2014 war es dann so weit: Das Duo gründete Pre-
ferred Networks. Projekte und vor allem Geld gro-
ßer Namen der Japan AG kommentierten ihren Er-
folg besser als Worte. Ihr erster Partner war Japans
größter Autobauer Toyota mit einem Projekt für
autonomes Fahren. Bald danach schoss Toyota 95
Millionen Dollar in das Abenteuer. Seither wächst
die Zahl der Partner.
Reform des Geschäftsmodells
Erst folgte der Industrieroboterhersteller Fanuc,
mit dem das Jungunternehmen eine neue Produkt-
linie intelligenter Fabrikroboter entwickelte. Krebs-
diagnose und der Versuch, mit dem japanischen
Ölkonzern JXTG Raffinerien zu automatisieren und
zu optimieren und nebenbei neue Materialien zu
entwickeln, gesellten sich jüngst zum Portfolio.
Mit jedem Projekt kam überdies Kapital ins Un-
ternehmen, sodass Preferred Networks bisher nicht
auf Investmentfonds angewiesen war. Doch das
könnte sich nun ändern. Inzwischen wird der Wert
des Unternehmens mit seinen 250 Mitarbeitern auf
zwei Milliarden Dollar taxiert. „Anfangs konnten
wir uns das nicht vorstellen“, sagt Nishikawa über-
wältigt vom eigenen Erfolg. Nun glaubt er aber, dass
es Zeit für eine Reform des Geschäftsmodells ist.
Die bisherigen Auftragsarbeiten könnten nicht –
wie die Ideen der globalen Konzerne – in Massen
vervielfältigt werden, benennt er selbst die größte
Wachstumsbremse seiner Gründung. Seine Idee:
„Nun beginnen wir mit unseren eigenen Projek-
ten.“ Medizinische Diagnostik mit der global in
neue Dienste expandierenden sozialen Online-
Gaming-Plattform DeNA ist ein Bereich, Nishikawas
Traum eines Roboterbutlers der andere.
Für die zweite Mission hat sich das Jungunter-
nehmen wieder mit dem Toyota-Konzern verbün-
det, der selbst ein versierter Roboterhersteller ge-
worden ist. Anfang August kündigten beide Unter-
nehmen an, mit Toyotas Human Support Robot
(HSR) und Preferred Networks Brainpower in den
kommenden drei Jahren eine maschinelle Haus-
haltshilfe zu bauen. „Nun beschleunigen wir die
Rekrutierung von Personal, um die Geschäfte zu
entwickeln“, sagt Nishikawa. Vielleicht wird Japans
führendes KI-Start-up dann doch noch für Soft-
banks Roboterfan Son interessant.
Milliardenschwere Start-ups
Investitionen in Mrd. US-Dollar
HANDELSBLATT • Quelle: CB Insights
Preferred Networks
SmartNews
Liquid
Start-up, Branche
Künstliche Intelligenz
Internet Software & Services
Fintech
JAPAN
SÜDKOREA
Bewertung
17.05.2018
05.08.2019
03.04.2019
Milliardengrenze
passiert
2,0
1,1
1,0
Mrd. US$
Mrd. US$
Mrd. US$
Coupang
Bluehole
Yello Mobile
Woowa Brothers
Viva Republica (Toss)
L&P Cosmetic
Wemakeprice
GPClub
Yanolia
E-Commerce
Internet Software & Services
Mobile & Telekommunikation
Lieferkette, Logistik, Zustellung
Fintech
Verbraucher & Einzelhandel
E-Commerce
Sonstiges
Reisen
28.05.2014
09.08.2018
11.11.2014
20.12.2018
10.12.2018
28.04.2017
09.09.2015
22.10.2018
11.0
.2019
Investoren
Toyota Motor,
Mizuho Financial,
Fanuc
Jafco,
Bitmain Technologies,
IDG Capital
Sequoia Capital,
Founder Collective,
Wellington Management
Tencent,
Stonebridge Capital,
IMM Investment
Formation 8
Hillhouse Capital
Management,
Altos Ventures,
Sequoia Capital
Bessemer Venture P.,
Qualcomm Ventures,
Kleiner Perkins
Caufield & Byers
CDIB Capital
IMM Investment,
NXC
Goldman Sachs
SBI Investment Korea,
Partners Investment,
GIC
9,0
5,0
4,0
2,
2,2
1,8
1,3
1,3
1,0
Mrd. US$
Mrd. US$
Mrd. US$
Mrd. US$
Mrd. US$
Mrd. US$
Mrd. US$
Mrd. US$
Mrd. US$
Gründer Daisuke
Okanohara (l.) und
Toru Nishikawa: Im
Dienst von Japans
Großkonzernen.
Roboter bei Pre-
ferred Networks:
Mit intelligenten
Maschinen
zur Milliarden-
bewertung.
Bloomberg Getty Images News/Getty Images
Südkoreas Einhörner
Korea kauft
bei Coupang
S
üdkorea hat eine lebhafte Ein-
horn-Population. Denn die Start-
up-Szene profitiert davon, dass
Korea als mittelgroßer Markt lange für
die globalen Konzerne nicht interessant
war.
Weltweit mag der Onlinehändler Ama-
zon ein dominanter Player sein. Südko-
rea, immerhin die elftgrößte Volkswirt-
schaft der Welt, kauft jedoch bei Cou-
pang. Der japanische Technikinvestor
Softbank kürte den 2010 gegründeten
lokalen E-Commerce-Konzern bereits
2015 mit einer Milliardeninvestition
zum Start-up-Star. Crunchbase, ein Da-
tenservice für Unternehmen der New
Economy, nannte den Grund: Das
Start-up sei „eines der größten und am
schnellsten wachsenden E-Commerce-
Plattformen auf dem Planeten“.
Coupang ist mit einem geschätzten
Marktwert von neun Milliarden US-Dol-
lar allerdings weit mehr als nur ein wei-
teres großes Einhorn. In seinem Schat-
ten konnten acht weitere Firmen zu Fa-
belwesen heranwachsen. Allerdings
glänzen die wenigstens durch brillan-
ten Code oder globale Ambitionen. Und
die international aktiven Firmen reiten
eher auf der Welle koreanischer Pop-
und Beauty-Kultur als auf einmaliger
Technik. Dennoch bietet Südkorea auf
dem Papier mehr Einhörnern Nahrung
als der größere Rivale Japan.
Ein wichtiger Grund dafür ist Koreas
geografische Lage, erklärt der Start-up-
Berater Erik Cornelius, Gründer der
Unternehmensberatung Bright Shiny
Robot in Seoul. „Die Südkoreaner füh-
len sich von den großen Nachbarn Chi-
na und Japan in die Zange genommen.“
Daher hätten viele Koreaner im Aus-
land studiert, um gut ausgebildet die
Heimat im globalen Wettbewerb zu
stärken.
Silicon-Valley-Kultur
Einige Rückkehrer brachten zudem den
Geist des Silicon Valleys mit, der in
Südkorea auf fruchtbareren Boden fiel
als im konsensgeprägten Japan. „Süd-
koreaner fühlen sich recht wohl mit
dieser Kultur“, meint Cornelius. Kein
Wunder, sind doch Kindheit, Studien-
zeit und das Berufsleben – besonders
bei globalen Unternehmen wie Sam-
sung Electronics – von starkem Konkur-
renzdruck geprägt.
Auch andere Faktoren spielen eine Rol-
le bei der Vermehrung der Einhörner.
Einer ist die Größe des Heimatmarkts.
Als mittelgroßes Land stand Südkorea
nicht so weit oben auf der Prioritäten-
liste der globalen E-Commerce- und In-
ternetkonzerne. Daher konnten heimi-
sche Anbieter den Markt mit eigenen
Angeboten erobern.
„Aber die Szene hat auch viel staatli-
cher Unterstützung zu verdanken“,
meint Cornelius. So fungiert der Staat
direkt über Ministerien oder indirekt
über den nationalen Pensionsfonds als
Start-up-Investor. Inzwischen fließt al-
lerdings auch das private Finanzkapital
in die Szene, gerade aus Japan – und
nicht nur von Softbank.
Zudem haben auch die großen Famili-
enkonglomerate des Landes erkannt,
dass eine Förderung von Start-ups eine
preiswertere Innovationsstrategie ist,
als die kleinen Herausforderer wie in
der Vergangenheit durch schiere Markt-
macht zu erdrücken. Nur gibt es bei al-
lem Glanz ein Problem. „Die jungen ko-
reanischen Firmen tun sich schwer, in
die weite Welt zu expandieren“, urteilt
Cornelius, „ihr Wachstum dürfte daher
beschränkt sein.“ mkö
Unternehmen & Märkte
DONNERSTAG, 29. AUGUST 2019, NR. 166
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