBehördenmitteilten.Dies
entsprechedenBedürfnissenderPresse,entsprechedenBedürfnissenderPresse,BY
"What's
News"
lizeiHamburg.
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lizeiHamburg.vk.com/wsnws
polizeiwirdbereitsgrundsätzlichdie
vk.com/wsnws
polizeiwirdbereitsgrundsätzlichdie
StaatsangehörigkeitvonTatverdächtigen
vk.com/wsnws
StaatsangehörigkeitvonTatverdächtigen
genannt,wiedieBehördenmitteilten.Dies
vk.com/wsnws
genannt,wiedieBehördenmitteilten.Dies
entsprechedenBedürfnissenderPresse,
vk.com/wsnws
entsprechedenBedürfnissenderPresse,
diedannaufGrundlagedesPressekodexei-
vk.com/wsnws
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genverantwortlichabwäge,erklärtediePo-
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lizeiHamburg.lizeiHamburg.vk.com/wsnws
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StaatsangehörigkeitvonTatverdächtigen
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StaatsangehörigkeitvonTatverdächtigen
genannt,wiedieBehördenmitteilten.Dies
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entsprechedenBedürfnissenderPresse,
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diedannaufGrundlagedesPressekodexei-
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genverantwortlichabwäge,erklärtediePo-
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genverantwortlichabwäge,erklärtediePo-
lizeiHamburg.
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